Ideen statt Materie
In diesem Sinne sagte schon vor einigen Jahrzehnten der englische
Forscher James Jeans:
Heute ist man sich ziemlich einig darüber, und auf der physikalischen
Seite der Wissenschaft fast ganz einig, dass der Wissensstrom
auf eine nichtmechanische Wirklichkeit zufließt; das
Weltall sieht allmählich mehr wie ein großer Gedanke als wie
eine große Maschine aus. - Der Geist erscheint im Reich der
Materie nicht mehr als ein zufälliger Eindringling; wir beginnen
zu ahnen, dass wir ihn eher als den Schöpfer und Beherrscher
des Reichs der Materie begrüßen sollten.
Ganz ebenso sagte Werner Heisenberg:
Die kleinsten Einheiten der Materie sind tatsächlich nicht
physikalische Objekte im gewohnten Sinne des Wortes (Bemerkung
von uns: Sind also nicht „Materie“), sie sind Formen,
Strukturen oder - im Sinne Platons – Ideen.164“
Noch deutlicher sagt Capra:
Bis jetzt hat unsere Auswertung der durch die moderne Physik
gegebenen Weltanschauung wiederholt gezeigt, dass die Idee
von Grundbausteinen der Materie nicht mehr haltbar ist... So
wurden Atome, Atomkerne, die Strukturen der Atomkerne der
Reihe nach für „Elementarteilchen“ gehalten. Keines von
ihnen erfüllte jedoch diese Erwartung. Jedes Mal stellte sich
heraus, dass diese Teilchen selber zusammengesetzte Strukturen
waren, und die Physiker hofften, dass die nächste Generation
von Komponenten sich endlich als die letzten Komponenten
der Materie erweisen würden. - Andererseits machten die
Theorien der Atom- und subatomaren Physik die Existenz von
Elementarteilchen immer unwahrscheinlicher. Sie deckten
eine grundlegende wechselseitige Verbundenheit der Materie
auf und zeigten, dass Bewegungsenergie in Masse umgewandelt
werden kann, und erklärten, dass Teilchen eher Prozesse
als Gegenstände seien.
Alle diese Entwicklungen deuten stark darauf hin, dass das
einfache mechanistische Bild von Grundbausteinen aufgegeben
werden muss, und doch zögern viele Physiker damit
noch. Die uralte Tradition, komplexe Strukturen durch Zerlegen
in einfachere Bestandteile zu erklären, ist so tief im westlichen
Denken eingewurzelt, dass die Suche nach diesen
Grundkomponenten immer noch weitergeht.
Und geradezu abschließend bemerkt Heisenberg:
Die Physiker haben nun eingesehen, dass alle ihre Theorien
von Naturphänomenen einschließlich der „Gesetze“, die sie
beschreiben, Schöpfungen des menschlichen Geistes sind, eher
Eigenschaften unserer begrifflichen Landkarte der Realität als
der Realität selbst.
Aus: Paul Debes, "Die Lehrreden des Buddha", Band 6, Seite 5140-5141-
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