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Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Um zu dieser Erfahrung zu gelangen muss wohl zunächst das Begehren gezügelt werden, durch die Entwicklung der fünf Sila: Abstehen vom Töten, Stehlen, unrechter Sinneslust, Lügen und Berauschen. Zugleich die Entwicklung rechter Ansicht, friedlicher Gesinnung, Achtsamkeit und Sammlung. Je mehr Übung, desto mehr Einsicht in diese Leerheit, daran versuche ich mich immer zu erinnern.
Nach Buddhadasa Bhikkhu kann man alle Sila eher als das Ergebnis betrachten, wenn man die Leerheit unmittelbar oder direkt wahrnimmt. Es geht im Grunde nur darum; alles andere sind wie Nebenscheinungen oder Epiphänomene. Sehr interessant – ich gebe nur weiter, mehr nicht. LG.
P.S. Dieser Gedanke kann schon im "Kernholz des Buddhismus " getroffen werden.

XI.4 DIE BELEHRUNG DES BÂHIYA
Laut einer Lehrrede im Udâna war „Bâhiya mit dem Rindengewand“ ein
nichtbuddhistischer Asket, der sich einmal mit der Bitte um Belehrung an
den Buddha wandte, während dieser Almosenspeise sammelte. Während sie
noch auf den Straßen der Stadt unterwegs waren, gab der Buddha ihm eine
kurze Belehrung über ein Wahrnehmungstraining, was dazu führte, dass
Bâhiya sofort vollständiges Erwachen erlangte.50 Die rätselhaft anmutende
Belehrung des Buddha lautet:
„Wenn in dem Gesehenen nur das ist, was gesehen wird, in dem Gehörten nur
das, was gehört wird, in dem Gefühlten nur das, was gefühlt wird, in dem Erkannten
nur das, was erkannt wird, dann bist du nicht ‚durch dieses’; wenn du
nicht ‚durch dieses’ bist, dann bist du nicht ‚darin’; wenn du nicht ‚darin’ bist,
dann bist du weder ‚hier’ noch ‚dort’ noch ‚dazwischen’. Dies ist das Ende von
dukkha .“51
Diese Belehrung richtet das reine Gewahrsein auf alles, was gesehen, gehört,
gefühlt oder erkannt wird. Wenn man das reine Gewahrsein auf diese Weise
aufrechterhält, so wird der Geist daran gehindert, die rohen Daten der
Sinneswahrnehmung zu bewerten und mit Vorstellungen anzureichern. Dies
entspricht dem Abschneiden der ersten Phasen in der Abfolge des Wahrnehmungsprozesses
durch achtsame Aufmerksamkeit. Hier registriert das
reine Gewahrsein einfach das, was an einem Sinnestor entsteht, ohne voreingenommene
Formen des Wahrnehmens und ohne unheilsame Gedanken
und Assoziationen hervorzurufen.
Analayo. "Der direkte Weg". ( kein Papañca..-- im Palikanon .de-Wörterbuch: Ausbreitung, Weitschweifigkeit, ausführliche Auseinandersetzung, Entfaltung, Mannigfaltigkeit, Vielheit (Welt); Papañca im Nighandu von Santuṭṭho Bikkhu: 1. Mannigfaltigkeit; 2. geistiges oder gedankliches oder begriffliches Aufschäumen, Auswuchern, Ausufern; 3.)

Also es geht um die andere Art der Wahrnehmung, eigentlich.
 
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Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Nach Buddhadasa Bhikkhu kann man alle Sila eher als das Ergebnis betrachten, wenn man die Leerheit unmittelbar oder direkt wahrnimmt. Es geht im Grunde nur darum; alles andere sind wie Nebenscheinungen oder Epiphänomene. Sehr interessant – ich gebe nur weiter, mehr nicht. LG.
P.S. Dieser Gedanke kann schon im "Kernholz des Buddhismus" getroffen werden.
....

Naja es ist wohl anzunehmen dass der Asket Bāhiya die Sila bereits erfüllt hatte, als ihm der Buddha diese Übung gegeben hat. Die selbe Übung hat er dem Mālunkyaputto gegeben, einem alten Mönch, der nach seiner eigenen Aussage keinen Willen, Reiz oder Vorliebe mehr nach Sinnesobjekten hatte. (S.35.95) Als westlicher Laienanhänger in dieser Zeit kann ich das nur ansatzweise üben, mit geringem Ergebnis. Vielleicht können ja andere in einer ähnlichen Situation auf diese Weise direkt die Leerheit wahrnehmen, aber da bin ich schon etwas skeptisch.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Naja es ist wohl anzunehmen dass der Asket Bāhiya die Sila bereits erfüllt hatte, als ihm der Buddha diese Übung gegeben hat.

Das ist ein sehr interessanter Aspekt, @mukti. Wenn man so sehr lange (besser rund um die Uhr, lach) praktiziert, dann wäre die Entstehung von Kilesa, Geistesgiften usw. im Prinzip nicht möglich.

Interessanterweise erzählt Analayo im diesen Zusammenhang über die konkreten Fälle aus der klinischen Praxis, in denen Patienten keine Ahnung vom Buddhismus oder von Satipatthana hatten.

Ich hatte irgendwo bei Alan Watts über einen alten Brauch in Indien gelesen.

Wenn ein Mensch alle gesellschaftlichen Verpflichtungen erfüllt hatte, dann ging er in den Wald, lebte in einer Hütte, abgeschieden, und kümmerte sich nur noch um die spirituelle Befreiung. Für normale Leute in der westlichen Gesellschaft kommt das nicht in Frage, das ist klar. LG.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Das ist ein sehr interessanter Aspekt, @mukti. Wenn man so sehr lange (besser rund um die Uhr, lach) praktiziert, dann wäre die Entstehung von Kilesa, Geistesgiften usw. im Prinzip nicht möglich.
Mich halten die Kilesa leider davon ab, das rund um die Uhr zu praktizieren.

Interessanterweise erzählt Analayo im diesen Zusammenhang über die konkreten Fälle aus der klinischen Praxis, in denen Patienten keine Ahnung vom Buddhismus oder von Satipatthana hatten.
Gibt es das im Internet, kannst du einen Link angeben? Würde mich interessieren.

Ich hatte irgendwo bei Alan Watts über einen alten Brauch in Indien gelesen.

Wenn ein Mensch alle gesellschaftlichen Verpflichtungen erfüllt hatte, dann ging er in den Wald, lebte in einer Hütte, abgeschieden, und kümmerte sich nur noch um die spirituelle Befreiung. Für normale Leute in der westlichen Gesellschaft kommt das nicht in Frage, das ist klar. LG.
Nach dem Veda gibt es vier Lebensabschnitte mit ihren jeweiligen Pflichten, das Ashrama-Dharma : 1. Brahmacharya, zölibatärer Student. 2. Grihasta, Familiengründung und Haushälterleben. 3. Vanaprastha, Rückzug in den Wald. 4.Sannyasa, völlige Loslösung.
 
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Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
... auch ich finde diese Stelle nicht - war es vielleicht in einem anderen Buch, @Igor07 ..?
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
... auch ich finde diese Stelle nicht - war es vielleicht in einem anderen Buch, @Igor07 ..?
In einem Buch empfiehlt der Psychoanalytiker Erich Fromm das geistige Training (nach Nyanaponika) als das beste Mittel der seelischen Hygiene für normale Menschen. Eine ähnliche Stelle findet sich auch bei Analayo auf Seite 253 in "Der direkte Weg". Eine zweite Stelle konnte ich leider nicht sofort finden:

"Verzerrte oder voreingenommene Wahrnehmungen schließen bedeutungsvolle falsche Auffassungen der Wirklichkeit ein, die auf die fundamentale Struktur gewöhnlicher Erfahrung einwirken, so dass Dauerhaftigkeit, Befriedigung, Wesenhaftigkeit und Schönheit an etwas wahrgenommen wird, was in Wirklichkeit das Gegenteil ist. Das Vorhandensein solcher unrealistischen Elemente innerhalb der Wahrnehmung ist auf die gewohnheitsmäßige Projektion der eigenen falschen Vorstellungen auf wahrgenommene Sinnesdaten zurückzuführen – ein Prozess, der einem gewöhnlich nicht bewusst ist. Diese gewohnheitsmäßigen Projektionen, die dem Wahrnehmungsprozess zugrunde liegen, sind für unrealistische Erwartungen und dadurch für Frustrationen und Konflikte verantwortlich."

Das ist reine Psychoanalyse:

Fromm (1960, S. 127): „Der Mensch im Zustand der Verdrängung [...] nimmt nicht wahr, was existiert, sondern projiziert seine Denkbilder auf die Dinge und nimmt sie im Licht seiner Denkbilder und Phantasien wahr, aber nicht in ihrer Realität. Es ist das Denkbild [...], das seine Leidenschaften und Beklemmungen erschafft.“
Johansson (1985, S. 96): „Die Dinge werden durch die Linse unserer Wünsche, Vorurteile und Ressentiments betrachtet und entsprechend umgeformt.“
Und weiter:

Um ein praktisches Beispiel zu geben: Wer auf der Grundlage eines intellektuellen Verständnisses der Vergänglichkeit regelmäßig das Entstehen und Vergehen von Phänomenen kontempliert, wird als Ergebnis Wahrnehmungen entwickeln, die die Phänomene aus dem Blickwinkel der Vergänglichkeit erfassen. Mit fortgesetzter Übung wird das Gewahrsein der Vergänglichkeit zunehmend spontan und beeinflusst dadurch mehr und mehr auch außerhalb der eigentlichen Kontemplation das alltägliche Erleben. Auf diese Weise kann nachhaltige Kontemplation zu einer allmählich fortschreitenden Veränderung der Wahrnehmungsmechanismen führen und dadurch das gesamte Weltbild verändern.

Ich folgere daraus, dass solches Training die verzerrte Art der Wahrnehmung bei normalen Menschen verringert. Dadurch sind sie in der Lage, realer und konstruktiver mit verschiedenen Alltagssituationen umzugehen. Das ist offensichtlich. Sie reagieren weniger impulsiv, da sie die Dinge nicht durch getrübte Gläser (als Allegorie) sehen, dank des Trainings.

Diese Methode wird im Prinzip auch in psychiatrischen Kliniken angewendet, damit der Patient seine unbewussten Muster besser durchschauen kann. Das hat einen rein therapeutischen Zweck.

P.S. Irgendwo gibt es konkrete Information über die Patienten in der Psychiatrie. Sorry , liebe Leute, ich bin keine Maschine. LG.

S.116:

Äußerliches satipaúúhâna könnte also ausgeführt werden, indem die
Körperhaltung, der Gesichtsausdruck und der Klang der Stimme einer anderen
Person als Indikatoren ihrer Gefühle oder ihres geistigen Zustandes
beobachtet werden. Ein auf diese Weise ausgeführtes äußerliches Gewahrsein
eines anderen wäre bis zu einem gewissen Grad der Methode ähnlich,
mit der ein Psychoanalytiker einen Patienten beobachtet, indem er das
Verhalten und damit zusammenhängende Symptome untersucht, um den
Geisteszustand des Patienten einzuschätzen. Demgemäß wäre eine Anwendung
von Achtsamkeit auf Äußerliches eine im Alltag besonders passende
Übung, da die meisten der zu beobachtenden Phänomene wahrscheinlich
nicht während formaler Meditation auftreten werden.
Das ist diese Stelle( S.199), bitte schön: (markiert ist von mir)


Newman (1996, S. 35 und 46). Vgl. A V 39, wo erklärt wird, die korrekte Methode
zur Überwindung der Geistestrübungen bestehe in weisem Beobachten, während
unheilsames Verhalten mittels des Körpers oder der Rede überwunden werde, indem
es durch angemessenere Verhaltensweisen ersetzt wird. Wie geschickt und
scharfsinnig diese Methode ist, ist bei Deatherage (1975, S. 140) belegt, wo ein 24-
jähriger Mann, der wegen extremer periodischer Aggressivität und Alkoholmissbrauches
in ein Krankenhaus eingeliefert worden war, innerhalb von acht Wochen
geheilt wurde, indem er einfach nur lernte, die von ihm erlebten Emotionen zu
erkennen und geistig zu benennen, wobei er gar nicht wusste, dass dies etwas mit
„Meditation“ zu tun hatte. Eine weitere Studie eines Falls von chronischer Aggressivität,
bei dem Achtsamkeit als Heilmittel eine Rolle spielt, findet sich bei Woolfolk

(1984, S. 551).
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Sorry , liebe Leute, ich bin keine Maschine.
...?
:unsure: ... Das habe ich auch nicht vermutet. :)

Mich interessierte lediglich, was Bhikkhu Anālayo zum Thema zu sagen hatte. Die Lehrinhalte westlicher Religionen, Philosophie, Psychologie, etc. habe ich hinter mir gelassen; dort gab es keine Antworten für mich. LG mkha'
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Liebe @mkha' ,


Ich konnte diese Stelle nicht sofort finden.
Ja, ich habe dort die Fälle aus der klinischen Praxis noch nicht gefunden.

Die Moderation kann den ganzen Beitrag kürzen, aber ich finde es persönlich sehr interessant und lehrreich, wie die moderne Psychologie und die klinische Psychiatrie so enorm von der Satipatthana-Methode profitieren können. Für mich bedeutet das, dass wir unsere tief verwurzelten Gewohnheiten ändern und die Kilesas massiv reduzieren können. Wie Bhikkhu Buddhadasa in seinem neuen Buch betont, können wir dank dieser Methode in diesem Leben Erwachen erlangen, was vom Modell des Visuddhi-Magga vollständig verneint wird. Es passt meiner Meinung nach sehr gut in den Faden, denn das Begehren ist eine der Kilesas, die uns alle antreiben. Noch mehr , die Wurzel des Leidens. LG.

P.S. Alle Zitate stammen aus dem Buch von Analayo.
Mich interessierte lediglich, was Bhikkhu Anālayo zum Thema zu sagen hatte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Es passt meiner Meinung nach sehr gut in den Faden, denn das Begehren ist eine der Kilesas, die uns alle antreiben. Noch mehr , die Wurzel des Leidens.
Ein sehr interessantes Buch, danke für den Hinweis. ich hatte es zwar schon lange gespeichert, aber nicht ausführlich gelesen, weil es mir auf den ersten Blick zu analytisch und theoretisch erschien. Es bietet aber auch wertvolle Anleitungen für die Praxis, z.B. beim Erkennen und Beseitigen der fünf Hindernisse , die ja die Bedingungen für Unwissenheit sind.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Ein sehr interessantes Buch, danke für den Hinweis. ich hatte es zwar schon lange gespeichert, aber nicht ausführlich gelesen, weil es mir auf den ersten Blick zu analytisch und theoretisch erschien. Es bietet aber auch wertvolle Anleitungen für die Praxis, z.B. beim Erkennen und Beseitigen der fünf Hindernisse, die ja die Bedingungen für Unwissenheit sind.
Lieber @mukti,

OT: Sorry, mir geht es im Moment nicht gut. Was Satipatthana bei Analayo betrifft, gibt es insgesamt drei Bücher und Videos auf YouTube auf Deutsch, die zeigen, wie man praktizieren sollte. Zum dritten Buch, das als rein praktischer Ratgeber dient: Ich würde mich bemühen, den ganzen Stoff zusammenzubringen. Wahrscheinlich auf dem Thread, der Satipatthana gewidmet ist. Ist das OK? LG.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Nur eine kleine Anmerkung zwischendurch:

Igor07 schrieb:
Wie Bhikkhu Buddhadasa in seinem neuen Buch betont, können wir dank dieser Methode in diesem Leben Erwachen erlangen, was vom Modell des Visuddhi-Magga vollständig verneint wird.
Das Buch "Unter dem Bodhibaum" von Buddhadāsa Bhikkhu wurde zwar von der BGM im Juli 2024 neu veröffentlicht, es handelt sich aber keineswegs um "das neue Buch von Buddhadāsa Bhikkhu", denn der ist bereits 1993 verstorben.
 
| Mein Blickwinkel: Gem. meiner Lehrtradition versuche ich aus dem Blickwinkel kulturell und spirituell in Thailand geprägter Menschen zu schreiben und im Rahmen meiner Möglichkeiten ein Kompatibilisieren der Lehre mit im Westen populären Denkmustern und Gewohnheiten zu vermeiden
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Nur eine kleine Anmerkung zwischendurch:


Das Buch "Unter dem Bodhibaum" von Buddhadāsa Bhikkhu wurde zwar von der BGM im Juli 2024 neu veröffentlicht, es handelt sich aber keineswegs um "das neue Buch von Buddhadāsa Bhikkhu", denn der ist bereits 1993 verstorben.
Klar, sogar eine enorme Anzahl von Schriften über die bedingte Entstehung von ihm ist nur auf Englisch verfügbar. Das war nicht korrekt ausgedrückt, kein Problem. LG.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Lieber @mukti,

OT: Sorry, mir geht es im Moment nicht gut. Was Satipatthana bei Analayo betrifft, gibt es insgesamt drei Bücher und Videos auf YouTube auf Deutsch, die zeigen, wie man praktizieren sollte. Zum dritten Buch, das als rein praktischer Ratgeber dient: Ich würde mich bemühen, den ganzen Stoff zusammenzubringen. Wahrscheinlich auf dem Thread, der Satipatthana gewidmet ist. Ist das OK? LG.
Ja, wenn du möchtest, ich befasse mich jetzt mal mit den Stellen in dem Buch "Der direkte Weg - Satipaṭṭhāna", die mir bei der Praxis helfen.
Wünsche dir von Herzen gute Besserung!
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
wenn du möchtest, ich befasse mich jetzt mal mit den Stellen in dem Buch "Der direkte Weg - Satipaṭṭhāna", die mir bei der Praxis helfen.
Lieber @mukti, das war bei mir als Lesezeichen. Das Buch kann man herunterladen, und die Übungen auf den MP3-Player überspielen. Viel Erfolg!

7 aufeinanderfolgende geführte Meditationen, die mit Bhikkhu Anālayo, Satipaṭṭhāna meditation, a practice guide, 2018.Eine PDF-Ausgabe des Buches ist hier erhältlich:https://www.buddhismuskunde.uni-ham...ayo/mindfulnessbreathingpracticeguide.pdf.Die Skripte der geführten Meditationen sind hier verfügbar:http://agamaresearch.dila.edu.tw/bhikkhu-analayo-meditation-instructions
Bhikkhu Anākayo | satipaṭṭhāna-meditation (Deutsch)
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Wenn man nur immer erkennen würde dass Begehren zu Leiden führt, dann wäre alles gut. Manchmal erkennt man es und geht trotzdem einem Begehren nach, weil man denkt dass die Freude die man daraus zieht größer ist als das Leid das darauf folgt. Das ist aber ein Trugschluss, weil das Begehren die Bedingung für Unwissenheit ist und so lange man die Unwissenheit nährt, kommt man nicht aus ihr heraus.

Die Begierde nach Sinnesfreude, das Begehren, zu diesem oder jenem zu werden, und die der Unwissenheit eigene Macht der Verblendung sind die für die Erzeugung von dukkha verantwortlichen „Einflüsse“. Der gesamte Zweck der Übungen auf dem Pfad besteht darin, die Einflüsse (âsava) zu vernichten, die latenten Neigungen (anusaya) zu zerstören und die Fesseln (samyojana) hinter sich zu lassen.
...
Die unterschwelligen Neigungen sind diejenigen unheilsamen Tendenzen im unerwachten Geist, die dazu „neigen“, während des Wahr-
nehmungsprozesses ausgelöst zu werden.

Der direkte Weg (PDF Seite 252)

Aufgrund der unheilsamen Neigungen nimmt man die Dinge nicht so wahr, wie sie wirklich sind.

Zur Überwindung und Ausmerzung von sieben Neigungen (anusaya), ihr Mönche, führt man den Heiligen Wandel. Von welchen sieben Neigungen?
Zur Überwindung und Ausmerzung der Neigung
  1. zur Sinnenlust,
  2. zum Haß,
  3. zu Ansichten,
  4. zur Zweifelsucht,
  5. zum Dünkel,
  6. zur Daseinsgier und
  7. zur Verblendung.
Sind nun in einem Mönche diese sieben Neigungen überwunden, gründlich zerstört, wie eine Fächerpalme ihrem Boden entrissen, durchaus vernichtet und dem Neuentstehen nicht mehr ausgesetzt, so sagt man, ihr Mönche, von diesem Mönch, dass er das Begehren abgeschnitten hat, die Fesseln abgestreift und durch des Dünkels völlige Durchschauung ein Ende gemacht hat dem Leiden.
A.VIII.12

Diese Neigungen sind im unerwachten Geist und wenn man nicht leiden will muss man zur Einsicht kommen, dass sie immer unheilsam sind. Je mehr man darüber bewusst wird, desto weniger geht man ihnen nach. Z.B. der Dünkel 'Das bin ich und dieses gehört mir', der wuchert nur so dahin und bringt mannigfaltige Blüten hervor, was man nicht alles ist und was einem alles gehört. Das muss man dann auch verteidigen, mit Hass auf alles was das Ich und seinen Besitz stört, von der Selbstbehauptung bei Diskussionen bis hin zu Weltkriegen.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Diese Neigungen sind im unerwachten Geist und wenn man nicht leiden will muss man zur Einsicht kommen, dass sie immer unheilsam sind. Je mehr man darüber bewusst wird, desto weniger geht man ihnen nach. Z.B. der Dünkel 'Das bin ich und dieses gehört mir', der wuchert nur so dahin und bringt mannigfaltige Blüten hervor, was man nicht alles ist und was einem alles gehört. Das muss man dann auch verteidigen, mit Hass auf alles was das Ich und seinen Besitz stört, von der Selbstbehauptung bei Diskussionen bis hin zu Weltkriegen.

Ja, genau, @mukti. Was mich an diesem Autor besonders fasziniert, ist die deutliche Parallele zur Psychoanalyse.

Durch die zunehmende Bewusstheit kann der Praktizierende allmählich erkennen, wie getrieben und automatisch er in den meisten Situationen reagiert.

Sehr interessant finde ich eine Stelle, die auch auf den Abhidhamma hinweist. Dort wird empfohlen, den Prozess der Aufmerksamkeit bewusst zu verlangsamen, um das trügerische Spiel der Khandhas zu durchschauen. Ohne die direkte und unmittelbare Erkenntnis, dass diese Dinge einem nicht wirklich gehören, gibt es keinen Fortschritt. (Das ist zumindest meine bescheidene Meinung.)

Die Welt, wie wir sie durch unsere Sinne sehen, hören, tasten usw., ist ein Prozess der Faszination, der uns blendet und blind macht, wenn wir uns von dem, was vergänglich ist, täuschen lassen. Deswegen ist es dukkha. Am Ende jedoch sollte man lernen, anatta in allem zu erkennen.

Apropos, am Rande bemerkt: Ich habe irgendwo aufgeschnappt, dass im ursprünglichen Mahayana viel meditiert wurde, was ihnen einen tieferen Zugang zur Leerheit ermöglichte. Ich bewerte das nicht, gebe es nur weiter. Es freut mich sehr, dass dir das Buch gefällt. Das zweite Buch über Satipatthana kann man auf Deutsch beim Verlag Beyerlein Steinschulte bestellen. Leider ist das dritte Buch nur auf Englisch erhältlich.

P.S.: Ich kann dir auch noch zwei weitere Bücher von Analayo empfehlen, abgesehen von "Mitgefühl und Leerheit in den frühbuddhistischen Meditationen":

1. "Vom Verlangen zur Befreiung."
2. "Von der Anhaftung zur Leerheit."

Liebe Grüße. I.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Lieber @mukti, lieber @Igor07, ich freue mich sehr, Eure Diskussion zu verfolgen und Neues dazuzulernen. give_rose_girl.gif LG mkha'
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Die Welt, wie wir sie durch unsere Sinne sehen, hören, tasten usw., ist ein Prozess der Faszination, der uns blendet und blind macht, wenn wir uns von dem, was vergänglich ist, täuschen lassen. Deswegen ist es dukkha. Am Ende jedoch sollte man lernen, anatta in allem zu erkennen.

Eigentlich ist es doch das Leid, das den meisten Antrieb zur Befreiung liefert. Wenn es einen arg trifft fragt man sich was der Sinn dieses Lebens sein soll, wenn es doch jederzeit eintreten kann, ohne dass man etwas dagegen machen kann. Schon als Kind habe ich dieses völlig hilflose Ausgeliefertsein erlebt, wo nichts und niemand helfen kann. An der Übersetzung "Leiden" für "Dukkha" finde ich rein gar nichts falsch. Geburt ist leidvoll, Alter, Krankheit, Sterben ist leidvoll. Kummer, Jammer, Schmerz und Verzweiflung, getrennt sein von Liebem, vereint sein mit Unliebsamen, nicht erhalten was man wünscht, so beschreibt der Buddha Dukkha und was ist es anderes als Leiden. Mir scheint manchmal die Leute hören das nicht gerne, es ist zu pessimistisch, man muss nicht alles so schwarz sehen. Als ob es keine Freude gäbe! Genießen so lange es geht, dann hat man in dieser vergänglichen Welt wenigstens seine Freude gehabt. Eine Allegorie aus dem Veda verdeutlicht diese Freude, vielleicht habe ich sie hier auch schon erzählt, aber Wiederholung kann ja für Vertiefung sorgen. Also ich sitze da in dieser Hitze und gewahre vor allem "Trägheit und Mattheit ist in mir". Schreiben geht noch, entschuldige mich vorsichtshalber für die Zumutung. Die Allegorie:

Ein Mensch ist in eine Grube gefallen und mit einem Bein an einer Baumwurzel hängengeblieben, so ragt er kopfüber in die Grube hinein. Am Boden sieht er eine Riesenschlange die auf ihn wartet, denn an der Wurzel nagen zwei Ratten, eine schwarze und eine weiße. Im Baum ist ein Bienennest und die aufgeschreckten Bienen stechen ihn unentwegt. Da fällt ein Tropfen Honig aus dem Nest, er fängt ihn mit der Zunge auf und frohlockt "Oh wie sehr ich genieße!"
Die Grube ist die Welt, die Wurzel ist das Leben, die Schlange ist der Tod, die Ratten sind Tag und Nacht, die Bienen sind die Leiden und der Honigtropfen ist die Freude.

Na, sträubt sich da nicht was dagegen? Schwärzer kann man ein Weltbild ja nicht mehr ausmalen. Ich glaube aber, wenn man's begriffen hat, strebt man wirklich nur nach Befreiung. Mir kommt so etwas vor wie ein herunterreißen des Schleiers, der die Wirklichkeit verhüllt. Schopenhauer war Experte darin und der Buddha sagt ja auch deutlich wie es ist, ich glaube alle Weisen sagen es. Die gute Botschaft ist, dass die Wirklichkeit gar nicht so schrecklich ist, wie sie aufgrund von Anhaftung zu sein scheint. Mit ungetrübtem Geist könnte man ihr mit friedlichem Gleichmut ins Auge blicken.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Ein Mensch ist in eine Grube gefallen und mit einem Bein an einer Baumwurzel hängengeblieben, so ragt er kopfüber in die Grube hinein. Am Boden sieht er eine Riesenschlange die auf ihn wartet, denn an der Wurzel nagen zwei Ratten, eine schwarze und eine weiße. Im Baum ist ein Bienennest und die aufgeschreckten Bienen stechen ihn unentwegt. Da fällt ein Tropfen Honig aus dem Nest, er fängt ihn mit der Zunge auf und frohlockt "Oh wie sehr ich genieße!"
Die Grube ist die Welt, die Wurzel ist das Leben, die Schlange ist der Tod, die Ratten sind Tag und Nacht, die Bienen sind die Leiden und der Honigtropfen ist die Freude.
Lol, siehe hier, @mukti, es kommt darauf an, wie man das Ganze betrachtet, ich meine , wir alle leben sowieso im ewigen Jetzt.

Die köstliche Erdbeere
Dieses Gleichnis erzählte Buddha seinen Schülern: Ein Mann traf auf einem Feld einen Tiger. Dieser griff ihn an, und der Mann lief davon. Auf der Flucht kam er an einen Abgrund, stolperte und begann, hinunterzurutschen. Er streckte die Hand aus und bekam einen kleinen Erdbeerbaum zu fassen, der an dem Steilhang wuchs. Dort hing er einige Minuten zwischen dem hungrigen Tiger und dem gähnenden Abgrund, wo er wohl bald den Tod finden würde. Plötzlich erspähte er eine saftige Beere an dem Erdbeerbaum. Er hielt sich mit einer Hand an dem Strauch fest, pflückte mit der anderen die Erdbeere und steckte sie in den Mund. Noch nie im Leben hatte ihm eine Erdbeere so süß geschmeckt! Das Wissen um den Tod gibt dem Leben des Erleuchteten Süße.
Aus: Anthony de Mello. Warum der Schäfer jedes Wetter liebt. Weisheitsgeschichten. S. 163.
Das Wort "genießen" kann bestimmt irreführend sein, denke ich. Gibt es eine andere, eher zen -buddhistische Auslegung der Geschichte:

Wenn wir die Heiligkeit des gegenwärtigen Augenblicks anerkennen, werden wir in der Lage sein, das Leben als ein Wunder zu betrachten und dankbar für jede Erfahrung zu sein – sei sie angenehm oder unangenehm.


Wenn wir also zwischen Geburt und Tod hängen und doch wissen, dass wir eines Tages sterben müssen, sollten wir dann nicht das Lebens genießen? Würde Sie die Erdbeere kosten, wenn Sie am Abgrund hängen würden? Wenn Sie wüssten, dass heute Ihr letzter Tag auf Erden wäre, würden Sie die Erdbeere essen oder sich Sorgen um den Tiger machen?
Die buddhistische Psychologie betont das Hier und Jetzt

Und wenn es wirklich um den letzten Augenblick des Lebens geht? Man isst die Erdbeere, aber es geschieht kein 'Anhaften', also kein 'Anklammern'. Man hängt ("klebt") nicht am 'Genießen', also innerlich, denn alles ist vergänglich.

P.S. Das passt auch zum Theravada , scheint mir. Wenn es kein Anhaften mehr gibt, entsteht kein neues Karma . Die ganze Kette der bedingten Entstehung ist zersprungen oder existiert nicht mehr. Das entspricht der Betrachtungsweise von Buddhadasa Bhikkhu, der selbst erzählt hat, dass er eine große Liebe zum Zen hatte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Lieber @Igor07 ,du lockst mich wieder aufs Glatteis ;)

Von T.S Elliot stammt der Ausspruch: all is always now.

Heißt über die Vergangenheit nachdenken,wie über die Zukunft spekulieren findet immer im Jetzt statt.
(findet etwas nicht im Jetzt statt wo dann?)

Man stellt sich oft das Jetzt als einen Punkt auf einer Strecke zwischen Vergangenheit und Zukunft vor.
Man könnte in einem Gedankenexperiment die vorgestellte Strecke des Jetzt in der Zeit unendlIch teilen…

Das Jetzt steht nicht in der Zeit,die Zeit steht im Jetzt
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Wow, danke sehr!
Meister Eckhart sagt im Prinzip dasselbe, wenn er über ewiges grüne Nu spricht. Die tolle Abhandlung zum Thema kann man bei D.T. Suzuki finden, "Der westliche und der östliche Weg".
 
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