Auch auf die Gefahr hin, mit dem Argumentationsniveau einer Vierjährigen den Ansprüchen nicht ganz gerecht zu werden, möchte ich, um diesem Faden einen Abschluß zu geben, doch noch einmal auf das ursprüngliche Thema "Meinung" zurückkommen. Bei der Lektüre eines Buches, welches schon viele Jahre in meinem Bücherschrank steht und in dem ich hin und wieder mit Gewinn und Freude lese, kam mir unlängst ein Beitrag von Werner Heisenberg in Erinnerung, der, wie mir scheint, vielleicht zu dem Thema auszugsweise und abschließend passen könnte.
Ach, ja, und es geht um die "Meinung", richtig?
Aber bitte – kein Wissenschaftler würde ernsthaft über Wiedergeburt sprechen oder über die Wirkungen des
Karma in dem Leben, das ich jetzt führe. Das sind spirituelle Konzepte, die bereits in den Veden oder Upanishaden existieren, weil der Mensch damals keine anderen Erklärungen hatte.
Der Buddhismus lehrt das Leiden und sein Ende. Die
drei Daseinsmerkmale lassen sich rein wissenschaftlich nachweisen, und auch die moderne Neurowissenschaft stimmt dem zu – so wie im Buch
Kein Ich, kein Problem von Chris Niebauer beschrieben.
Dukkha kann ich jederzeit unmittelbar erfahren. Und wenn ich die gesamte Kette des bedingten Entstehens, beginnend mit dem Kontakt, analysiere, habe ich die Möglichkeit, das Leiden zumindest zu mindern. Die Ursachen und Bedingungen kann ich durch meine bewusste Absicht verändern. Dafür brauche ich keinen blinden Glauben – weder an eine höhere Macht noch an ein Leben nach dem Tod. All diese Vorstellungen sind Schutzmechanismen der Psyche, um nicht direkt dem Tod ins Gesicht zu blicken.
Stattdessen flüchte ich mich in religiöse Vorstellungen, weil ich Angst vor der Endlichkeit des Lebens habe – und die Uhr tickt immer, auch jetzt. Jede Religion enthält diese Tendenz: Entweder bete ich zu einem liebenden Gott, oder ich mache mir Sorgen darüber, wo ich (was dem
Anatta -Prinzip widerspricht) wiedergeboren werde. Ich verhalte mich nicht schlecht, nicht aus
Einsicht , sondern aus Angst. Das ist offensichtlich und bedarf keiner Zitate oder Autoritäten. Doch viele zögern, ernsthaft über diese Themen zu sprechen, weil es die innere Unsicherheit verstärkt.
Nur ich selbst habe die innere Kraft, alles auszuhalten, was das Leben ausmacht – Altern, Krankheit und schließlich den sicheren Tod.
Eine echte, also authentische Ethik entsteht nur, wenn ich selbst erkenne, dass ich mir oder anderen mit meinem Verhalten, meinen Gedanken oder Gefühlen schade. Daraus entwickle ich die intrinsische Motivation, das Heilsame in meinem Inneren zu kultivieren. Gerade die Vergänglichkeit und die sichere Endlichkeit meines Lebens erzeugen das innere Gefühl der Dringlichkeit, den
Dhamma zu praktizieren.
So ist meine eigene Meinung.