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Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
David R. Loy zitiert in seinem Buch „Ein neuer buddhistischer Pfad“ sehr oft die Erfahrungen von Th. Traherne, um die unermessliche Schönheit im Leben zu veranschaulichen.

Wenn wir in allem ausschließlich ein „Jammertal“ sehen, verpassen wir die goldene Mitte oder den mittleren Weg.

Der mittlere Weg ist weder am Schönen, noch am Hässlichen zu haften, weder am Glück, noch am Leid. Weil man aber von Natur aus das Glück begehrt, ist es angebracht sich an die leidvolle Seite zu erinnern, denn wenn man die eine Seite will, muss man die andere mit in Kauf nehmen. So sehe ich das.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Dazu ein Zitat aus dem Vimalakirti-Sutra . 1.Kapitel namens "Im Lande des Buddha":*
Da dachte Sariputra, unter dem Einfluss der übernatürlichen Kräfte des Buddha: 'Wenn es wahr ist, dass das Buddhaland rein ist, wenn das Herz des Bodhisattvas rein ist, war denn da das Herz des Meisters auch unrein, als er noch Bodhisattva war? Diese unsere Welt ist doch so unrein, wie wir mit eigenen Augen sehen können.'

Buddha, der Sariputra mitten ins Herz sah, sprach zu ihm: 'Was denkst du, Sariputra? Sind denn die Sonne oder Mond etwa unrein, weil Blinde sie nicht sehen können?' - 'O nein, Meister,' erwiderte Sariputra, 'das liegt nur an dem Blinden und nicht an Sonne und Mond.'

Buddha fuhr fort: 'Die Wesen können wegen ihrer Verblendung das reine Buddhaland nicht sehen. Es ist also nicht die Schuld des Tathagata . In Wirklichkeit, o Sariputra, ist unsere Welt immer rein, du aber bist es, der diese Reinheit nicht zu sehen vermag.'

*Vimalakirti - Das Sutra von der unvorstellbaren Befreiung, Book on Demand, Norderstedt, S.68/69
 
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Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Weil man aber von Natur aus das Glück begehrt, ist es angebracht sich an die leidvolle Seite zu erinnern, denn wenn man die eine Seite will, muss man die andere mit in Kauf nehmen. So sehe ich das.
Zunächst dann sollte der Begriff "Glück" definiert werden. Wenn es um das sogenannte "pissige" Glück geht (Übersetzung von Mettiko Bhikkhu ), das mit den sinnlichen Begierden verbunden ist, so handelt es sich dabei nicht um echtes Glück, sondern eher um verschleiertes Leiden. Denn der gewöhnliche Mensch erkennt nicht unmittelbar die Vergänglichkeit dieser Art von Glück. Die moderne Gesellschaft folgt dieser Denkweise, indem sie das Glück nur im Äußeren sucht. Das führt dazu, dass immer mehr konsumiert wird, während gleichzeitig immer mehr verdient werden muss. Dieses Verhalten kann als Teufelskreis beschrieben werden, in dem scheinbare Lösungen lediglich ein Trugbild sind, das uns blendet.

Wenn man aber die Texte von Thomas Traherne liest, bezieht er sich auf eine andere Art von Glück, bei der weder Tod noch Geburt existieren. Natürlich kann man die Existenzialisten kritisieren, aber sie haben das Problem klar erkannt. Nach Charles Darwin und Sigmund Freud, die das innere Wesen des Menschen enthüllt und auch entwertet haben, entstand der sogenannte Sozialdarwinismus, vertreten durch Herbert Spencer mit seiner These vom "Überleben des Stärkeren". Diese Sichtweise hat die negativen Seiten der menschlichen Natur nicht nur auf drastische Weise verstärkt, sondern auch alle möglichen Geistesgifte zum Erblühen gebracht. (Ironie).
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Zunächst dann sollte der Begriff "Glück" definiert werden. Wenn es um das sogenannte "pissige" Glück geht (Übersetzung von Mettiko Bhikkhu), das mit den sinnlichen Begierden verbunden ist, so handelt es sich dabei nicht um echtes Glück, sondern eher um verschleiertes Leiden.
Ich denke, es ist nicht angemessen, das in Samsara erlebbare Glück als pissiges Glück herabzuwürdigen. So lange wir uns in Samsara befinden, ist es angemessen, das Glück, das in Samsara erreichbar und erlebbar ist auch anzustreben. Es ist immer noch besser, in Samsara Glück statt Leid zu erleben.

Das Glück, das in Samsara erlangt werden kann, ist nicht das Problem. Das Problem besteht darin, dass wir die Qualität dieses Glückes falsch einschätzen und an dieser Einschätzung festhalten. Unsere Auffassung von samsarischen Glück ist also mit Täuschungen verbunden.

Wenn wir erkennen und akzeptieren können, dass das samsarische Glück ein vergängliches Glück ist, dann können wir dieses Glück genießen ohne durch seine Vergänglichkeit zu leiden.

Natürlich sollten wir uns nicht mit dem samsarischen Glück zufrieden geben, sondern das dauerhafte Glück der wahren Beendigungen, das dauerhafte Glück der Befreiung anstreben und mit dem achtfachen Pfad verwirklichen.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Zunächst dann sollte der Begriff "Glück" definiert werden. Wenn es um das sogenannte "pissige" Glück geht (Übersetzung von Mettiko Bhikkhu), das mit den sinnlichen Begierden verbunden ist, so handelt es sich dabei nicht um echtes Glück, sondern eher um verschleiertes Leiden.
....
Wenn man aber die Texte von Thomas Traherne liest, bezieht er sich auf eine andere Art von Glück, bei der weder Tod noch Geburt existieren.

Woraus schließt du, dass sich diese Texte auf ein Glück jenseits von Geburt und Tod beziehen? Sorry, aber mir scheint das eher eine poetische Schwärmerei zu sein - "Spiegel unendlicher Schönheit, Tempel der Majestät, Paradies Gottes, Stätte der Engel und das Tor des Himmels". Auch "wenn sie die Menschen nicht in Unruhe stürzen würden", gäbe es trotzdem Geburt, Alter, Krankheit und Tod in der Welt. Da nützt es nichts wenn man ganz in ihr aufgeht, "wenn die See selbst in deinen Adern fließt, dich der Himmel umhüllt und die Sterne dich krönen". Die See wird austrocknen, Himmel und Sterne werden auch vergehen. Wir hatten früher vom Glück der Entsagung gesprochen, dieses "dich recht an der Welt erfreuen" sieht mir nicht danach aus.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Wenn wir erkennen und akzeptieren können, dass das samsarische Glück ein vergängliches Glück ist, dann können wir dieses Glück genießen
Und wie kann man "genießen", wenn das Ziel darin besteht, das Begehren an der Wurzel abzuschneiden? Oder anders ausgedrückt: Wer sollte genießen? Bei einem Arahat gibt es keine „Ich“- und „Mein“-Identifikation. Das würde doch der gesunden Logik widersprechen, oder?

175. "Er erkennt Wesen unmittelbar als Wesen. Nachdem er Wesen unmittelbar als Wesen erkannt hat, stellt er sich nicht Wesen vor, er macht sich nicht Vorstellungen in Wesen, er macht sich nicht Vorstellungen von Wesen ausgehend, er stellt sich nicht vor 'Wesen sind mein', er ergötzt sich nicht an Wesen. Warum ist das so? Weil er verstanden hat, daß Ergötzen die Wurzel von Dukkha ist, und daß es mit Werden (als Bedingung) Geburt, und für alles, was geworden ist, Alter und Tod gibt. Daher, ihr Bhikkhus, ist der Tathāgata durch die völlige Vernichtung, die Lossagung, das Aufhören, das Aufgeben und Loslassen der Begehren zur höchsten vollkommenen Erleuchtung erwacht, sage ich."

Woraus schließt du, dass sich diese Texte auf ein Glück jenseits von Geburt und Tod beziehen?

Da die Realität nicht dual ist – das ist nicht meine Meinung, sondern die des Autors – trennen wir sie durch den Verstand oder die Logik. Es gibt jedoch keine Trennung zwischen Subjekt und Objekt; das würde der modernen Physik widersprechen.

Des Buddhas Zugang zu einem Verständnis des Lebens besteht darin, die Erlebensmuster zu bemerken, so wie wir sie erkennen, anstatt durch eine Art von eventuell unbeeinflufluusstem oder objektivem Standpunkt. „Die Welt“ ist die Welt unserer Sinne und kein Objekt „da draußen“, welches von einer unparteiischen Perspektive aus wahrgenommen werden kann. Es ist auch interessant, dass in der Domäne der QuaQuaantenphysik beobachtet wurde, dass „kein elementares Quaantenphänomen ein Phänomen ist, bis es ein beobachtetes Phänomen ist“4, und dass „das Universum nicht ‚da draußen‘, unabhängig von allen Beobachtungsvorgängen existiert“5. Diese Wechselbeziehung wurde durch den Physiker Fritjof Capra hilfreich zusammengefasst: Die Tatsache, dass alle Eigenschafte n von Partikeln von den Prinzipien bestimmt sind, die in enger Beziehung zur Beobachtungsmethode stehen, würde bedeuten, dass die Grundstrukturen der materiellen Welt ultimativ durch die Art bestimmt sind, in der wir die Welt betrachten; dass die beobachteten Muster der Materie Reflexionen der Muster des Geistes sind.6
Die Quelle: S.19;
Ajahn Amaro
"Auf den Geist kommt’s an
Der phänomenologische Zugangzur Lehre des Buddha"

Die Nicht-Dualität lässt sich nur wie ein Gedicht oder ein Haiku beschreiben, also als einen Hinweis, ein Zeichen. Das normale Leben geht sozusagen weiter. Es gibt einfach kein geeignetes Mittel, dies zu erklären. So David R. Loy.

Sieh Hier:

Das Astasahasrika Prajnaparamita Sutra beginnt mit einer Beschreibung dieser guten Unendlichkeit:


Wir können keine Weisheit auffinden, keine höchste Vollkommenheit,
Keinen Bodhisattva und auch keine Vorstellung von Erleuchtung.
Wenn er dies erfährt und darüber nicht verwirrt oder ängstlich wird,
So geht ein Bodhisattva den Weg in der Weisheit des Tathagata.
Nirgendwo in Form, Empfindung, Wahrnehmung, Willen und Bewußtsein
[den fünf Skandhas ]
Finden die Bodhisattvas einen Platz zum Niederlassen.
Sie wandern heimatlos, Dharmas binden sie nicht,
noch ergreifen sie diese (Conze, 1973, 1:5-7, S.9).

Loy, D. R. <1947-
 
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Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Ich finde den Anhang den @Igor07 im Beitrag 334 zugefügt hat sehr lesenswert.
Ist nicht lang nur 10 Seiten.

Darüber würde ich mich gerne austauschen,evt.in einem eigenen Faden,was aber nicht sein müßte,denn es passt durchaus hier rein. :)
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Da die Realität nicht dual ist – das ist nicht meine Meinung, sondern die des Autors – trennen wir sie durch den Verstand oder die Logik. Es gibt jedoch keine Trennung zwischen Subjekt und Objekt; das würde der modernen Physik widersprechen.

Ich weiß jetzt nicht von welcher Dualität hier die Rede ist, ob Subjekt "Ich" bedeuten soll und Objekt "Nicht-Ich", oder was anderes. In diesem Fall wäre das wohl eher Advaita-Vedanta, das Brahman wäre dann "das Eine ohne ein Zweites", was darauf hinausläuft "Ich bin Brahman". Ich kenne keine Stelle wo der Buddha das Nibbana so beschrieben hätte, es ist ein anderer Zugang und ob er zur höchsten Wirklichkeit führt, weiß ich nicht.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Ich kenne keine Stelle wo der Buddha das Nibbana so beschrieben hätte, es ist ein anderer Zugang und ob er zur höchsten Wirklichkeit führt, weiß ich nicht.
Wenn ich das sagen darf: Es gibt keine ‚höchste Wirklichkeit‘, denn alles ist bedingt entstanden. So kann man das ‚Höchste‘, sei es durch ‚Atman ‘ oder auf andere Weise, ewig suchen. Ich entschuldige mich.
In dem von mir zuvor verlinkten Text (von David R. Loy) gibt es zwei Zitate.

Wo es ein Objekt gibt, da gibt es auch ein Subjekt, doch nicht dort, wo es kein Objekt gibt. Aus der Abwesenheit eines Objekts resultiert auch die Abwesenheit eines Subjekts, und nicht nur die Abwesenheit des Ergreifens. Eben auf solche Weise entsteht jene Wahrnehmung, die ungeteilt, objektlos, unterschiedslos und überweltlich ist. Die Neigungen, Objekt und Subjekt als getrennte und reale Einheiten zu sehen, sind aufgegeben und das Denken wird in der wahren Natur des eigenen Denkens gegründet (Vasubandhu, 1964).

Sein ist nicht Sein. Nicht-Sein ist nicht Nicht-Sein. Verfehle diese Regel um Haaresbreite und du gehst tausend Meilen daneben" (Aitken, unveröffentlicht).
Der Buddha war gezwungen, die Sprache seiner Zeit zu verwenden. Wenn man das Herz- oder Diamant-Sutra liest, sieht man, dass der Buddha dort etwas anderes sagt.

Da diese Texte später entstanden sind, weiß ich nicht, was der Buddha wirklich gesagt hat – ich war ja nicht dabei (Ironie).

Ich verlasse mich nur auf meine eigene unmittelbare Erfahrung und die Logik.

1.10 Bāhiya


. . . Der Erhabene sprach zu Dārucīriya: "So mußt du dich üben: Wenn etwas gesehen wird, soll es nur Gesehenes sein, wenn etwas gehört wird, soll es nur Gehörtes sein, wenn etwas gedacht wird, soll es nur Gedachtes sein, wenn etwas erkannt wird, soll es nur Erkanntes sein. So mußt du dich üben: Wenn das, was du siehst, (für dich) nur Gesehenes sein soll; wenn das, was du hörst, (für dich) nur Gehörtes sein soll; wenn das, was du denkst, (für dich) nur Gedachtes sein soll; wenn das, was du erkennst, (für dich) nur Erkanntes sein soll, dann bist du nicht dabei (beteiligt); wenn du nicht dabei (beteiligt) bist, dann bist du weder in dieser Welt noch in jener Welt noch zwischen beiden. Dies ist das Ende des Leidens."
Man kann es als eine Art der nicht-dualen Wahrnehmung interpretieren, aber nicht als die „höchste“ Wahrheit, wenn man das rein "buchstäblich" versteht. Das ist nur meine persönliche Meinung.

 
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Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Wenn ich das sagen darf: Es gibt keine ‚höchste Wirklichkeit‘, denn alles ist bedingt entstanden.
Gut, das war nicht optimal ausgedrückt, was ich sagen wollte ist dass ich nicht weiß, ob Advaita Vedanta zur vollkommenen Befreiung führt. Das sind dann schon Bereiche die über meinen Erfahrungshorizont hinausgehen. Das Zitat von Vasubandhu übrigens auch, z.B. was eine objektlose Wahrnehmung sein soll kann ich nicht mal theoretisch nachvollziehen und mit dem Zitat von Aitken kann ich auch nichts anfangen.

Da diese Texte später entstanden sind, weiß ich nicht, was der Buddha wirklich gesagt hat – ich war ja nicht dabei (Ironie).

Ich verlasse mich nur auf meine eigene unmittelbare Erfahrung und die Logik.
Es gibt viele Lehren, für mich ist die Beste im Palikanon überliefert.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Es gibt viele Lehren, für mich ist die Beste im Palikanon überliefert.
Ich habe nichts dagegen, @mukti, aber dann frage ich mich einfach, warum Ajahn Amaro (und er ist definitiv Theravada ) im Buch auf Seite 29 Zen -Patriarchen zitiert habe (es war es auch früher verlinkt):

Hui Neng sagte:
In diesem Moment ist nichts, das beginnt zu sein.In diesem Moment ist nichts, das aufhört zu sein.In diesem Moment also, gibt es weder Geburt noch Tod, die beendet werden müssten.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Ich habe nichts dagegen, @mukti, aber dann frage ich mich einfach, warum Ajahn Amaro (und er ist definitiv Theravada) im Buch auf Seite 29 Zen-Patriarchen zitiert habe (es war es auch früher verlinkt):
Wahrscheinlich hat es gerade zu seinem Thema gepasst. Ich laufe auch nicht mit Scheuklappen herum und lasse nichts anderes gelten. Es interessiert mich einfach nicht besonders, weil ich alles habe was ich brauche. Das ist so viel, dass ich mich seit Jahren damit auseinandersetze und den Eindruck habe, erst am Anfang zu sein.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
In diesem Moment,ist nichts das beginnt zu sein.
In diesem Moment ist nichts das aufhört zu sein.
In diesem Moment also,gibt es weder Geburt noch Tod,die beendet werden müssten.

Wahrscheinlich hat es gerade zu seinem Thema gepasst.

Das wäre das Thema das in jedem Augenblick passen würde…
So wie jeden Augenblick die Erkenntnis „da ist kein Selbst,das ist nicht mein“ passen würde…

Wenn man nicht gerade wieder ausufern würde,wäre alles einfach.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
In diesem Moment,ist nichts das beginnt zu sein.
In diesem Moment ist nichts das aufhört zu sein.
In diesem Moment also,gibt es weder Geburt noch Tod,die beendet werden müssten.
In der Realität gibt es kein 'Jetzt'; der Moment ist einfach nicht vor- find-bar, genauso wenig wie die Vergangenheit oder die Zukunft. All das ist eine mentale Konstruktion, die durch die 'Ausuferung' entsteht.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Das ich hier dein Zitat von Hui Neng wiedergegeben habe ist dir schon klar…:unsure:

Weil da steht Monkeymind schrieb…;)
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Wenn man nicht gerade wieder ausufern würde,wäre alles einfach.
Der Geist fängt an nachzudenken, was die Worte bedeuten könnten. Oder er stellt sich vor wie es wäre im Moment zu sein, dort wo nichts entsteht und vergeht. Wie kommt man dort hin? Woher weiß ich überhaupt dass es das gibt? Das Werden gibt es, in jedem Moment entsteht etwas neues, ein Sinneseindruck, Gedanken, Gefühle, Wünsche. Nichts davon ergreifen, an nichts anschließen beendet die Dynamik des Werdens. Das Zentrum von dem was man ausmacht steht still, oder es ist, nach den Worten von Ajahn Chah, wie stilles, fließendes Wasser, wenn man nicht versucht die Stille festzuhalten, als etwas das geworden ist.

Nichts festhalten, das ist der Schlüssel, in dem Wissen dass es leidvoll ist, vergänglich und weder Ich noch mein. Damit sich die Tür zur unmittelbaren Erfahrung öffnet, sind Hindernisse aufzulösen, die sich eben jetzt in den Weg stellen. Auch die Lust an Geistobjekten, etwa am Denken, die mit der Identifikation mit dem Geist verbunden ist. Die Identifikation mit den khandha ist eine sehr starke Gewohnheit, eine Wohnstätte. Die vielfältigen Manifestationen der fünf Hindernisse (Sinnenlust, Ärger, Starrheit und Mattigkeit, Aufgeregtheit und Gewissenunruhe, Zweifelsucht) entstehen in Verbindung mit den Kilesa.
Ergreifen und Festhalten ist die Natur der Wesen, das was uns ausmacht. Wenn man übt nichts zu ergreifen bemerkt man erst die Vereinnahmungen, man beginnt langsam über die dunklen Bereiche der Ergriffenheit ein wenig bewusst zu werden, und über die Nicht-Bereitschaft sie loszulassen. So macht man halt all die Übungen des achtfachen Pfades, so wie man kann oder so wie man will.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Das ich hier dein Zitat von Hui Neng wiedergegeben habe ist dir schon klar…:unsure:

Weil da steht Monkeymind schrieb…;)
Das ist mir klar, lieber @Monkey Mind .

Ich kann nur versuchen, meine Version darzustellen, stimmt sie oder nicht, es wäre die andere Frage.

Der moderne Mensch spürt eine innere Leere, wie ein existenzielles Loch. Früher gab es die Religionen, die den Menschen innerlich in eine bestimmte Struktur eingebettet haben: Wenn man den Geboten Gottes folgt, gelangt man in den Himmel, egal was passiert, usw.

Als der Mensch Gott (als Archetyp) in seinem Inneren „tötete“, wie es Friedrich Nietzsche veranschaulicht, fühlte er sich, als wäre er in ein fremdes Universum hinausgeschleudert worden. So ähnlich, wie es Martin Heidegger beschreibt. Genau das ist Zen: Man sollte sich weiter in diese existentielle Kluft fallen lassen, was nichts anderes bedeutet, als bereit zu sein, hier und jetzt sofort zu sterben.

Wenn man diese immense Kraft der absoluten Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung aushält und den Sprung in den bodenlosen Abgrund wagt, erkennt man plötzlich, dass alles immer gut war, dass alles so ist, wie es ist – hell und klar. Die Berge und die Flüsse sind geblieben. Man stellt keine Fragen mehr nach Immanenz oder Transzendenz, Samsara oder Nirvana, Form oder Leere, Leben oder Tod. Man lebt einfach und ist sehr dankbar für alles. Man kann auch genießen, aber man klammert sich nicht daran fest, denn es gibt kein „Mein“ mehr, das die Illusion des „Ich“ permanent erzeugt. Alles ist so, wie es Thomas Traherne beschreibt: Die Leere ist Alles geworden.

Darüber zu reden macht keinen Sinn, denn die Sprache kann diesen Zustand nicht vermitteln. Aber man kann ihn erleben, erfahren. Dann erscheint das Leben als Wunder, als Mysterium, aber nicht als Aufgabe, bei der man einem Pfad folgen muss, um sich eine bessere Wiedergeburt zu verdienen. Wenn es kein „Ich“ und „Mein“ mehr gibt, bleibt nur noch die bewusste Absicht, und es entsteht kein Karma mehr. Das ist das Ende der Ethik. Aber man braucht sie auch nicht mehr, denn das Herz der Dinge ist mein eigenes Herz geworden. Es gibt keine Trennung mehr. Deshalb ist der Mensch (als Arahat) nicht in der Lage, Sila zu verletzen. Es ist auch eine andere Art zu leben, eine andere Art der Wahrnehmung. Und ich kann es nicht besser beschreiben.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Der Tod löst kein Problem. Durch ihn gehen die Verblendungen nicht zu Ende, sondern nur durch die Anwendung der geeigneten Gegenmittel. Die Gegenmittel kann man aber nur im Leben anwenden. Der Tod ist kein Gegenmittel gegen unsere Verblendungen.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Der Tod löst kein Problem. Durch ihn gehen die Verblendungen nicht zu Ende, sondern nur durch die Anwendung der geeigneten Gegenmittel. Die Gegenmittel kann man aber nur im Leben anwenden. Der Tod ist kein Gegenmittel gegen unsere Verblendungen.
Hier geht es wohl nicht um den körperlichen Tod, sondern um "den Sprung in den bodenlosen Abgrund", wenn sich "absolute Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung" einstellt. Also um den Durchbruch zu Anatta durch das Aufgeben des Ich. Aber diese absolute Hoffnungslosigkeit ist doch eher ein Ausnahmezustand, soll man den irgendwie herbeiführen? Abgesehen von der Frage, ob das überhaupt nachhaltig funktioniert.
 
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Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Absolute Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung führen einen ganz bestimmt nicht dazu, die Selbstlosigkeit der Person erkennen zu wollen. Man strebt die Einsicht in die Selbstlosigkeit der Person doch an aufgrund der Einsicht in die Leiden und ihre Ursachen.

Die Einsicht in Anatta ist eine tiefgründige Einsicht, die allerdings auch mit starken Empfindungen einhergehen kann, insbesondere wenn man ein unmittelbare Einsicht in Anatta während der Meditation hat.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Naja es ist Zen, wie @Igor07 sagt, da scheint es um einen plötzlichen Durchbruch zu gehen. Und "Selbstlosigkeit der Person" ist wohl ein Begriff aus einer anderen Lehre, im Theravada ist die Person immer ein Selbst. So wird das hier wieder ein ziemliches Durcheinander.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Absolute Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung führen einen ganz bestimmt nicht dazu, die Selbstlosigkeit der Person erkennen zu wollen. Man strebt die Einsicht in die Selbstlosigkeit der Person doch an aufgrund der Einsicht in die Leiden und ihre Ursachen.

Die Einsicht in Anatta ist eine tiefgründige Einsicht, die allerdings auch mit starken Empfindungen einhergehen kann, insbesondere wenn man ein unmittelbare Einsicht in Anatta während der Meditation hat.
Ich hatte es aber verlinkt, oder?:

Ebenso wie in der Psychotherapie schließt auch die buddhistische Antwort auf die bipolare Dualität das Anerkennen der verleugneten Seite ein. Wenn es der Tod ist, wovor sich das Selbst-Gefühl fürchtet, so ist die Lösung, das Selbst-Gefühl sterben zu lassen. Wenn es das Nichts (no-thing-ness) ist, wovor ich Angst habe (d.h. die verdrängte Intuition, daß das "Ich" nur ein Konstrukt ist, anstatt autonom und selbstexistent zu sein), so ist der beste Weg diese Furcht zu lösen, zu Nichts werden. Der im zwölften Jahrhundert in Japan lebende Zen-Meister Dogen faßt diesen Prozeß wie folgt zusammen:


Den buddhistischen Weg zu studieren bedeutet das Selbst zu studieren. Das Selbst zu studieren bedeutet das Selbst zu vergessen. Das Selbst zu vergessen bedeutet durch alle Dinge erweckt zu werden. Wenn du durch alle Dinge erweckt wirst, fallen dein Körper und Geist weg, ebenso wie der Körper und Geist der anderen. Keine Spur der Realisation bleibt zurück und diese Spurlosigkeit setzt sich ohne Ende fort (Dogen, in Tanahashi, 1985, S. 70).

Indem wir uns selbst "vergessen", verlieren wir unser Gefühl der Getrenntheit und erkennen, daß wir nichts anderes sind als die Welt. Meditation bedeutet zu erlernen, wie ich Nichts werde, indem ich lerne das Selbst-Gefühl zu vergessen, und das geschieht eben dann, wenn ich von meiner Meditations-Übung absorbiert werde.

Naja es ist Zen, wie @Igor07 sagt, da scheint es um einen plötzlichen Durchbruch zu gehen. Und "Selbstlosigkeit der Person" ist wohl ein Begriff aus einer anderen Lehre, im Theravada ist die Person immer ein Selbst. So wird das hier wieder ein ziemliches Durcheinander.
Nein, @mukti , denn Nanavira thera , Mettiko Bhikkhu und auch R. G. de S. Wettimuny( dana -books) sagen im Prinzip dasselbe. Und das ist Theravada!


 
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Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Und wie macht man das? Man stirbt ja nicht, nur weil man dazu bereit ist.
Wir reden aneinander vorbei, mein Lieber.

Hier ist der Tod der Ego-Struktur gemeint, also die innere Identifikation mit dem Körper. Man kann(wie) im Upasena-Sutta, SN 35,69 den Körper einfach so ablegen, obwohl der Mensch noch lebt.

Der Arahat ist von Tod und Geburt befreit, weil es für ihn kein „Selbst“ oder „Ich“ gibt.

Es geht also nicht um den Tod im wörtlichen Sinne, sondern um eine andere Art der Wahrnehmung.

LG.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Wir reden aneinander vorbei, mein Lieber.

Hier ist der Tod der Ego-Struktur gemeint, also die innere Identifikation mit dem Körper.

Das ist schon klar, ich hätte die Frage (Beitrag 370) besser gleich an dich stellen sollen, mache ich jetzt:

Hier geht es wohl nicht um den körperlichen Tod, sondern um "den Sprung in den bodenlosen Abgrund", wenn sich "absolute Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung" einstellt. Also um den Durchbruch zu Anatta durch das Aufgeben des Ich. Aber diese absolute Hoffnungslosigkeit ist doch eher ein Ausnahmezustand, soll man den irgendwie herbeiführen?
 
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