Kaffeetasse

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Guten Morgen,

zuerst einmal der Link zum Text:

Dies soll ein Lesefaden zum genannten Text werden. Wöchentlich ein ganz kleiner Abschnitt hier genannt, zum Lesen, vielleicht Verinnerlichen, vielleicht eine Woche fokussiert mit in den Alltag nehmen, vielleicht ein Gespräch entwicklen, über Inhalt oder Bedeutung des Abschnitts, im großen Kontext buddhistischer Weisheit oder kleiner für einen selbst.
Ich freue mich sehr, dies hier ausformulieren zu dürfen.
Liebe Grüße
:coffee:
 
| Mein Blickwinkel: Praktisch orientiert. Nur versuchen den Ausspruch vom Dalai Lama "Meine Religion ist einfach. Meine Religion ist Güte." in den Alltag zu bringen.

Die ersten drei Absätze​

im oben verlinkten Text.
Im Buch von Ken McLeod (Leiden verwandeln - Glück schenken) als Anrufung, Lobpreis und Absicht überschrieben.

Ich weiß nicht mehr, wo und in welchem Wortlaut ich es zuerst gelesen habe, aber dieses Bodhisattva -Ideal von Erwachen für sich selbst so weit gemeistert zu haben, aus den Kreisläufen von Geburt und Tod aussteigen zu können, und es nicht zu tun um anderen zu helfen, begeistert mich sehr.

Im verlinkten Text heißt es „Glück und Nutzen“. ❤️ Ich würde gern verstehen, wie beides geht. Und prüfen, ob es wirklich so eng zusammen hängt, wie ich glaube.
 
Zuletzt bearbeitet:
| Mein Blickwinkel: Praktisch orientiert. Nur versuchen den Ausspruch vom Dalai Lama "Meine Religion ist einfach. Meine Religion ist Güte." in den Alltag zu bringen.
In vielen Schriften finden wir eine Lobpreis des Autors bevor er den eigentlichen Text verfasst. Tokme Zongpos Lobpreis bezieht sich auf Avalokitesvara, weil dieser sieht, dass es bei den Phänomenen kein Kommen und Gehen gibt. Kommen und Gehen meint hier Entstehen und Vergehen. Dies muss man interpretieren. Da dies eine buddhistische Schrift ist, kann kein Kommen und Gehen nicht bedeuten, dass das abhängige Entstehen negiert wird. Weil es eine Mahayanaschrift ist, denn es geht um den Bodhisattvapfad, bedeutet kein Kommen und Gehen, dass Entstehen und Vergehen nicht inhärent existieren, nicht aufgrund eines Eigenwesens existieren.

Mit "... werde ich die Übungen der Bodhisattvas erklären" drückt Tokme Zongpo seine Absicht aus, dieses Werk zu verfassen. Solche Erklärungen der Absicht sind in vielen Texten ein Aspekt der einleitenden Zeilen, die vor dem eigentlichen Text stehen. Traditionell wollte man so Hindernisse beseitigen, so dass man das Verfassen der Schrift auch zu Ende bringt.
 
Im verlinkten Text heißt es „Glück und Nutzen“. ❤️ Ich würde gern verstehen, wie beides geht. Und prüfen, ob es wirklich so eng zusammen hängt, wie ich glaube.
Im Lodjong-Buch wird es mit "die Quelle von Wohlergehen und Freude" übersetzt. Für mich ist das ein Bild, dass man ein Zuhause für die Wesen schaffen kann, indem sie keine Angst haben müssen etc. Wichtig finde ich hier das Wort Quelle, also Ursprung. Wir wollen dieser Ursprung werden, deswegen beschäftigen wir uns mit den Übungen, führen sie aus und meistern sie hoffentlich irgendwann. Die vollkommenen Buddhas sind kein Mythos, sie sind wirklich. Und wir können selbst welche werden. Das finde ich an diesen Lehren so großartig. (Und der Gedanke durch Freundlichkeit das Ziel zu erreichen. 😊 )
 
"Glück und Nutzen" sind die beiden Formen des Glücks, die man mittels des Dharmas erreichen kann. Nutzen bezeichnet das Glück, das wir in Samsara erleben können durch die Dharmapraxis. Glück bezeichnet das letztendliche Glück, das durch die Dharmapraxis verwirklicht werden kann. Dieses letztendliche Glück kann das persönliche Nirvana eines Arhats sein oder aber die Buddhaschaft, die der Bodhisattva anstrebt.
 
Ich weiß nicht mehr, wo und in welchem Wortlaut ich es zuerst gelesen habe, aber dieses Bodhisattva-Ideal von Erwachen für sich selbst so weit gemeistert zu haben, aus den Kreisläufen von Geburt und Tod aussteigen zu können, und es nicht zu tun um anderen zu helfen, begeistert mich sehr.
Das Bodhisattva-Ideal verstehe ich genau anders herum. Der Bodhisattva strebt nicht lediglich das eigene persönliche Nirvana an, sondern er will die Buddhaschaft verwirklichen, damit er den anderen leidenden Wesen helfen kann, sich aus dem Leiden zu befreien. Bodhicitta ist ja gerade der Wunsch, zum Wohle aller Wesen die Buddhaschaft zu erreichen.

Natürlich verwirklicht der Bodhisattva auch seine eigene Befreiung aus Samsara. Aber das ist nicht sein Hauptziel. Das geschieht praktisch nebenbei.
 
Da hier zur Zeit nichts passiert, ergreife ich nun doch einmal die Initiative obwohl ich sie eigentlich @Kaffeetasse überlassen wollte.

Im ersten Teil seines Lobpreises sagt Gyalse Togme, dass die spirituellen Meister und Avalokeshvara erkennen, dass es bei den Phänomenen kein Kommen und Gehen gibt. Kommen und Gehen sind wohl Synonyme für Entstehen und Vergehen. Was ist also gemeint, wenn gesagt wird, bei den Phänomenen gibt es kein Kommen und Gehen, kein Entstehen und Vergehen? Die abhängigen, zusammengesetzten Phänomene entstehen und vergehen ja.
 
... gemeint ist meines Erachtens, dass die Phänomene letztendlich "leer davon" sind, eigenständig, unabhängig oder unwandelbar zu sein ...
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Da hier zur Zeit nichts passiert, ergreife ich nun doch einmal die Initiative obwohl ich sie eigentlich @Kaffeetasse überlassen wollte.
Sehr gern. KinderVirenVerwandschaft fressen gerade meine Worte auf, aber ich lese sehr interessiert mit.
 
| Mein Blickwinkel: Praktisch orientiert. Nur versuchen den Ausspruch vom Dalai Lama "Meine Religion ist einfach. Meine Religion ist Güte." in den Alltag zu bringen.
Ich denke es gibt nur das jetzt. Wir denken, es wäre immer ein auf und ab im Erleben. Etwas endet und dann beginnt wieder etwas neues. Ein Tisch verschwindet nicht einfach, er ändert nur seine Erscheinung nach und nach. Dies geschieht kontinuierlich.
Auch wenn wir den eigenem Geist beobachten, erleben wir kontinuierlich. Wie ein Fluss. Da ist keine Unterbrechung. Nie. Es kommt nichts im jetzt und es geht nichts im jetzt.
 
Was ist also gemeint, wenn gesagt wird, bei den Phänomenen gibt es kein Kommen und Gehen, kein Entstehen und Vergehen? Die abhängigen, zusammengesetzten Phänomene entstehen und vergehen ja.
Eine Perspektive, die ich auch habe, ist, wenn ich aufhöre die Welt aus einer Ichzentrierten Perspektive zu betrachten, finden die Dinge immer gleichzeitig statt, es wird zu jedem Zeitpunkt geboren, gestorben, geweint, gelacht, gemordet, geliebt, ….
 
| Mein Blickwinkel: Praktisch orientiert. Nur versuchen den Ausspruch vom Dalai Lama "Meine Religion ist einfach. Meine Religion ist Güte." in den Alltag zu bringen.
Ich denke es gibt nur das jetzt. Wir denken, es wäre immer ein auf und ab im Erleben. Etwas endet und dann beginnt wieder etwas neues. Ein Tisch verschwindet nicht einfach, er ändert nur seine Erscheinung nach und nach.
Natürlich verschwindet ein Tisch - um bei dem Beispiel zu bleiben - nicht einfach. Er verschwindet aufgrund von Ursachen und Bedingungen. Er ist durch Ursachen und Bedingungen entstanden, besteht aufgrund von ihnen eine Zeit lang und vergeht dann. Er vergeht, weil er entstanden ist; die Ursachen, durch die den Tisch entstanden ist, sind auch die Ursachen für sein Vergehen. Dies gilt für alle unbeständigen, vergänglichen Phänomene.

Wenn Gylse Togme im Verehrungsvers sagt, es gebe kein Kommen und Gehen bei den Phänomenen, dann kann er nicht die Absicht gehabt haben, das abhängige Entstehen, die Vergänglichkeit zu verneinen. Die kurze Aussage von ihm muss also eine andere Bedeutung haben.
 
@Helmut, der Tisch war nur ein Beispiel für ein äußeres Phänomen. Es geht nicht um den Tisch, sondern wie wir ihn wahrnehmen.
 
Der Tisch und genauso alle anderen Phänomene existieren nicht so wie sie uns gewöhnlichen, weltlichen Lebewesen in unserer Wahrnehmung erscheinen. Trotzdem sind sie vergängliche Phänomene, die lediglich eine Zeit lang bestehen. Dies bedenkend kommen wir Tokme Zongpos Aussage, dass es bei den Phänomenen kein Kommen und Gehen gibt, vielleicht ein wenig näher.
 
Der Tisch und genauso alle anderen Phänomene existieren nicht so wie sie uns gewöhnlichen, weltlichen Lebewesen in unserer Wahrnehmung erscheinen. Trotzdem sind sie vergängliche Phänomene, die lediglich eine Zeit lang bestehen. Dies bedenkend kommen wir Tokme Zongpos Aussage, dass es bei den Phänomenen kein Kommen und Gehen gibt, vielleicht ein wenig näher.
Ja, und wenn du deinen Geistesstrom selbst beobachtest gibt es nur einen kontinuierlichen Bewusstseinsstrom. Das Kommen und Gehen ist nur ein Konzept, genau wie der Gedanke es gäbe ein Konstrukt namens Tisch.
 
Das Kommen und Gehen ist nur ein Konzept, genau wie der Gedanke es gäbe ein Konstrukt namens Tisch.
Wenn Kommen und Gehen nur ein Konzept ist, behauptet man, dass Kommen und Gehen keine wirkliche Bedeutung hat. Der Tisch auf den wir unser Frühstück stellen ist kein rein gedankliches Konstrukt, sondern den gibt es wirklich wie wir tagtäglich in unserer Wohnung feststellen können.

Entstehen und Vergehen oder Kommen und Gehen gibt es allerdings für uns nur, wenn wir wissen was wir mit diesen Begriffen bezeichnen. Die Bedeutung der Begriffe existiert ja nicht in ihnen selbst.

Wenn Tokme Zongpo sagt, es gibt bei den Phänomenen kein Kommen und Gehen, dann geht es nicht um konzeptuelle Bezeichnungen, sondern darum, was diese beiden Begriffe in Kontext des Mahayana bedeuten.
 
Wenn Kommen und Gehen nur ein Konzept ist, behauptet man, dass Kommen und Gehen keine wirkliche Bedeutung hat. Der Tisch auf den wir unser Frühstück stellen ist kein rein gedankliches Konstrukt, sondern den gibt es wirklich wie wir tagtäglich in unserer Wohnung feststellen können.

Entstehen und Vergehen oder Kommen und Gehen gibt es allerdings für uns nur, wenn wir wissen was wir mit diesen Begriffen bezeichnen. Die Bedeutung der Begriffe existiert ja nicht in ihnen selbst.

Wenn Tokme Zongpo sagt, es gibt bei den Phänomenen kein Kommen und Gehen, dann geht es nicht um konzeptuelle Bezeichnungen, sondern darum, was diese beiden Begriffe in Kontext des Mahayana bedeuten.
Ich bin immer der Meinung, es geht bei solchen Belehrungen nicht um die äußeren Phänomene, sondern immer um unser eigenes Erleben. Und wir neigen dazu immer von einem Anfang und einem Ende auszugehen. Da kommt dann als Beispiel vielleicht der Tisch dazu. Wir kaufen einen Tisch, stellen ihn in die Wohnung und irgendwann kommt er wieder weg. Oder wir, weil wir sterben. Aber das stimmt so nicht wirklich. Es gibt kein Anfang und kein Ende im Erleben. Es ist ein Kontinuum, das nie aufhört und in dem nur das Jetzt tatsächlich existiert. Der Tisch hat keine Bedeutung darin, außer das er nützlich ist, um etwas abzustellen. Er ist nur ein Beispiel für etwas, was im außen erscheint.
Im Jetzt kann es kein Kommen und Gehen geben. Das Jetzt ist wie ein Fluss. Wir schauen vielleicht immer auf die gleiche Stelle, aber es ist nie das selbe Wasser. Es ist aber auch kein anderes Wasser. Niemand negiert den Tisch, nur die Bedeutung, die er für uns hat verändert sich dadurch.
 
Ich habe nur über das Kommen und Gehen nachgedacht und warum das so ausgedrückt wird. Für mich ist das Bild des Flusses schlüssig, das heißt aber nicht, das ich Recht habe. Aber Kommen und Gehen impliziert einen Anfang und ein Ende. Der Tisch ist kein gutes Beispiel. Aber ich denke schon, dass der Zustand des Samadhi gemeint ist, wie ihr ja auch schreibt. Das Erkennen der Leerheit. Gleichzeitig sind die Bodhisattvas aber bereit zum Wohl der Wesen nicht in diesem Zustand zu verweilen, weil sie so großes Mitgefühl haben.
 
Ich bin immer der Meinung, es geht bei solchen Belehrungen nicht um die äußeren Phänomene, sondern immer um unser eigenes Erleben. Und wir neigen dazu immer von einem Anfang und einem Ende auszugehen. Da kommt dann als Beispiel vielleicht der Tisch dazu. Wir kaufen einen Tisch, stellen ihn in die Wohnung und irgendwann kommt er wieder weg. Oder wir, weil wir sterben. Aber das stimmt so nicht wirklich. Es gibt kein Anfang und kein Ende im Erleben. Es ist ein Kontinuum, das nie aufhört und in dem nur das Jetzt tatsächlich existiert. Der Tisch hat keine Bedeutung darin, außer das er nützlich ist, um etwas abzustellen. Er ist nur ein Beispiel für etwas, was im außen erscheint.
Im Jetzt kann es kein Kommen und Gehen geben. Das Jetzt ist wie ein Fluss. Wir schauen vielleicht immer auf die gleiche Stelle, aber es ist nie das selbe Wasser. Es ist aber auch kein anderes Wasser. Niemand negiert den Tisch, nur die Bedeutung, die er für uns hat verändert sich dadurch.
Tokme Zongpo verneigt sich voller Hochachtung vor dem Beschützer Avalokiteshvara , weil er sieht, "das es bei den Phänomenen kein Kommen und Gehen gibt ..." Er verneigt sich ganz bestimmt nicht vor Avalokiteshvara, weil dieser damit das abhängige Entstehen verneinen würde. Tokme Zangpo spricht dabei von den Phänomenen. Er bezieht sich also auf alle Phänomene, nicht nur auf die inneren Phänomene.

Tokme Zangpo spricht am Ende seiner Verehrung davon, dass er die Übungen der Bodhisattvas erklären will. Diese Übungen haben sicherlich auch etwas mit dem Erleben zu tun, aber das Erleben ist meines Erachtens nicht das Kernthema seiner Schrift.

Das Erleben bzw. das Bewusstsein ist gewiss ein Kontinuum. Aber nur weil es sich aus einzelnen, sich bedingenden Momenten zusammensetzt. Diese einzelnen Momente des Erlebens haben sowohl einen Anfang als auch ein Ende. Hätten diese Momente weder Anfang noch Ende, gäbe es das Kontinuum des Erlebens nicht. Der Fortbestand eines Kontinuums ist nur dann gewährleistet, wenn ein Moment zu Ende geht und ein neuer Moment beginnt. Diese Momente bestehen in gegenseitiger Abhängigkeit. Deshalb gibt es auch im Jetzt oder der Gegenwart ein Kommen und Gehen, ein Entstehen und Vergehen.

Tokme Zangpo hat mit seiner Aussage ""... sehen, dass es bei den Phänomenen kein Kommen und Gehen gibt, ..." bestimmt nicht ausdrücken wollen, dass Avalokiteshvara und er selbst dieses abhängige Entstehen und Bestehen verneinen.

Mit "kein Kommen und Gehen bei den Phänomenen" muss also etwas anderes gemeint sein. Ich vermute inzwischen, dass es dabei darum geht, wie Kommen und Gehen, Entstehen und Vergehen existieren bzw. nicht existieren, weil vergleichbare Formulierungen zum Beispiel auch im Verehrungsvers des Mulamadhyamakakarika gibt.
 
Tokme Zongpo verneigt sich voller Hochachtung vor dem Beschützer Avalokiteshvara, weil er sieht, "das es bei den Phänomenen kein Kommen und Gehen gibt ..." Er verneigt sich ganz bestimmt nicht vor Avalokiteshvara, weil dieser damit das abhängige Entstehen verneinen würde. Tokme Zangpo spricht dabei von den Phänomenen. Er bezieht sich also auf alle Phänomene, nicht nur auf die inneren Phänomene.

Tokme Zangpo spricht am Ende seiner Verehrung davon, dass er die Übungen der Bodhisattvas erklären will. Diese Übungen haben sicherlich auch etwas mit dem Erleben zu tun, aber das Erleben ist meines Erachtens nicht das Kernthema seiner Schrift.

Das Erleben bzw. das Bewusstsein ist gewiss ein Kontinuum. Aber nur weil es sich aus einzelnen, sich bedingenden Momenten zusammensetzt. Diese einzelnen Momente des Erlebens haben sowohl einen Anfang als auch ein Ende. Hätten diese Momente weder Anfang noch Ende, gäbe es das Kontinuum des Erlebens nicht. Der Fortbestand eines Kontinuums ist nur dann gewährleistet, wenn ein Moment zu Ende geht und ein neuer Moment beginnt. Diese Momente bestehen in gegenseitiger Abhängigkeit. Deshalb gibt es auch im Jetzt oder der Gegenwart ein Kommen und Gehen, ein Entstehen und Vergehen.

Tokme Zangpo hat mit seiner Aussage ""... sehen, dass es bei den Phänomenen kein Kommen und Gehen gibt, ..." bestimmt nicht ausdrücken wollen, dass Avalokiteshvara und er selbst dieses abhängige Entstehen und Bestehen verneinen.

Mit "kein Kommen und Gehen bei den Phänomenen" muss also etwas anderes gemeint sein. Ich vermute inzwischen, dass es dabei darum geht, wie Kommen und Gehen, Entstehen und Vergehen existieren bzw. nicht existieren, weil vergleichbare Formulierungen zum Beispiel auch im Verehrungsvers des Mulamadhyamakakarika gibt.
Da verstehe ich dich nicht. Wer verneint denn das abhängige entstehen?
Es geht mir um eine Form der Wahrnehmung, die entsteht, wenn man abhängiges entstehen und Leerheit versteht. Abhängiges entstehen verbindet sich dabei mit Mitgefühl und dem Wunsch den Wesen helfen zu können, Leerheit ist die Weisheit die durch das Erleben von Shunyata entsteht. In diesem Zustand gibt es kein Kommen und Gehen mehr. Würden wir Kommen und Gehen auf die äußeren Phänomene anwenden, wäre das nicht wirklich haltbar. Aber im Samadhi erleben wir nur klares Licht. Mitgefühl holt uns wiederum so weit aus dem Zustand heraus, dass wir den Wesen helfen können.
 
Mit "kein Kommen und Gehen bei den Phänomenen" muss also etwas anderes gemeint sein. Ich vermute inzwischen, dass es dabei darum geht, wie Kommen und Gehen, Entstehen und Vergehen existieren bzw. nicht existieren, weil vergleichbare Formulierungen zum Beispiel auch im Verehrungsvers des Mulamadhyamakakarika gibt.
:unsure: ... Lieber @Helmut, meinst Du so, wie ich hier #8 schrieb? =>
... gemeint ist meines Erachtens, dass die Phänomene letztendlich "leer davon" sind, eigenständig, unabhängig oder unwandelbar zu sein ...
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Es geht mir um eine Form der Wahrnehmung, die entsteht, wenn man abhängiges entstehen und Leerheit versteht. ...
Liebe @Nyinje ☼ , ... meine tägliche Übung (im Ruhestand habe ich viel Zeit): die Versuche, wahrzunehmen, und gleichzeitig die Leerheit dessen, was ich wahrnehme, zu verinnerlichen; (dabei nicht zu vergessen, die Identität des Abhängigen Entstehens der Phänomene und deren Leerheit.)

Doch hilf mir bitte, das jetzt korrekt zu verstehen
Abhängiges entstehen verbindet sich dabei mit Mitgefühl und dem Wunsch den Wesen helfen zu können, Leerheit ist die Weisheit die durch das Erleben von Shunyata entsteht. In diesem Zustand gibt es kein Kommen und Gehen mehr. Würden wir Kommen und Gehen auf die äußeren Phänomene anwenden, wäre das nicht wirklich haltbar. Aber im Samadhi erleben wir nur klares Licht. Mitgefühl holt uns wiederum so weit aus dem Zustand heraus, dass wir den Wesen helfen können.
:unsure: (mkha' echt ratlos) Wie weit muss mein Verständnis der Darlegungen des Dharma reichen, um zu kapieren, wie es möglich ist, dass das abhängige Entstehen, sich mit Mitgefühl und dem Wunsch, den Wesen zu helfen, verbinden sollte? "Leerheit ist die Weisheit, die durch das Erleben von Śūnyatā entsteht", diese Aussage ist mir hingegen eingängig ... :unsure: ... Der Rest sagt wohl aus, dass ich aus einem überweltlichen Meditationszustand heraus agiere ...(Gibt es gut verständliche Lektüre dazu?) ...

Ich weiß, dass ich noch so weit von diesem hochkarätigen Sein entfernt bin, dass ich mich zunächst einmal vielen, vielen Darlegungen und Übungen der unteren Vor-Bodhisattva-Ebenen zu begnügen habe. ... Ich gebe mir ja Mühe, aber manchmal streikt mein altes Hirn - es fehlt ihm dann an leicht verständlichen Simpelworten, um über die nächste Hürde zu kommen. ;)(y)
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
:unsure: (mkha' echt ratlos) Wie weit muss mein Verständnis der Darlegungen des Dharma reichen, um zu kapieren, wie es möglich ist, dass das abhängige Entstehen, sich mit Mitgefühl und dem Wunsch, den Wesen zu helfen, verbinden sollte? "Leerheit ist die Weisheit, die durch das Erleben von Śūnyatā entsteht", diese Aussage ist mir hingegen eingängig ... :unsure: ... Der Rest sagt wohl aus, dass ich aus einem überweltlichen Meditationszustand heraus agiere ...(Gibt es gut verständliche Lektüre dazu?)
Das weiß ich nicht. Es sind nur Gedanken und das Kombinieren der Belehrungen, die ich gelesen und gehört habe. Ohne Anspruch auf Richtigkeit. Ich denke abhängiges Entstehen geht Hand in Hand mit Ursache und Wirkung. Alles, was wir erleben hat damit zu tun, dass wir Bedingungen schaffen, um es auch tatsächlich zu erleben. Positiv, wie negativ. Wenn wir das verstehen, verstehen wir auch die Verstrickungen der Wesen und ihr Leid. Mitgefühl ist bei dieser Erkenntnis eigentlich etwas, das ganz natürlich entsteht. Weil es das einzig logische ist, da man dadurch erkennt, dass es keine Schuld, kein gut und böse gibt. Es gibt nur Bedingungen. So ist mein Gedankengang. Um sich selbst daraus zu lösen braucht es Weisheit und dadurch das damit verbundene Verstehen der Leerheit. Das können wir denke ich nur durch Mediation erreichen. Und das braucht einfach Zeit. Deswegen ist das, was ich im tibetischen Buddhismus unter Ansammlung kenne, so wichtig. Denn ohne Ansammlung, ohne Training von Mitgefühl kann keine Weisheit entstehen. Und umgekehrt. Weil auch das Erleben auf dem Weg des Dharma abhängigem Entstehen unterworfen ist.

Ich hoffe das ist nicht zu wirr. 🙈
 
... gemeint ist meines Erachtens, dass die Phänomene letztendlich "leer davon" sind, eigenständig, unabhängig oder unwandelbar zu sein ...
Dem was Du in Beitrag #8 geschrieben hast, kann ich durchaus zustimmen. Ich würde inzwischen darüber hinaus auch sagen, dass die Phänomene nicht wahrhaft und nicht inhärent existieren. Da Kommen und Gehen (Entstehen und Vergehen) Phänomene sind, existieren sie nicht wahrhaft oder inhärent.

Da verstehe ich dich nicht. Wer verneint denn das abhängige entstehen?
Ich wollte in Beitrag #19 nicht sagen, dass hier von Teilnehmenden das abhängige Entstehen verneint wird. Mir ging es vielmehr darum zu ergründen, was die Aussage "dass es bei den Phänomenen kein Kommen und Gehen gibt" nicht bedeuten kann.


Da die Aussage "dass es bei den Phänomenen kein Kommen und Gehen gibt" Bestandteil des Lobpreises an Avalokiteshvara ist, steht sie im Einklang mit dem abhängigen Entstehen. Deshalb kann man diese Aussage so wie sie im Text steht, nicht wortwörtlich nehmen, sondern sie muss interpretiert werden.

Ich verstehe diesen Teil des Lobpreises so: Tokme Zongpo lobpreist Avalokiteshvara, weil dieser erkannt hat, dass es kein wahrhaftes Kommen und Gehen bei den Phänomenen gibt.
 
... die Phänomene letztendlich "leer davon" sind, eigenständig, unabhängig oder unwandelbar zu sein ...
Dem was Du in Beitrag #8 geschrieben hast, kann ich durchaus zustimmen.

Ich würde inzwischen darüber hinaus auch sagen, dass die Phänomene nicht wahrhaft und nicht inhärent existieren.
Lieber @Helmut, ich stimme Deiner Aussage zu. Sie ist korrekt:

"... Wenn ein Phänomen zwar in einer bestimmten Weise erscheint, aber nicht tatsächlich so existiert, und ich diese Erscheinungsweise in der Wirklichkeit nicht bestätigt finde, dann kann diese Erscheinungsweise zwar auf der Ebene der Täuschung akzeptiert werden, aber nicht auf der Ebene der Wahrheit. Auf der Ebene der Wahrheit muss ein Phänomen auch genauso erscheinen, wie es tatsächlich existiert, oder andersherum ausgedrückt: Ich muss es auch so in der Wirklichkeit finden können, wie es meinem Geist erscheint. Da mir die Phänomene aber anders erscheinen, als sie wirklich existieren, handelt es sich bei den Phänomenen um Täuschungen bzw. existieren sie nur auf täuschende Weise. Aus diesem Grunde wird gesagt, dass alle Phänomene nicht wahrhaft existieren. ..." Quelle: Leerheit und Abhängiges Entstehen_Aus den Unterweisungen SH des XIV. Dalai Lama_HH 1991
 
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