Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Ich habe einiges Interessante zum Pali - das meiste ist leider zu umfangreich, um es hier einzustellen (z.B. Wilhelm Geiger_Pāli, Literatur und Sprache), aber das erste hat wohl eine gangbare Größe und ist vielleicht ganz hilfreich - und das zweite ist eine Zugabe für Interessierte ;)
 

Anhänge

Häufig gebrauchte Palibegriffe.PDF
179,3 KB · Aufrufe: 4


Zuletzt bearbeitet:
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Ein Augenöffner ist für mich der kurze Text von Santuttho Bikkhu, Papanca-die vielfältige Entfaltung.
Sorry, das ist der Text von :

Play Download 25.04.23Papañca – die vielfältige EntfaltungBernd GolzPapañcaPDF

Golz, Bernd​


Golz2.JPG


Nach einer umwälzenden Erfahrung im zarten Alter von 37 Jahren kam der Autor (Jhg. 1966) zu der Erkenntnis, dass die Welt nicht so ist, wie sie erscheint.

Über verschiedene Formen des Buddhismus gelangte er schließlich (auch Dank der BGM) zum Dhamma , so wie es vom Erhabenen gelehrt wurde (Zitat Golz: "Dem Dhamma sei Dank bin ich kein Buddhist.").

Da er im Laufe der Jahre nicht nur Wissen und Verständnis vom Dhamma erwerben konnte, sondern sogar ein klein wenig Weisheit erlangte (Ayya Khema: "Weisheit ist Erkanntes erleben."), versucht er nun seit einigen Jahren, etwas von diesem wunderbaren Geschenk aus Dankbarkeit zu teilen.

Wohl wissend, dass er noch nicht das Ende des Weges erreicht hat, versucht der Autor das Dhamma auf Augenhöhe weiterzugeben. Er versteht sich als Freund und Weggefährte, dem selbst das Dukkha oft genug noch bis zum Hals steht. Dies führt aber auch dazu, dass er wegen der erkannten Dringlichkeit oftmals eine Sprache verwendet, die auf zartbesaitete Blümchenbuddhisten abschreckend wirkt. Dies geschieht jedoch nur aus Mitgefühl, da in Anbetracht der geringen Zeitspanne, die uns noch zur Verfügung steht, und dem großen Berg an Hindernissen, den es zu bewältigen gilt, einfach keine Zeit für einschläfernde Wellness verschwendet werden sollte.

Alle Vorträge und Texte von ihm sind immer und ausschließlich Einladungen zur Reflexion, ganz im Sinne des Erhabenen: ehi-passiko - komm' und sieh' selbst.

Golz, Bernd
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Danke lieber @Igor07

Papanca im Nighandu von Santuttho Bikkhu

jetzt verstehe ich den Zusammenhang,die Übersetzung von Papanca stammt aus dem Wörterbuch vom oben genanntem Bikkhu 😀
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Wenn ich nicht hier und jetzt diese Kausalitätskette sehen, also erkennen kann – aufgrund meiner Vorstellung von der "Ich-Illusion", die ich nicht direkt wahrnehmen kann, da die normale menschliche Wahrnehmung verzerrt und getrübt ist – dann verwandelt sich der Buddhismus für mich in einen blinden Glauben, aber nicht in ein existenzielles Problem, das ich dringend lösen muss.

Das Problem ist dass ich Wahrnehmungen mit Begierde ergreife, oder mit Hass, und sie zu einem "Ich" mache oder zu etwas, das zum Ich gehört, zu "mein".
Dieses Ergreifen geistiger und körperlicher Phänomene ist bedingt durch den Durst, ich will etwas sein und etwas haben. Diese Illusion, dass ich etwas bin das ich in Wirklichkeit nicht bin, oder dass ich etwas habe das ich in Wirklichkeit nicht habe weil es ja vergänglich ist, ist eine Quelle der Leiden. Der Durst ist bedingt durch das Gefühl, das Gefühl ist bedingt durch den Kontakt des Bewusstseins mit den sechs Sinnen mit den entsprechenden Sinnesobjekten, der Kontakt ist bedingt durch Geist und Körper, Geist und Körper sind bedingt durch das Bewusstsein. Gäbe es kein Bewusstsein, gäbe es auch keinen Geist und Körper. Das Bewusstsein ist wiederum bedingt durch Geist und Körper, weiter kann man das nicht zurückführen - Bewusstsein und Geist/Körper bedingen einander.

So, Ānanda, bedingen Geist und Körper das Bewusstsein, bedingt das Bewusstsein Geist und Körper, bedingen Geist und Körper die Berührung, bedingt die Berührung das Gefühl, bedingt das Gefühl den Durst, bedingt der Durst das Ergreifen, bedingt das Ergreifen das Werden, bedingt das Werden die Geburt, bedingt die Geburt Alter und Tod, bedingt durch Alter und Tod entstehen Kummer, Jammer, körperliche und geistige Pein, Verzweiflung. So entsteht diese gesamte Masse von Leid.
D.15

Wenn ich mich nur immer daran erinnern und erkennen könnte dass Ergreifen zu Leiden führt, ergreife ich eben nichts. Alles was gerade jetzt ins Bewusstsein tritt, lasse ich sein ohne etwas daraus zu machen. Jeden Moment tritt irgendetwas im Fluss der Erscheinungen ins Bewusstsein und ich denke nur: 'Nicht ergreifen, es bringt Leiden'. Das wäre die innere Freiheit, wenn es da nicht ein Problem gäbe, nämlich dass mich die Gewohnheit in subtilen Illusionen festhält, weil ich in der Vergangenheit alles ständig ergriffen habe. Wenn ich nun denke 'nicht ergreifen', dann denke ich das mit getrübtem Bewusstsein. Unangenehmes nicht zu ergreifen ist oft relativ einfach, weil es ja unmittelbar leidvoll ist. Angenehmes nicht zu ergreifen ist auch möglich, weil schon die Erfahrung sagt, dass es am Ende zu Leiden führt wenn man dem Angenehmen nachgeht, etwa um ein begehrtes Objekt in seinen Besitz zu bringen. Es verschafft ja nie das dauerhafte Glück das man erwartet hat und endet oft in Verstrickung, Konflikt, Verteidigungskampf, Gier nach mehr, Enttäuschung, Verzweiflung, Krankheit usw. Da kann man sich also sagen, diesen Gegenstand oder diese Ansicht brauche ich nicht wirklich, es ist nur eine Belastung. Bei manchen Gewohnheiten ist diese Erkenntnis nicht klar und stark genug, um das Ergreifen zu verhindern. Manchmal klappt es, manchmal nicht.
Man kann ja einfach dranbleiben und je mehr man das Nicht-Ergreifen übt, desto mehr innere Freiheit erfährt man und die Geistestrübung klärt sich allmählich. Anhaftungen von denen man noch gar nichts wusste, werden langsam bewusst. Man bemerkt dass man das Ergreifen nicht plötzlich stoppen kann, sondern dass es ein fortschreitender Prozess ist. Zunächst lernt man zwischen heilsam und unheilsam zu unterscheiden und übt sich darin nur das Heilsame zu ergreifen, nicht das Unheilsame. Heilsam bedeutet soviel wie "der Prozess der Heilung", das ist der achtfache Pfad.
Übrigens gibt es auch heilsame Vorstellungen, ich kann nicht alle Vorstellungen mit einem Mal stoppen und auflösen, z.B. Vorstellungen über die Person des Buddha.
 
Zuletzt bearbeitet:
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Wenn ich mich nur immer daran erinnern und erkennen könnte dass Ergreifen zu Leiden führt, ergreife ich eben nichts. Alles was gerade jetzt ins Bewusstsein tritt, lasse ich sein ohne etwas daraus zu machen. Jeden Moment tritt irgendetwas im Fluss der Erscheinungen ins Bewusstsein und ich denke nur: 'Nicht ergreifen, es bringt Leiden'.
Das ist aber leid-er nicht ausreichend, wie es Samanera Bodhesako sehr gut und verständlich nachgewiesen hat. Auch im neuesten Artikel von Bernd Golz findet sich dieser Gedanke wieder.

Der Mensch kann die rekursive (oder „holistische“) Struktur nicht erkennen.

Ein Beispiel, frei nach Bodhesako:

Wenn ich die Angst vor der inneren Leere (alles ist absolut Dukkha, dem man niemals entfliehen kann) nicht zulasse, sondern verdränge oder rationalisiere, dann entstehen Ängste, Phobien, Süchte, egal welcher Art, oder sogar schwere Krankheiten. Denn, wie David R. Loy treffend ausführt, fühlt man sich lebendig, wenn man wirklich leidet – es ist sogar bevorzugt, zu leiden, als dieses innere Loch zu spüren. Auch das Verlangen nach Ruhm, Anerkennung und sogar der Krieg haben dieselben Wurzeln (derselbe Autor).



@mukti, wir reden aneinander vorbei – es tut mir leid, aber ich kann nichts dafür. Es ist bestimmt nicht verletzend gemeint. Ich kann nicht immer egal wen zitieren.

Nur wer innerlich realisiert hat, dass es nichts außer Dukkha gibt, wird dem Pfad folgen. Liebe Grüsse.

P.S. Man "denkt" darüber nicht, man "weiß" es. Überspitzt formuliert, so ist der Unterschied, wie ich ihn verstehe.

"Die moderne Welt kann viele von uns länger am Leben erhalten und den Tod manchmal körperlich weniger schmerzhaft machen, doch sie hat keine Antwort auf die Haltlosigkeit, die uns individuell und kollektiv quält, denn nichts in der Welt kann das bodenlose Loch in unserem Inneren füllen. Wenn wir nicht verstehen, was uns antreibt, werden wir uns letztlich festklammern - nicht nur an physische Objekte, sondern auch an Symbole und Ideologien, was meist am problematischsten ist." (David R. Loy)
Anmerkungen zu einer buddhistischen Revolution
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Oft schreibe ich einfach meine Gedanken zu den Beiträgen dazu, aber wahrscheinlich eignet sich das nicht für Dialoge. Da geistert noch eine Webseite von mir im Netz herum, ist es wohl besser meine Betrachtungen dort fortzusetzen.
Lieber @mukti, ich wollte dich bestimmt nicht verscheuchen. Jeder geht sowieso seinen eigenen Weg. Am Ende sind wir alle nur Menschen, oder?

Liebe Grüße.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Lieber @mukti, ich wollte dich bestimmt nicht verscheuchen. Jeder geht sowieso seinen eigenen Weg. Am Ende sind wir alle nur Menschen, oder?

Liebe Grüße.
Du verscheuchst mich nicht, lieber Igor. Vielleicht sollte man mehr auf den anderen eingehen, was nicht immer so einfach ist, weil jeder seinen eigenen Zugang zur Lehre hat der sich über Jahrzehnte entwickelt hat.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Eigentlich geht es doch nur darum wie man es schafft nirgends anzuhaften, das ist alles. Die vielen Worte und Übungen haben nur diesen einen Zweck der Befreiung von Anhaftungen an Körper, Geist und Sinnesobjekten. Weil man da so tief hineinverstrickt ist, braucht es eine umfangreiche Lehre die alle Irrtümer beseitigt. Die Lehre selbst kann aber auch zu einer Verstrickung werden:

Wohl gibt es, ihr Mönche, Toren, die sich die Lehre aneignen. Obzwar sie diese Lehre sich angeeignet haben, untersuchen sie nicht mit Weisheit den Sinn der Lehren. Da sie den Sinn nicht mit Weisheit untersuchen, gewähren ihnen die Lehren keine Einsicht . Sie lernen die Lehre nur, um Reden und Meinungen über sie äußern zu können. Den Zweck, um dessen willen sie die Lehre lernen, den merken sie nicht. Ihnen gereichen die unrecht angefassten Lehren lange zum Unheil und Leiden. (M.22)

Wissen ist nutzlos, wenn es nicht vom Sog des Begehrens, der Faszination von der Welt befreit, die das Bewusstsein in ihren Bann festhält. Der Eindruck dass einem was abgeht, dass man was versäumt, dass man etwas sehr wichtiges braucht, beruht auf Verblendung. Alles was man ist und hat wird einem genommen, nichts hat Bestand. Nur das gilt es bis auf den tiefsten Grund einzusehen und zu verwirklichen.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Die Lehre selbst kann aber auch zu einer Verstrickung werden:
Ja, so sehe ich das auch. Die Lehre ist nicht mehr als das Floß, also das Vehikel, die Leiter, der Hinweis. Man sollte aber keine Lehre" ver-absolut-isieren", denn dann verwandelt sie sich in eine Ideologie, aber nicht in eine unmittelbare innere Erfahrung, so wie es Paul Dahlke ausdrückte.

Wissen ist nutzlos, wenn es nicht vom Sog des Begehrens, der Faszination von der Welt befreit, die das Bewusstsein in ihren Bann festhält. Der Eindruck dass einem was abgeht, dass man was versäumt, dass man etwas sehr wichtiges braucht, beruht auf Verblendung. Alles was man ist und hat wird einem genommen, nichts hat Bestand. Nur das gilt es bis auf den tiefsten Grund einzusehen und zu verwirklichen.
Nun ja, ich denke, dass Unwissenheit und Begehren bedingte (also abhängig entstandene) Phänomene sind. Die innere ‚Faszination‘ ist sehr schwer zu erkennen, wie Sāmanera Bhikkhu ausführlich in seinem Essay ‚Veränderung – erlebte Vergänglichkeit im Lichte der Buddhalehre‘ aufgezeigt hat.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Zurück
Oben Unten