Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Davon ausgehend dass Subjekt "Ich" bedeutet, ist alles was ich wahrnehme Objekt. Wenn diese Trennung nicht existiert, bin ich alles was ich wahrnehme. Ich bin Bewusstsein das sich vielfältig manifestiert, darauf läuft es hinaus, da gibt es kein Subjekt und Objekt mehr. Habe ich das richtig verstanden?
Nicht vollkommen, sorry, @mukti .

Das Bewusstsein ist nur eines der fünf Khandhas . Daher führt eine Trennung zwischen den Khandhas zwangsläufig wieder zu Dualität. Doch oft fehlt uns die Fähigkeit, diese Trennung klar zu erkennen. Genau das wollte ich verdeutlichen: Wenn wir versuchen, das Dasein nach Leben und Tod oder Form und Leere zu trennen, usw.. verlieren wir die Ganzheit.

Wir projizieren das Ewige (das Jetzt) auf Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft, durch das, was du als "Verstrickungen auf der mentalen Ebene" bezeichnest. In diesem Prozess verlieren wir den "Buddha in uns", wie Ajahn Chah es ausdrückte, oder unsere "Buddha-Weisheit", was nichts anderes bedeutet als das "erwachte Gewahrsein unseres Geistes", wie Ajahn Amaro es formuliert.

Dies führt uns zurück zum ungelösten Leib-Seele-Problem, wie es auch in der westlichen Wissenschaft diskutiert wird. Und wenn wir über Avidya sprechen, erkennen wir, dass wir selbst Trishna erzeugen. Wir treiben das Rad des Samsara weiter, ohne dies wirklich zu sehen, was Mettiko Bhikkhu als Kernproblem beschreibt.

Die Soheit (Tathata) ist jedoch immer präsent. Wie Ajahn Chah sagte: Dhamma ist Natur.
Wenn alle Identifikationen, alle Anhaftungen wegfallen – was bleibt dann? Das ist eine wichtige Frage für die Meditation . Oder?

Alle Sutras und Lehren sind für mich nur Hinweise auf den Mond – sie zeigen mit dem Finger darauf, aber sie sind nicht der Mond selbst.

Zum Abschluss möchte ich ein Zitat aus einem Buch von Ajahn Amaro anführen, das diese Thematik gut zusammenfasst:

In diesem Moment ist nichts, das beginnt zu sein.In diesem Moment ist nichts, das aufhört zu sein.In diesem Moment also, gibt es weder Geburt noch Tod, die beendet werden müssten. 13Hui Neng, wie von Alan Watts zitiert in The Way of Zen , S. 201, Vintage Spiritual Classics, (1999).
Und wie ich es verstehe, genau das würde bedeuten: ‚Das Aufhören des Werdens ist Nibbāna.‘ In diesem Moment gibt es nichts, das beginnt zu sein, und ebenso nichts, das aufhört zu sein. Geburt und Tod sind nichts, was überwunden werden müsste. Was wir als Leben und Tod erleben, als Kommen und Gehen, sind lediglich Erscheinungen in der relativen Welt, doch jenseits dieser Dualität gibt es das Ungeborene, das Nicht-Werdende, das Nibbāna. Das bedeutet, dass das Aufhören des Werdens – das Beenden von Anhaftung und Begehren – gleichbedeutend mit der Verwirklichung des Nibbāna ist. In der Erkenntnis, dass nichts wirklich entsteht oder vergeht, liegt die Befreiung. In der So-heit-tathatā.

Und genau DAS wollte ich mit meinen Zitaten veranschaulichen, lieber @mukti.

Es kann nur im JETZT geschehen, kein anderer Ort wie die "Wiedergeburt" anderswo. Das würde nicht bedeuten, dass ich a priori das Leben nach dem Tod verneine, es spielt einfach für mich und meine Praxis keine Bedeutung.

Und ich kann es nicht besser erklären, @mukti.

Das Ganze erinnert mich an Meister Eckhart: "Alles Denken geschieht unter der Kategorie der Zeit, das wahre Erkennen dagegen schaut in einem ewigen Nu."
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Davon ausgehend dass Subjekt "Ich" bedeutet, ist alles was ich wahrnehme Objekt. Wenn diese Trennung nicht existiert, bin ich alles was ich wahrnehme. Ich bin Bewusstsein das sich vielfältig manifestiert, darauf läuft es hinaus, da gibt es kein Subjekt und Objekt mehr. Habe ich das richtig verstanden?
Wie der österreichische Physiker H.Pietschmann mal sagte: Die Kunst besteht darin, zu unterscheiden ohne zu trennen. Wir können das wahrgenommene Objekt und das wahrnehmende Subjekt voneinander unterscheiden, weil sie nicht identisch sind. Weil sie in gegenseitiger Abhängigkeit bestehen, können wir sie nicht voneinander trennen, denn wenn wir sie voneinander trennen, dann negieren wir, dass sie in gegenseitiger Abhängigkeit bestehen.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Nicht vollkommen, sorry, @mukti .
Dachte ich mir schon.

Das Bewusstsein ist nur eines der fünf Khandhas .
Ja, das ist klar.

Daher führt eine Trennung zwischen den Khandhas zwangsläufig wieder zu Dualität. Doch oft fehlt uns die Fähigkeit, diese Trennung klar zu erkennen.
Ist es denn nicht dual? Das Bewusstsein und das was bewusst ist.

Genau das wollte ich verdeutlichen: Wenn wir versuchen, das Dasein nach Leben und Tod oder Form und Leere zu trennen, usw.. verlieren wir die Ganzheit.
Verstehe ich nicht so recht. Die fünf Khandha machen das Leben aus und wenn sie auseinanderfallen ist das der Tod. Form (rupa-khandha) ist der Körper und der ist leer von einem Selbst. Wüsste jetzt nicht was da zu trennen oder nicht zu trennen, und was das für eine Ganzheit wäre. Es ist wohl eine andere Sichtweise.

Wir projizieren das Ewige (das Jetzt) auf Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft, durch das, was du als "Verstrickungen auf der mentalen Ebene" bezeichnest. In diesem Prozess verlieren wir den "Buddha in uns", wie Ajahn Chah es ausdrückte, oder unsere "Buddha-Weisheit", was nichts anderes bedeutet als das "erwachte Gewahrsein unseres Geistes", wie Ajahn Amaro es formuliert.
"Jetzt" erfahre ich (noch sehr undeutlich) wenn ich versuche nichts zu ergreifen und alles vorüberziehen zu lassen. Als ewig erfahre ich es nicht, nur in Relation zur Zeit in der die Dinge ablaufen. Ob es ein unabhängiges Jetzt gibt weiß ich nicht, rechne aber lieber nicht damit und der Buddha lehrt es wohl auch nicht.

Dies führt uns zurück zum ungelösten Leib-Seele-Problem, wie es auch in der westlichen Wissenschaft diskutiert wird. Und wenn wir über Avidya sprechen, erkennen wir, dass wir selbst Trishna erzeugen. Wir treiben das Rad des Samsara weiter, ohne dies wirklich zu sehen, was Mettiko Bhikkhu als Kernproblem beschreibt.
Da bin ich nicht so sicher, dass wir selbst Begehren (Trishna) erzeugen, eher scheint mir Begehren und Unwissenheit (Avidya) das Selbst zu erzeugen.

Die Soheit (Tathata) ist jedoch immer präsent. Wie Ajahn Chah sagte: Dhamma ist Natur. Wenn alle Identifikationen, alle Anhaftungen wegfallen – was bleibt dann? Das ist eine wichtige Frage für die Meditation. Oder?
Hm, die Natur bleibt dann würde ich sagen, das was von selber ist, ohne dass sich ein "Ich" einmischt. Ajahn Chah hat auch gesagt: Lasst die Natur in Ruhe, sie folgt ihren eigenen Gesetzen. Wie bei Bahyier: Das Bewusstsein erfährt Eindrücke über die sechs Sinne, das ist nicht deine Sache. Diese Erfahrung ist meditativ, nicht intellektuell.

Alle Sutras und Lehren sind für mich nur Hinweise auf den Mond – sie zeigen mit dem Finger darauf, aber sie sind nicht der Mond selbst.
So ist es.

Und wie ich es verstehe, genau das würde bedeuten: ‚Das Aufhören des Werdens ist Nibbāna.‘ In diesem Moment gibt es nichts, das beginnt zu sein, und ebenso nichts, das aufhört zu sein. Geburt und Tod sind nichts, was überwunden werden müsste. Was wir als Leben und Tod erleben, als Kommen und Gehen, sind lediglich Erscheinungen in der relativen Welt, doch jenseits dieser Dualität gibt es das Ungeborene, das Nicht-Werdende, das Nibbāna. Das bedeutet, dass das Aufhören des Werdens – das Beenden von Anhaftung und Begehren – gleichbedeutend mit der Verwirklichung des Nibbāna ist. In der Erkenntnis, dass nichts wirklich entsteht oder vergeht, liegt die Befreiung. In der So-heit-tathatā.

Und genau DAS wollte ich mit meinen Zitaten veranschaulichen, lieber @mukti.

Es kann nur im JETZT geschehen, kein anderer Ort wie die "Wiedergeburt" anderswo. Das würde nicht bedeuten, dass ich a priori das Leben nach dem Tod verneine, es spielt einfach für mich und meine Praxis keine Bedeutung.

Und ich kann es nicht besser erklären, @mukti.

Das Ganze erinnert mich an Meister Eckhart: "Alles Denken geschieht unter der Kategorie der Zeit, das wahre Erkennen dagegen schaut in einem ewigen Nu."

Ja Nibbana , aber das ist weit weg, oder anders gesagt, da ist eine dicke Schicht Unwissenheit aufzulösen. Und gerade jetzt löst sich nur sehr wenig auf bei mir. Irgendwann in einem späteren Jetzt wird sie sich hoffentlich ganz auflösen, wenn ich mich sehr bemühe, nach spätestens sieben Leben heißt es. Ich sehe das gerne pragmatisch, bezogen auf die Wirklichkeit, in der ich mich jetzt befinde.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Ist es denn nicht dual? Das Bewusstsein und das was bewusst ist.
Die Dualität entsteht durch die Sprache als das Mittel. Wenn wir sagen: "Es regnet", dann würde es nicht bedeuten, dass es etwas gibt, was den Regen auslöst. Es gibt also nur den Prozess des Regens.

Da bin ich nicht so sicher, dass wir selbst Begehren (Trishna) erzeugen, eher scheint mir Begehren und Unwissenheit (Avidya) das Selbst zu erzeugen.
Es gibt verschiedene Interpretationen, soweit ich weiß. Die Unwissenheit sollte das Begehren verursachen, dies betonen besonders die späteren Traditionen.Na ja, wie ich verstehe, gibt es doch kein "Selbst", und das ist Avidya. Dann entsteht als Folge davon Begehren (" Ich" und "Mein", also das Anhaften,

upādāna

also sollte es logisch sein, denke ich.
Paramattha-sacca, -dhamma, -vacana, -desanā, So Nyanatioka.

Ja Nibbana , aber das ist weit weg, oder anders gesagt, da ist eine dicke Schicht Unwissenheit aufzulösen. Und gerade jetzt löst sich nur sehr wenig auf bei mir. Irgendwann in einem späteren Jetzt wird sie sich hoffentlich ganz auflösen, wenn ich mich sehr bemühe, nach spätestens sieben Leben heißt es. Ich sehe das gerne pragmatisch, bezogen auf die Wirklichkeit, in der ich mich jetzt befinde.
Also kann ich nur über mich selbst sprechen. Wenn ich mich innerlich absolut nicht mit dem Körper, dem Alter, der Krankheit und dem Sterben, auch nicht mit dem Tod des Körpers, identifiziere, wäre es wie Nibbana. Aber das ist nicht mein Fall.

Sieben Leben oder noch mehr, ich weiß leider nicht. Die Hauptsache ist, dass ich mich bemühe, die reaktiven Muster, also die Kilesa, rechtzeitig zu bemerken und dagegen zu steuern.

Mir hilft immer, was dazu Nyanatiloka sagt; das ist das Ziel, wie ich es sehe.

das 'Nirwahn' (wörtl. das 'Erlöschen'),


bildet das höchste und letzte Endziel alles buddhistischen Strebens, d.i. das restlose 'Erlöschen' alles in Gier, Haß und Verblendung sich äußernden, das Leben bejahenden und sich krampfhaft daran klammernden Willenstriebes, und damit die endgültige, restlose Befreiung von allem künftigen Wiedergeborenwerden, Altern und Sterben, Leiden und Elend.

Verstehe ich nicht so recht. Die fünf Khandha machen das Leben aus und wenn sie auseinanderfallen ist das der Tod. Form (rupa-khandha) ist der Körper und der ist leer von einem Selbst. Wüsste jetzt nicht was da zu trennen oder nicht zu trennen, und was das für eine Ganzheit wäre. Es ist wohl eine andere Sichtweise.

Wir trennen, zerschneiden das Indra -Netz, sozusagen, oder man kann auch das Modell des holografischen Universums verwenden.

Es geht um Transzendenz, also, um es in einfacher Sprache zu sagen: Es gibt nichts, was dir/mir-- wirklich gehört, ebenso wenig ein „Ich“. Das ist wie das Leben auf Pump, das verkörperte Karma , denn die Zeit ist eine Konstruktion. So etwas wird oft in buddhistischem Seminar erklärt. Ich kann es nicht besser ausdrücken.

Jenseits des Denkens gibt es etwas, was man nicht fassen kann,
und dieses Etwas trägt und bewahrt mich.
Dogen Zenji; Zazenshin
 
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Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Die Hauptsache ist, dass ich mich bemühe, die reaktiven Muster, also die Kilesa, rechtzeitig zu bemerken und dagegen zu steuern.
Das sehe ich auch so. Wenn man nicht erkennt was unheilsam ist, kann man nicht gegensteuern. All die Muster von Gier, Hass und Verblendung, z.B. die fünf Hemmungen: Sinneslust, Ärger, Starrheit und Mattigkeit, Aufgeregtheit und Gewissensunruhe, Zweifelsucht.

Daß nun, ihr Mönche, ein Mönch, ohne diese fünf Hindernisse , diese Hemmungen und Überwucherungen des Geistes, diese Lähmungen der Weisheit überwunden zu haben, in der Kraftlosigkeit und Lähmung seiner Weisheit das eigene Heil oder das Heil der anderen oder das gemeinsame Heil erkennen und das übermenschliche Ziel des zur Heiligkeit befähigenden Erkenntnisblickes verwirklichen wird, das ist nicht möglich.
A.V.51

Übersetzung von Klaus Mylius:
kāma-cchanda: Aufpeitschung der Sinne.
vyāpāda: Übelwollen, böse Absicht, Böswilligkeit, 2. Schädigung.
thīna-middha: Trägheit und Schläfrigkeit.
uddhacca-kukkucca: Erregung und Reue.
vicikicchā: Unsicherheit, Ungewissheit, Zweifel.

Da findet man Strategien zum Gegensteuern - einiges löst sich auf indem man es zulässt und achtsam beobachtet, für einiges findet man Alternativen bzw. einen heilsamen Ersatz, einiges beherrscht man mit Willenskraft. Man probiert in der jeweiligen Situation so lange verschiedene Strategien aus, bis man eine gefunden hat die besonders gut funktioniert. Manchmal funktioniert sie nur eine Zeitlang, so dass man zu einer anderen Strategie wechselt. Einiges funktioniert schnell, einige hartnäckigen Gewohnheiten weichen nur langsam. Man lässt sich von Mißerfolgen nicht entmutigen und übt einfach immer weiter. Je mehr der Geist mit heilsamen Dingen erfüllt wird, desto weniger Platz bleibt für das Unheilsame. Heilsam ist was von Leid befreit und mit der Erleichterung und Klarheit, die mit der allmählichen Läuterung gelegentlich eintritt, hat man einen guten Grund zum Weitermachen.

Das Studium buddhistischer und anderer Lehren ist wohl auch eine Strategie, ich betreibe es aber nicht mehr so viel. Ich habe vor Jahren den Großteil meiner Bibliothek weggegeben, zudem einen Koffer voll Bücher in den Keller verbannt. Die Kilesa hat es kaum gekümmert dass ich mich mit all dem befasst habe, Theorie und Praxis erfahre ich als zwei unterschiedliche Dinge. Lieber gehe ich vom Komplizierten ins Einfache und vom Einfachen in die Tiefe und ziehe das heran, was sich in der Praxis bewährt. Könnte ich nur einen wesentlichen Lehrsatz bis auf den Grund durchschauen, wäre alles erledigt. Eigentlich ist alles was man dazu braucht in einem selber, dort will ich es finden. "Seid euch selber Zuflucht , mit der Lehre als Zuflucht", sagt der Erhabene.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Das Studium buddhistischer und anderer Lehren ist wohl auch eine Strategie, ich betreibe es aber nicht mehr so viel.
Lieber @mukti,

das Studium ist für mich deswegen wichtig, weil es mir ermöglicht, geistiges Training besser in das reale Leben umzusetzen. Aber nicht, um die Zeit totzuschlagen.

Jetzt aber zu einem rein praktischen Aspekt:
Wenn ich meine reaktiven Muster oder Begierden mindern möchte (so wie du es auch siehst), dann sollte ich mir darüber im Klaren sein, wie die Wahrnehmung funktioniert und warum die Belehrung an Bahya im Udana so erfolgreich war (Udana 1.10). Warum spricht der Buddha vom Ende des Leidens? Natürlich könnte man über die günstigen Voraussetzungen durch Wiedergeburt von diesem wandernden Asket sprechen, aber das bringt uns nicht weiter – rein praktisch gesehen.

Edward Conze (auch David R. Loy) geben sich die Mühe, den Prozess, der absolut automatisch abläuft, aufzuschlüsseln. Wenn ich irgendein Objekt sehe, dann lassen sich drei Phasen beobachten:

  1. Wir richten unsere Aufmerksamkeit darauf.
  2. Wir erkennen, worum es geht – sei es ein Bild, Buchstaben oder eine Blume auf der Wiese.
  3. Es entsteht ein „Anhaften“, ein „Begehren“ oder eine „Verzückung“. Die Schokolade ist so süß, ich möchte sie essen.
Um es ganz klar auszudrücken: Man sollte lernen, die einzelnen Phasen zu unterscheiden. Besonders wichtig ist der erste Moment, bevor das Erkennen der Blume oder der Schokolade stattgefunden hat. Denn danach wäre es zu spät – dann würde man automatisch die Schokolade begehren. Das ist einfach der Prozess der Konditionierung in der Psyche, ein Programm, das auch alle Tiere besitzen. Es folgt der Prozess der mentalen Ausuferung (Papañca), und so läuft Samsara weiter ab.

Wie es E. Conze sehr treffend formuliert: „Die Aufgabe ist es (nicht nur in der Meditation, wie ich anmerke), das Geschehen an den Anfangspunkt zurückzubringen, bevor irgendwelche Überlegungen( "Überlagerungen") den tatsächlichen und anfänglichen Reiz verzerrt haben.“ Denn sonst wäre es zu spät.

So kann man im Gehörten nur das „Gehörte“ hören und im Gesehenen nur das „Gesehene“ – es gibt eigentlich nicht mehr. In diesem Prozess, den die moderne Psychologie als Dekonstruktion der Wahrnehmung( der "Welt") bezeichnet, endet das Dukkha . ("Ich-Wahn").
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Wenn ich irgendein Objekt sehe, dann lassen sich drei Phasen beobachten:

  1. Wir richten unsere Aufmerksamkeit darauf.
  2. Wir erkennen, worum es geht – sei es ein Bild, Buchstaben oder eine Blume auf der Wiese.
  3. Es entsteht ein „Anhaften“, ein „Begehren“ oder eine „Verzückung“. Die Schokolade ist so süß, ich möchte sie essen.
Um es ganz klar auszudrücken: Man sollte lernen, die einzelnen Phasen zu unterscheiden. Besonders wichtig ist der erste Moment, bevor das Erkennen der Blume oder der Schokolade stattgefunden hat. Denn danach wäre es zu spät – dann würde man automatisch die Schokolade begehren. Das ist einfach der Prozess der Konditionierung in der Psyche, ein Programm, das auch alle Tiere besitzen. Es folgt der Prozess der mentalen Ausuferung (Papañca), und so läuft Samsara weiter ab.

Wie es E. Conze sehr treffend formuliert: „Die Aufgabe ist es (nicht nur in der Meditation, wie ich anmerke), das Geschehen an den Anfangspunkt zurückzubringen, bevor irgendwelche Überlegungen( "Überlagerungen") den tatsächlichen und anfänglichen Reiz verzerrt haben.“ Denn sonst wäre es zu spät.

So kann man im Gehörten nur das „Gehörte“ hören und im Gesehenen nur das „Gesehene“ – es gibt eigentlich nicht mehr. In diesem Prozess, den die moderne Psychologie als Dekonstruktion der Wahrnehmung( der "Welt") bezeichnet, endet das Dukkha. ("Ich-Wahn").

Hm, bedeutet das man bleibt in der ersten Phase, bevor man erkennt dass es sich z.B. um eine Blume handelt? Aber wie kann man so leben, wenn man nicht begreift was man wahrnimmt. Man weiß dann ja nicht mal was man essen kann und was nicht, dass ein Hemd etwas zum Anziehen ist usw. Ist das nicht das Bewusstsein eines Schwachsinnigen oder eines Tieres? Bitte nicht missverstehen, ich meine das nicht herabsetzend und liege vielleicht falsch, will es nur verstehen und nachvollziehen.

Ich praktiziere das nicht so, wenn ich etwa eine Blume wahrnehme, nehme ich auch meine geistige Reaktion wahr und belasse es dabei: Gesehenes ist nur Gesehenes und Erkanntes nur Erkanntes. Ich versuche nicht das Erkennen auszuschalten. Auch nicht das Fühlen, wenn der Anblick der Blume ein angenehmes Gefühl hervorruft, dann ist da eben ein angenehmes Gefühl. Ich gehe dem nicht nach, ergreife nichts mit Begehren, verweile nicht bei der Blume um sie weiter genießen zu können, und ergreife nichts mit Unwissenheit: 'mein Gefühl, Ich genieße'. Sehen, Erkennen, Fühlen finden statt, nichts davon ist meine Sache. Wenn ich eine Wahrnehmung ergreife muss ich leiden, weil alles unsicher und vergänglich ist. So übe ich das, und wenn dabei die Achtsamkeit vollkommen klar und unerschütterlich wäre, wäre es das Ende von Dukkha.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Das Problem ist doch nicht, dass wir wahrnehmen. Auch ein Arhat nimmt wahr. Das Problem ist doch, dass wir aufgrund von Unwissenheit auf ein Wahrnehmungsobjekt wie zum Beispiel eine Blume eine Qualität projizieren, die diese Blume gar nicht hat. Wir glauben aber felsenfest daran, dass die Blume diese projizierte Qualität tatsächlich besitzt. Wir halten etwas für die Realität was aber nicht der Realität entspricht. Das ist das Problem.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Hm, bedeutet das man bleibt in der ersten Phase, bevor man erkennt dass es sich z.B. um eine Blume handelt? Aber wie kann man so leben, wenn man nicht begreift was man wahrnimmt.
Ganz genau! Das Problem liegt im" Be-greifen". Also wir" Er-greifen" nach der Projektion,
So kann man die "Blume" ins Album stecken, aber sie ist schon längst verwelkt. Tot!

Das Problem liegt in der Sprache, die alles in Schubladen steckt. Mit der Blume ist alles in Ordnung.

Für Arahat gibt es kein Problem, denn er ist von allen Illusionen befreit. Er kann die Blume also als Blume sehen, doch es entsteht kein" Ab-bild "von ihr.

Er kann weiterhin aber! sehr aktiv handeln, denn er ist keine tote Maschine. Er betrachtet auch die Blume ohne 'Ich' und 'Mein', was nicht bedeutet, dass sie nicht existiert.

Wie in Dhp 1 beschrieben geht der Geist allen Dingen voran und so ist klar, dass dieses
Ausufern, diese geistige Ausbreitung von Ideen und deren Festsetzung (fixe Idee –
Besessenheit) die Grundlage für alle weltlichen Auseinandersetzungen bildet – vom der
Unzufriedenheit mit sich selbst, bis hin zum Krieg zwischen den Völkern; ein existenzielles
Problem erkennen die meisten Menschen jedoch nicht darin.
Dabei handelt es sich im Sinne des Dhamma des Erhabenen bei papañca aber um
eine massive Störung, die nicht nur verhindert, dass wir die Dinge so erkennen wie sie
tatsächlich sind (Soheit – tathāta), sondern sie trägt massiv zur Bildung der "Ich-Welt-
Illusion" bei, sprich: zur Erhaltung von dukkha.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Wenn z.B. ein Krug vor mir steht, sehe ich nur Form und Farbe und habe keine Ahnung wozu der gut ist?
Doch, das weiß doch jeder. Aber die Wahrnehmung funktioniert anders. Es gibt keine begrifflichen Benennungen wie lang/kurz, gut/schlecht. Genau diese Benennungen täuschen uns, als ob ihnen eine innewohnende, handfeste Realität und Beständigkeit zugrunde läge. Aber es ist nur ein Prozess, in dem alles erscheint, besteht und verschwindet. Wenn Ajahn Chah von stillem fließenden Wasser spricht..:

Habt ihr jemals fließendes Wasser gesehen? Habt ihr jemals stilles Wasser
gesehen? Wenn euer Geist friedvoll ist, ist er genau wie stilles, fließendes
Wasser. Habt ihr jemals stilles, fließendes Wasser gesehen? Da! Ihr habt
immer nur fließendes Wasser oder nur stilles Wasser gesehen, nicht wahr?
Aber ihr habt noch nie stilles, fließendes Wasser gesehen. Genau dort, wo
euer Denken euch nicht hinführen kann, könnt ihr Weisheit entwickeln,
obwohl es dort friedvoll ist. Euer Geist wird wie fließendes Wasser sein
und doch still. Es ist fast so, als wäre er still, und dennoch fließend. Also
nenne ich es „stilles, fließendes Wasser“. Hier kann Weisheit entstehen.
Der Arahat benötigt keine "Erklärungsmodelle" der Realität mehr, es gibt keinen "Anhaltspunkt", denn er hat alles durchschaut, wie es IST. ( im ewigen grünen Nu, M. Eckhart, -Metapher).

Das ist das Ziel, so wie ich es verstehe.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Doch, das weiß doch jeder. Aber die Wahrnehmung funktioniert anders. Es gibt keine begrifflichen Benennungen wie lang/kurz, gut/schlecht. Genau diese Benennungen täuschen uns, als ob ihnen eine innewohnende, handfeste Realität und Beständigkeit zugrunde läge. Aber es ist nur ein Prozess, in dem alles erscheint, besteht und verschwindet. Wenn Ajahn Chah von stillem fließenden Wasser spricht..:


Der Arahat benötigt keine "Erklärungsmodelle" der Realität mehr, es gibt keinen "Anhaltspunkt", denn er hat alles durchschaut, wie es IST. ( im ewigen grünen Nu, M. Eckhart, -Metapher).

Das ist das Ziel, so wie ich es verstehe.
Mag sein, für mich ist gegenwärtig vor allem das Nicht-Ergreifen nachvollziehbar. die Wahrnehmung dabei ist die Erinnerung (sati) dass es Leiden nach sich zieht, wenn man sich etwas zu Eigen macht. Ajahn Chah hat auch gesagt: Was ihr auch wahrnehmt, denkt 'nicht sicher'. Also einfach nichts begehren oder hassen, nichts festhalten, die Dinge sein lassen und nichts daraus machen, das ist die Stille im Fließen. Durch diese Übung bemerkt man wann und wo sich Begehren oder Aversion regen, oder bestimmte Ich-Vorstellungen, und was zu tun ist.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Mag sein, für mich ist gegenwärtig vor allem das Nicht-Ergreifen nachvollziehbar. die Wahrnehmung dabei ist die Erinnerung (sati) dass es Leiden nach sich zieht, wenn man sich etwas zu Eigen macht. Ajahn Chah hat auch gesagt: Was ihr auch wahrnehmt, denkt 'nicht sicher'. Also einfach nichts begehren oder hassen, nichts festhalten, die Dinge sein lassen und nichts daraus machen, das ist die Stille im Fließen. Durch diese Übung bemerkt man wann und wo sich Begehren oder Aversion regen, oder bestimmte Ich-Vorstellungen, und was zu tun ist.
Das ist aber wirklich nicht sicher. Ajahn Chan spricht dann über paramattha dhamma, also darüber, die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind.

Und das bedeutet, wie ich es verstehe, dass es kein festes "Ding" gibt, sondern nur den Prozess der bedingten Entstehung.

Es gibt auch Menschen, wie die existenzialistischen Philosophen, die die Welt genau auf diese Weise wahrnehmen. Mettiko Bhikkhu zitiert sie alle; es macht Sinn, sie zu erwähnen, um ein besseres Verständnis zu erlangen.

Der Haken besteht darin, dass, wenn man die Welt wirklich so sieht, nur das Loslassen übrig bleibt, und alle möglichen Kilesa haben keine Chance mehr.

Man kann es anders formulieren: Die Leerheit hat zwei Seiten, Weisheit und Mitgefühl – innerlich und äußerlich. Das würde aber den Rahmen des Fadens sprengen.

LG.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Das ist aber wirklich nicht sicher.
Das ist auch eine Meditationsmethode. Oder 'Sehen ist nur Sehen', 'Das bin ich nicht, gehört mir nicht', 'Begehren ist die Ursache von Leid', usw. Den Geist auf so einen Satz konzentrieren und dabei vollkommen über die Bedeutung bewusst sein, nur fünf Minuten ohne eine Sekunde abzuschweifen, ist mehr wert als alles über Paramattha Dhamma und sämtliche Existenzialisten zu lesen finde ich.
 
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Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Das ist auch eine Meditationsmethode. Oder 'Sehen ist nur Sehen', 'Das bin ich nicht, gehört mir nicht', 'Begehren ist die Ursache von Leid', usw. Den Geist auf so einen Satz konzentrieren und dabei vollkommen über die Bedeutung bewusst sein, nur fünf Minuten ohne eine Sekunde abzuschweifen, ist mehr wert als alles über Paramattha Dhamma und sämtliche Existenzialisten zu lesen finde ich.
Manche Menschen lesen nur deshalb, weil sie sich selbst darin erkennen. Und dann gibt es diejenigen, die die Welt rund um die Uhr genau so wahrnehmen – sie ticken so. ( "So-Heit"), nicht anders.

OT: Wenn es dich, wie ich es" emp-finde", ärgert, dass ich mich auf Nanavira oder Mettiko Bhikkhu beziehe, dann können sie nichts dafür, egal ob sie meditieren oder nicht. Befreiung kann nur im Jetzt geschehen. Schon der Gedanke an ein Jenseits oder an Wieder-geburt, die in der Zeit gebunden und irgendwann passieren soll, würde diese kleinen Lichtblicke sofort zerstören. Für mich persönlich wäre das sehr schade.🙏
 
Zuletzt bearbeitet:
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Manche Menschen lesen nur deshalb, weil sie sich selbst darin erkennen. Und dann gibt es diejenigen, die die Welt rund um die Uhr genau so wahrnehmen – sie ticken so. ( "So-Heit"), nicht anders.
Ja (y)
Darauf läuft alles hinaus, auf diese Wahrnehmung. So wie man mit dem physischen Auge sieht sobald man vom Schlaf erwacht ist, sieht man mit dem geistigen Auge die Wahrheit, wenn das Bewusstsein erwacht. So ist bei manchen Lehrreden des Buddha dem Hörer "das reine, klare Auge der Wahrheit" aufgegangen: "Was irgend auch entstanden ist, muss alles wieder untergehen" ( D.3, D.5 u.a.). Er hat "die Wahrheit gesehen, die Wahrheit gefasst, die Wahrheit erkannt, die Wahrheit ergründet, zweifelentronnen, ohne Schwanken, in sich selber gewiss, auf keinen anderen gestützt im Orden des Meisters." Das ist vermutlich mindestens der Stromeintritt.

OT: Wenn es dich, wie ich es" emp-finde", ärgert, dass ich mich auf Nanavira oder Mettiko Bhikkhu beziehe, dann können sie nichts dafür, egal ob sie meditieren oder nicht. Befreiung kann nur im Jetzt geschehen. Schon der Gedanke an ein Jenseits oder an Wieder-geburt, die in der Zeit gebunden und irgendwann passieren soll, würde diese kleinen Lichtblicke sofort zerstören. Für mich persönlich wäre das sehr schade.🙏
Falls mich das ärgern würde könntest du auch nichts dafür, aber es ärgert mich nicht wirklich. Nur bei einem ausgeprägten Skeptizismus bezüglich bestimmter Lehren regt sich bei mir gelegentlich noch ein wenig Widerstand und Traurigkeit.

Befreiung im Jetzt und Wiedergeburt sehe ich nicht so getrennt. Es macht einen Unterschied das gegenwärtige Dasein als das Einzige zu betrachten, oder als eine Episode im Samsara. Da hat man jeweils einen anderen Blick auf sich selber und alle Wesen. Die kleinen Lichtblicke zerstört mir das nicht, es passt gut dazu, denn je öfter sie auftreten, desto größer ist die Chance für eine günstige Wiedergeburt, um den Weg zur Befreiung fortzusetzen. So wie sich in diesem Leben eine Neigung zur Wahrheitssuche geltend gemacht hat, obwohl ich mit ganz anderen Werten erzogen wurde.
Es ist nicht zu leugnen, dass ich mich die meiste Zeit in einem Prozess des Strebens befinde - wenn es zu einer kleinen Erfahrung des Nicht-Tuns kommt, dann deshalb weil ich etwas dafür getan habe. Dieses Leben geht zu Ende und es ist mir nicht egal, wo ich dann landen werde. Erst mit dem Stromeintritt hat man die Gewissheit, dass man nie wieder in der Gebärmutter eines Tieres Zuflucht suchen wird, oder noch schlimmeres. Das sind nicht nur Glaubensvorstellungen für mich und ich habe die Absicht die höchste Wahrheit zu finden. Nach realistischer Einschätzung wird das schon noch ein Weilchen dauern.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Falls mich das ärgern würde könntest du auch nichts dafür, aber es ärgert mich nicht wirklich. Nur bei einem ausgeprägten Skeptizismus bezüglich bestimmter Lehren regt sich bei mir gelegentlich noch ein wenig Widerstand und Traurigkeit.
Na ja, das freut mich, mein Lieber.

Dieses Leben geht zu Ende und es ist mir nicht egal, wo ich dann landen werde. Erst mit dem Stromeintritt hat man die Gewissheit, dass man nie wieder in der Gebärmutter eines Tieres Zuflucht suchen wird, oder noch schlimmeres. Das sind nicht nur Glaubensvorstellungen für mich und ich habe die Absicht die höchste Wahrheit zu finden. Nach realistischer Einschätzung wird das schon noch ein Weilchen dauern.
Aber mein Leben geht auch zu Ende. Wenn Ethik aus der Angst kommt, wo das "Ich" – obwohl es nach dem Tod des Körpers gar nicht existiert (so Nyanatiloka, mehr braucht man eigentlich nicht, oder?) – doch irgendwie irgendwo landen würde, dann wäre es ähnlich wie im Christentum und in allen Religionen.

Das ist meine persönliche Meinung, wenn ich das sagen darf: Karl Marx definierte Religion als 'Opium des Volkes', so hatte ich es in meiner Kindheit in der UdSSR gelernt. Aber ich wollte ohne Drogen leben und sterben – wenn man mir das erlaubt, aha?

Es macht einen Unterschied das gegenwärtige Dasein als das Einzige zu betrachten, oder als eine Episode im Samsara. Da hat man jeweils einen anderen Blick auf sich selber und alle Wesen.
Apropos, diese ganzen Fragen über das Jenseits, das Leben danach usw. habe ich einem sehr guten Buddhisten gestellt, der viele Werke ins Deutsche übersetzt hat. Und was war seine Antwort?

"Du glaubst, dass es Dich gibt und dass es die Welt gibt – sogar im Traum setzt sich diese ‚Realität‘ fort. Warum also sollte es nicht auch eine jenseitige Welt geben? Für den Arahat gibt es das nicht."

Der Buddha musste die Wahnsymbolik benutzen – also die Konzepte der Wahnwelt – für gewöhnliche Menschen, sozusagen. Dann denke ich mir: Er hatte keine andere Option zur Verfügung.

Denn um den Weg aus dem Ich-Wahn zu zeigen, erschuf er die Lehre als Mittel. Aber man sollte das Vehikel, das Floß, niemals verabsolutieren – aus welcher Lehre auch immer einen Fetisch zu machen. Denn dann ernten wir Krieg, Zwist, Zank und dazu noch spirituellen Materialismus, um all das zu rechtfertigen.



Nibbana würde dann bedeuten, dass ich den Traum als bedingten und gesponnenen Traum erkenne, also als leere Show. Am Ende kann ich nichts dafür – die Show läuft weiter. Aber wenn man den Projektor ausschaltet oder das Licht im Saal anmacht, sieht man sofort, dass alles nur ein Film auf der Leinwand ist. Man kann ewig darüber reden, aber ich kann nichts hinzufügen.

Wenigstens wäre es sehr gut, wenn wir alle korrekt argumentieren und nicht die verschiedenen Lehrer beurteilen oder verurteilen, sei es Ñāṇavīra, Buddhadāsa Bhikkhu oder Mettiko Bhikkhu. Ich gehe davon aus, dass man lernen sollte, andere Meinungen zu respektieren. Das ist wirklich nicht viel verlangt.

Alles Gute!


S 36,4: „Der unerfahrene gewöhnliche Mensch, ihr Bhikkhus, redet also: „Am Grunde des Ozeans ist der bodenlose Abgrund des Höllen-feuers.“ Das aber, ihr Bhikkhus, wird vom unerfahrenen gewöhnlichen Menschen gesagt und ist nicht wahr und gibt es nicht. Das, ihr Bhikkhus, ist vielmehr eine Bezeichnung für schmerzliche körperliche Gefühle.“

S 35,135: „Ich habe, ihr Bhikkhus, die „sechsfaches Berührungsgebiet“ genannte Hölle gesehen. Was auch immer einer dort an Formen, Tönen, Düften, Säften, Gegenständen und Dingen erlebt, er er-lebt nur Nicht-Ersehntes, nie aber Ersehntes, er erlebt nur Ungeliebtes, nie aber Geliebtes, er erlebt nur Unerfreuliches, nie aber Erfreuliches. (...) Ich habe, ihr Bhikkhus, den „sechsfaches Berührungsgebiet“ genannten Himmel gesehen. Was auch immer einer dort an Formen, Tönen, Düften, Säften, Gegenständen und Dingen erlebt, er erlebt nur Ersehntes, nie Nicht-Ersehntes, er erlebt nur Geliebtes, nie Ungeliebtes, er erlebt nur Erfreuliches, nie Unerfreuliches. Erlangt habt ihr es, ihr Bhikkhus, gut erlangt habt ihr es, ihr Bhikkhus, dass ihr es zu diesem Zeitpunkt erlangt habt, den Brahma-Wandel zu führen!“
 
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Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Aber mein Leben geht auch zu Ende. Wenn Ethik aus der Angst kommt, wo das "Ich" – obwohl es nach dem Tod des Körpers gar nicht existiert (so Nyanatiloka, mehr braucht man eigentlich nicht, oder?) – doch irgendwie irgendwo landen würde, dann wäre es ähnlich wie im Christentum und in allen Religionen.

Das ist meine persönliche Meinung, wenn ich das sagen darf: Karl Marx definierte Religion als 'Opium des Volkes', so hatte ich es in meiner Kindheit in der UdSSR gelernt. Aber ich wollte ohne Drogen leben und sterben – wenn man mir das erlaubt, aha?
Meine Wenigkeit hat nichts dagegen wenn jemand seine persönliche Meinung sagt, besonders wenn er sich nicht erwartet, dass sie von allen geteilt wird.

Der Buddha musste die Wahnsymbolik benutzen – also die Konzepte der Wahnwelt – für gewöhnliche Menschen, sozusagen. Dann denke ich mir: Er hatte keine andere Option zur Verfügung.
Der Buddha hat nicht getrickst, sondern die Wahrheit gesagt:

Ich habe Wesen gesehen, die von Ehre überwältigt und im Herzen umsponnen, beim Zerfall des Leibes, nach dem Tode auf dem Abweg, auf schlechter Fährte, in Verderben, in der Hölle erschienen sind. Und ich habe Wesen gesehen, die von Nicht-Ehre überwältigt und im Herzen umsponnen, beim Zerfall des Leibes, nach dem Tode auf dem Abweg, auf schlechter Fährte, in Verderben, in der Hölle erschienen sind. Und ich habe Wesen gesehen, die von Ehre und Nicht-Ehre, von beidem überwältigt und im Herzen umsponnen, beim Zerfall des Leibes, nach dem Tode auf dem Abweg, auf schlechter Fährte, in Verderben, in der Hölle erschienen sind.
Nicht aber, weil ich es von einem anderen Asketen oder Priester gehört habe, sage ich dies: was ich vielmehr selber erkannt, gesehen, erfahren habe, davon sage ich jenes.
Itivuttakam 81
Wenigstens wäre es sehr gut, wenn wir alle korrekt argumentieren und nicht die verschiedenen Lehrer beurteilen oder verurteilen, sei es Ñāṇavīra, Buddhadāsa Bhikkhu oder Mettiko Bhikkhu. Ich gehe davon aus, dass man lernen sollte, andere Meinungen zu respektieren. Das ist wirklich nicht viel verlangt.
Davon gehe ich auch aus und wüsste nicht was mir diesbezüglich vorzuwerfen wäre.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Der Buddha hat nicht getrickst,
Der Buddha hat nicht gestrickt, aber ich meine etwas anderes:


Wenn dieses ist, ist dieses. Mit dem Entstehen von diesem, entsteht dieses, und zwar …"
M 34

Es passiert gleichzeitig, andernfalls hätte es geheißen: „Wenn dieses – dann jenes.“ Also zuerst die Ursache – dann( danach) die Wirkung.

So sagt Metthiko Bhikkhu:

Das Prinzip einer nicht-zeitlichen Bedingungsstruktur lautet: ‚Wenn dieses ist, ist jenes. Mit dem Entstehen von diesem entsteht jenes.‘ Das Prinzip einer zeitlichen kausalen Abfolge dagegen lautet: ‚Wenn dieses aufgehört hat, entsteht jenes. Nach dem Aufhören von diesem entsteht jenes.‘ Die Erklärungen zur ‚Quantentheorie der Wiedergeburt‘ oder zur ‚Lehre des Buddha über den Lebensfluss und das Weiterwandern‘ beruhen alle auf scholastischen Modellen, die zu wissen meinen, was in den Suttas überliefert ist. Dass es diese Modelle schon sehr lange gibt, wird manchmal als Argument für ihre Authentizität angeführt. Aber ihr Alter macht sie nicht richtiger. S.217. "Gegen den Strich".

Ich werde nun versuchen, das Problem mit meinen eigenen Worten zu erklären:

Wenn ich einen Film anschaue, kann ich ihn vor- und zurückspulen. Doch sowohl die Vergangenheit als auch die Gegenwart und die Zukunft stellen eigentlich den Prozess des Erlebens dar. Der ganze Film ist in gewisser Weise zeitlos – er existiert, weil ich an diese „Show“ glaube. Ich spule ihn ab und gestalte somit den ganzen Film selbst, doch ich kann das nicht bewusst wahrnehmen. Und nicht es zu erkennen. Und genau darin liegt das Problem. Der ganze Film läuft sozusagen außerhalb der Zeit, aber ich bin von dem Spiel hypnotisiert und nehme es als real wahr.

Ich denke, wir reden hier aneinander vorbei. Der Buddha konnte unmöglich die Erkenntnisse der modernen Physik oder die Struktur des Hologramms kennen. Er konnte nur in den Begriffen seiner eigenen Zeit sprechen. Das ist selbstverständlich.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Wenn ich einen Film anschaue, kann ich ihn vor- und zurückspulen. Doch sowohl die Vergangenheit als auch die Gegenwart und die Zukunft stellen eigentlich den Prozess des Erlebens dar. Der ganze Film ist in gewisser Weise zeitlos – er existiert, weil ich an diese „Show“ glaube. Ich spule ihn ab und gestalte somit den ganzen Film selbst, doch ich kann das nicht bewusst wahrnehmen. Und nicht es zu erkennen. Und genau darin liegt das Problem. Der ganze Film läuft sozusagen außerhalb der Zeit, aber ich bin von dem Spiel hypnotisiert und nehme es als real wahr.

Das ist wohl ein Film mit vielen Fortsetzungen, in denen der Hauptdarsteller in verschiedenen Kostümen erscheint. Wie auch immer, wenn man nicht mehr in diesem Drama leiden will, muss man die Vereinnahmung allmählich beenden, mittels des achtfachen Pfades.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Wie auch immer, wenn man nicht mehr in diesem Drama leiden will,
Na ja, mir scheint, dass sehr viele die Show genießen – das ist das Problem, wenn man den Buddhismus verstehen will. Sie wollen dieses „pissige“ Glück immer mehr und mehr. Man kann es so ausdrücken: Das Ver-gnügen ist wie der ver-gebliche Versuch, Genügen zu ver-schaffen. (Nicht von mir.)

"Ihr Bhikkhus, es gibt diese fünf Stränge sinnlichen Vergnügens. Was sind die fünf? Formen, die mit dem Auge erfahrbar sind, die erwünscht, angenehm, erfreulich und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Klänge, die mit dem Ohr erfahrbar sind, die erwünscht, angenehm, erfreulich und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Gerüche, die mit der Nase erfahrbar sind, die erwünscht, angenehm, erfreulich und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Geschmäcker, die mit der Zunge erfahrbar sind, die erwünscht, angenehm, erfreulich und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Berührungsobjekte, die mit dem Körper erfahrbar sind, die erwünscht, angenehm, erfreulich und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Dies sind die fünf Stränge sinnlichen Glücks. Das Glück und die Freude, die in Abhängigkeit von diesen fünf Strängen sinnlichen Vergnügens entstehen, werden Glück der Sinnesvergnügen genannt - ein schmutziges Glück, ein gewöhnliches Glück, ein unedles Glück. Ich sage von dieser Art des Glücks, daß es nicht gepflegt werden sollte, daß es nicht entfaltet werden sollte, daß es nicht geübt werden sollte, und daß es gefürchtet werden sollte."
Wer es so" sieht", der will nur! die Befreiung davon.

 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Wer es so" sieht", der will nur! die Befreiung davon.

Es gibt ja den Spruch "Die Wahrheit ist nicht schön und die Schönheit ist nicht wahr". In gewisser Weise trifft das zu:

Gefügt aus Knochen und aus Sehnen, darauf geklebt dann die Gewebehaut und Fleisch,
Den Körper, durch die Außenhaut verhüllt, man sieht ihn nicht, so wie er wirklich ist.
Gefüllt ist er mit Eingeweiden, mit Magen, Leber und der Blase;
Gefüllt mit Herz und Lunge, Nieren und der Milz.
Mit Nasenschleim und Speichel, Schweiß und Fett,
Mit Blut, Gelenköl, Galle, Lymphe ist er voll.
In Rinnsal neunfach fließt aus ihm beständig Unrat:
Vom Auge sickert Augensaft, vom Ohre kommt das Ohrenschmalz;
Es träufelt aus der Nase Rotz, vom Mund auch manchmal bricht man aus;
Man sondert Galle aus und Schleim, vom Körper rinnt der schmutzige Schweiß;
Und seines Schädels Höhlung birgt die Masse des Gehirns.
Dies alles hält für schön der Tor! Unwissen ist es, dem er darin folgt!

Enthüllung des Körpers
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Es gibt ja den Spruch "Die Wahrheit ist nicht schön und die Schönheit ist nicht wahr". In gewisser Weise trifft das zu:

Wie wahr! Danke für die Erinnerung. Gibt es nicht das Asubha-Sutta? Ach ja, AN 4.163 oder auch AN 10.60. Egal, man kann nicht alles lesen. Es ist eigentlich das beste Mittel, um die Ent-reiz-ung, also die Loslösung von den Anziehungskräften und die Ent-sücht-ig-ung, zu erfahren. Die Berauschung durch Schönheit, Gesundheit und Jugend verflüchtigt sich dann wie Rauch. Alles verweht. Es bleibt nur Staub und Asche.

Ich erinnere mich an einen Fall: Es war ein altes Paar, und beide hatten Krebs im Endstadium. Der Mann war jedoch zuerst gestorben. Als wir in der Wohnung waren, habe ich nicht sofort bemerkt, dass er schon tot war. Er sah so friedlich und ruhig aus. Das war unfassbar und unglaublich. Es hat mich zutiefst erschüttert. Ich dachte darüber nach, dass meinem Körper genau dasselbe Schicksal bevorsteht – das ist einfach unausweichlich. Was geboren wird, ist dazu verdammt, zu sterben.

Wenn man, und das ist wirklich nur meine persönliche Meinung, aus dieser Perspektive den Körper als ein ihm nicht zugehöriges Vehikel betrachtet, kann man Mitgefühl für alle Lebewesen empfinden, denn sie sind fasziniert vom Rausch. Aber wie bei jeder Sucht endet es sehr elend. Es ist gut, wenn der Mensch darüber nachdenkt, und der Dharma ist der einzige Weg, der auf das Ende dieses Elends hinweisen kann.

3. Was aber, Ānanda, ist die Betrachtung der Unreinheit? Da betrachtet der Mönch diesen Körper, von der Fußsohle aufwärts und vom Haarschopf abwärts, den hautumgrenzten, mit vielerlei Unrat angefüllten, so nämlich: 'An diesem Körper gibt es Kopfhaare, Körperhaare, Nägel, Zähne, Haut, Fleisch, Sehnen, Knochen, Knochenmark, Nieren, Herz, Leber, Innenhaut, Milz, Lunge, Darm, Gekröse, Mageninhalt, Kot, Galle, Schleim, Eiter, Blut, Schweiß, Fett, Tränen, Lymphe, Speichel, Rotz, Gelenköl und Urin.' So weilt er bei diesem Körper in Betrachtung seiner Unreinheit. Das, Ānanda, nennt man die Betrachtung der Unreinheit.


4. Was aber, Ānanda, ist die Betrachtung des Elends? Da begibt sich der Mönch in den Wald, an den Fuß eines Baumes oder in eine einsame Behausung und erwägt bei sich also: 'Wahrlich, voller Leiden ist dieser Körper, voller Elend. Es entstehen in diesem Körper mannigfache Leiden, als wie Erkrankungen von Auge, Ohr, Nase, Zunge, Leib, Kopf, Ohrmuschel, Mund und Zähnen, Husten, Engbrüstigkeit, Schnupfen, Entzündung, Fieber, Magenschmerzen, Ohnmacht, Durchfall, Gliederreißen, Ruhr, Aussatz, Beulen, Ausschlag, Schwindsucht, Fallsucht, Zitteroch, Jucken, Grind, Krätze, Räude, Erkrankungen des Blutes und der Galle, Zuckerkrankheit, Lähmung, Blattern, Fistel, durch Galle, Schleim und Gase oder deren Zusammenwirken hervorgerufene Krankheiten, durch Temperaturwechsel, unregelmäßige Lebensweise und Unfall bedingte Krankheiten, durch früheres Karma verschuldete Krankheiten, sowie Kälte, Hitze, Hunger, Durst, Kot und Urin.' So weilt er bei diesem Körper in Betrachtung des Elends. Das, Ānanda, ist die Betrachtung des Elends.
 
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Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Ich erinnere mich an einen Fall: Es war ein altes Paar, und beide hatten Krebs im Endstadium. Der Mann war jedoch zuerst gestorben. Als wir in der Wohnung waren, habe ich nicht sofort bemerkt, dass er schon tot war. Er sah so friedlich und ruhig aus. Das war unfassbar und unglaublich. Es hat mich zutiefst erschüttert. Ich dachte darüber nach, dass meinem Körper genau dasselbe Schicksal bevorsteht – das ist einfach unausweichlich. Was geboren wird, ist dazu verdammt, zu sterben.
Das erinnert mich an ein Paar das an fortschreitender Lähmung litt. Er lag im Bett und war bereits vollständig gelähmt, konnte nicht einmal einen Finger bewegen. In seinem Blick war nur Leid. Sie saß daneben im Rollstuhl und erwartete dasselbe Schicksal. Vielleicht haben sie sich durch diese Krankheit kennengelernt. Man denkt 'Mir wird das nicht passieren'. Aber jederzeit kann alles passieren und man ist dem hilflos ausgeliefert. Wie kann man glauben die Welt sei schön, wo sie doch wahrlich ein Jammertal ist. Wie viele Wesen erleiden jetzt wo ich das schreibe furchtbare Qualen, und so ist das immer, zu jeder Zeit.
Das Schöne und Angenehme ist wie der Köder einer Falle, begehrt man es, schnappt die Falle zu. In der Schule und der Erziehung lernt man nur nach dem Köder zu schnappen, erst von den Weisen Indiens habe ich gelernt die Dinge so zu sehen wie sie wirklich sind und dass das wahre Glück eigentlich in der Entsagung liegt. Aber es ist schwierig, wenn alle um einen herum in der Gegenrichtung unterwegs sind.

Wenn man, und das ist wirklich nur meine persönliche Meinung, aus dieser Perspektive den Körper als ein ihm nicht zugehöriges Vehikel betrachtet, kann man Mitgefühl für alle Lebewesen empfinden, denn sie sind fasziniert vom Rausch. Aber wie bei jeder Sucht endet es sehr elend.
Dieses Mitgefühl ist die edelste Empfindung die man da haben kann finde ich, nicht etwa Verachtung.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Wie kann man glauben die Welt sei schön, wo sie doch wahrlich ein Jammertal ist. Wie viele Wesen erleiden jetzt wo ich das schreibe furchtbare Qualen, und so ist das immer, zu jeder Zeit.
Na ja, lieber @mukti, es tut mir wirklich leid, wenn ich dich wieder ärgere, aber das ist nur meine persönliche Meinung.

Wie ich schon früher geschrieben habe – die Leerheit hat zwei Seiten: Weisheit und Mitgefühl.

David R. Loy zitiert in seinem Buch „Ein neuer buddhistischer Pfad“ sehr oft die Erfahrungen von Th. Traherne, um die unermessliche Schönheit im Leben zu veranschaulichen.

Wenn wir in allem ausschließlich ein „Jammertal“ sehen, verpassen wir die goldene Mitte oder den mittleren Weg. Schau mal:

Die Welt ist ein Spiegel unendlicher Schönheit, doch sieht dies kein Mensch. Sie ist ein Tempel der Majestät, doch achtet dies kein Mensch. Sie wäre ein Gebiet des Lichts und des Friedens, wenn die Menschen sie nicht in Unruhe stürzen würden. Sie ist das Paradies Gottes. Sie ist dem Menschen mehr, seitdem er gefallen ist. Sie ist die Stätte der Engel und das Tor des Himmels. Als Jakob aus seinem Traum erwachte, sagte er: „Gott ist hier und ich wusste es nicht. Wie furchtbar ist diese Stätte! Hier ist nichts anderes als Gottes Haus, hier ist die Pforte des Himmels.“


Thomas Traherne (1636 – 1674)
Oder:

Niemals
wirst du dich der Welt
recht erfreuen,
ehe nicht die See selbst
in deinen Adern fließt,
dich der Himmel umhüllt
und die Sterne dich krönen.


Und betrachte dich
als den einzigen Erben
der ganzen Welt –
und mehr als das,
denn Menschen sind in ihr,
von denen jeder einzelne
einziger Erbe ist, genau wie du.


Thomas Traherne (1636 – 1674) in seinen “Centuries of Meditations”

Spiegel unendlicher Schönheit
 
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