• Wichtige Änderungen an der Datenschutzerklärung. Mit der fortgesetzten Nutzung des Forums bestätigst Du die neuen Datenschutzrichtlinien. Bisher waren eingeschränkt Einbettungen in Posts möglich, teilweise wenn man zuvor explizit in den Einstellungen zugestimmt hat. Mit jeder Änderung der Soziale-Medien-Landschaft wird es schwieriger, alles mit eigenen Codes up-to-date zu halten und zusätzliche Dienste zu aktivieren. Ich habe daher standardmäßig über s9e eine Reihe an Diensten aktiviert - s9e aktualisiert die Codes, wenn sich etwas an den Diensten ändert. Folgende Drittanbieter sind nun also aktiv: s9e.github.io (Github), Youtube, Vimeo, Bluesky, Mastodon, Threads und Facebook. Details in der Datenschutzerklärung. (Dieser Hinweis kann über das X oben rechts ausgeblendet werden)
traditionsübergreifend
Re: Dharma Das Beobachten
Na ja, im Zusammenhang mit dem „Gefängnis“ fällt mir ein: "Reines Gewahrsein" geschieht immer im Hier und Jetzt. In gewisser Weise sind wir also längst befreit – wir ahnen es nur nicht.
Oder anders gesagt: Der Käfig stand die ganze Zeit offen, aber wir suchen immer noch nach dem Schlüssel.
Das erinnert mich an eine Metapher aus den Veden: Einen Affen fängt man, indem man eine Banane hinter ein Gitter legt. Der Affe greift sich die Banane und kann die Hand nicht mehr zurückziehen, weil die querliegende Banane nicht durch das Gitter passt. Er will sie einfach nicht loslassen und bleibt da, bis der Jäger kommt.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Wenn das Fensterglas den Beobachter vom Beobachtetem trennt, bedeutet dies ja nicht, dass es keine Beziehung zwischen beiden mehr gibt. Ich denke, dass das Fensterglas eine Analogie dafür ist, dass unsere Wahrnehmung des Beobachtungsobjektes getäuscht ist; und zwar durch unsere Verblendungen. Diese Verblendungen hindern uns daran, die Phänomene so wahrzunehmen wie sie existieren. Weil wir aber daran festhalten, dass die Phänomene so existieren wie sie uns erscheinen, sind unsere Verblendungen, symbolisiert durch das Fensterglas, zu Fesseln, die uns an Samsara ketten, geworden.

Um uns aus Samsara zu befreien, müssen wir das Fensterglas entfernen, damit wir die Phänomene so erfassen wie sie tatsächlich existieren. Durch das Entfernen des Fensterglases hört weder der Beobachter noch das Beobachtete auf zu existieren.
So kann man's auch sehen. Ich habe beim Fensterglas daran gedacht, dass man durchsieht, aber nichts ergreifen kann. Losgelöst, nicht mehr angehaftet an die Phänomene der Wahrnehmung. Und ja, das ist deshalb so, weil man sie so sieht wie sie wirklich sind: dukkha , anicca und anatta .
 
Re: Dharma Das Beobachten
So kann man's auch sehen. Ich habe beim Fensterglas daran gedacht, dass man durchsieht, aber nichts ergreifen kann. Losgelöst, nicht mehr angehaftet an die Phänomene der Wahrnehmung. Und ja, das ist deshalb so, weil man sie so sieht wie sie wirklich sind: dukkha, anicca und anatta.
Ich kann noch nicht nachvollziehen wofür bei dieser Interpretation das Fensterglas wirklich steht. Wenn wir eine unmittelbare Wahrnehmung von dukkha, anicca und anatta haben, dann brauchen wir doch nichts das zwischen uns als Beobachter und den von uns beobachteten Daseinsmerkmalen steht.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Ich kann noch nicht nachvollziehen wofür bei dieser Interpretation das Fensterglas wirklich steht. Wenn wir eine unmittelbare Wahrnehmung von dukkha, anicca und anatta haben, dann brauchen wir doch nichts das zwischen uns als Beobachter und den von uns beobachteten Daseinsmerkmalen steht.
Na ja, wenn ich zwischen dem Beobachter und dem Beobachtenden zu unterscheiden versuche,Subjekt/ Objekt- verpasse ich dabei womöglich genau jenen „Schnittpunkt von Zeitlosigkeit und Zeit“, wie Ajahn Amaro es in seinem Werk „Auf den Geist kommt es an“ beschreibt.


Das "reine Gewahrsein ist" nicht-dual.
Davon könnte man ein ganzes Lied singen – besonders, wenn ich mich zusätzlich noch an David Loy erinnere.
Moment:

Eine deutsche Edition (übersetzt von Clemens Wilhelm) wurde als Nondualität: Über die Natur der Wirklichkeit von Krüger, Frankfurt, im Jahr 1998 veröffentlicht. Eine spanische Edition (übersetzt von Fernando Mora and David Gonzalez Raga) wurde als No dualidad von der Kairos Press im Jahr 2000 veröffentlicht. Korrektur von Robert Zeuschner[7] und Karl H. Potter.[8]
Wikipedia.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Ich kann noch nicht nachvollziehen wofür bei dieser Interpretation das Fensterglas wirklich steht. Wenn wir eine unmittelbare Wahrnehmung von dukkha, anicca und anatta haben, dann brauchen wir doch nichts das zwischen uns als Beobachter und den von uns beobachteten Daseinsmerkmalen steht.
Ich hatte versucht mit einem Gleichnis auszudrücken, was beim Beobachten geschieht: Es ist wie wenn man einen Raum verlässt und von außen zusieht, was da drinnen vor sich geht. Der Raum steht für Körper und Geist, darin ist man involviert - 'Das bin ich, das gehört mir', so erlebt man die fünf khandha. Das Beobachten führt aus diesem Erleben heraus - 'Das bin ich nicht, das gehört mir nicht'. Der Beobachter ist ja nicht das, was er beobachtet, das ist leicht nachvollziehbar. Z.B. wenn im Geist Zorn aufsteigt, dann kann man zornig werden oder den Zorn beobachten, als etwas unangenehmes erkennen und sich nicht damit einlassen. Jeder Mensch macht das hin und wieder. Wenn man sich ganz auf das Beobachten verlegt, ziehen alle körperlichen und geistigen Phänomene vorüber - man ist nicht das, was man beobachtet. Man hat verstanden, dass man leiden muss, wenn man sich mit den Phänomenen identifiziert und lässt sie einfach entstehen und vergehen, ohne sie zu ergreifen. Da ist mir die Fensterscheibe eingefallen, da sieht man durch (man sieht die Phänomene), aber man kann nicht durchgreifen (ergreift die Phänomene nicht).
 
Re: Dharma Das Beobachten
Na ja, wenn ich zwischen dem Beobachter und dem Beobachtenden zu unterscheiden versuche,Subjekt/ Objekt- verpasse ich dabei womöglich genau jenen „Schnittpunkt von Zeitlosigkeit und Zeit“, wie Ajahn Amaro es in seinem Werk „Auf den Geist kommt es an“ beschreibt.
Ich weiß nicht was Ajahn Amaro da beschrieben hat, aber man muss nicht versuchen, zwischen dem Beobachter und dem was er beobachtet zu unterscheiden. Der Unterschied ist ohnehin offensichtlich, wenn man irgendetwas beobachtet. Wenn ich einen Tisch sehe, bin ich nicht der Tisch und so ist es ja mit allen körperlichen und geistigen Phänomenen, die in die Wahrnehmung treten. Da ist eben Wahrnehmung und Wahrgenommenes.

Das "reine Gewahrsein ist" nicht-dual.
Davon könnte man ein ganzes Lied singen – besonders, wenn ich mich zusätzlich noch an David Loy erinnere. ....
Man kann davon sprechen was man gelesen hat, was man sich vorstellt oder wie man etwas versteht. Die Übung des Beobachtens ist dagegen kein Nachdenken, nur ein Wahrnehmen. Es ist ohne Worte und Gedanken, denn das sind ebenfalls Objekte der Wahrnehmung. Was auch immer auftaucht, ist an die Wahrnehmung gekoppelt. Beobachten ist wahrnehmen ohne sich in den wahrgenommenen Objekten zu verlieren.
 
Re: Dharma Das Beobachten
. Die Übung des Beobachtens ist dagegen kein Nachdenken, nur ein Wahrnehmen. Es ist ohne Worte und Gedanken, denn das sind ebenfalls Objekte der Wahrnehmung
Nachdenken kann man eher als eine Form von Erinnerung betrachten.
Das Ganze ist sehr komplex und miteinander verflochten.
Ich lese gerade im dritten Buch über die Satipaṭṭhāna von Bhikkhu Anālayo.
Darin steht auch, dass es eine Form von Achtsamkeit gibt, die unheilsame Tendenzen eher verstärken kann.
Schade, dass ich gerade nicht direkt zitieren kann.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Ja, aber beim Beobachten geht's nur um das Beobachten, das ist nicht komplex sondern ganz einfach
Doch! Es erscheint uns, als wäre es so einfach.

Wie viel unbewusster Ballast aus dem Wust der Gedanken im Hintergrund lauert – und wie viel davon mit der Schattendynamik (nach Ken Wilber) zu tun hat – kann man nur vermuten.

Ansonsten wären wir ja alle schon längst erwacht.

Kein Problem, ich habe das Buch ja gerade erst zu studieren begonnen.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Doch! Es erscheint uns, als wäre es so einfach.

Wie viel unbewusster Ballast aus dem Wust der Gedanken im Hintergrund lauert – und wie viel davon mit der Schattendynamik (nach Ken Wilber) zu tun hat – kann man nur vermuten.

Ansonsten wären wir ja alle schon längst erwacht.

Kein Problem, ich habe das Buch ja gerade erst zu studieren begonnen.

Naja der Vorgang an sich ist einfach, aber die Verstrickung in die Welt macht es schwierig. Wie die Samatha -Übung, da geht es nur um die Konzentration auf ein Objekt und beim Beobachten geht es nur um die eine Erkenntnis 'Das bin ich nicht, das gehört mir nicht' - der ganze Plunder ist dukkha, anicca und anatta. Gewöhnlich hängt man aber sehr am Plunder, an dem wofür man sich hält, was man erlebt, was man alles wissen und erforschen kann. Man schaut nach außen und übersieht das Naheliegendste.
 
Re: Dharma Das Beobachten
... Beobachten geht es nur um die eine Erkenntnis 'Das bin ich nicht, das gehört mir nicht' -
Kann man eine Erkenntnis beobachten? Beobachten findet ja durch die Sinnesorgane Augen usw. statt. Ist es nicht so, dass man ein Phänomen wie z.B. den eigenen Körper wahrnimmt / beobachtet und diese Wahrnehmung / Beobachtung dann mit der Erkenntnis, dass Ich nicht mein Körper bin, verbindet. Das kann man auf die anderen Khandhas ausweiten. Steht hierbei nicht diese Erkenntnis, die ja keine Beobachtung ist, im Vordergrund und nicht die Beobachtung?
 
Re: Dharma Das Beobachten
Kann man eine Erkenntnis beobachten? Beobachten findet ja durch die Sinnesorgane Augen usw. statt. Ist es nicht so, dass man ein Phänomen wie z.B. den eigenen Körper wahrnimmt / beobachtet und diese Wahrnehmung / Beobachtung dann mit der Erkenntnis, dass Ich nicht mein Körper bin, verbindet. Das kann man auf die anderen Khandhas ausweiten. Steht hierbei nicht diese Erkenntnis, die ja keine Beobachtung ist, im Vordergrund und nicht die Beobachtung?
Beobachten und Erkenntnis hängen zusammen würde ich sagen, die Erkenntnis bezieht sich ja auf den Gegenstand, den man beobachtet. Wenn man z.B. die eigene Hand anschaut, dann ist da der Eindruck 'das ist meine Hand', so eine Art Aura der Vertrautheit. Wenn man das "mein" weglässt und die Hand ganz nüchtern betrachtet, wie irgendeinen Gegenstand, wird deutlich dass da eine Zusammensetzung aus Knochen, Muskeln, Fleisch, Sehnen und Blutgefäßen ist. Es könnte auch eine abgetrennte Hand eines anderen Menschen sein. Das ist Anatta-Erkenntnis.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Was ich da noch hinzufügen wollte - die Übung des Beobachtens ist Teil des achtfachen Pfades und gehört nach der Dreiteilung in Wissen, Sittlichkeit und Sammlung zur Sammlung dazu. Die Anatta-Erkenntnis gehört zu Wissen. Es sind ja alle Teile des achtfachen Pfades zu üben und sie hängen alle zusammen. Die Sittlichkeit fördert einen ruhigen und klaren Geist und unterstützt somit auch die Sammlung, die rechte Ansicht vertieft sich durch die Sammlung und wird allmählich zu einer Verwirklichung.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Unser Handeln findet immer in der Gegenwart statt. @Igor07 s Beitrag wurde auch in einer Gegenwart beschrieben, aber das war die Gegenwart vor 30 Minuten. Die Gegenwart von vor 30 Minuten ist nun inzwischen Vergangenheit. Unser Hier und Jetzt oder die Gegenwart kann man aber nicht losgelöst von der Zeit betrachten und bestimmen.

Eine Beobachtung / eine Wahrnehmung findet in der Gegenwart statt. Ist die Beobachtung zu Ende gegangen, dann ist auch die Gegenwart in der beobachtet wurde zu Ende gegangen. Dann entsteht eine neue Wahrnehmung in einer Gegenwart, die aber nicht identisch ist mit der Gegenwart in der die vorherige Wahrnehmung stattgefunden hat. Die Gegenwart, die nun bereits Vergangenheit ist, hängt aber mit der Gegenwart der jetzigen Wahrnehmung zusammen.

Beobachtungen, Wahrnehmungen, Erkenntnis sind Prozesse, die sich über eine gewisse Zeitspanne hinziehen und mit einzelnen zeitlichen Momenten verbunden sind. Wir beobachten in der Gegenwart, aber dieser Beobachtung ist ein Beobachtungsmoment vorhergegangen, der aber aus der Perspektive der Gegenwart bereits Vergangenheit ist. Im vergangenen Beobachtungsmoment beobachten wir jetzt nicht mehr, sondern im jetzigen und der besteht in Abhängigkeit vom vorherigen, nun bereits vergangenen Beobachtungsmoment. Wir beobachten auch noch nicht im nächsten, zukünftigen Beobachtungsmoment, aber der zukünftige Beobachtungsmoment entsteht nur in Abhängigkeit des gegenwärtigen Beobachtungsmoment.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Wo hast du denn das wieder gelesen?
Im Buch, aus dem ich schon tausendmal zitiert habe, lieber @mukti – und zwar, also wieder und wieder sollte ich es wiederholen--, sorry:
Ajahn Amaro
Auf den Geist kommt’s an
Der phänomenologische Zugangzur Lehre des Buddha
aus dem Englischen vonBernd Golz
Der Buddha lehrte, „Bhavanirodho* nibbānaṁ“ (AN 10, 7), was soviel bedeutet wie „Das Aufhöfhöören des Werdens ist Nibbāna“. Oder wie Hui Neng sagte:
In diesem Moment ist nichts, das beginnt zu sein.In diesem Moment ist nichts, das aufhört zu sein.In diesem Moment also, gibt es weder Geburt noch Tod, die beendet werden müssten.13

„Aufhöfhöören des Werdens“ bedeutet keinen kompletteen Stillstand. Es bedeutet nicht, dass wir aufhöfhöören zu atmen oder dass wir mitteen in der Bewegung erstarren, als würden wir „Ochs am Berg“ spielen. Dieses „Aufhöfhöören“ bedeutet nicht das Enden von etwas, das in der Zeit existiert. Stattdttedessen ist es das Erkennen der zeitlosen Präsenz, der Soheit (tathatā*), welche dem Fluss der Wahrnehmungen zugrunde liegt – das Erkennen des Raumes innerhalb dessen jede Wahrnehmung, jedes Gefühl, jeder Gedanke, jede Auswahl und jede Handlung stattfinttefinnden.

 
Re: Dharma Das Beobachten
Unser Handeln findet immer in der Gegenwart statt. @Igor07 s Beitrag wurde auch in einer Gegenwart beschrieben, aber das war die Gegenwart vor 30 Minuten. Die Gegenwart von vor 30 Minuten ist nun inzwischen Vergangenheit. Unser Hier und Jetzt oder die Gegenwart kann man aber nicht losgelöst von der Zeit betrachten und bestimmen.
@Helmut
Es geht hier um die – sozusagen – zeitlose Präsenz, immer im Jetzt. Deswegen bezieht sich der Theravada -Autor auf Zen – nicht ich. Der vorherige Beitrag. LG.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Sorry @Igor07 , ich weiß nicht recht was du eigentlich sagen willst. Du hast den letzten Satzteil aus meinem Beitrag (63) - "und wird allmählich zu einer Verwirklichung." - zitiert und so beantwortet: "Tja, das kann ich mir nicht verkneifen. Nur im Hier und Jetzt – nicht woanders. Nicht persönlich gemeint, @mukti. LG."
Das "kann ich mir nicht verkneifen" und "Nicht persönlich gemeint" bedeutet wohl, dass es sich um eine Korrektur eines falsch dargestellten Sachverhalts handelt, die kein persönlicher Angriff sein soll. Demnach steht die "Allmähliche Verwirklichung" dem "Hier und Jetzt" gegenüber, welches du dann mit einem Zitat erläuterst.
Findet denn diese Verwirklichung, von der im Zitat die Rede ist, nicht allmählich statt, ist sie nicht das Ergebnis der Bemühungen am achtfachen Pfad? Wenn diese "zeitlose Präsenz der Soheit" bereits existiert, muss sie dann nicht erst entdeckt werden? Mein "Hier" ist jedenfalls ein Ort im Raum und mein "Jetzt" die Gegenwart im Zeitablauf. Ein Jetzt jenseits des Werdens ist die Vorstellung einer mystischen oder transzendenten Erfahrung, höchstens eine vage intuitive Ahnung, die durch die Übung des Beobachtens entstehen kann.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Findet denn diese Verwirklichung, von der im Zitat die Rede ist, nicht allmählich statt, ist sie nicht das Ergebnis der Bemühungen am achtfachen Pfad? Wenn diese "zeitlose Präsenz der Soheit" bereits existiert, muss sie dann nicht erst entdeckt werden? Mein "Hier" ist jedenfalls ein Ort im Raum und mein "Jetzt" die Gegenwart im Zeitablauf. Ein Jetzt jenseits des Werdens ist die Vorstellung einer mystischen oder transzendenten Erfahrung, höchstens eine vage intuitive Ahnung, die durch die Übung des Beobachtens entstehen kann.
@mukti .

Es geschieht allmählich – das ist klar. Aber die Zeit stellt sozusagen ein Konstrukt des eigenen Denkens dar, ebenso wie der Raum.

Wie bereits gesagt (um das Zitieren weiter zu ersparen): Der ganze Pfad kann als ein Zugeständnis betrachtet werden, denn es geht letztlich um die Leerheit.

Daraus folgt, dass die bedingte Entstehung, die eigentlich nur im Hier und Jetzt stattfindet (wie auch bereits zitiert wurde), als Kern oder Essenz der Lehre betrachtet werden kann.

Um es nicht zu verkomplizieren: Wir leben nur im Jetzt – denn der vorherige Augenblick ist bereits/ schon/ vergangen, und der nächste ist noch nicht da.

Und wenn ich nach dem Jetzt suche, kann ich "es" nicht finden.

So leben wir also in einer Illusion – in scheinbar konkret verpackten Dingen –, aber in Wirklichkeit gibt es nur abhängig entstandene Prozesse.

So in etwa war es gemeint.

Kleines Zitat am Ende:

Die Vergänglichkeit aller Phänomene, aller Erfahrungen verleitet dazu, etwas Dauerhaftes zu suchen. Doch dieser Versuch muss immer wieder, schließlich endgültig und todsicher, scheitern. Unsere privaten Schrullen als ewiges Ich festhalten zu wollen, ist tatsächlich ein „närrischer Gedanke“. Wir können auch die Luft nicht festhalten. Aber wir können atmen. Die Sprache gibt einen Fingerzeig: „Atem“ und „Atman “ (= Selbst) haben dieselbe Wortwurzel. Das Selbst ist kein Sein und kein Nichts, sondern endloser Wandel: „Mein eigentliches Wesen ist die Zeit selbst, nicht ein Etwas in der Zeit.“ (Jikme Lingpa)
Es gibt den Prozess – also das Fließen –, aber keinen Fluss als ein Ding. be-ding-t.


Deshalb kann es widersprüchlich klingen, lol...
Ludwig Wittgenstein hätte es wohl verstanden. War ein Scherz.

Das Selbst ist kein Sein und kein Nichts, sondern endloser Wandel
 
Re: Dharma Das Beobachten
Es geschieht allmählich – das ist klar. Aber die Zeit stellt sozusagen ein Konstrukt des eigenen Denkens dar, ebenso wie der Raum.
Soweit ich das verstehe, lebe ich aufgrund von Identifikation mit vergänglichen Dingen in der Zeit, außerhalb von Zeit und Raum existiere ich nicht.
Wie bereits gesagt (um das Zitieren weiter zu ersparen): Der ganze Pfad kann als ein Zugeständnis betrachtet werden, denn es geht letztlich um die Leerheit.
Zugeständnis bedeutet, von einer Vorstellung abzurücken. Der Pfad führt zur Befreiung von der Ich-Vorstellung, was nach dem Palikanon die Bedeutung von "Leerheit" ist - leer von einem Ich.
Daraus folgt, dass die bedingte Entstehung, die eigentlich nur im Hier und Jetzt stattfindet (wie auch bereits zitiert wurde), als Kern oder Essenz der Lehre betrachtet werden kann.
Die bedingte Entstehung gehört zum Kern der Lehre, Entstehung findet allerdings in einem zeitlichen Ablauf statt.
Um es nicht zu verkomplizieren: Wir leben nur im Jetzt – denn der vorherige Augenblick ist bereits/ schon/ vergangen, und der nächste ist noch nicht da.

Und wenn ich nach dem Jetzt suche, kann ich "es" nicht finden.

So leben wir also in einer Illusion – in scheinbar konkret verpackten Dingen –, aber in Wirklichkeit gibt es nur abhängig entstandene Prozesse.

So in etwa war es gemeint.
Ja, das ist verständlich.
Kleines Zitat am Ende:

Es gibt den Prozess – also das Fließen –, aber keinen Fluss als ein Ding. be-ding-t.

Deshalb kann es widersprüchlich klingen, lol...
Ludwig Wittgenstein hätte es wohl verstanden. War ein Scherz.
Es gibt also kein Ding das aus sich selbst heraus entsteht und der Prozess des bedingten Entstehens ist auch kein Ding, sondern bedingte Bewegung. Wittgenstein hätte das bestimmt verstanden.
Na danke, "die unterschiedlichen Konzepte vom „Selbst“ in der Mahayana -Tradition" werde ich in diesem Leben wohl nicht mehr studieren.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Zugeständnis bedeutet, von einer Vorstellung abzurücken. Der Pfad führt zur Befreiung von der Ich-Vorstellung, was nach dem Palikanon die Bedeutung von "Leerheit" ist - leer von einem Ich.
Ach, wir können es bestimmt in Ruhe lassen. Es steht ja alles im Buch. Ich verlinke es weiter unten nochmal.
Dort wird alles zitiert – Nagarjuna, der Dalai Lama , Zen ebenso. Und es sind Theravāda-Autoren.
Ich bin ehrlich gesagt einfach satt, ständig etwas beweisen zu müssen, mein Lieber. Tja.. echt!

Amaro Ajahn & Pasanno Ajahn

Die Insel

Kategorie(n): Nibbana

veröffentlicht Mai 2022

"Es gibt eine Insel, eine Insel, über die man nicht hinausgehen kann. Es ist ein Ort des Nichts, ein Ort des Nicht-Besitzens und Nicht-Anhaftens. Es ist das totale Ende von Tod und Verfall, und deshalb nenne ich es Nibbāna."
Der Buddha

 
Re: Dharma Das Beobachten
Ach, wir können es bestimmt in Ruhe lassen. Es steht ja alles im Buch. Ich verlinke es weiter unten nochmal.
Dort wird alles zitiert – Nagarjuna, der Dalai Lama, Zen ebenso. Und es sind Theravāda-Autoren.
Ich bin ehrlich gesagt einfach satt, ständig etwas beweisen zu müssen, mein Lieber. Tja.. echt!
Wieso beweisen - 'Ich habe recht, du hast unrecht' - geht es darum? Ich denke wir reflektieren und reden halt über diese Dinge.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Wieso beweisen - 'Ich habe recht, du hast unrecht' - geht es darum? Ich denke wir reflektieren und reden halt über diese Dinge.
Ja, das ist mir klar.

Aber ich denke, dass das Mahayana in vielem recht hat – es gibt dort tatsächlich eine enorme Fülle an Zitaten. Auch der Gedanke des „Zugeständnisses“ sowie entsprechende Sutren wurden von mir bereits zitiert.


Das Mahayana geht in vieler Hinsicht weiter und tiefer – die Autoren dieser Monografie deuten das auch an, wenn auch eher indirekt. Sie haben jedenfalls keine Hemmungen, Mahayana-Texte zu zitieren.


Ich habe ja bereits früher geschrieben: Der Geschmack der Befreiung ist derselbe, ganz gleich aus welcher Richtung "ES"? kommt. Weiß nicht.


Der historische Buddha verwendete einfach das, was zur damaligen Zeit für die Menschen passend war. Er hätte sicher nicht über Quantenphysik gesprochen – im Gegensatz zu manch anderem Theravada-Autor heute.


Letztlich sind es alles nur Modelle, nur Hinweise auf den Mond – aber eben nicht der Mond selbst.


Wenn ich das vergesse, und mich zu sehr an irgendeiner Lehre festklammere, als wäre sie die endgültige Wahrheit, dann verpasse ich genau diesen Akt des Beobachtens. Denn letztlich sind es alles nur Worte, nur Begriffe.


Ich frage mich oft, wie der historische Buddha heute seine Lehre formulieren würde. Ich bezweifle sehr, dass er in unserer modernen Zeit viele Menschen mit einer Lehre gewinnen würde, die zum Beispiel wörtlich an Wiedergeburt in niederen Bereichen glaubt. Auch das tibetische Totenbuch spricht davon – das weiß ich, und auch Paul Debes zitiert es.


Aber letztlich ist das alles nur ein Blickwinkel – verschiedene Perspektiven.


Das sind meine persönlichen Reflexionen. Ich wollte nichts! beweisen.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Danke für deine Reflexionen @Igor07, ich sehe es so:

Die Lehre des historischen Buddha handelt von der Aufhebung des Leidens. Wenn man durch sie eine Verminderung der Leiden erfährt und erkennt, dass sie letztlich zu vollkommener Befreiung führen muss wenn man sie nur weiter praktiziert, ist man auf der richtigen Seite, welche Richtung man auch immer einschlägt.

Als ich auf den Theravada gestoßen bin, habe ich mich gleich zuhause gefühlt. Auf meine vordringliche Frage - "Was muss ich tun um Befreiung zu erreichen?" - gibt es da so viele Antworten, dass ich am Ende meines Lebens immer noch am Anfang sein werde.
Von der Übung des Beobachtens habe ich etwa 1978 das erste Mal gehört und sie in der Lehre des Buddha unter verschiedenen Namen, etwa Gewahrsein oder Achtsamkeit, wiedergefunden. Mit der direkten Wahrnehmung von dukkha, anicca und anatta bei allen Phänomenen wäre das Ziel erreicht!

Es gibt so viele Zugänge, innerhalb des Rahmens der Lehre ist ein großer individueller Spielraum. Außerdem die anderen spirituellen und materialistischen Wege, man könnte sagen es gibt so viele Wege, wie es Menschen gibt. So gibt es auch keine zwei Menschen die im Thema "Beobachten" das Gleiche sehen.
Wir leben alle in derselben Welt, aber weil wir nicht sehen wie sie wirklich ist, lebt jeder auch in seiner eigenen Welt. Der Buddha hat die Welt mit ungetrübter Wahrnehmung gesehen, wie sie ist. Er würde heute dasselbe lehren und in Indien Geburt nehmen, da ist noch genug übrig von der alten Kultur.
 
Zurück
Oben Unten