In den Lehren des Yoga und Vedanta gibt es auch die Auffassung, dass kein neues Karma mehr geschaffen wird, wenn das Ziel erreicht ist. Ob es das schon vor dem Buddha gab, dürfte schwer nachzuweisen sein. Jedenfalls gibt es Unterschiede in der Auffassung, was das höchste Ziel ist.
Kann sein,
@mukti .
Das Problem, wie ich es verstehe, liegt auf einer tieferen Ebene.
Es ist unmöglich, das Ende der Welt durch Gehen zu erreichen; aber wenn du das Ende der Welt nicht erreichst, wirst du auch nicht das Ende von Dukkha – des Leidens – erreichen.
(SN 2, 26)
Und weiter heißt es: „In diesem klafterlangen Körper, mit seinen Gedanken und Wahrnehmungen, liegt die Welt, der Ursprung der Welt, das Ende der Welt und der Pfad, der zum Ende der Welt führt. Jemand, der die Welt erkennt, erreicht das Ende der Welt. Mit dem Erreichen des Endes der Welt begehrt er weder nach dieser Welt noch nach einer anderen.“
Das ist der eigentliche Kern der Sache. Bhikkhu
Bodhi bezeichnet dies als vielleicht die tiefgründigste Behauptung in der Geschichte des menschlichen Denkens.
Aber warum ist das so?
Gewöhnlich denken wir, dass „ich“ und die „objektive Welt da draußen“ getrennt existieren. Doch die gesamte Welt entsteht in gewisser Weise durch unser Erleben, durch unseren eigenen Geist. Dies wird bereits in den ersten Versen des
Dhammapada sehr klar ausgedrückt: "Der Geist geht allem voran...."
Phänomenologisch betrachtet sind wir jedoch nicht in der Lage, diese Selbsttäuschung, die wir selbst erzeugen, vollständig zu durchschauen. Infolge dieser Verblendung verdoppeln wir die Projektion: Wir glauben, wenn wir nur hart genug praktizieren, könnten wir irgendwann etwas erreichen oder erlangen.
Doch durch diese Verblendung schaffen wir neues Karma. Ich kann nicht ausschließen, dass es ein Leben nach dem Tod gibt – vielleicht ist das so. Aber wenn ich diese ursprüngliche Trennung, diese Dualität in mir selbst, nicht erkenne, verfange ich mich immer tiefer in der Illusion eines getrennten Selbst. In diesem Zustand kämpfe ich gegen „die Welt“, was aber letztlich nur zu weiterem Leiden führt. ("Ich-Wahn"=)
Im Advaita Vedanta wird diese Dualität als Illusion – als Maya – betrachtet, die die Vorstellung einer Grenze zwischen „mir“ und der Welt erzeugt. Diese Grenze lässt sich jedoch in Wirklichkeit nicht finden. Die Welt ist vielmehr wie Indras Netz, ein Netz gegenseitiger Beziehungen, aber kein festes Ding an sich.
Meine Sichtweise ist, dass der Mensch – unbewusst – am „Anatta“,
am Konzept des Nicht-Selbst, festhält und so den Kreislauf des Dukkha weiter aufrechterhält. Wir klammern uns weiter an alles Mögliche, hängen an Dingen, obwohl wir tief im Inneren wissen, dass sie uns nicht wirklich gehören. Diese Erkenntnis kann sehr entmutigend wirken. Ein Evolutionsbiologe würde wahrscheinlich argumentieren, dass solch eine
Einsicht nicht förderlich für das Überleben ist – wie es auch im Buch „Buddhismus wirkt“ beschrieben wird.