Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Im Prinzip easy, aber eine Mordsarbeit die Wurzel so tiefgründig abzuschneiden, dass keine giftigen Triebe mehr entstehen. ⛏️
Na ja, lieber @mukti, mir reicht es absolut aus, wenn ich meine normalen Triebe ein wenig reduziere und mich immer aufmerksam selbst und meine Khandha beobachte. Ich erinnere mich vage daran, dass ein Buddhologe Nibbana als einen Prozess beschreibt, bei dem der Mensch in einen bodenlosen Abgrund fällt. Und warum? Der Mensch identifiziert sich immer mit dem eigenen Körper, und das läuft rein automatisch ab. Es ist daher besonders wichtig, zu Beginn eine tiefe Konzentration zu erlangen, sodass man eine klare Sicht oder rechte Einsicht bekommt, warum und wozu sich das ganze Unterfangen lohnt. Denn die reine Unterdrückung jeglicher Triebe würde nach hinten losgehen, das weiß jeder Psychoanalytiker. Die Verwirrung bei mir entsteht immer, wenn man Sati mit Samadhi zu vermengen versucht. Die echte Sati, zumindest bei gewöhnlichen Menschen, kann nicht objektiv sein, denn das Herz, also Citta, ist durch die Kilesa getrübt, was eine verzerrte Wahrnehmung praktisch sofort erzeugt. LG.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Na ja, lieber @mukti, mir reicht es absolut aus, wenn ich meine normalen Triebe ein wenig reduziere und mich immer aufmerksam selbst und meine Khandha beobachte.
Reicht mir einstweilen auch aus, aber ich möchte auf keinen Fall das Ziel aus den Augen verlieren, Nibbana.

Ich erinnere mich vage daran, dass ein Buddhologe Nibbana als einen Prozess beschreibt, bei dem der Mensch in einen bodenlosen Abgrund fällt. Und warum? Der Mensch identifiziert sich immer mit dem eigenen Körper, und das läuft rein automatisch ab.
Weil man sich mit Körper und Geist identifiziert, hat man Angst vor einem bodenlosen Abgrund. Wenn man alles loslassen kann, ist das Bodenlose kein furchterregender Abgrund, sondern totale Freiheit.
Es ist daher besonders wichtig, zu Beginn eine tiefe Konzentration zu erlangen, sodass man eine klare Sicht oder rechte Einsicht bekommt, warum und wozu sich das ganze Unterfangen lohnt.
Etwa die Einsicht dass es keinen Boden gibt, auf dem man ewig stehen kann.
Denn die reine Unterdrückung jeglicher Triebe würde nach hinten losgehen, das weiß jeder Psychoanalytiker. Die Verwirrung bei mir entsteht immer, wenn man Sati mit Samadhi zu vermengen versucht. Die echte Sati, zumindest bei gewöhnlichen Menschen, kann nicht objektiv sein, denn das Herz, also Citta, ist durch die Kilesa getrübt, was eine verzerrte Wahrnehmung praktisch sofort erzeugt. LG.
Was meinst du mit vermengen? Auch mit Hilfe der Samadhi-Übung sollte Sati wohl am Ende so gestärkt sein, dass die Triebe keine Chance mehr haben. Nicht durch Unterdrückung, sondern durch klare Erkenntnis bzw. Weisheit. Wenn man weiß dass man sich verbrennnen wird, greift man eben nicht ins Feuer.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Die Soheit ist frei von Unterscheidungen – es findet sich kein Unterschied zwischen der Natur des Geistes eines Buddha und der Natur des Geistes gewöhnlicher Lebewesen. Wir alle haben dieselbe Art Geist, können das zeitlose Gewahrsein, die Soheit, verwirklichen.
Gilt das auch für den letzten Mörder und Verbrecher, ...
Ja, so ist es. - Ich lernte, der Geist sei von Natur aus rein und klar wie ein Spiegel; bei manch einem aber ist er sehr beschlagen. Bis er durch eigenes Bemühen wieder rein und klar ist, wir eine lange Zeit verstreichen - etwa die Zeitspanne, die ein Vogel benötigt, um einen Berg durch die Berührung mit der Spitze seiner Flügel abzutragen ... ( ;) )
Wir alle haben dieselbe Art Geist, können das zeitlose Gewahrsein, die Soheit, verwirklichen.
Wenn man etwas schon "hat", warum sollte man es "verwirklichen"?
Wir alle erhielten unser "Handwerkszeug", arbeiten muss ein jeder selbst damit. Der eine braucht länger, der andere ist flott dabei, und wieder ein anderer winkt ab - ihn interessiert das "Werkzeug" nicht ...
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Weil man sich mit Körper und Geist identifiziert, hat man Angst vor einem bodenlosen Abgrund. Wenn man alles loslassen kann, ist das Bodenlose kein furchterregender Abgrund, sondern totale Freiheit.
Lieber @mukti,

ich denke darüber nach, wie sich Nibbana aus der Perspektive der ersten Person anfühlt, also hinsichtlich der Qualia, und nicht so, wie es in den Sutras beschrieben wird. So etwas in Anlehnung an Thomas Nagel mit seiner Fledermaus, das wäre der andere Standpunkt, wie es mir scheint.

Apropos, ich habe den Gedanken in Alfred Weil's "Tod und Transzendenz in der Lehre von Buddha" gefunden. Auf Seite 54 (Buch, S.126) lese ich:

„Dem von den Sinnendingen angefüllten und der Dualität verhafteten Denken muss der Bereich des Todlosen als das schiere Nichts erscheinen, als Abgrund und öde Leere. Kaum scheint der sich der Lehre des Erwachten Nähernde der Todesnot und der Angst vor endgültiger Vernichtung entronnen, weil er von der Fortexistenz hört, sieht er sich einer viel dramatischeren Bedrohung gegenüber. Mit dem Nirvana geht nicht nur alle Welterscheinung für immer unter, sondern auch das ach so geliebte eigene Ich. Und ausgerechnet auf diese Weise soll all das gefunden werden, was das Dasein versagt?“
Und weiter:

„Der Erwachte hat nur mit wenigen über diese letzten Dinge gesprochen, weil er wusste, dass solche Aussichten dem nicht Vorbereiteten wie ein Abgrund erscheinen müssen.“
Auch Nanavira Thera spricht sehr klar und deutlich darüber, aber ich erspare mir das Zitieren. LG.

 
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Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Ja, so ist es. - Ich lernte, der Geist sei von Natur aus rein und klar wie ein Spiegel; bei manch einem aber ist er sehr beschlagen. Bis er durch eigenes Bemühen wieder rein und klar ist, wir eine lange Zeit verstreichen - etwa die Zeitspanne, die ein Vogel benötigt, um einen Berg durch die Berührung mit der Spitze seiner Flügel abzutragen ...
Liebe @mkha',

es ist aber nicht Theravada , entschuldige bitte. Ich zitiere als Beispiel wieder Alfred Weil, aber wie ich es verstehe, sollte das Karma abgebaut bzw. ausgeschöpft sein. Das ist eher der unerbittliche Gesetz des Ausgleichs. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein Serienkiller mit der Buddha-Natur in Einklang steht. Das ist nur meine eigene Sichtweise, wenn ich frei das so sagen darf. LG.

Mahamoggallano, einer der ganz großen Jünger des Buddha, heißt es, hat in einer früheren Existenz seine Elternumgebracht. Diese Tat bleibt sehr lange latent und reift erst, als er schon im Orden und ein Heiliger geworden ist.Dennoch bleibt ihr Resultat nicht aus. Moggallano wird von gedungenen Mördern umgebracht und grausamzugerichtet. Er legt einen geschundenen blutenden Körper ab (J 522 E). Er, der Leben zerstörte, muß Zerstörung ansich wahrnehmen. Die "karmische Gerechtigkeit" nimmt ihren Lauf, freilich oft ganz anders als die irdische, dievielleicht den verruchten Mord mit einer Hinrichtung geahndet hätte.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Lieber @mukti,

ich denke darüber nach, wie sich Nibbana aus der Perspektive der ersten Person anfühlt, also hinsichtlich der Qualia, und nicht so, wie es in den Sutras beschrieben wird. So etwas in Anlehnung an Thomas Nagel mit seiner Fledermaus, das wäre der andere Standpunkt, wie es mir scheint.
Soviel ich weiß sagt Thomas Nagel sinngemäß dass nur eine Fledermaus das Erleben einer Fledermaus kennt. Ein Mensch kann sich höchstens vorstellen wie das sein mag, aber er kann es nicht selber erleben. Ebenso kann sich ein verblendeter Mensch nur eine Vorstellung davon machen, wie sich Nibbana für einen Arahat anfühlen mag. Wie absolute Sicherheit stelle ich mir vor, unbeweglich, unübertrefflich, endgültig.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
es ist aber nicht Theravada, entschuldige bitte.
Lieber @Igor07 - ich lernte vor vielen Jahren unter anderem die Lehren der Vaibhāṣika und Sautrāntika, aber das ist nun einmal nicht die Lehrmeinung der Theravadin. Ich freute (und freue) mich, in @mukti einen Theravadin gefunden zu haben, dem ich Fragen zur Theravada-Lehrmeinung stellen, oder auch meine Sicht zum Thema darlegen darf; ... aber wie gesagt: in Bezug auf die Theravada-Lehrmeinung kann ich nur ein ganz kleines Licht vorweisen.

"Mahamoggallano, einer der ganz großen Jünger des Buddha, ..."

... schau mal, ich fand eine ähnlich wunderbare Geschichte, (https://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m086z.html), ... sie zeigt auf, dass ein jeder zunächst einmal an sich arbeiten muss.

So, nun werde ich wieder fleißig mitlesen, um einiges dazuzulernen, ... LG mkha'
 
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Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Lieber @Igor07
Mit Buddha-Natur im Einklang zu sein oder es als ein grundlegendes Potential zu sehen,sind zweierlei.
:)

Ich finde den Austausch hier sehr angenehm,lese gerne die Beiträge von dir,Mukti ,Mkha usw.
Die verschiedenen Traditionen begegnen sich auf Augenhöhe und Begierde ist nicht nur mein Thema,was durchaus tröstlich für mich ist.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Ich freute (und freue) mich, in @mukti einen Theravadin gefunden zu haben, dem ich Fragen zur Theravada-Lehrmeinung stellen, oder auch meine Sicht zum Thema darlegen darf; ... aber wie gesagt: in Bezug auf die Theravada-Lehrmeinung kann ich nur ein ganz kleines Licht vorweisen.
Ich kann im Bezug auf die Theravada-Lehrmeinung auch nur ein ganz kleines Licht vorweisen und befasse mich überdies kaum mit anderen Lehrmeinungen, um meinen zerstreuten Geist nicht noch mehr zu zerstreuen. Was ich davon mitbekomme versuche ich aus der Perspektive des Theravada, vor allem der Lehrreden im Palikanon zu betrachten.
Die dreifache Zuflucht bedeutet für mich anzuerkennen dass der Buddha zur höchsten menschenmöglichen Wahrheit erwacht und seine Lehre im Wesentlichen im Palikanon überliefert ist. Menschen die sie praktizieren und in den unumkehrbaren Strom der Verwirklichung eingetreten sind, bilden die Sangha im engeren Sinne. Eine Beurteilung anderer Meinungen will ich mir nicht anmaßen, im Grunde geht es ja nicht um Meinungen oder Dogmen, sondern um einen gangbaren Weg zur Wahrheit und erfahrbaren Wirklichkeit.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Eine Beurteilung anderer Meinungen will ich mir nicht anmaßen, im Grunde geht es ja nicht um Meinungen oder Dogmen, sondern um einen gangbaren Weg zur Wahrheit und erfahrbaren Wirklichkeit.
Das hast Du gut gesagt, @mukti - dem möchte ich mich anschließen.
 
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Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Lieber @Igor07
Mit Buddha-Natur im Einklang zu sein oder es als ein grundlegendes Potential zu sehen,sind zweierlei.
Lol, weiß ich nicht, @Monkey Mind. Gott sei Dank, ich bin kein Serienkiller, das wäre grausam!
Schaue aber mal:
Buddha-Natur (skt. buddha-dhātu, tathāgata-dhātu; chinesisch 佛性, Pinyin fóxìng, W.-G. fo-hsing; hg. 불성, bulseong; jap. 仏性 busshō; viet. phật tính; tib.: bde gshegs snying po) ist in weiten Teilen des Mahayana-Buddhismus[1], insbesondere im chinesischen Chan und im japanischen Zen, sowie im tibetischen Vajrayana[2] die universelle, immanente Fähigkeit und Potenz von Lebewesen, zu Buddhas zu werden.
Und weiter:

Die Ursprünge der Buddha-Natur im Mahayana liegen in den Darlegungen des Lotos-Sutra, des Nirvana-Sutra, der Tathagatagarbha-Sutras, im Vajrayana auch in den Lehren nichtdualer Praxissysteme wie Lamdre, Dzogchen und Mahamudra.
So schreibt Wikipedia. Das ist keine zuverlässige Quelle, aber es ist hier sehr eindeutig und klar ausgedrückt, oder?

Es gibt eine sehr interessante Stelle im Pali -Kanon. Ich hatte einen großen Artikel von Anālayo gelesen. Dann habe ich persönlich den Vorstand von BGM angeschrieben. Ich belästige echt viele Leute, die wirklich Kenner des Buddhismus sind. Ich habe gefragt, ob man diese Stelle als etwas wie die Buddha-Natur interpretieren oder betrachten könnte. Die Antwort war zunächst: 'Ja'. Aber am nächsten Tag hat er mir selbst geschrieben, dass es dabei nur um den Zustand während einer sehr tiefen Entrückung, jhāna, geht – also keine Rede von einem kristallklaren Spiegel ('') im Theravāda.
Moment mal:

 
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Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
"Mahamoggallano, einer der ganz großen Jünger des Buddha, ..."
Stimmt, aber man kann auch darüber lesen:

Da ist auf der anderen Seite Angulimalo. Vor seinem Eintritt in den Orden ist er ein gefürchteter Mörder, der vieleMenschen auf dem Gewissen hat. Sein Name rührt von der Gewohnheit, von seinen Opfern je ein Fingerglied(anguli) abzutrennen und es an einer Girlande (mala ) um seinen Hals zu tragen. In seiner Mönchszeit kommt es zurvölligen Umgestaltung seiner Wesensart, er erreicht sogar die Heiligkeit. Dennoch bleiben die Taten derVergangenheit abzutragen. Auf einem Almosengang wird er erkannt. Die zum Teil noch immer aufgebrachteBevölkerung mißhandelt ihn.
Als er wieder einmal in Savatthi Speise sammelte, wurde er mit Erdklumpen, Stöcken und Scherbenbeworfen. Mit blutendem Kopf, zerbrochener Schale und zerrissenem Gewand kam er zum Erhabenen,und dieser sagte zu
Seite 69
ihm: "Nimm es geduldig hin, Heiliger. Die Taten, für die du sonst viele tausend Jahre in der Höllebüßen müßtest, die büßt du jetzt schon in diesem Leben ab."
(M 86, nach Schmidt)
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Lieber @Igor07
Mir ging es bei meiner Ausage zu Buddha-Natur nicht um eine Klärung ob Buddha-Natur im Theravada Geltung hat oder nicht. ;)
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Lieber @Igor07,

Du schriebst hier #162 :
Stimmt, aber man kann auch darüber lesen:
und setzt dann einen Teil der Geschichte Aṅgulimālas eiṇ, die ich weiter oben als Beispiel anführte.

Als ich dort #155 schrieb:
"Mahamoggallano, einer der ganz großen Jünger des Buddha, ..."
zitierte ich Dich lediglich, und stellte dann die Geschichte des Aṅgulimāla ein:
... schau mal, ich fand eine ähnlich wunderbare Geschichte, (https://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m086z.html), ... sie zeigt auf, dass ein jeder zunächst einmal an sich arbeiten muss.
... und das tat Aṅgulimāla ja auch - wie am Ende der Geschichte beschrieben:

"17. Danach, als es Morgen war, zog sich der ehrwürdige Aṅgulimāla an, nahm seine Schale und äußere Robe und ging um Almosen nach Sāvatthī hinein. Bei jener Gelegenheit warf jemand einen Erdklumpen und traf den ehrwürdigen Aṅgulimāla am Körper, ein anderer warf einen Knüppel und traf ihn am Körper, und wieder ein anderer warf eine Scherbe und traf ihn am Körper. Dann ging der ehrwürdige Aṅgulimāla zum Erhabenen, wobei Blut aus seinem verletzten Kopf floß, mit zerbrochener Almosenschale und zerrissener äußerer Robe. Der Erhabene sah ihn in der Ferne kommen und sagte zu ihm: "Ertrage es, Brahmane! Ertrage es, Brahmane! Du erlebst hier und jetzt das Ergebnis von Taten, für die du viele Jahre, viele Jahrhunderte, viele Jahrtausende lang in der Hölle gequält worden wärst[3]."

18. Danach, während der ehrwürdige Aṅgulimāla allein in der Zurückgezogenheit weilte und die Glückseligkeit der Befreiung erlebte, äußerte er diesen Ausruf [4]: "Wer einst nachlässig lebte, (usw.)

:unsure: Ich habe nachgedacht, weiß aber dennoch nicht, was Du mir mit Beitrag #162 sagen möchtest.

LG mkha'
 
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Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Ich habe nachgedacht, weiß aber dennoch nicht, was Du mir mit Beitrag #162 sagen möchtest.
Liebe @mkha' ,

ich denke, es ist nicht wirklich sinnvoll oder hilfreich, sich anzumaßen, welche Tradition die beste ist. Was ich meinte, ist, dass jeder, der Unrecht tut, wie Mörder oder Vergewaltiger, damit rechnen muss, dass er dafür büßen wird. Anders ausgedrückt: Karma ist unbarmherzig.

Wenn man jedoch die Buddha-Natur als einen glasklaren Spiegel betrachtet, der uns alle, einschließlich Serienmörder, auf die gleiche Ebene stellt, finde ich das persönlich nicht vertretbar. Das ist nur meine Meinung, und ich hoffe, ich kann mich klar ausdrücken.

Wenn jemand etwas Schlimmes getan hat, kann ich mir nicht vorstellen, dass dieser Mensch die Buddha-Natur im Wesentlichen besitzt.

Zum Schluss ein Gedanke von Volker Zotz,( "Geschichte der buddhistischen Philosophie") das die Unterschiede zwischen Theravada und Mahayana gut zusammenfasst: Theravada erfordert eine mühsame persönliche Befreiung, die wie gegen den Strom zu kämpfen scheint. (er-kämpfen, er-ringen, usw..) Mahayana hingegen geht eher darum, das bereits in uns vorhandene Potenzial zu ent-decken oder zu reinigen. Das ist, wie ich finde, ein treffender Unterschied, den Zotz sehr gut formuliert hat. So --: sollte man im Theravada die Befreiung mit enormer Kraft er-langen, während im Mahayana vielmehr das bereits vorhandene Potenzial ent-deckt oder gereinigt ( von kilesa, usw..) werden sollte.

Wie gesagt, das ist keine Bewertung oder Beurteilung. Falls nötig, kann ich gerne die genaue Stelle von Zotz finden und zitieren.

Liebe Grüße.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Theravada erfordert eine mühsame persönliche Befreiung, die wie gegen den Strom zu kämpfen scheint.
Wobei meines Erachtens die Freiheit nicht etwas ist das man erzeugen oder gestalten muss, sie stellt sich ein durch Loslösung von allem Gestalteten, bzw. eben durch das Verlöschen des Begehrens.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Wenn man jedoch die Buddha-Natur als einen glasklaren Spiegel betrachtet, der uns alle, einschließlich Serienmörder, auf die gleiche Ebene stellt, finde ich das persönlich nicht vertretbar. Das ist nur meine Meinung, und ich hoffe, ich kann mich klar ausdrücken.

Wenn jemand etwas Schlimmes getan hat, kann ich mir nicht vorstellen, dass dieser Mensch die Buddha-Natur im Wesentlichen besitzt.
So wie es im Uttaratantra dargestellt wird, besitzt jedes Lebewesen die Buddha-Natur. Die Buddha-Natur ist eine Qualität des Bewusstseins, das es uns ermöglicht, die Befreiung aus Samsara zu erlangen; sei es dass wir ein Arhat werden oder die Buddhaschaft erlangen.

Dass auch ein Serienmörder wie jeder andere Mensch die Buddha-Natur besitzt, belegt ja die Geschichte von Angulimala, die hier ja schon mehrmals erwähnt wurde. Ein Serienmörder verwirklicht seine Buddha-Natur aufgrund seiner unheilsamen Handlungen nicht. Er kann diese unheilsamen Handlungen aber unter Anleitung eines qualifizierten Lehrers bereinigen und hat dann die Möglichkeit, sie zu entfalten und zu verwirklichen.

Wir sollten also unterscheiden zwischen den Handlungen einer Person und der Buddha-Natur dieser Person.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
😁 Volker Zotz steht schon seit ewigen Zeiten in meinem Schrank; ... und wir beide, lieber @Igor07, reden aneinander vorbei. Ich wollte nur wissen, weshalb Du Aṅgulimālas Geschichte, die ich zuvor als Beispiel für das Ertragen des Leidens, Bereinigen der Untaten und die Erfahrung der Glückseligkeit der Befreiung einstellte, ebenfalls hier einstelltest.

@Helmut hat besser erklärt, was auch ich aussagen wollte. (Vielen Dank dafür)
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
@Helmut hat besser erklärt, was auch ich aussagen wollte. (Vielen Dank dafür)
Korrekt, aber das ist die Position des Mahayana. Also bin ich raus. Es steht hier "Theravada-Buddhismus", oder? LG, das ist der Faden von @mukti.

Die Buddha-Natur habe ich im Theravada nicht gefunden.













Stawrogin:


Soweit ich es verstanden habe, setzt Mahayana eine "Buddha-Natur" jedem Menschen (Oder wohl auch jedem Lebewesen) voraus, also die Fähigkeit zu Erwachen. Wie sieht es im Theravada aus? Gibt es bezüglich "Buddha-Natur" auch Pali Texte?

LG


Die Fähigkeit zum Erwachen gibt es schon im Theravada, aber unter "Buddhanatur" wird im Mahayana noch was anderes verstanden, das gibt es im Theravada so nicht.

So war von @mukti .
 
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Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Den Begriff Buddha-Natur findet man in den Suttas des Palikanons nicht. Aber im Theravada wird ja auch nicht bestritten, dass wir das geistige Potenzial haben, die Leiden samt ihren Ursachen vollständig zu überwinden. Dies wird ja auch mit dem Mahayana-Begriff Buddha-Natur ausgedrückt. Der Begriff Buddha-Natur drückt aber darüber hinaus aus, dass wir auch alle das geistige Potenzial haben, die Buddhaschaft zu erlangen. Da gibt es einen Unterschied zum Theravada. Im Theravada wird ja angenommen, dass nicht jeder Mensch die Buddhaschaft erlangen kann, sondern nur einige wenige.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Hat diese Buddhanatur irgendwas mit einem Ich oder zu einem Ich gehörendes zu tun? Falls nicht, dann finde ich den Begriff überflüssig, da gibt es bereits "Nibbana". Falls schon, ist es wieder nur eine Vorstellung von etwas das ich sein will, eine Gestaltung die letztlich aufgegeben wird. Vielleicht so ein geschicktes Mittel, damit man sich wo anhalten kann? Man mag dann auch allen Lebewesen mit Respekt begegnen, wenn man sich vorstellt sie hätten ja die Buddhanatur.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Man mag dann auch allen Lebewesen mit Respekt begegnen, wenn man sich vorstellt sie hätten ja die Buddhanatur.
Na ja, lieber @mukti, dazu fällt mir eine Geschichte ein. Die Quelle kann ich leider nicht sofort finden. Eltern und ihr kleines Kind wandern durch die Wüste, doch schließlich geht das Essen zu Ende. In ihrer Verzweiflung töten sie ihr eigenes Kind, um weiter überleben zu können. Sie weinen unaufhörlich, aber dank diesem Fleisch können sie überleben.

Das hat jedoch einen sehr tiefen existenziellen Sinn. Denn Fressen und Gefressenwerden bestimmen den Kreislauf der Natur. Wenn ich weiter darüber nachdenke, erscheint es selbstverständlich, dass wir alle miteinander verbunden sind. Deshalb sollte man alle lebenden Wesen respektieren. Denn wer weiß, wer unsere Mutter war und wessen Kind wir sind.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Wenn man jedoch die Buddha-Natur als einen glasklaren Spiegel betrachtet, der uns alle, einschließlich Serienmörder, auf die gleiche Ebene stellt, finde ich das persönlich nicht vertretbar. Das ist nur meine Meinung, und ich hoffe, ich kann mich klar ausdrücken.
Ein Serienmörder hat ja keinen glasklaren Spiegel. Er ist von dem Anhaften an sein Ich, das ihn zur Tat oder zur Rache treibt, von seiner Buddhanatur getrennt. Die Buddhanatur liegt, wie ich sie verstehe, jedem Wesen zugrunde. Erst durch die Versenkung und das Loslassen der Begierden kommt die Buddhanatur zum Vorschein (wenn man Glück hat). Im Zen spricht man auch davon, den Spiegel zu polieren. Deswegen sitzt man dort stundenlang und jeden Tag weil der Spiegel meist immer wieder voll mit Trübungen ist. Wie eine Hausfrau, die jeden Tag Staub wischt. So habe ich es verstanden. Liebe Grüsse! Bubbles
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Im Zen spricht man auch davon, den Spiegel zu polieren. Deswegen sitzt man dort stundenlang und jeden Tag weil der Spiegel meist immer wieder voll mit Trübungen ist. Wie eine Hausfrau, die jeden Tag Staub wischt.
Ach ja, die Geschichte mit dem kristallklaren Spiegel ist noch nicht zu Ende. (Ironie).
Ich erlaube mir, aus dem kleinen Büchlein "Zen" von Stephan Schuhmacher, Diederichs-Verlag, 2001, zu zitieren. Der Abschnitt (S. 50) heißt: "Der Spiegel, der sich nicht sauber wischen lässt." Es geht um den berühmten Vers des sechsten Zen-Patriarchen, der dazu Analphabet war.

Also, der erste Vers an der Wand des Ganges lautet:
"Der Leib, das ist der Bodhi -Baum ,
Der Geist, er gleicht dem klaren Standspiegel.
Wisch ihn denn immer wieder rein,
Lass keinen Staub sich darauf sammeln."
Und der Vers von Huineng lautet:

"Im Grunde gibt es keinen Bodhi-Baum,
Noch gibt es Spiegel und Gestell.
Da ist ursprünglich kein (einziges) Ding —
Wie heftete sich Staub denn dann?"
Alles Gute!🤷‍♂️
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Hat diese Buddhanatur irgendwas mit einem Ich oder zu einem Ich gehörendes zu tun? Falls nicht, dann finde ich den Begriff überflüssig, da gibt es bereits "Nibbana". Falls schon, ist es wieder nur eine Vorstellung von etwas das ich sein will, eine Gestaltung die letztlich aufgegeben wird. Vielleicht so ein geschicktes Mittel, damit man sich wo anhalten kann? Man mag dann auch allen Lebewesen mit Respekt begegnen, wenn man sich vorstellt sie hätten ja die Buddhanatur.
Die Buddhanatur ist eine Qualität des Geistes des konventionellen, abhängig benannten Ichs. Sie besteht darin, dass der Geist frei ist von jeglichem Eigenwesen. Weil wir die Buddhanatur haben, können wir unseren Geist umwandeln; das heißt wir können unserem Geist von allen Verblendungen und Leidensursachen befreien, weil wir diese Buddhanatur als Qualität unseres Geistes besitzen. Sie ist die Voraussetzung dafür, dass wir den wahren Pfad erfolgreich praktizieren und somit die wahren Beendigungen verwirklichen können. Die Buddhanatur ist nicht das Nibbana, sondern die Grundlage dafür, dass die Verwirklichung des Nibbana möglich ist.
 
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