die Lage eines Lehrers ist scheinbar nicht die einer Mutter. Weil seine Schüler ja erwachsen sind, selbst praktizieren können und auch einen weiteren Lehrer suchen können.
 
Danke @svea, ja du hast recht. Auch ich bin oft schlechte Gesellschaft. Ich vergesse das gerne und schau nur auf andere, dabei bin ich nicht besser als die meisten. 🤷‍♀️
Diese Selbsterkenntnis ist doch schon viel besser als völlig unreflektiert zu denken: "Ich bin der Mittelpunkt des Universums" 😁
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe aus dem Blickwinkel verschiedener Rollen, die mein jetziges Leben prägten. Als Sohn, als Ehemann, als Arbeitnehmer, als Volkswirt und vor allem als Schüler der buddhistischen Philosophie, wobei ich versuche, diese in mein Leben zu integrieren.
Liebe @Turmalin, Du schriebst:
die Lage eines Lehrers ist scheinbar nicht die einer Mutter. Weil seine Schüler ja erwachsen sind, selbst praktizieren können und auch einen weiteren Lehrer suchen können.
Ich ging nun erst einmal davon aus, dass die Kinder zumeist erwachsen sind, wenn die Mutter stirbt, ... (und manch einer hat ein besseres Verhältnis zu seinem Lehrer, als zu seiner Mutter. Die Trauer um den verstorbenen Lehrer kann sehr tief (und lehrreich) sein. (Loslassen üben)
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Liebe @Turmalin, Du schriebst:

Ich ging nun erst einmal davon aus, dass die Kinder zumeist erwachsen sind, wenn die Mutter stirbt, ... (und manch einer hat ein besseres Verhältnis zu seinem Lehrer, als zu seiner Mutter. Die Trauer um den verstorbenen Lehrer kann sehr tief (und lehrreich) sein. (Loslassen üben)
Die Sorge von vielen Müttern ist ja, zu sterben, bevor die Kinder groß sind. Ich finde das echt ein Problem und glaube nicht, dass Lehrer das Problem in der Dimension haben. Da sie nicht für Minderjährige verantwortlich sind.
Trotzdem kann bestimmt ein Lehrer was zu dem Problem sagen, da er es wahrscheinlich schon von anderen Müttern gehört hat. Bzw ich denke, diese Sorge haben vor allem alleinerziehende Eltern, egal ob Mutter oder Vater.

Die Person, die loslassen übt, ist ja in dem Fall die Mutter, die sich diesen Satz aus den Boddhisattva Regeln klar macht.
 
Danke @svea, ja du hast recht
Hach. Geht runter wie Öl. 😁
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Auch ich bin oft schlechte Gesellschaft. Ich vergesse das gerne und schau nur auf andere, dabei bin ich nicht besser als die meisten. 🤷‍♀️
Wobei das ja eine Art zu lernen ist, zumindest für mich. Also ich nehme die unangenehmen Dinge bei anderen auf und ziehe mich zurück. Und dadurch merke/lerne ich, dass ich das eigentlich gar nicht mag. Wenn ich dann bemerke, dass sich jemand anders zurück zieht, dann sehe ich ja, dass ich nicht anders bin als die anderen, von denen ich mich zurück gezogen habe.

Und wenn gar niemand da ist, dann bin ich selbst schlechter Umgang für mich. 😁 Da finde ich dann auch wieder Achtsamkeit wichtig.

Also, was ich sagen will, ist, dass du ja kein schlechter Mensch bist, @Nyinje ☼ (keiner ist ein schlechter Mensch), sondern dass man von den "schlechten" Menschen genau so viel lernen kann wie von den "Guten".

Am Ende (--> Bodhisattva ) steht ja, dass man selbst eine wird. Also guter Umgang für andere. :)
und glaube nicht, dass Lehrer das Problem in der Dimension haben. Da sie nicht für Minderjährige verantwortlich sind.
Meine beiden Lehrer haben immer gesagt, dass sie sich für ihre Schüler verantwortlich fühlen. Aus Vajrayana -Sicht ist es so, dass ja nur der Nirmanakaya des Lehrers weg ist, Sambhogakaya und Dharmakaya sind immer da, auch für die Schüler*innen.
 
Die Sorge von vielen Müttern ist ja, zu sterben, bevor die Kinder groß sind. Ich finde das echt ein Problem und glaube nicht, dass Lehrer das Problem in der Dimension haben. Da sie nicht für Minderjährige verantwortlich sind. Trotzdem kann bestimmt ein Lehrer was zu dem Problem sagen, da er es wahrscheinlich schon von anderen Müttern gehört hat. Bzw ich denke, diese Sorge haben vor allem alleinerziehende Eltern, egal ob Mutter oder Vater. Die Person, die loslassen übt, ist ja in dem Fall die Mutter, die sich diesen Satz aus den Boddhisattva Regeln klar macht.
Siehst Du, liebe @Turmalin, ... da fehlt mir wohl ein Teil. Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht. Da kann sich vorzugsweise wohl nur ein kompetenterer Gesprächspartner äußern.
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Ich lese gerade etwas, und da läuft mir was über den Weg, was hier gut zum Vers 5 passt:

Nummerierte Reden 4.110
11. Wolken
Vipern
"Ihr Mönche, es gibt diese vier Arten von Vipern. Welche vier?

Eine, deren Gift schnell wirkt, aber nicht tödlich ist,
eine, deren Gift tödlich ist, aber nicht schnell wirkt,
eine, deren Gift sowohl schnell wirkt als auch tödlich ist, und
eine, deren Gift weder schnell wirkt noch tödlich ist.
Dies sind die vier Arten von Vipern. Genauso gibt es in der Welt diese vier viperähnlichen Menschen. Welche vier?

Eine, deren Gift schnell wirkt, aber nicht tödlich ist,
eine, deren Gift tödlich ist, aber nicht schnell wirkt,
eine, deren Gift sowohl schnell wirkt als auch tödlich ist, und
eines, dessen Gift weder schnell wirkt noch tödlich ist.
Wie kommt es, dass das Gift einer Person schnell wirkt, aber nicht tödlich ist? Es ist, wenn eine Person oft wütend ist, aber ihr Zorn nicht lange anhält. So ist das Gift eines Menschen schnell wirkend, aber nicht tödlich. Diese Person ist wie eine Viper, deren Gift schnell wirkt, aber nicht tödlich ist.
Und warum ist das Gift eines Menschen tödlich, aber nicht schnell? Es ist, wenn eine Person nicht oft wütend ist, aber ihre Wut lange anhält.
Und wie kann das Gift einer Person sowohl schnell wirken als auch tödlich sein? Wenn eine Person oft wütend ist und ihre Wut lange anhält.
Und wieso ist das Gift eines Menschen weder schnell noch tödlich? Wenn eine Person nicht oft wütend ist und ihre Wut nicht lange anhält.

Diese vier vipernähnlichen Menschen gibt es in der Welt."
 
Vers 6: Warum es wichtig ist, die richtigen Freunde zu haben
Zuletzt bearbeitet:
| Mein Blickwinkel: Praktisch orientiert. Nur versuchen den Ausspruch vom Dalai Lama "Meine Religion ist einfach. Meine Religion ist Güte." in den Alltag zu bringen.
Hier finde ich das würdig sehr sehr wichtig. Ich hoffe sehr, dass jeder seine Lehrer richtig prüft. Blinde Hingabe, blindes Vertrauen ist nicht gut. Doch wenn der Lehrer sich an den Dharma hält, ein Vorbild ist und Bodhichitta erkennbar werden lässt, werden sie zu Vorbildern, an denen wir wachsen können.
 
Ich hoffe sehr, dass jeder seine Lehrer richtig prüft. Blinde Hingabe, blindes Vertrauen ist nicht gut.

Zum Lehrer- Schülerverhältnis (Das habe ich vor einigen Jahren geschrieben:)

Es gibt immer wieder Scharlatane, die bewusst kritiklose Anhänger um sich scharen. Hat man einerseits einen Lehrer, der den Schüler nicht im eigenständigen Denken fördert, sondern sein Abhängigkeitsverhalten akzeptiert (fördert), und andererseits einen Schüler, der kritiklos alles akzeptiert, was ein solcher Lehrer äußert (fordert), greift folgende Aussage:

Wenn Hingabe zu Blindheit wird, .... die eigene Verantwortung abgelegt, das eigene Denken eingestellt wird, wenn der Lehrer all dies nicht bemerkt, oder bemerkt, und nichts dagegen unternimmt, dann ist das Lehrer-Schülerverhältnis krank. (aus einer Unterweisung Geshe Thubten Ngawangs)

Es liegt in der Natur des Menschen, an seiner Gesinnung, an seinen geistigen Ressourcen, wie er das, was man ihn lehrt, auffasst und darauf reagiert. Ein kritikloses Abhängigkeitsverhältnis ist in keiner Weise zuträglich. Sollte ein solches gewollt aufgebaut worden sein, hat sich der "Guru" disqualifiziert. Der Schüler sollte diesen Lehrer aufgeben, dessen Verhalten publik machen (und ggf. zur Anzeige bringen).

Abhängigkeitsverhältnisse finden sich leider überall - nicht nur auf religiösem Sektor. Ebenso, wie es Menschen gibt, die sich in kritikloser Akzeptanz all ihres Tuns sonnen und dies ausnutzen, gibt es auch Menschen, die dazu neigen, Lösungen im Äußeren, anstatt im eigenen Geist zu suchen. Ein solcher Schüler ist leichter bereit, die Eigenverantwortlichkeit abzugeben. Ein gravierendes Manko besteht darin, dass es Lehrern/ Schülern im Westen leider nicht möglich ist, die Geisteshaltung ihres Lehrers/ Schülers (sowohl bei der Annahme, als auch kontinuierlich) zu prüfen.

Um evtl. Missverständnissen vorzubeugen, sollte u. v. a. auch direkt eingangs darauf hingewiesen werden, dass der Dharma/ die den Dharma Unterrichtenden in keiner Weise als alleinige Hilfe für Menschen, die psychologischer Beratung/Begleitung bedürfen, erachtet werden kann, … wobei im Einzelfall eine Zusammenarbeit mit Psychiatern und (nachweislich guten, gefestigten) buddhistischen Lehrern möglich ist.

Wichtig ist: es sollte einem jeden ans Herz gelegt werden, sich bei der Suche nach einem geeigneten Lehrer viel Zeit zu lassen, sich in der buddhistischen Philosophie zu belesen, nicht nur ein, sondern mehrere Buddhistischen Zentren zu besuchen, sich Vorträge der dort residierenden, oder auf Einladung dozierenden Lehrer mit wachem Geist anzuhören, die dort anwesenden Schüler zu beobachten, und sich unverbindlich mit ihnen zu unterhalten. Nur so kann sich ein Mensch, der auf der Suche nach einem Lehrer ist, ein einigermaßen korrektes Bild machen.

Darüber hinaus könnte man sich bei Bedarf auch hier im Forum erkundigen, ob einer der hier Schreibenden bereits Erfahrungen mit dem Zentrum x oder Lehrer y gesammelt hat.

Merkzettel:

Am Anfang nahm ich meinen Meister als Meister. In der Mitte nahm ich die Schriften als Meister. Am Ende nahm ich meinen Geist als Meister. Shabkar Tsodruk Rangdrol

Stütze dich auf einen geistigen Lehrer, der diszipliniert, beruhigt und vollkommen beruhigt ist; der dir an Tugenden überlegen, tatkräftig und reich an Kenntnis der Schriften ist; der die Soheit klar erkennt und Gewandtheit der Rede besitzt; der von liebevollem Wesen ist und sich von Entmutigung befreit hat. Quelle: Schmuck der Sutras des Großen Fahrzeugs – Maitreya


Abschließend

Geshe Thubten Ngawang_Woran erkennt man einen qualifizierten geistigen Lehrer?
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Wichtig ist: es sollte einem jeden ans Herz gelegt werden, sich bei der Suche nach einem geeigneten Lehrer viel Zeit zu lassen, sich in der buddhistischen Philosophie zu belesen, nicht nur ein, sondern mehrere Buddhistischen Zentren zu besuchen, sich Vorträge der dort residierenden, oder auf Einladung dozierenden Lehrer mit wachem Geist anzuhören, die dort anwesenden Schüler zu beobachten, und sich unverbindlich mit ihnen zu unterhalten. Nur so kann sich ein Mensch, der auf der Suche nach einem Lehrer ist, ein einigermaßen korrektes Bild machen.
Das kann gar nicht oft genug wiederholt werden, @mkha' ! Und ich hoffe, wir werden nicht aufhören, uns zu bemühen, jedem Neuen das immer wieder ans Herz zu legen.

Nur leider gehört da auch seitens der Schüler ein gewisses Maß an Reife dazu, die viele anfangs noch nicht mitbringen. Sie haben Sehnsucht, endlich jemand zu finden, der ihnen einen guten Weg weist. Wenn dann noch ein Lehrer sich durch das Angehimmeltwerden durch den Schüler auch selber besser fühlt, geht schnell der Weg in eine falsche Richtung.
 
Grüß Dich, @Aileen, ... zu diesem Thema habe ich noch einiges - schauen wir mal. Dies könnte noch interessant sein:
Fragen und Antworten: Erfahrungen mit der Hingabe an den Lehrer (PDF)
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Vers 7: Sichere Ausrichtung (Zuflucht)
Zuletzt bearbeitet:
| Mein Blickwinkel: Praktisch orientiert. Nur versuchen den Ausspruch vom Dalai Lama "Meine Religion ist einfach. Meine Religion ist Güte." in den Alltag zu bringen.
Ein Vers zum passenden Zeitpunkt, ich war schon wieder dabei mich viel zu angestrengt in ein Thema zu stürzen 🙏
Das Zuflucht in Arbeit, Familie, Gesundheit, Geld, Macht, Anerkennung, Vorstellungen, Fähigkeiten, Freuden, Ablenkungsmanövern, im Grunde nichts bringt, weil allem das Zerrinnen innewohnt, verstehe ich.
Daraus schlussfolgerte ich bisher, lernen zu wollen mit dieser Unsicherheit klarkommen zu wollen, das nichts trägt.
Nun irritiert mich das verlinkte Zitat zu dem Vers im vorhergehenden Post ein bisschen, den Schutz derer zu suchen, die niemals trügen. Gibt es das?
Ich erkenne den Wert von Buddha, Dharma und Sangha . Aber niemals trügen scheint mir sehr hochgegriffen. Als Gefühl von Stabilität gerade unerreichbar.
 
| Mein Blickwinkel: Praktisch orientiert. Nur versuchen den Ausspruch vom Dalai Lama "Meine Religion ist einfach. Meine Religion ist Güte." in den Alltag zu bringen.
Das Zuflucht in Arbeit, Familie, Gesundheit, Geld, Macht, Anerkennung, Vorstellungen, Fähigkeiten, Freuden, Ablenkungsmanövern, im Grunde nichts bringt, weil allem das Zerrinnen innewohnt, verstehe ich. Daraus schlussfolgerte ich bisher, lernen zu wollen mit dieser Unsicherheit klarkommen zu wollen, das nichts trägt.
Liebe @Kaffeetasse,
wichtig ist es, nicht in Nihilistische abzudriften. Sicher gilt es, zu verinnerlichen, dass alle Dinge und Lebewesen vergänglich sind, das bedeutet aber nicht, dass ich mich ihrer nicht erfreuen darf. Mein Lehrer sagte, es ist schwer, das Loslassen zu üben, nicht an dem, was ist, festhalteṇ zu wollen, aber das Loslassen ist die Voraussetzung dafür, sich an dem, was ist, auch aufrichtig zu erfreuen zu können.

Wenn es z.B. sinnlos wäre, eine Familie zu haben und diese zu umsorgen, hätte der Buddha das recht deutlich gesagt. Er sprach aber nicht selten zu den Haushältern und Haushälterinnen, gab ihnen Rat und zeigte auf, dass es in diesem Leben darum geht, gilt, die uns im Jetzt gestellten Aufgaben im Sinne des Dharma achtsam zu erledigen. ...

Vier bekannte Lehrreden zum Thema:
Sigalovada Sutta - http://www.palikanon.de/digha/d31.html
V. Das Heil - Mangala-Suttam - http://www.palikanon.de/khuddaka/khuddaka.htm#V
A.VIII. 54 Grundlagen der Wohlfahrt (Vyagghapajja-Sutta) - http://www.palikanon.de/angutt/a08_051-060.html#a_viii53
I.6. Untergang (Parābhava-Sutta) -
http://www.palikanon.de/khuddaka/sn/sn_i06_115.html

Aber niemals trügen scheint mir sehr hochgegriffen.
Buddha (als Lehrer der Lehre), Dharma (die Lehre) und Sangha (hier insbesondere die Gruppe der bereits erfolgreich Vorangegangenen), trügen nicht. Ich kann mit Buddhas Lehre arbeiten, den Erfolg bemerken und mich darüber freueṇ. Der Dharma ist also etwas Verlässlicheṣ - (das zeigt sich u.a. im Denken, Reden und Handeln der erfolgreich Vorangegangenen). Etwas Trügerische kann meines Erachtens nur in meinem Geist entstehen - mittels meiner Sicht der Dinge.

:unsure: ... Ich hoffe, ich habe einigermaßen verständlich, und nicht zu verworren geschrieben ... LG mkha'
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
In dem Vers geht es ja um die Zufluchtsobjekte. Wir nehmen ja Zuflucht, damit wir nach dem Tod nicht in niedere Daseinsbereiche fallen. Und jetzt ist die Frage, wer ist in der Lage, uns davor zu schützen? Wer kann uns den Weg zur Befreiung aus Samsara fehlerfrei aufzeigen und vermitteln? Das kann nur jemand, der sich selbst aus Samsara befreit hat. Wesen, die selbst noch in Samsara verweilen wie die erwähnten Götter, sind hierzu nicht in der Lage, weil sie selbst noch nicht den Pfad zur Befreiung fehlerfrei erkannt haben.

Die Drei Juwelen sind allerdings frei von den Fehlern, die die samsarischen Wesen noch besitzen. Das wird meines Erachtens durch "die niemals trügen" ausgedrückt. Die Drei Juwelen führen uns nicht in die Irre. Der Buddha zeigt uns aus Mitgefühl den Weg zur Befreiung indem er uns den Dharma lehrt. Der Dharma, den wir im eigenen Geist verwirklichen, ist unser eigentlicher Schutz. Die Sangha ist in diesem Fall die Gemeinschaft der Bodhisattvas, die die Leerheit unmittelbar erkannt haben. Sie besitzen das Mittel mit dem die Leidenschaften und die Hindernisse für die Allwissenheit überwunden werden. Sie helfen und unterstützen uns bei unserer eigenen Dharmapraxis ohne uns zu täuschen.

"Niemals trügen" bedeutet meines Erachtens in diesem Kontext: Frei von Täuschung oder Fehlern und andere nicht täuschen oder in die Irre führen.
 
Chökyi Dragpa zitiert in seinem Kommentar zu den 37 Übungen des Bodhisattva aus einer anderen Schrift von Tokme Zangpo. Dort schreibt Tokme Zangpo zur Zufluchtnahme:

"Da alle weltlichen Götter und Menschen selbst nicht frei von Ängsten sind,
sind sie auch nicht in der Lage, anderen Schutz zu gewähren,
und sollten daher nicht als höchste, dauerhafte Zuflucht angesehen werden.

Da wir bei jenen Zuflucht suchen,
die tatsächlich dazu im Stande sind zeitweiliges und letztendliches Glück zu schenken,
sollten wir vollkommen auf die Drei Juwelen vertrauen.
Nehmt freudig Zuflucht mit einem Geist voller Hingabe."


Quelle: Chökyi Dragpa, Die Einheit von Weisheit und Mitgefühl - Erläuterungen zu den 37 Übungen eines Bodhisattvas, Arbor Verlag, 2006, S. 91
 
Zu den Gründen für die Zufluchtnahme schreibt Je Tsongkapa in Der Mittlere Stufenweg:

"Wie ... erwähnt, bleiben wir nicht in diesem Leben, sondern sterben bald. Nach dem Tod haben wir keine Kontrolle darüber, wo wir wiedergeboren werden; wir stehen unter der Macht unseres Karmas."


Dann zitiert Je Tsongkapa aus dem Bodhicaryavatara: "Deswegen ist das Heilsame dauernd so schwach, das Unheilsame dagegen so stark und unerträglich."

Dann sagt er weiter:

"Überlegt man auf diese Weise, wie man in die elenden Bereiche fällt - weil die Kraft des heilsamen Karma gering und die des unheilsamen überaus stark ist - so bringt dies zweierlei Ursachen für die Zufluchtnahme hervor: Furcht vor den elenden Bereichen und die Überzeugung, dass unser Zufluchtsjuwel die Fähigkeit hat, uns davor zu schützen. Wenn diese beiden Ursachen bloß Worte sind, wird die Zuflucht folglich gleichartig sein.Sind sie aber kraftvoll und stabil, wird auch eine Zufluchtnahme zustande kommen, die den Geist besänftigt. Deswegen sollten wir uns hinsichtlich dieser beiden Ursachen für die Zufluchtnahme anstrengen." Quelle der Zitate: Tsongkapa, Der Mittlere Stufenweg, Diamant-Verlag, 2007, S.132/133)

Tsongkapa charakterisiert die Zufluchtnahme auch als "das erhabene Tor, durch das man in die Lehren eintritt." (Der Mittlere Stufenweg, S.131)
 
Die Zufluchtnahme bildet aber nur dann einen verlässlichen Schutz, wenn wir aus tiefsten Herzen die Gewissheit über die Fähigkeiten der Drei Juwelen entwickeln, dass sie uns wirklich vor den niederen Daseinsbereichen schützen und von den Leiden und Gefahren des Daseinskreislaufes befreien können.
 
Tokme Zangpo sagt, dass es die Praxis der Bodhisattvas ist, Zuflucht zu den Drei Juwelen zu nehmen, weil sie unfehlbar sind und deshalb Schutz bieten.. Wie aber kann man diese Unfehlbarheit begründen, wodurch ist sie charakterisiert?
 
Tokme Zangpo sagt, dass es die Praxis der Bodhisattvas ist, Zuflucht zu den Drei Juwelen zu nehmen, weil sie unfehlbar sind und deshalb Schutz bieten.. Wie aber kann man diese Unfehlbarheit begründen, wodurch ist sie charakterisiert?
Ich weiß die Antwort nicht. Aber ich denke, dafür sind die Lehren Buddhas und die Lehrer da. Wir lesen, kontemplieren und praktizieren um Sicherheit zu bekommen, dass es der richtige Weg ist. Durch diese Sicherheit wird unser Vertrauen in Buddha, Dharma und Sangha immer stärker. Am Anfang brauchen wir Vorbilder in Form von guten Lehrern. Jemand, von dem wir sicher sind, so werden zu wollen. Dann fragen wir uns, wie derjenige das geschafft hat und beschäftigen uns intensiver mit den Lehren und versuchen sie umzusetzen. Und am Ende schaffen wir es selbst so zu werden. Um anzufangen müssen wir Vertrauen. Gewissheit kommt denke ich später. Die Unfehlbarkeit ist denke ich erst einmal nicht begründbar. Sie erschließt sich aus den oben aufgeführten Gegebenheiten.
 
In Chökyi Dragpas bereits erwähnten Kommentar heißt es im 7.Vers: "... Zuflucht zu nehmen zu den unfehlbaren Drei Juwelen." Bei A.Berzin lautet die entsprechenden Textstelle: "... indem wir den Schutz derer suchen, die niemals trügen ..."

In der deutschen Übersetzung des Lamrim chenmo habe ich im Zusammenhang mit den Begründungen für die Zufluchtnahme zum Buddha folgende Formulierung gefunden: "... bietet nur Buddha eine schützende und helfende Zuflucht."

Mir scheint die letzte Formulierung die Treffenste zu sein. Er kann uns schützen und helfen. Das Schützen würde ich darauf beziehen, dass er uns vor den Wiedergeburten in leidvollen Bereichen bewahren kann. Das Helfen würde ich darauf beziehen, dass er uns hilft, den Pfad korrekt zu praktizieren.

Im Kontext des Lamrim gehört die Zufluchtnahme ja zu den Übungen eines anfänglichen Praktizierenden, der eine hohe Wiedergeburt anstrebt. Hier heißt es aber, dass auch der Bodhisattva Zuflucht zu den Drei Juwelen nimmt. Warum muss er das eigentlich noch tun?
 
Nur meine Gedanken zum Thema: 1.) Buddha meditierte, fasste seine Erkenntnisse in Vier Edlen Wahrheiten zusammen und lehrte diejenigen, die ihm zuhören und folgen wollten, die Inhalte. 2.) Der Dharma, seine Lehre, ist das Werkzeug, das er uns gab; eifrig arbeiten, (unseren Geist schulen und disziplinieren), um der Erleuchtung näher zu kommen, müssen wir schon selber. 3.) Die Sangha, (hier die erfolgreich Vorangegangenen), ist uns Vorbild, hinterließ uns viele Schriften, und teilen uns so auch ihre Gedanken mit. ...

Wir haben das Potential zur Erleuchtung, und die erfolgreich Vorangegangenen ermuntern uns, es zu nutzen. Sie zeigen uns auf, dass es zu schaffen ist - und so nehmen wir Zuflucht. Mir ist allerdings der Dharma die ultimative Zuflucht, ... denn auch ein Buddha kann mir keine Erleuchtung herbeizaubern - ich muss mir das schon selbst erarbeiteṇ.
Hier heißt es aber, dass auch der Bodhisattva Zuflucht zu den Drei Juwelen nimmt. Warum muss er das eigentlich noch tun?
:unsure: ... Eine erneute Zufluchtnahme könnte auch für einen Bodhisattva eine Inspiration sein; sie verbindet ihn mit dem Heer der ihm erfolgreich Vorangegangenen - den Unfehlbareṇ.
 
Zuletzt bearbeitet:
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Im Kontext des Lamrim gehört die Zufluchtnahme ja zu den Übungen eines anfänglichen Praktizierenden, der eine hohe Wiedergeburt anstrebt. Hier heißt es aber, dass auch der Bodhisattva Zuflucht zu den Drei Juwelen nimmt. Warum muss er das eigentlich noch tun?
Die Frage ist vielleicht, ab wann ist jemand ein Bodhisattva?
Soweit ich mich erinnere ist es bis zur 8.ten Bodhisattva-Stufe immer noch möglich wieder Rückschritte zu machen und sogar komplett fehlgeleitet zu werden.
Buddha, Dharma und Sangha schützen, wie ja auch die Übersetzungen zeigen. Die Wahrheit ist ja, dass wir eigentlich nicht wirklich von äußeren Einflüssen beschützt werden müssen, sondern in erster Linie immer vor uns selbst, unseren Vorstellungen, Erwartungen und negativen Gefühlen. Auch ein Bodhisattva ist davon wohl noch nicht vollkommen frei. Er braucht nach wie vor diese Form des Schutzes.
 
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