traditionsübergreifend
Re: Dharma Vedanā (Gefühle)
Danke für Eure guten Wünsche, sie haben geholfen, denn wir sind wieder gesund und gut erholt zu Hause angekommen.

Kürzlich kam mir M 61 unter die Augen, dort gibt der Buddha seinem Sohn Rāhula Belehrung über tugendliche Verhaltensweisen, sowie die zugehörigen Selbstreflexionen und dabei mußte ich an dieses Thema denken. Dort steht unter M 61.8:
"Was meinst du, Rāhula: Wozu ist ein Spiegel da?" "Zum Reflektieren, ehrwürdiger Herr."
"Ebenso, Rāhula, sollte eine Handlung mit dem Körper nach wiederholtem Reflektieren ausgeführt werden; eine Handlung mit der Sprache sollte nach wiederholtem Reflektieren ausgeführt werden; eine Handlung mit dem Geist sollte nach wiederholtem Reflektieren ausgeführt werden."...


Genau das verstehe ich unter Sati. Alles Denken, Reden und Tun (wobei Reden und Tun eigentlich beides Tun ist) möglichst ständig zu reflektieren und zwar bevor aus dem Gedanken Worte oder Taten geworden sind. Schlimm genug, daß mitunter unheilsame Gedanken auftauchen aber sie zu unheilsamen Taten werden zu lassen, ist übel. Unsere Sensoren - oder besser - Rezeptoren melden ständig irgendwelche Reize, woraus Gefühle entstehen (1. und 2. khandha) u.s.w.
Mir scheint, daß es eigentlich gar keine verschiedenen Gefühle gibt, sondern nur Gefühl zwischen sehr angenehm bis sehr unangenehm. Der Eindruck verschiedener Gefühle entspringt ja erst dem 3. khandha, der Wahrnehmung.

Angenommen ich gehe mit einem Freund spazieren und er wirft mir plötzlich mit dem Ausruf "fang" etwas zu. Ich fange es auf und es ist warm und weich (angenehm). Beim Hinschauen melden die Augen etwas Rundes Braunes (weder angenehm, noch unangenehm). Erst aus dem Zusammenspiel von taktil-warm und optisch-rund und braun entsteht die Wahrnehmung Pferdeapfel - der Halunke hat mir einen Pferdeapfel zugeworfen und ein Ekelgefühl ist daraus entstanden. Der Ekel ist also schon das Ergebnis der Wahrnehmung und nicht der vorausgegangenen Gefühle.
Beim Betrachten des Gefühls stehen zu bleiben, würde der Situation sicher nicht gerecht werden, denn es folgt unmittelbar eine Aktivität (4. khandha) u.s.w.
 
Re: Dharma Vedanā (Gefühle)
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Re: Dharma Vedanā (Gefühle)
"Was meinst du, Rāhula: Wozu ist ein Spiegel da?" "Zum Reflektieren, ehrwürdiger Herr."
Ganz genau, @Hajo , Nach-sinnen, weise überlegen, re-flekt-ieren, besinnen, also
kurz zusammengefasst, immer sich bemühen auf den Abstand zu eigenen ( als ob) den Gefühlen zu gehen.
Am Ende , man sollte /an/ -erkennen, dass es niemanden gibt, wem diese Gefühle gehören, so wie der Geschmack von Anatta . LG.
 
Re: Dharma Vedanā (Gefühle)
Genau das verstehe ich unter Sati. Alles Denken, Reden und Tun (wobei Reden und Tun eigentlich beides Tun ist) möglichst ständig zu reflektieren und zwar bevor aus dem Gedanken Worte oder Taten geworden sind.
Das ist wieder der Volltreffer! Denn alles passiert mit der enormen Geschwindigkeit, also ohne das rein automatische "Etikettieren" es geht nicht, eigentlich. Den ganzen Prozess durchzuschauen, und ihn durchzubrechen( zu stoppen, wenn sogar vorübergehend) ist enorm schwer.
Sehr ausführlich über das ganze man kann bei E. Conze nachlesen: " Buddhistisches Denken".
 
Re: Dharma Vedanā (Gefühle)
Das Thema dieses Fadens sind die Gefühle und ich will darum nicht weiter auf den Begriffen sati, bzw. satipatthāna herumreiten, zumal die Definition im allgemeinen Gebrauch offenbar nicht einheitlich ist. Letztendlich ist es auch egal wie man es nennt, Hauptsache man praktiziert Achtsamkeit - in welcher Vollendung auch immer. Mir kam das Thema nur neulich beim Lesen von M61 wieder in den Sinn - sorry.

Die Bedeutung von Worten ist ja oft ein Stolperstein und mir scheint das auch auf den Begriff "Gefühl" zuzutreffen. Wenn wir etwas mit einem Sinnesorgan spüren, sagen wir dazu ich fühle dieses und jenes aber zu einer Regung wie Liebe oder Haß sagen wir auch ich fühle, obwohl es etwas ganz anderes ist - darauf wollte ich eigentlich hinaus. Vielleicht sollte man Ersteres exakter als Reiz bezeichnen und nicht als Gefühl, denn ein Gefühl ist ja doch etwas Komplexeres, scheint mir.
In S 22.56 spricht der Buddha von "Gefühlsgruppen", die durch "Eindruck" entstehen. (khandha)
"Was nun, ihr Mönche, ist Gefühl? Diese sechs Gefühls-Gruppen gibt es, ihr Mönche durch Seh-Eindruck entstandenes Gefühl, durch Hör-Eindruck entstandenes Gefühl - durch Riech-Eindruck - Schmeck-Eindruck - Berührungs-Eindruck - durch geistigen Eindruck entstandenes Gefühl. Das, ihr Mönche, nennt man Gefühl."
Das könnte man vielleicht auch so verstehen, daß jedes der erwähnten Gefühle für sich schon eine Gruppe darstellt - weil es entstanden ist aus der Form, dem Sinnenreiz und der Wahrnehmung. Und damit ein Eindruck entsteht, muß ja hinter jedem Sinnesorgan auch eine Instanz vorhanden sein, die sehen will, hören will u.s.w. - ein Trieb.
 
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Re: Dharma Vedanā (Gefühle)
Das Thema dieses Fadens sind die Gefühle und ich will darum nicht weiter auf den Begriffen sati, bzw. satipatthāna herumreiten, zumal die Definition im allgemeinen Gebrauch offenbar nicht einheitlich ist. Letztendlich ist es auch egal wie man es nennt, Hauptsache man praktiziert Achtsamkeit - in welcher Vollendung auch immer. Mir kam das Thema nur neulich beim Lesen von M61 wieder in den Sinn - sorry.

Die Entstehung und Befreiung von Dukkha bezüglich der Gefühle gehört schon auch zum Thema finde ich.

Die Bedeutung von Worten ist ja oft ein Stolperstein und mir scheint das auch auf den Begriff "Gefühl" zuzutreffen. Wenn wir etwas mit einem Sinnesorgan spüren, sagen wir dazu ich fühle dieses und jenes aber zu einer Regung wie Liebe oder Haß sagen wir auch ich fühle, obwohl es etwas ganz anderes ist - darauf wollte ich eigentlich hinaus. Vielleicht sollte man Ersteres exakter als Reiz bezeichnen und nicht als Gefühl, denn ein Gefühl ist ja doch etwas Komplexeres, scheint mir.
In S 22.56 spricht der Buddha von "Gefühlsgruppen", die durch "Eindruck" entstehen. (khandha)
"Was nun, ihr Mönche, ist Gefühl? Diese sechs Gefühls-Gruppen gibt es, ihr Mönche durch Seh-Eindruck entstandenes Gefühl, durch Hör-Eindruck entstandenes Gefühl - durch Riech-Eindruck - Schmeck-Eindruck - Berührungs-Eindruck - durch geistigen Eindruck entstandenes Gefühl. Das, ihr Mönche, nennt man Gefühl."
Das könnte man vielleicht auch so verstehen, daß jedes der erwähnten Gefühle für sich schon eine Gruppe darstellt - weil es entstanden ist aus der Form, dem Sinnenreiz und der Wahrnehmung. Und damit ein Eindruck entsteht, muß ja hinter jedem Sinnesorgan auch eine Instanz vorhanden sein, die sehen will, hören will u.s.w. - ein Trieb.

Wenn die fünf körperlichen Sinne, Sinnesobjekte und Bewusstsein zusammentreffen, entsteht ein Gefühl (vedanā). Z.B. das Auge, Formen und Sehbewusstsein. Wenn man darauf aufgrund der Triebe mit Gier, Hass oder Verblendung reagiert, sind das Geistesobjekte die mit dem Geistsinn und dem Geistbewusstein zusammentreffen, damit entsteht ein geistiges Gefühl. Also man sieht etwas das ein angenehmes Gefühl auslöst, das möchte man behalten oder mehr davon haben, schwelgt darin, sehnt sich danach, macht sich Vorstellungen, befasst sich gedanklich damit und setzt den Willen ein. Die Sinneserfahrung erzeugt ein Gefühl und was der Geist daraus macht erzeugt wiederum Gefühle. So verstehe ich das.
 
Re: Dharma Vedanā (Gefühle)
Sorry für die späte Antwort. Einmal mehr merke ich, daß das Verständnis von khandha für mich noch immer ein nicht abgeschlossener Prozeß ist.
In solchen Fällen hat es sich bewährt, das Thema im Bewußtsein zu halten, ohne es intellektuell durchdringen zu wollen. Es einfach der Zeit zu überlassen und in der Stille immer wieder zu beobachten, hat sich bei mir oft als sehr hilfreich erwiesen aber das braucht seine Zeit. 🙏
 
Re: Dharma Vedanā (Gefühle)
Einmal mehr merke ich, daß das Verständnis von khandha für mich noch immer ein nicht abgeschlossener Prozeß ist.
In solchen Fällen hat es sich bewährt, das Thema im Bewußtsein zu halten, ohne es intellektuell durchdringen zu wollen. Es einfach der Zeit zu überlassen und in der Stille immer wieder zu beobachten, hat sich bei mir oft als sehr hilfreich erwiesen aber das braucht seine Zeit. 🙏

Das dürfte ein langer Prozess sein bis zum Erkennen der khandha, der bei mir auch bei Weitem nicht abgeschlossen ist. Wenn man das alles wirklich erkennt identifiziert man sich nicht mehr damit, das wäre ja das endgültige Erwachen. Wenn ich z.B. den Eindruck habe dass ich fühle bin ich darin involviert und kann Gefühle nicht wirklich wahrnehmen, wie sie entstehen und vergehen. Einerseits ist da die Anhaftung und andererseits geht das Fühlen in sehr subtile Bereiche die sich wohl nur durch Meditation wahrnehmen lassen. Auch ist das alles sehr komplex, der physische Körper ist sehr kompliziert aufgebaut und mir scheint der Geist ist noch viel komplizierter.
 
Re: Dharma Vedanā (Gefühle)
Wenn ich z.B. den Eindruck habe dass ich fühle bin ich darin involviert und kann Gefühle nicht wirklich wahrnehmen, wie sie entstehen und vergehen. Einerseits ist da die Anhaftung und andererseits geht das Fühlen in sehr subtile Bereiche...
Aber ist es nicht so, daß Anhaftung nur entsteht, solange man sich des jeweiligen Gefühls nicht gewahr wird?
Wenn ich mir beispielsweise eines aufkommenden Haßgefühls bewußt werde, sehe wie es gerade aufkommt und sich im Geist ausbreitet, ich mir klar darüber werde, wie es entstanden ist, und ich mir in der Folge bewußt mache, was es anrichten wird u.s.w. - ist das, was danach noch von diesem Gefühl übrig bleibt, auch noch Anhaftung?
Vielleicht ja aber doch nicht in dem Maße, als wenn ich mir all dessen nicht bewußt geworden wäre - oder?
 
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Re: Dharma Vedanā (Gefühle)
Spannend finde ich in dem Zusammenhang auch, was damit letztlich erreicht werden soll. Was es letztlich bedeutet, Gefühl zu übersteigen und in vollkommenem Gleichmut zu verweilen, liest man in A VII, 50 (Nandamata Sutta)

Da erzählt die im Hause lebende Nandamata dem "Feldherrn der Lehre" Sariputta folgendes:

"Einst, o Herr, besaß ich einen einzigen, lieben und teuren Sohn, Nanda mit Namen. Den schleppten die Fürsten bei irgendeiner Gelegenheit mit Gewalt fort und töteten ihn. Nicht aber wüßte ich, o Herr, daß beim oder nach dem Ergreifen, dem Niederschlagen und Töten des Knaben mein Herz eine Veränderung erfahren hätte."

"Wunderbar ist es, Nandamātā, außerordentlich ist es, Nandamātā, wie du die aufsteigenden Gedanken zu läutern vermagst."

"Nicht eignet mir, o Herr, bloß diese eine wunderbare, außerordentliche Eigenschaft. Noch eine weitere wunderbare, außerordentliche Eigenschaft besitze ich. Es war da, o Herr, mein Gatte gestorben und in einem Gespensterreiche wiedergeboren, und er zeigte sich mir in seiner früheren Gestalt. Nicht aber wüßte ich, o Herr, daß dabei mein Herz eine Veränderung erfahren hätte."

"Wunderbar ist es, Nandamātā, außerordentlich ist es, Nandamātā, wie du die aufsteigenden Gedanken zu läutern vermagst."


Es ist schwer zu verstehen, dass dies Erstrebenswert ist, weil es für uns eiskalt klingt, eben "gefühllos". Aber wie man weiß - von Lieben Dingen Sorge kommt. Leidfreiheit und Anhaftung schließen sich wohl gegenseitig aus...
 
Re: Dharma Vedanā (Gefühle)
Aber ist es nicht so, daß Anhaftung nur entsteht, solange man sich des jeweiligen Gefühls nicht gewahr wird?
Wenn ich mir beispielsweise eines aufkommenden Haßgefühls bewußt werde, sehe wie es gerade aufkommt und sich im Geist ausbreitet, ich mir klar darüber werde, wie es entstanden ist, und ich mir in der Folge bewußt mache, was es anrichten wird u.s.w. - ist das, was danach noch von diesem Gefühl übrig bleibt, auch noch Anhaftung?
Vielleicht ja aber doch nicht in dem Maße, als wenn ich mir all dessen nicht bewußt geworden wäre - oder?
Wäre man vollkommen über die Ursache und die Auswirkung, das Entstehen und Vergehen der Gefühle bewusst, gäbe es überhaupt keine Anhaftung daran denke ich.
 
Re: Dharma Vedanā (Gefühle)
Spannend finde ich in dem Zusammenhang auch, was damit letztlich erreicht werden soll. Was es letztlich bedeutet, Gefühl zu übersteigen und in vollkommenem Gleichmut zu verweilen, liest man in A VII, 50 (Nandamata Sutta)

Da erzählt die im Hause lebende Nandamata dem "Feldherrn der Lehre" Sariputta folgendes:

"Einst, o Herr, besaß ich einen einzigen, lieben und teuren Sohn, Nanda mit Namen. Den schleppten die Fürsten bei irgendeiner Gelegenheit mit Gewalt fort und töteten ihn. Nicht aber wüßte ich, o Herr, daß beim oder nach dem Ergreifen, dem Niederschlagen und Töten des Knaben mein Herz eine Veränderung erfahren hätte."

"Wunderbar ist es, Nandamātā, außerordentlich ist es, Nandamātā, wie du die aufsteigenden Gedanken zu läutern vermagst."

"Nicht eignet mir, o Herr, bloß diese eine wunderbare, außerordentliche Eigenschaft. Noch eine weitere wunderbare, außerordentliche Eigenschaft besitze ich. Es war da, o Herr, mein Gatte gestorben und in einem Gespensterreiche wiedergeboren, und er zeigte sich mir in seiner früheren Gestalt. Nicht aber wüßte ich, o Herr, daß dabei mein Herz eine Veränderung erfahren hätte."

"Wunderbar ist es, Nandamātā, außerordentlich ist es, Nandamātā, wie du die aufsteigenden Gedanken zu läutern vermagst."


Es ist schwer zu verstehen, dass dies Erstrebenswert ist, weil es für uns eiskalt klingt, eben "gefühllos". Aber wie man weiß - von Lieben Dingen Sorge kommt. Leidfreiheit und Anhaftung schließen sich wohl gegenseitig aus...

Das wird wohl nicht Herzenskälte sein, ich nehme mal an dass Nandamātā Mitgefühl hatte und verhindert hätte was mit ihrem Sohn und ihrem Gatten geschehen ist, wenn das denn möglich gewesen wäre. So aber hilft es ja niemand wenn man sich über das Unvermeidliche grämt und es ist wohl das Vernünftigste loszulassen. Ohne tiefgründige Einsicht in die Wirklichkeit, wie z.B. die drei Daseinsmerkmale , wird so eine unerschütterliche Losgelöstheit und Unbewegtheit des Herzens kaum möglich sein. Da sieht man wieder dass es Laien auch sehr weit bringen können.
 
Re: Dharma Vedanā (Gefühle)
Es ist schwer zu verstehen, dass dies Erstrebenswert ist, weil es für uns eiskalt klingt, eben "gefühllos". Aber wie man weiß - von Lieben Dingen Sorge kommt. Leidfreiheit und Anhaftung schließen sich wohl gegenseitig aus...
Das stimmt, denn unsere gewöhnliche Art der Wahrnehmung läuft nach den bestimmten Mustern, und auf dem eigenen Leib zu erfahren, dass deine (als ob) die Gefühle "niemandem " gehören, das könnte sehr tief erschütternd wirken.
Ich zititere aus dem Buch "Sanna und atta", BGM, 2023:

Wir konstruieren und interpretieren unser gegenwärtiges Erleben aufgrund vergangener Erfahrungen. Dieser Konstruktionsprozess ist für uns zumeist unsichtbar. Unser Gehirn nutzt unsere Erfahrung aus der Vergangenheit um eine Hypothese - eine Vorhersage - eine Simulation - eine Vorstellung - kurz, eine (Für-)Wahrnehmung zu erstellen, was in uns und der Welt um uns gerade geschieht.
Wir lernen vom Säuglingsalter an multisensorische Eindrücke (innerlich und äußerlich) zu Konzepten zu verdichten und sie im
Bedarfsfall wieder auszubreiten (papañceti) und mit dem sensorischen Input (innerlich und äußerlich) abzugleichen.
Der Wahrnehmungsprozess läuft also zumeist nach schon vorgegebenen Programmen - völlig ohne unser Zutun ab. Deshalb ist es nicht leicht ihn zu verändern und ‘sich’ mit ‘seinen’ Erinnerungen, Affekten, Assoziationen, Plänen, Deutungen nicht einzubringen - die Welt „da draußen“ wird „da drinnen“ gemacht. Darüber Kontrolle zu erlangen, das ist nur mittels intensiver Schulung zu schaffen, zumindest aber können wir damit beginnen, Verantwortung dafür zu übernehmen.
Besser es wäre, sehr gut zuerst wissen, wie es sich anfühlt, wenn man diese Programme aus dem Lot bringt:
ANMERKUNG zu viññāna
Die Funktion von viññāna ist schwer einsehbar und noch schwerer in Worte zu fassen.
Daher vermögen alle Bezeichnungen nur einen Teil seines weitläufigen Wirkensfeldes
zu benennen. Meist mit "Bewusstsein" oder "Bewusstseinsablauf" übersetzt
(Bewusstsein wird jedoch für vieles verwendet), aber auch mit "Erfassungsgewohnheit"
(PD: Das Gewöhnt sein, Wohl zu fassen und Weh zu fliehen), "Programmierte
Wohlerfahrungssuche" (PD) das am nächsten kommt aber sehr ungewohnt ist, oder
"Wohlerfahrungssuchlauf" (FS).
Des Weiteren ist zu unterscheiden zwischen Teil-Erfahrung (viññāna-bhāga), z.B. Seh-
Erfahrung, und dem Erfassungsgewohnheits-Strom (viññāna-sota), der vom Geiste ausgeht.
So
Meier, René

Begriffsreihen aus den Lehrreden des Buddha

Ich frage mich , ist es notwendig, die so gut geschmierte und geölte Maschienerie durcheinander zu bringen? Gute Frage.
 
Re: Dharma Vedanā (Gefühle)
Das stimmt, denn unsere gewöhnliche Art der Wahrnehmung läuft nach den bestimmten Mustern, und auf dem eigenen Leib zu erfahren, dass deine (als ob) die Gefühle "niemandem " gehören, das könnte sehr tief erschütternd wirken.
Wegen der Anhaftung an die Gefühle könnte eine solche Erfahrung eine Desintegration und tiefe Verwirrung auslösen. Deshalb ist es wohl besser einen relativ langsamen, allmählichen Weg der Loslöung zu gehen und keinen plötzlichen Durchbruch anzustreben. Wenn man aber aus irgendeinem Grund trotzdem so eine erschütternde Erfahrung macht, lässt sich mit dem Wissen der Lehre und einer fortgeschrittenen Vertrauensperson klären was da passiert ist.
 
Re: Dharma Vedanā (Gefühle)
@mukti .
Niemand ist gefeit davor. J. Kornfield scheidert in so vielen Büchern,wie hilflos und ratlos er selbst war, als er sich nach dem langen Aufenthalt im Kloster bei Ajahn Chah im Westen zurechtkommen sollte.
Meine Empfehlung:
Nach der Erleuchtung Wäsche waschen und Kartoffeln schälen: Wie spirituelle Erfahrung das Leben verändert. Goldmann, München 2010 ISBN 3442219167
 
Re: Dharma Vedanā (Gefühle)
Da sieht man wieder dass es Laien auch sehr weit bringen können.

Zweifellos. In den Anmerkungen zu diesem Text steht bei Palikanon :

In A.I.24 wird ihr Eigenname, Uttarā, genannt. Sie wurde vom Buddha an die Spitze der vertiefungsmächtigen Laienjüngerinnen gestellt (s. Anhang II zum Einerbuch). Vgl.A.II.131.


Sie war also sehr geübt.
 
Re: Dharma Vedanā (Gefühle)
Vermutlich muß man, um es so weit zu bringen wie Nandamata, entsprechende Voraussetzungen schon mitbringen - entweder aus vorherigen Existenzen oder intensive Praxis in diesem Leben oder beides. Unsereiner hat ja schon ausreichend damit zu tun, sich der aufsteigenden Gefühle bewußt zu werden, damit sie nicht zu unheilsamen Aktivitäten führen.
 
Re: Dharma Vedanā (Gefühle)
Er dürfte es dann ja doch ganz gut geschafft haben.
Nein, so war es nicht. Er schildert sehr viele Fälle , und dann reden so viele Leute von sehr vielen spirituellen Traditionen, die sehr harte Zeit ( viele Jahre, wenn nicht mehr) nach den so wunderschönen Erlebnissen erfahren hatten, der echte Horror, sehr viele hatten Jobs verloren, die eigene Familie, und noch andere waren sehr tief verzweifelt, nahe zum Selbstmord. Ich denke, das ist sehr höher Preis, mein Lieber. Aber jeder entscheidet selbst, warum er diesen Weg gegangen wäre, verallgemeinern hier wäre fehl am Platz. LG.
 
Re: Dharma Vedanā (Gefühle)
Es gibt eben bestimmte Voraussetzungen damit man die Befriedigung, das Elend und die Entrinnung beim Aufsteigen und Vergehen der Gefühle klar erkennen kann.

Etwa die fünf Fähigkeiten: Vertrauen, Wille, Achtsamkeit, Sammlung und Weisheit:

Was aber, ihr Mönche, ist die Kraft des Vertrauens? Da besitzt der edle Jünger Vertrauen; er glaubt an die Erleuchtung des Vollendeten, so nämlich: 'Dieser Erhabene, wahrlich, ist ein Heiliger, vollkommen Erleuchteter, der im Wissen und Wandel Bewährte, der Gesegnete, der Kenner der Welt, der unübertreffliche Lenker führungsbedürftiger Menschen, der Meister der Götter und Menschen, der Erleuchtete, der Erhabene.' Das, ihr Mönche, nennt man die Kraft des Vertrauens.

Was aber ist die Kraft des Willens? Da setzt der edle Jünger seinen Willen daran, die unheilsamen Dinge zu überwinden, die heilsamen Dinge aber zu gewinnen; er ist standhaft, von gestählter Kraft, nicht pflichtvergessen bei den heilsamen Dingen. Das, ihr Mönche, nennt man die Kraft des Willens.

Was aber ist die Kraft der Achtsamkeit? Da besitzt der edle Jünger Achtsamkeit, ist mit höchster Achtsamkeit und Besonnenheit ausgestattet. Was selbst vor langer Zeit getan oder gesprochen wurde, dessen gedenkt er, dessen erinnert er sich. Das, ihr Mönche, nennt man die Kraft der Achtsamkeit.

Was aber ist die Kraft der Sammlung? Da gewinnt der edle Jünger, ganz abgeschieden von den Sinnendingen . . . die erste Vertiefung . . . die zweite Vertiefung . . . die dritte Vertiefung . . . die vierte Vertiefung. Das, ihr Mönche, nennt man die Kraft der Sammlung.

Was aber ist die Kraft der Weisheit? Da eignet dem edlen Jünger Weisheit. Ausgerüstet ist er mit jener Weisheit, die das Entstehen und Vergehen begreift, der edlen Weisheit, der durchdringenden, zu völliger Leidensvernichtung führenden. Das, ihr Mönche, nennt man die Kraft der Weisheit.
A.V.14
 
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