Igor07

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Hi, meine Lieben. Aufgrund meiner enormen Dankbarkeit, was das Buddhistische Seminar betrifft, ich wollte hier, wenn es möglich wäre, die Zitaten zu posten.

Ich hatte per Telefon drei Mal mit der Frau Anders-Debes gespochen. Und die hatte mir auf alle meine Fragen geantwortet. Sie ist 91 J.a., wie sie mir es selbst sagte. Aber ihr Verstand ist so kristall-klar und so innerlich zentriert im" Herz-Geist", dass ich mich nach allem wie von der inneren Kraft gesteuert bin, mich als verpflichtet fühle, die ursprüngliche Lehre von dem Erwachten für alle Buddhisten zugänglich zu machen. Wie ich es kann.
 
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Re: Theravada Zitate von buddhistischem Seminar (Diskussion ist erwünscht)
„Unbeständig“ bedeutet,
dass die Zusammenhäufungen: Form, Gefühl, Wahrnehmung,
Aktivität, programmierte Wohlerfahrungssuche nicht zwei
Augenblicke lang dasselbe sind, sondern dass sie sich in dauernder
Veränderung befinden. Diese Aussage von der Unbeständigkeit
und darum Leidhaftigkeit und Nicht-Ichheit der
fünf Zusammenhäufungen ist die Kernaussage des Erwachten,
sie machen das Dasein in seiner Totalität aus. Sowohl die
Existenz des Menschen als auch die der Götter aller Grade,
Tiere und Dämonen geht in diesen fünf Faktoren auf. Ich und
Umwelt, Diesseits und Jenseits, Raum und Zeit und Kausalität,
alles je und je Erlebte, alles nur Erlebbare und das Erleben
selbst – es ist alles enthalten in diesen fünf Komponenten. Und
von diesen fünf Faktoren, die in ihrem Zusammenspiel Erleben
und Erleber bewirken, Ich und Umwelt entwerfen, Diesseits
und Jenseits entwerfen, Menschentum, Himmel und Hölle
entwerfen, Raum, Zeit und Kausalität entwerfen – von diesen
fünf Faktoren ist jeder unbeständig, darum leidvoll; ohne
ewiges Wesen, ohne ein durchgängiges Ich, ohne festen Bestand:
das ist die aus der umfassenden Erfahrung, aus der universalen
Wahrnehmungsweise hervorgegangene Einsicht eines
jeden Erwachten.

Aus: Paul Debes, "Die Lehrreden des Buddha", Band 4, Seite 3509 - https://www.buddhistisches-seminar.de/
 
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Re: Theravada Zitate von buddhistischem Seminar (Diskussion ist erwünscht)
Wir ertrinken in der Welt. Wir
haben nicht die Wahrnehmung, sondern sie hat uns, sie
schreckt uns, sie entzückt uns. Durch Wahrnehmung erst finden
wir uns vor und finden zugleich die Welt vor und uns in
sie verwoben – wie im Traum. Abhängig von der Welt, ersehnt
der normale Mensch von ihr das Gute und fürchtet von
ihr das Schmerzliche. Dieses Kleben an dem Wahnfilm und
das Leben in dieser Wahndramatik, den Glauben an diese Erscheinungswelt,
an diese Fata Morgana, nennt der Erwachte
avijjā, das heißt: „abseits der Wirklichkeit im Wahn“. Diesen
Wahn auflösen oder ihm verfallen – das ist zuletzt der Unterschied
zwischen Nirvana und Samsara .

Aus: Paul Debes, "Die Lehrreden des Buddha", Band 1, Seite 80 - https://www.buddhistisches-seminar.de/
 
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Re: Theravada Zitate von buddhistischem Seminar (Diskussion ist erwünscht)
Der Erhabene sagt, dass das ganze Leiden und der gesamte
Samsara bedingt seien durch Gier, Hass, Blendung, und wir
können bei uns erkennen und erfahren: Gier und Hass, das
lechzende Drängen zu den einen Erscheinungen und die Abstoßung
von den anderen Erscheinungen bewegen unser gesamtes
Dichten und Trachten, unser Sinnen und Beginnen im
Tun und Lassen. Allein daraus geht die Wahrnehmung, die uns
eine Welterscheinung liefert, hervor. Und diese Welterscheinung
ist Blendung – bedingt durch Gier und Hass.

Aus: Paul Debes, "Die Lehrreden des Buddha", Band 1, Seite 81 - https://www.buddhistisches-seminar.de/
 
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Re: Theravada Zitate von buddhistischem Seminar (Diskussion ist erwünscht)
„Unbeständig“ bedeutet,
dass die Zusammenhäufungen: Form, Gefühl, Wahrnehmung,
Aktivität, programmierte Wohlerfahrungssuche nicht zwei
Augenblicke lang dasselbe sind, sondern dass sie sich in dauernder
Veränderung befinden. Diese Aussage von der Unbeständigkeit
und darum Leidhaftigkeit und Nicht-Ichheit der
fünf Zusammenhäufungen ist die Kernaussage des Erwachten,
sie machen das Dasein in seiner Totalität aus. Sowohl die
Existenz des Menschen als auch die der Götter aller Grade,
Tiere und Dämonen geht in diesen fünf Faktoren auf.
Ja, und letztlich sogar noch weiter: Auch Unbelebtes bin hin zum Kosmos ändert sich in jedem Augenblick. Das meiste aber so langsam, dass wir es kaum erkennen können. Wichtige Einsichten, die es sich lohnt vor Augen zu halten.
 
Re: Theravada Zitate von buddhistischem Seminar (Diskussion ist erwünscht)
Ja, und letztlich sogar noch weiter: Auch Unbelebtes bin hin zum Kosmos ändert sich in jedem Augenblick. Das meiste aber so langsam, dass wir es kaum erkennen können. Wichtige Einsichten, die es sich lohnt vor Augen zu halten.
Sehr gut bemrekt, @Cfant . Im diesen Zusammenhang PD benutzt sehr oft das Wort: "Darlehen", denn uns gehört , eigentlich absolut nichts.
Unsere Art der Wahrnehmung ist so langsam, die ist nur für das Überleben des Spezies vorgesenen, mehr nichts. Nichts für das "Er(Auf)-Wachen".
Sehr ausführlich über das ganze man kann in Abhidhamma nachlesen, oder E.Conze:" Buddhistiches Denken".
Die ganze Prozesse laufen mit der enormen Geschwindigkeit, absolut nichts steht uns so wie zur Verfügung.
Ich zitiere hier Nyanatiloka:

Im höchsten Sinne (paramattha) nämlich, so lehrt der Buddhismus , ist das sog. Dasein ein bloßer Prozess von beständig wechselnden körperlichen und geistigen Phänomenen, und weder innerhalb noch außerhalb dieses Werdeprozesses ist irgend eine beharrende Ich-Einheit oder Persönlichkeit anzutreffen.


Wenn also in den Texten von einem Wesen, einer Person, einem Selbst oder gar von der Wiedergeburt eines Wesens die Rede ist, so ist das selbstverständlich nicht im absoluten und höchsten Sinne (paramattha) gesagt, sondern als bloße 'konventionelle Ausdrucksweise' (vohāra-vacana)aufzufassen.


Die einzigen, wenn auch nur jedes Mal bloß für einen Moment aufblitzenden und dann sofort wieder für immer verschwindenden Realitäten(paramattha-dhamma ) sind eben die 5 Daseinsgruppen oder, in ihrer Dreiergruppierung, Bewußtsein, Geistesfaktoren und Körperlichkeit. Vgl. anattā.

LG, danke für feedback.
 
Re: Theravada Zitate von buddhistischem Seminar (Diskussion ist erwünscht)
Die Triebe des Herzens malen auf die Fensterscheibe unserer
„Anschauung“ die entsprechenden Schmutzflecken. Indem
wir diese statt der Wirklichkeit hinter der Scheibe sehen, sind
wir verblendet. Wir sehen die bunten Gemälde und meinen,
das wäre die Welt; wir sehen uns selber, unsere Anziehungen
und Abstoßungen. Darum sagt der Erwachte (A IV,45): In
diesem (mit Trieben besetzten) Körper mit Wahrnehmung und
Geist ist die Welt. Das reine Herz ist der Wegfall der triebbedingten
Gefühle und Wahrnehmungen und damit der Blendung
und des Wahns, ein Ich in einer Welt zu sein.

Aus: Paul Debes, "Die Lehrreden des Buddha", Band 4, Seite 3544 - https://www.buddhistisches-seminar.de/
 
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Re: Theravada Zitate von buddhistischem Seminar (Diskussion ist erwünscht)
Darum vergleicht der Erwachte die Wahrnehmungen mit
Luftspiegelungen, die etwas spiegeln, was nur in anderer Weise
und an anderer Stelle, nämlich als Triebe des Herzens und
als subjektiv empfundene Außenerscheinungen eingebildet
wurden. Kant sagt bekanntlich: Wir leben von Erscheinungen
und halten sie für die Dinge an sich. Was Kant „Ding als Erscheinung“
nennt, das nennt Schopenhauer, der die Lehre des
Buddha kannte, die Welt als Vorstellung. Und was Kant als
„das Ding an sich“ bezeichnet, davon sagt Schopenhauer, das
sei der Wille im Menschen, der die Welt als Vorstellung
schafft. Deutlicher sagt der Erwachte: Dein sogenanntes Wesen
mit allen Bezügen und Bezugspunkten ist die Ursache
deiner Wahrnehmung. Darum ist es hilflos, versuchen zu wollen,
die „Außenwelt“ an ihrer Erscheinung zu verändern.

Aus: Paul Debes, "Die Lehrreden des Buddha", Band 3, Seite 1777 - https://www.buddhistisches-seminar.de/
 
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Re: Theravada Zitate von buddhistischem Seminar (Diskussion ist erwünscht)
Gerade der gesunde Mensch, dem der Körper ein geschmeidiges
Werkzeug zu allen seinen Wünschen ist, verfällt
leicht dieser Identifizierung.
Wer aber öfter an die Möglichkeit der Krankheit denkt, der
wird durch diese Gedanken und Vorstellungen immer daran
erinnert, dass der Leib etwas Gebrechliches, Begrenztes, Bedingtes
ist, und wird viel besser durchschauen, dass der Körper
nicht er selber ist und dass er selber nicht der Körper ist. Einem
solchen ist diese Feststellung nicht ein Leid und ein
Schmerz, sondern eine Befreiung.
Der normale blinde Mensch, der sich mit dem Leib identifiziert,
denkt, wenn er an die Krankheit des Leibes denkt, an
„seine Krankheit“, wenn er an Tod und Untergang des Leibes
denkt, an „seinen Tod und Untergang“.
Dem Kenner der Existenz aber, der sich mit dem Leib nicht
identifiziert, ist die Krankheit des Leibes nicht seine Krankheit;
ist Tod und Untergang des Leibes nicht sein Tod und
Untergang. Er wird gerade durch solches Bedenken immer
mehr auf die Nicht-Ichheit des Leibes hingewiesen, so dass
alle Schicksale des Leibes nicht mehr seine Schicksale sind.
So ist diese häufige Vorstellung von Alter und Krankheit gerade
der Weg zur Befreiung von den mannigfaltigen erbärmlichen
Schicksalen dieses vergänglichen Leibes und von der
damit zusammenhängenden Angst.

Aus: Paul Debes, "Die Lehrreden des Buddha", Band 1, Seite 187 - https://www.buddhistisches-seminar.de/
 
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Re: Theravada Zitate von buddhistischem Seminar (Diskussion ist erwünscht)
Wer in der richtigen Weise den Tod bedenkt, der erkennt
dieses Leben als eine Frist der Bewährung.
Es ist eine Bewährung,
welche in diesem Leben schon befriedigt und erhöht und
den Menschen adelt und welche ihm im nächsten Leben noch
unvergleichlich höhere Freuden beschert, während der Lebensrausch
selber ein blinder Wahn ist, der den Menschen in
Hemmungslosigkeit, Planlosigkeit und Willkür treibt, unwürdig
eines denkenden Menschen.

Aus: Paul Debes, "Die Lehrreden des Buddha", Band 1, Seite 190 - https://www.buddhistisches-seminar.de/

(Hervorhebung ist von mir)
 
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Re: Theravada Zitate von buddhistischem Seminar (Diskussion ist erwünscht)
Jedes Annehmen, Ergreifen, Sich-Befriedigen, das der zum
Herzen gezählte Blendungs-Geist bejaht und wieder zu erlangen
trachtet, verstärkt die Gewöhnung an die Befriedigung:
„Das ist schön, das will ich wieder haben; wie bekomme ich
es.“ Ist so das Erlebnis der Befriedigung Gewöhnung geworden,
dann ist ein noch bedürftigeres „Ich“ in einer gewährenden
oder verweigernden Umgebung entsprechend der moralischen
Qualität der Befriedigungen entstanden. Darum sagt der
Erwachte (M 1): Befriedigung ist des Leidens Wurzel.
Weil der Mensch (infolge des unbeherrschten Körpers und
Herzens) sich an den Genuss gebunden hat, der Genuss einer
bestimmten Sache ihm etwas Gewohntes, Geliebtes, als eigen
Empfundenes geworden ist, muss Wehgefühl aufkommen.
Durch Befriedigung entsteht Leiden (M 145). Das sind die
beiden zusammengehörenden Gefühls-Enden.

Aus: Paul Debes, "Die Lehrreden des Buddha", Band 4, Seite 3550 - https://www.buddhistisches-seminar.de/
 
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Re: Theravada Zitate von buddhistischem Seminar (Diskussion ist erwünscht)
Wer weiß: Alles Erlebte ist Ernte früheren Wirkens, der
Körper erscheint nur als Folge der Sinnensüchtigkeit, und jetzt
ist er das Werkzeug, an dem man die Sinnensüchtigkeit wieder
zurücknehmen kann, dem geht es darum, den Körper zurückzuhalten,
nicht weiter die Objekte zur Berührung zu bringen in
dem Bewusstsein, dass sonst die Triebe des Herzens immer
stärker werden und damit wieder Körper angelegt werden, die
immer wieder sterben. Den Körper zurückhalten, bedeutet
zunächst einmal: nicht alles sehen, hören, riechen usw. Zwar
kann man nicht mit versperrten Sinnen durch die Welt gehen,
aber man muss darauf achten, durch welche Sinneseindrücke
das Begehren gereizt wird, denn dadurch wird das Herz aufgewühlt,
die Blendung verstärkt. Da eben im Körper die Sinnesdränge
hellwach lungern und lauschen und aufnehmen
wollen, darum muss der Übende diesen Körper, in dem diese
wilden Tiere, die Dränge in den Sinnesorganen, lungern und
an den Toren rütteln, zurückhalten und sich das Elend und die
Entrinnung vor Augen halten, um die Blendung gar nicht erst
entstehen zu lassen.

Aus: Paul Debes, "Die Lehrreden des Buddha", Band 4, Seite 3568 - https://www.buddhistisches-seminar.de/
 
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Re: Theravada Zitate von buddhistischem Seminar (Diskussion ist erwünscht)
Der Erwachte vergleicht die fünffache sinnliche Bedürftigkeit
mit einem Aussatzkranken, dessen ganzer Körper ununterbrochen
juckt. Nur durch Kratzen empfindet er eine vorübergehende
Befriedigung. Wenn uns ein Objekt gefällt, so ist
die Berührung der Bedürftigkeit angenehm, befriedigend. Aber
der Erwachte sagt: Durch Befriedigung, die im Geist positiv
bewertet wird, wird der Hunger immer größer. Und je größer
der innere Hunger ist, um so rücksichtsloser holt ein Mensch
heran. Wenn aber der Aussatzkranke gesund ist, dann braucht
er gar nicht mehr zu kratzen, dann fühlt er sich ohne Kratzen
dauernd tausendmal wohler, als wenn er hier und da eine
flüchtige Befriedigung zusammenkratzt. Ganz ähnlich diesem
Gleichnis des Erwachten schreibt Gigo von Castell, ein christlicher
Mönch:
Eine kleine Körperwunde ruft in der Seele ungeheure Angst
vor Schmerzen hervor, sagen wir ein Mückenstich oder eine
Verwundung. Durch die Wunde ist beides verwundet: die Seele
wie der Leib, die Seele durch den Schmerz, der Leib durch
die offene Stelle. Ist aber die offene Stelle geheilt, dann
wähnst du auch schon die Seele wieder geheilt, (weil man ja
dann keinen Schmerz mehr fühlt, keine Sorge und Angst
aus der sie dem verwundeten Leib zuvor erlag.
Nun ist zwar die Leibesschwachheit in diesem Leben unheilbar,
ja, sie verschlimmert sich allemal, (im Alter wird
alles gebrechlicher, schmerzlicher) der Seele Gesundheit aber
wird in Ewigkeit nicht gefunden werden, wenn sie nicht hier
schon ansetzt.

Aus: Paul Debes, "Die Lehrreden des Buddha", Band 3, Seite 1747 - https://www.buddhistisches-seminar.de/
 
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Re: Theravada Zitate von buddhistischem Seminar (Diskussion ist erwünscht)
Der unbelehrte Mensch denkt fälschlicherweise, er lese die
Sinneserlebnisse von einer an sich vorhandenen Außenwelt ab,
die sinnliche Wahrnehmung sei ein Hereinholen von Formen,
Tönen, Düften, Schmeck- und Tastbarem aus einer unabhängig
von ihm bestehenden Außenwelt. Dabei ist das, was der
Mensch und jedes Lebewesen für „Wissen“ von „sich selbst“
und „von der Welt“ hält, in Wirklichkeit nichts anderes als
seine Deutung der Wahrnehmung „Ich“ und der Wahrnehmung
„Welt“. Von keiner Erscheinung „weiß“ der Mensch
anders als nur durch die Wahrnehmung. Und diese Wahrnehmung
ist, weil sie eine Eintragung von gefühlsbesetzten Erfahrungen
der Triebe in den Geist ist, Blendung, Täuschung,
Wahn.

Aus: Paul Debes, "Die Lehrreden des Buddha", Band 6, Seite 5755 - https://www.buddhistisches-seminar.de/
 
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Re: Theravada Zitate von buddhistischem Seminar (Diskussion ist erwünscht)
Die Inder wussten durch ihre Überlieferung: Kein normaler
Mensch kann zur Wahrheitfindung hinführen, sondern nur
einer, der sich aus den Verflechtungen mit der Welt weit herausgelöst
hat und sich auch innerlich mit Herz und Gemüt
befreit hat von der Faszination durch die Welt und von all den
verdunkelnden und verwirrenden Zügen, die die Weltfaszination
ausübt, also ein „Geistlicher“ im ursprünglichen Sinn des
Wortes.

Aus: Paul Debes, "Die Lehrreden des Buddha", Band 5, Seite 3862 - https://www.buddhistisches-seminar.de/
 
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Re: Theravada Zitate von buddhistischem Seminar (Diskussion ist erwünscht)
Die Anwesenheit von Gier, Hass, Blendung zeigt sich an
den Herzensbefleckungen, und aus den Herzensbefleckungen
redet und handelt der Mensch, und daran ist das Verstricktsein
in Gier, Hass, Blendung zu erkennen.
Die Abwesenheit bzw. Minderung von Gier, Hass, Blendung
bewirkt die Abwesenheit von Herzensbefleckungen,
bewirkt ein reines Herz, das sich im liebevollen, rücksichtsvollen
Umgang mit Lebewesen offenbart.

Aus: Paul Debes, "Die Lehrreden des Buddha", Band 5, Seite 3864 - https://www.buddhistisches-seminar.de/
 
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Re: Theravada Zitate von buddhistischem Seminar (Diskussion ist erwünscht)
Der normale westliche Mensch dringt zur Frage, wie man
dem Samsara entrinnen könne, überhaupt nicht vor. Denn er
meint, er habe mit der Geburt angefangen, da zu sein, und
würde mit dem Tod endgültig enden. Er weiß nicht, dass das
Leben von sich aus gar nicht enden kann, dass nur immer
Körper gewechselt werden wie Kleider, dass immer wieder
geboren, gealtert, gestorben werden muss.
Aus: Paul Debes, "Die Lehrreden des Buddha", Band 1, Seite 65-66- https://www.buddhistisches-seminar.de/
 
Re: Theravada Zitate von buddhistischem Seminar (Diskussion ist erwünscht)
Jedes Wesen, das geboren wird, bringt aus früheren Leben
schon die Gewöhnung mit, ununterbrochen die fünf Zusammenhäufungen
immer wieder zusammenzuhäufen. Bei deren
Schwinden käme das normale Wesen eine tödliche Angst an,
als ob es vernichtet würde, in das Nichts fiele. Das normale
Wesen besteht geradezu aus dem fortgesetzten Ergreifen der
fünf Zusammenhäufungen, darin leben und weben die Wesen,
das halten sie für ihr Dasein, obwohl diese fünf Zusammenhäufungen
je für sich nicht einmal noch so kurz bestehen, sondern
in ständigem Rieseln sind: Schon im Kommen vergehen
sie und werden von weiteren verdrängt. Die Identifikation mit
diesen haltlosen, in keinem Augenblick beständigen Zusammenhäufungen
erst macht die Wesen sterblich. Sariputto bezeichnet
deshalb die fünf Zusammenhäufungen als Mörder (S
22,85), die sich in der Jugendkraft einschmeicheln als gefällige
Diener, auf die sich der Mensch verlässt, von denen er ganz
und gar abhängig wird, so dass er mit dem Schwinden seiner
Kräfte – der Veränderung der fünf Zusammenhäufungen –
meint, er selber würde vernichtet.
Aus: Paul Debes, "Die Lehrreden des Buddha", Band 4, Seiten 3624-3625 - https://www.buddhistisches-seminar.de/
 
Re: Theravada Zitate von buddhistischem Seminar (Diskussion ist erwünscht)
Die Wahrnehmung, der Traum, genannt Existenz, genannt
Leben, ist in seiner Qualität bedingt durch die Qualitäten des
wahrgenommenen Ich. Wo ein Ich wahrgenommen wird, das
egoistischer wird, genusssüchtiger, rücksichtsloser wird, da
wird auch weiter geträumt, dass auch die Umwelt allmählich
rücksichtsloser, härter, roher wird. Das ganze wahrgenommene,
geträumte Leben, die Begegnungen werden härter, roher,
dunkler, schmerzlicher. Wenn die Herzensqualitäten besser
werden, dann muss auch der Traum, die Wahrnehmung, besser
werden. Wenn die Herzensqualitäten übermenschlich gut werden,
dann muss auch der Traum vom Umgang miteinander,
von der Gemeinschaft, übermenschlich gut werden, hell werden.
Die Wesen befinden sich auf dem Weg dahin auf einer
Skala der grenzenlosen Möglichkeiten vom allergemeinsten
und niedrigsten bis zum hellsten, edelsten, würdigsten Sein.

Aus: Paul Debes, "Die Lehrreden des Buddha", Band 2, Seite 1468- https://www.buddhistisches-seminar.de/
 
Re: Theravada Zitate von buddhistischem Seminar (Diskussion ist erwünscht)
Die äußere Welt, die wir erleben mit Freunden und Feinden,
mit Krieg und Frieden, mit Reichtum und Armut ist nur
Spiegelbild unserer inneren Qualitäten. Wer wollte schon,
wenn er im Spiegel ein unrasiertes Gesicht sieht, dann den
Spiegel rasieren. Das würde keinem Menschen einfallen. Er
weiß: Um zu erreichen, dass im Spiegel ein sauberes Gesicht
zu sehen ist, muss er dieses Gesicht rasieren. So selbstverständlich,
wie wir das wissen, müssen wir auch wissen, dass
die äußere Welt nur Spiegelbild des Inneren ist. Wenn ich das
Äußere verändern will, muss ich das Herz, die Triebe, die
Neigungen, den Charakter ändern. Wenn ich mich zum Guten
ändere, entsteht zwangsläufig eine gute Welt. Die Wurzel der
Welt ist das Herz.

Aus: Paul Debes, "Die Lehrreden des Buddha", Band 5, Seite 4405- https://www.buddhistisches-seminar.de/
 
Re: Theravada Zitate von buddhistischem Seminar (Diskussion ist erwünscht)
Das Herz des normalen Menschen ist von Natur krank, das
heißt, es leidet an Gier, Hass, Blendung. Es ist nicht in sich
befriedet und still, sondern sucht außen Befriedigung. Dazu
hat es sich einen gebrechlichen Körper geschaffen, der geboren
wird, erkrankt, altert und stirbt. Und der Mensch ist in
einem solchen Wahn, dass er meint, der sichtbare Körper aus
Fleisch und Knochen wäre „er selbst“, wäre sein eigentliches
Ich.
Dass der Körper immer „krank“, d.h. verletzbar, empfindlich
ist wie ein rohes Ei, das weiß jeder Mensch, der sich
nichts vormacht, sondern gründlich nachsieht, und immer waren
und sind sich zu allen Zeiten und in allen Kulturen die
aufmerksamen Menschen einig darin, dass der Körper lediglich
ein Werkzeug ist, das verschleißt. Mit dieser Einsicht erwächst
dem, der dabei ist, das Elend der Sinnenwelt zu durchschauen,
eine gewisse Distanzierung vom Körper, denn wer
seinen Körper und dessen Vorgänge mehr und mehr beobachtet,
der hat damit den geistigen Beobachter von dem beobachteten
Gegenstand, dem Körper, getrennt, den Körper dem Beobachter
gegenübergestellt, und damit ist der Beobachter vom
Körper schon mehr oder weniger distanziert. In solchen Augenblicken
braucht der Übende keine Geduld mehr, er steht
bereits darüber, ist geistig und seelisch aus dem Körper ausgezogen.

Aus: Paul Debes, "Die Lehrreden des Buddha", Band 3, Seite 1834 - https://www.buddhistisches-seminar.de/
 
Re: Theravada Zitate von buddhistischem Seminar (Diskussion ist erwünscht)
Der Erwachte bezeichnet die Weltanschauung des normalen,
von der sinnlichen Wahrnehmung lebenden Menschen
immer mit „avijja~“, und das bedeutet Falschwissen, Wahn,
abseits des Wirklichen sein – und so wie die Karawane, solange
sie der Luftspiegelung folgt, in die Irre gerät und in der Irre
bleibt, so bleibt der Mensch in der Irre des Samsa~ra, solange er
diesen Wahn nicht aufgeben kann.
Das zeigt auch in der „Mittleren Sammlung“ die erste Rede.
Dort zieht der Erwachte mit letzter Deutlichkeit die Konsequenzen
aus der Durchschauung der Wahrnehmung. Zuerst
sagt er, dass der naive Mensch alles Wahrgenommene „für
wahr nimmt“, sich von der Kindheit an aus dem Wahrgenommenen
allmählich sein Weltbild zusammenspinnt und sich
dieser Wahnwelt hingibt. Dann zeigt der Erwachte im zweiten
Teil der Rede, wie sich der von ihm Belehrte und in der inneren
Entwicklung schon weit Fortgeschrittene verhält, der eisern
um Befreiung von der Faszination ringt. Er soll sich nicht
mit den wahrgenommenen Dingen beschäftigen, nicht über sie
nachdenken, sondern soll seinen Übungsweg zu Ende gehen,
der ihn bis zum endgültigen Heilsstand bringt.

Aus: Paul Debes, "Die Lehrreden des Buddha", Band 1, Seite 74 - https://www.buddhistisches-seminar.de/
 
Re: Theravada Zitate von buddhistischem Seminar (Diskussion ist erwünscht)
Unter atta (Selbst) verstanden die Inder einen immer und
ewig sich gleich bleibenden, unwandelbaren Kern des Lebewesens
(christlich „die ewige Seele“) als das eigentliche Wesen.
Dagegen besagt die an-atta-Lehre des Erwachten, dass es
einen solchen mit sich selbst identischen, gleich bleibenden
Kern nicht gibt.
Da sich alle Religionslehrer aber auf Grund ihrer tieferen
Menschenkenntnis darin einig sind, dass der Mensch sich ununterbrochen
verändert und auf die Dauer sehr deutlich verändert,
so besteht der Unterschied zwischen der anatta -Lehre des
Buddha und den Aussagen anderer Religionen lediglich darin,
dass die Letzteren der Auffassung sind, diese kontinuierlichen
Veränderungen beträfen nie den Kern selbst, vielmehr habe
sich dieses immer und ewig sich gleich bleibende „Selbst“
(oder „Seele“) aus seinem freien Willen in Verbindung mit
Vergänglichem, Gebrechlichem eingelassen, ja, mit schmutzigen
und niedrigen Dingen, sei nun daran gebunden und darin
gefangen und müsse sich davon wieder befreien. Mit dieser
Reinigung und Befreiung überwände es, dieses Selbst, diese
Seele, alle Leiden und damit auch den Tod. So werde von
diesem Selbst der ewige Friede gewonnen.

Aus: Paul Debes, "Die Lehrreden des Buddha", Band 8, Seite 6991- https://www.buddhistisches-seminar.de/
 
Re: Theravada Zitate von buddhistischem Seminar (Diskussion ist erwünscht)
Wenn das Gemüt nicht gereizt, nicht verstört wird, wenn
man wohlwollend und mitempfindend bleibt, dann ist man
aufgeschlossen, dann ist das Herz sanft. Nur mit einer solchen
ruhigen Herzensverfassung kann der Mensch, der sich um
triebfreie rechte Anschauung der Dinge bemüht, durchdringen
bis zum Grund, denn die Verhärtungen und Trübungen und
Wallungen des Gemüts sind es, die uns hindern, die Wahrheit
zu sehen, und sie haben ihre Ursache in der Verletzbarkeit.
Ein Beispiel: Wenn einer mich zornig angiftet oder mir
herablassend/überheblich meine Fehler vorhält - vielleicht gar
in Gegenwart anderer, die dadurch ein falsches Bild von mir
bekommen - dann hat diese verletzende Rede die zu sich gezählte
Tendenz nach Anerkennung getroffen, starkes Wehgefühl
will den Geist veranlassen, ebenso heftig in Worten oder
gar in Taten zu reagieren. Wollte ich dem folgen, so würde ich
nicht der Wegweisung des Erhabenen folgen, nüchtern den
Automatismus bei mir und bei dem anderen zu beobachten,
sondern ich wäre wieder einmal ein in diesen Automatismus
hinein verstricktes Opfer, ließe mich wie ein Baum im Wind
bewegen und umwerfen. Wenn aber der Blick darauf gerichtet
ist, dass „ich“ es doch gar nicht bin, der getroffen wird, sondern
nur der unabhängig von meinem Willen ablaufende Mechanismus:
„Berührung der Triebe - Gefühl - entsprechende
Wahrnehmung - entsprechende Reaktion“, dann steht der Beobachter
außerhalb, zählt die Vorgänge nicht zu sich und wird
darum nicht verstört. Und wenn das Gemüt nicht verstört wird,
fällt es uns leicht, dass kein böses Wort unserem Mund entfährt,
dass wir wohlwollend und mitempfindend bleiben, liebevollen
Gemüts, ohne innere Abneigung.

Aus: Paul Debes, "Die Lehrreden des Buddha", Band 5, Seite 4452- https://www.buddhistisches-seminar.de/
 
Re: Theravada Zitate von buddhistischem Seminar (Diskussion ist erwünscht)
so besteht der Unterschied zwischen der anatta-Lehre des
Buddha und den Aussagen anderer Religionen lediglich darin,
dass die Letzteren der Auffassung sind, diese kontinuierlichen
Veränderungen beträfen nie den Kern selbst, vielmehr habe
sich dieses immer und ewig sich gleich bleibende „Selbst“
(oder „Seele“) aus seinem freien Willen in Verbindung mit
Vergänglichem, Gebrechlichem eingelassen

Ein weiterer wesentlicher Unterschied ist für mich, dass der Buddha sagt: "Wohl verkündet ist vom Erhabenen die Lehre, die offensichtliche, zeitlose, einladende, hinführende, den Verständigen umittelbar erfahrbar." Also: Wenn ich nach der Lehre des Erhabenen vorgehe, werde ich irgendwann selbst sehen (können). Alle anderen Glaubenssystem inkl. Materialismus haben diese Überprüfbarkeit nicht - ich muss schon aufs Sterben warten, um Gewissheit zu erlangen. :) Wobei die Wahrscheinlichkeit, in diesem Leben den Achtfachen Pfad zu Ende zu gehen natürlich auch... überschaubar ist. ;)
 
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