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traditionsübergreifend
Re: Dharma Das Beobachten
Der Beobachter legt seinen Fokus auf die Erscheinungen des Geistes, er nimmt sie wahr und beobachtet sie. Er beobachtet dabei sogar den Beobachter und das finde ich auch sehr wertvoll.
Den Beobachter beobachten, den Beobachter der den Beobachter beobachtet beobachten, so weitergeführt hat es kein Ende und vielleicht bewirkt gerade das die Loslösung, die Auflösung des "Ich bin der Beobachter".

Ich tue mir jedenfalls leichter, von einer feststehenden Grundlage auszugehen: Beobachten und Beobachtetes, bzw. Wahrnehmung und Wahrgenommenes oder Bewusstsein und Bewusstes, auf diese beiden Phänomene lässt sich das gesamte Dasein letztlich zurückführen. Die Wahrnehmung ist keine Person, kein Ich, kein Selbst, nicht meine Wahrnehmung, es ist einfach nur Wahrnehmung. Die körperlichen und geistigen Phänomene die wahrgenommen werden, sind ebenfalls kein Ich und nicht Mein. Aber es gibt diese Identifikation, der existentielle Eindruck "das bin ich". Das geschieht durch Begehren, Ergreifen, Anhaften. Wenn ich das erkenne, geschieht Loslösung.

Wenn ich z.B. etwas sehe das mir nicht gefällt, so dass Ärger, Trauer, Hass, Ekel etc. entsteht und ich erinnere mich an die Tatsache 'da ist nur Wahrnehmung und Wahrgenommenes', dann bleibe ich nicht ärgerlich etc. Da ist ja nur eine visuelle Wahrnehmung, die ein Gefühl ausgelöst hat, das ich ergriffen habe. Wenn sich diese Erinnerung (sati) in der Meditation bei allen Phänomenen, die in die Wahrnehmung treten, aufrecht erhalten ließe, würde sie schnurstracks zur Anatta -Verwirklichung, zur vollkommenen Befreiung führen. Aber so einfach wie es sich anhört, ist es nicht.

Was immer ihr erlebt, nehmt es einfach nur bewusst wahr. Das ursprüngliche Herz hat keine charakteristischen Eigenschaften. Es nimmt alles wahr. Aber sobald Dinge von innen oder von außen es berühren, verursachen sie ein Erlahmen der Achtsamkeit , so dass wir das bewusste Wahrnehmen aufgeben, das bewusste Wahrnehmen als solches vergessen und die ganzen charakteristischen Eigenschaften der Dinge annehmen, die danach kommen. Dann verhalten wir uns so, wie sie es vorgeben – wir werden fröhlich, traurig oder was auch sonst. Dass wir so sind, kommt daher, weil wir konventionelle Wahrheiten nehmen und uns daran festklammern. Wenn wir nicht unter ihrem Einfluss stehen wollen, müssen wir die ganze Zeit beim ursprünglichen Wahrnehmen bleiben. Das erfordert eine große Menge an Achtsamkeit.
Ajahn Fuang, "Das Wahrnehmen selbst".

Diese große Menge an Achtsamkeit ist nicht so leicht aufzubringen, wegen der Kilesa, der Geistestrübungen. Sie ziehen stets von der Achtsamkeit weg, verdunkeln die Weisheit und verhindern die Geistesentfaltung. Mit dem achtfachen Pfad werden sie langsam schwächer, aber um sie vollkommen zu beseitigen, "Mit der Wurzel auszureißen", braucht es große Entschlossenheit und viel Anstrengung. Wahrscheinlich dauert es viele Leben, bis man so weit ist wie der Bahiyer, der sehr schnell die Anweisung des Buddha verwirklicht hat:

Gesehenes gelte dir nur als Gesehenes, Gehörtes nur als Gehörtes, sinnlich Erfahrenes nur als sinnlich Erfahrenes, Erkanntes nur als Erkanntes.' So kannst du dich üben, Bahiyer. Wenn dir Gesehenes nur als Gesehenes, Gehörtes nur als Gehörtes gelten wird sinnlich Erfahrenes nur als sinnlich Erfahrenes, Erkanntes nur als Erkanntes, dann bist du nicht dort Bahiyer, dann ist das nicht deine Sache, dann Bahiyer, bist du weder hier noch jenseits noch dazwischen: Das eben ist das Ende des Leidens.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Weiss jetzt nicht ob das hier passt, weil es im Theravada Bereich steht, schreibe aber einfach mal meinen Senf dazu. Bitte lesen oder verwerfen.
Das Beobachten wird beim Zazen zur reinen Wahrnehmung. Je länger man "sitzt" fällt einem das Beobachten schwer.
Der Beobachter legt seinen Fokus auf die Erscheinungen des Geistes, er nimmt sie wahr und beobachtet sie. Er beobachtet dabei sogar den Beobachter und das finde ich auch sehr wertvoll. Irgendwann im Laufe der Übungen verliert sich der Beobachter und wird zu einem Teil seiner Beobachtungen. Dann nehme ich alles wahr, was gleichzeitig passiert. Regen, Hitze, Lärm, Schmerzen, Frühling, fliegende Insekten oder den Himmel über mir selbst. Das ist mir oft ein hilfreicher Weg durch Samsara .
Wo gibt es also die "reine" Wahrnehmung?
Die ist immer durch Avidya kontaminiert – und Avidya durch die tr̥ṣṇā, also das Begehren. Denn der Beobachter kann es nicht merken: er projiziert das Ganze. Es geht um den Prozess der bedingten Entstehung, der keinen Anfang und kein Ende hat. Auf jeder Ebene ist dukkha anwesend.


Aber wenn ich versuche, es von einer anderen Ebene aus zu sehen, dann merke ich: Das dukkha, in dem ich mich gerade befinde, ist nicht mehr( "als ob") da.
Das heißt: Ich durchschaue mich--NICHT! – dass ich mich selbst verarsche. Sorry.


Wenn ich die ganze Struktur als eine reflexiv auf sich selbst bezogene Schleife erkenne,
dann fällt das ganze Kartenhaus in sich zusammen.


Oder anders:
Bevor ich die schöne Blume auf der Wiese sehe,
nehme ich nur die Form wahr.
Aber sie zieht mich an – ich klebe an ihr.
Ich will wissen: was ist das?
Im nächsten Schritt erkenne ich –
besser gesagt: ich etikettiere sie als die Blume.
Sie ist bezaubernd – ich will sie haben.
So läuft die ganze Verkettung,
mit einer enormen Geschwindigkeit.


Und nur solche wie Bāhiya
sind imstande, den ganzen Prozess durchzuschauen,
um alles zu sehen, wie es ist –
und nicht, wie es uns er-schein-t.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Aber wenn ich versuche, es von einer anderen Ebene aus zu sehen, dann merke ich: Das dukkha, in dem ich mich gerade befinde, ist nicht mehr( "als ob") da.
Das heißt: Ich durchschaue mich--NICHT! – dass ich mich selbst verarsche.
Interessant ist auch, dass das Ich ebenfalls ein wahrgenommenes Phänomen ist. Die Vorstellungen, die Bilder die man von sich selber hat. Die Wahrnehmung bzw. das Beobachten auf dieses Ich zu richten relativiert es, ich bin dann nicht mehr der allerwerteste Mittelpunkt der Welt, nur eine abhängige Erscheinung die sich ständig verändert, nichts das sich festhalten ließe, nichts Bleibendes.
Zum Beispiel wenn man sich besser dünkt als andere - 'das weiß ich besser, da bin ich weiter' usw. Das Beobachten zeigt: 'Na schau mal, wie sich schon wieder das Ich aufbläht.'
 
Re: Dharma Das Beobachten
Interessant ist auch, dass das Ich ebenfalls ein wahrgenommenes Phänomen ist. Die Vorstellungen, die Bilder die man von sich selber hat. Die Wahrnehmung bzw. das Beobachten auf dieses Ich zu richten relativiert es, ich bin dann nicht mehr der allerwerteste Mittelpunkt der Welt, nur eine abhängige Erscheinung die sich ständig verändert, nichts das sich festhalten ließe, nichts Bleibendes.
Das" Ich" stellt ein Konstrukt dar. Aber wenn es wirklich so einfach wäre, dann könnte ich die Kutsche einfach in ihre verschiedenen Teile zerlegen – und dann sagen: "Es gibt keine Kutsche." Gut, dann setze ich alles wieder zusammen, damit sich die Kutsche bewegen
kann, und sage mir: "Jetzt ist es eine Kutsche." Aber im höchsten Sinne kann man sie nicht wirklich finden – sie existiert nur konventionell. So sagt man heutzutage: "Im höchsten Sinne gibt es kein Individuum." Das ist wie mit der Kutsche. Dieses Sich- „Selbst“ zu „Ver-Narr-en“ im Spiel der Begriffe kann nur verwirren, wenn ich versuche, logisch zu denken. Also: Gibt es die Kutsche oder nicht?

Dasselbe gilt für das Beobachten. Ich glaube, ich sehe da draußen etwas, das der Realität entspricht. Aber egal, welche Realität – eigentlich ist sie nur das, was auf mich einwirkt. Wenn ich im Traum eine giftige Schlange sehe und sie mich beißt, kann ich – wenn mein Herz schwach ist – daran sterben. Also real. War die Schlange nun real oder nicht? Mein Tod jedenfalls bestimmt.

Der Haken an der Sache ist, dass ich immer wieder in die Atman -Falle tappe, ohne es zu merken. Noch schlimmer: Ich denke sogar, ich hätte Anatta verstanden. Fehlanzeige! Immerhin gestehe ich mir wenigstens ein, dass ich mich selbst für einen Narren halte.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Das" Ich" stellt ein Konstrukt dar. Aber wenn es wirklich so einfach wäre, dann könnte ich die Kutsche einfach in ihre verschiedenen Teile zerlegen – und dann sagen: "Es gibt keine Kutsche." Gut, dann setze ich alles wieder zusammen, damit sich die Kutsche bewegen
kann, und sage mir: "Jetzt ist es eine Kutsche."
Das Ich ist eine begriffliche Bezeichnung, genauso wie das Wort Kutsche eine Bezeichnung für ein Phänomen ist, das eine bestimmte Funktion erfüllt. Die Kutsche ist ein Phänomen, das auf eine bestimmte Weise aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt ist, so dass sie Menschen oder Güter von Ort A nach Ort B transportieren kann. Wenn man die Kutsche in ihre Einzelteile zerlegt und diese Einzelteile dann auf einen Haufen schmeißt, dann hat man keine Kutsche mehr, weil dieser Haufen von Einzelteilen die Funktion der Kutsche nicht mehr erfüllen kann. All dies spielt sich auf der konventionellen Ebene ab. Genauso ist das Ich eine konventionelle Bezeichnung, die wir im Zusammenhang mit den Khandhas vornehmen.

Aber im höchsten Sinne kann man sie nicht wirklich finden – sie existiert nur konventionell. So sagt man heutzutage: "Im höchsten Sinne gibt es kein Individuum."
Im höchsten Sinne gibt es überhaupt keine konventionellen Phänomene, erscheinen dem Meditierenden keine konventionellen Phänomene. Auf dieser Ebene geht es nur um die letztliche Bestehensweise der Phänomene, nämlich dass sie alle leer oder frei sind von einem Wesenskern, von einem aus sich heraus bestehenden Eigenwesen. In Bezug auf die Person / das Ich hat Buddha Sakyamuni dies mit der Selbstlosigkeit der Person zum Ausdruck gebracht.

Dieses Sich- „Selbst“ zu „Ver-Narr-en“ im Spiel der Begriffe kann nur verwirren, wenn ich versuche, logisch zu denken.
Diese Verwirrung entsteht nicht durch logisches Denken. Sie entsteht, wenn man die beiden Wahrheitsebene - konventionelle Wahrheit und Wahrheit im höchsten Sinne - nicht genau genug differenziert. Gerade durch logisches Denken kann man diese Verwirrung überwinden. Deshalb spielen Logik und Erkenntnistheorie im indischen Buddhismus eine sehr wichtige Rolle.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Im höchsten Sinne gibt es überhaupt keine konventionellen Phänomene, erscheinen dem Meditierenden keine konventionellen Phänomene. Auf dieser Ebene geht es nur um die letztliche Bestehensweise der Phänomene, nämlich dass sie alle leer oder frei sind von einem Wesenskern, von einem aus sich heraus bestehenden Eigenwesen. In Bezug auf die Person / das Ich hat Buddha Sakyamuni dies mit der Selbstlosigkeit der Person zum Ausdruck gebracht.
Na ja, @Helmut, klär das mit Ñāṇavīra Thera und Mettiko Bhikkhu , der das gesamte Werk übersetzt hat:

Da er sich kein Individuum vorstellen kann, außer in der Form eines „Selbst“, findet er, dass er, um das „Selbst“ abzuschaffen , das Individuum abschaffen muss; und das tut er mit Hilfe dieses Kunstgriffs . Aber dieser Kunstgriff schafft gar nichts ab, wie wir gesehen haben. Es ist bemerkenswert, dass die Passage im Milindapañha ein „Selbst“ überhaupt nicht erwähnt: Die Identifikfinkation von „Selbst“ mit dem Individuum wird als so selbstverständlich hingenommen, dass man – sobald feststeht, dass es „im höchsten Sinne gar kein Individuum gibt“ – keine weitere Diskussion für notwendig hält.
Die nicht gerade geringste der Gefahren in dieser oberfläflaächlichen und trugschlüssigen Idee von der „Wahrheit im höchsten Sinne“ liegt in ihrem Vermögen, den unrefleflaektiert akzeptierenden Geist in falscher Sicherheit zu wiegen. Der unvorsichtige Denker gelangt dahin zu glauben, er verstünde das, was er in Wirklichkeit nicht versteht, und blockiert so wirkungsvoll seinen eigenen Fortschritt.
S. 66,



Notizen zu Dhamma und andere Schriften
2022

Ñāṇavīra Thera
 
Zuletzt bearbeitet:
Re: Dharma Das Beobachten
Das" Ich" stellt ein Konstrukt dar. Aber wenn es wirklich so einfach wäre, dann könnte ich die Kutsche einfach in ihre verschiedenen Teile zerlegen – und dann sagen: "Es gibt keine Kutsche." Gut, dann setze ich alles wieder zusammen, damit sich die Kutsche bewegen
kann, und sage mir: "Jetzt ist es eine Kutsche." Aber im höchsten Sinne kann man sie nicht wirklich finden – sie existiert nur konventionell. So sagt man heutzutage: "Im höchsten Sinne gibt es kein Individuum." Das ist wie mit der Kutsche. Dieses Sich- „Selbst“ zu „Ver-Narr-en“ im Spiel der Begriffe kann nur verwirren, wenn ich versuche, logisch zu denken. Also: Gibt es die Kutsche oder nicht?

Dasselbe gilt für das Beobachten. Ich glaube, ich sehe da draußen etwas, das der Realität entspricht. Aber egal, welche Realität – eigentlich ist sie nur das, was auf mich einwirkt. Wenn ich im Traum eine giftige Schlange sehe und sie mich beißt, kann ich – wenn mein Herz schwach ist – daran sterben. Also real. War die Schlange nun real oder nicht? Mein Tod jedenfalls bestimmt.

Der Haken an der Sache ist, dass ich immer wieder in die Atman-Falle tappe, ohne es zu merken. Noch schlimmer: Ich denke sogar, ich hätte Anatta verstanden. Fehlanzeige! Immerhin gestehe ich mir wenigstens ein, dass ich mich selbst für einen Narren halte.
Da sind also zwei Arten des Verstehens: Durch logisches Denken und durch Beobachten. Logisches Denken verwirrt, aber wieso verwirrt das Beobachten? Ich sehe etwas, das auf mich einwirkt und wenn ich es mit starker Achtsamkeit beobachte, verliert es seine Wirkung. Wenn mich im Traum eine giftige Schlange beißt und ich weiß, dass ich träume, kriege ich keinen Herzinfarkt. Das Problem ist nur, dass die Achtsamkeit schwach ist und daher nur unzulänglich funktioniert.
 
Re: Dharma Das Beobachten
ber wieso verwirrt das Beobachten? Ich sehe etwas, das auf mich einwirkt
Ha, mein Lieber, was ist denn eigentlich die Wirklichkeit? Vielleicht zitiere ich besser Paul Debes:

Der Erwachte aber hat – lange bevor christliche Mystiker,
westliche und östliche Philosophen und neuestens manche
Spitzenforscher der Naturwissenschaften zum selben Ergebnis
gekommen sind – gezeigt, dass es unmöglich ist, unsere
Wahrnehmung auf eine an sich bestehende objektive Welt
zurückzuführen, da sie ein geistiger Vorgang, nämlich Wahrnehmung
- und dadurch entstandenes vermeintliches Wissen
um vorgestellte, eingebildete Dinge ist.
So wie in einem
Traum ein so und so denkendes und fühlendes Ich und eine so
und so beschaffene Welt Inhalte des Traumes sind, der Träumer
aber Wirklichkeit zu erleben glaubt, die er beim Erwachen
als Traumgespinste erkennt, genau so – sagt der Erwachte –
erkennt der aus dem Wahntraum seiner unendlichen Leben
Erwachende seine Erlebnisse von Ich und Welt als aus Blendung
gesponnenen Wahn.

Aus: Band 3, Seite 1773, Die Lehrreden des Buddha - https://www.buddhistisches-seminar.de/
 
Re: Dharma Das Beobachten
Wie wäre es denn, lieber @Igor07 , eigene Argumente zu liefern anstatt sich ständig hinter Zitaten aus Schriften von Theravada-Meistern zu verstecken, die dann oftmals keine Antwort sind auf die Beiträge, auf die du mit ihnen antworten willst.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Ha, mein Lieber, was ist denn eigentlich die Wirklichkeit?
Das erklärt der Buddha ziemlich detailliert - die vier edlen Wahrheiten , die drei Daseinsmerkmale , die bedingte Entstehung, usw. Der achtfache Pfad führt zur direkten Erfahrung der Wirklichkeit und das sogenannte Beobachten ist eine Übung davon.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Wo gibt es also die "reine" Wahrnehmung?
Die ist immer durch Avidya kontaminiert – und Avidya durch die tr̥ṣṇā, also das Begehren. Denn der Beobachter kann es nicht merken: er projiziert das Ganze. Es geht um den Prozess der bedingten Entstehung, der keinen Anfang und kein Ende hat. Auf jeder Ebene ist dukkha anwesend.


Aber wenn ich versuche, es von einer anderen Ebene aus zu sehen, dann merke ich: Das dukkha, in dem ich mich gerade befinde, ist nicht mehr( "als ob") da.
Das heißt: Ich durchschaue mich--NICHT! – dass ich mich selbst verarsche. Sorry.
Danke lieber @Igor07 für diesen wertvollen Hinweis. Bei "reiner Wahrnehmung" dachte ich an wertfreie Wahrnehmung, im Gegensatz zum Beobachten, das mir immer etwas zielgerichtet vorkommt. Aber ihr seid ja hier schon weiter und ich halte mich wieder zurück.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Wo gibt es also die "reine" Wahrnehmung?
Die ist immer durch Avidya kontaminiert – und Avidya durch die tr̥ṣṇā, also das Begehren. Denn der Beobachter kann es nicht merken: er projiziert das Ganze.
Guter Punkt, man beobachtet also mit dem Verständnis, dass alles dukkha, anicca und anatta ist. Dann ergreift man es nicht und dadurch werden diese drei Daseinsmerkmale deutlicher erkennbar. So führt es allmählich, zusammen mit den anderen Übungen des achtfachen Pfades, zur reinen Wahrnehmung.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Guter Punkt, man beobachtet also mit dem Verständnis, dass alles dukkha, anicca und anatta ist. Dann ergreift man es nicht und dadurch werden diese drei Daseinsmerkmale deutlicher erkennbar. So führt es allmählich, zusammen mit den anderen Übungen des achtfachen Pfades, zur reinen Wahrnehmung.
Ach, lieber @mukti, das ist ein sehr schöner Kunstgriff. Klar, dass ich das alles rein intellektuell verstehe. Die drei Daseinsmerkmale sind nicht so schwer zu begreifen. Auch die moderne/Neuro/- Wissenschaft weiß inzwischen ziemlich genau, dass es keinen „inneren Herrscher“ im eigenen Inneren gibt – also im Gehirn (ich erspare mir die Quellen, die sind mehr als ausreichend vorhanden, für alle, die sie unbedingt brauchen ... tja).

Das Problem liegt in unserer Art der Wahrnehmung – aus buddhistischer Sicht ist sie verkehrt –, und wir gehen ihr auf den Leim, um als Spezies überhaupt überleben zu können.

Ein etwas komisches Beispiel – ich entschuldige mich, falls es für manche zu empfindlich klingt:
Ich sehe eine schöne und junge Frau. Ich begehre sie in meinem Inneren. Das Ganze geschieht sehr schnell und unwillkürlich. Aber wenn ich mich darin einübe, mir immer vorzustellen, was sich unter der schönen und glatten Oberfläche befindet, empfinde ich mehr und mehr Ekel.
Aufgrund solcher Übungen – wie wir wissen – haben viele Mönche, die die Verwesung einer schönen Kurtisane auf dem Friedhof beobachtet haben, später Selbstmord begangen . Oder sofort? lach, das war ein Scherz, oder?

Es ist auch sehr schmerzhaft, sich selbst ehrlich einzugestehen, dass absolut alles im Leben leidhaft ist. Da ist es einfacher, sich abzulenken oder zu verdrängen.
Mit jedem Augenblick rückt der Tod näher – das ist todsicher. Aber wer will das schon wissen? Immer jung und gesund zu bleiben – das wäre schön, oder?

Lange Rede, kurzer Sinn: Dieses ganze Netz von Illusionen hilft uns allen, im Alltag und in der Gesellschaft irgendwie "Normal"! zu funktionieren – also evolutionär und biologisch bedingt. Das macht Sinn.
Deswegen betont Mettiko Bhikkhu – zusammen mit Ñāṇavīra –, dass der Dhamma gegen den Strich geht. Gegen den Strom.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Lange Rede, kurzer Sinn: Dieses ganze Netz von Illusionen hilft uns allen, im Alltag und in der Gesellschaft irgendwie "Normal"! zu funktionieren – also evolutionär und biologisch bedingt. Das macht Sinn.
Deswegen betont Mettiko Bhikkhu – zusammen mit Ñāṇavīra –, dass der Dhamma gegen den Strich geht. Gegen den Strom.

Das Beobachten ist eine sanfte Übung, die Konfrontation mit den drei Daseinsmerkmalen vollzieht sich langsam und selbstbestimmt.
Man bewegt sich nur so schnell gegen den Strom, wie die eigenen Kräfte reichen. Irgendwann wird man vom Gegenstrom des Dhamma erfasst und kann nicht mehr zurückfallen.
Es gibt immer Möglichkeiten, Wissen, Sittlichkeit und Sammlung zu entwickeln, Alltag und Gesellschaft können das nicht verhindern. Das Netz der Illusion mag evolutionär und biologisch Sinn machen, Wahrheit und Leidbefreiung machen aber mehr Sinn, oder?
 
Re: Dharma Das Beobachten
Das Problem liegt in unserer Art der Wahrnehmung – aus buddhistischer Sicht ist sie verkehrt –, und wir gehen ihr auf den Leim, um als Spezies überhaupt überleben zu können.
Unsere Wahrnehmung ist nicht grundsätzlich verkehrt. Die Täuschungen, die mit unserer Wahrnehmung verbunden sind, gehören nicht zur Natur oder zum Wesen unserer Wahrnehmung. Auch diese Täuschungen sind durch die drei Daseinsmerkmale bestimmt. Deshalb können wir sie überwinden, und zwar mittels des achtfachen Pfades, den der Buddha auch den mittleren Pfad nennt.

Weil die Täuschungen / Verblendungen nicht zur Natur unseres Geistes gehören, geht unser Geist nicht zu Ende, wenn wir die Täuschungen / Verblendungen überwunden haben und die dritte edle Wahrheit verwirklicht haben.

Unser samsarischer Geist ist durch zwei Aspekte gekennzeichnet: Erstens sind wir in der Lage, gültige Erkenntnisse hervorzubringen; zweitens gibt es den Aspekt der Täuschung, der in der Unwissenheit wurzelt. Diese beiden Aspekte sind für uns normalerweise recht schwer auseinander zu halten. Wenn wir zum Beispiel eine Blume in unserem Garten sehen, dann ist die Wahrnehmung der Blume eine gültige Erkenntnis. Gleichzeitig fassen wir die wahrgenommene Blume so auf als hätte sie ein Eigenwesen. Dies ist der getäuschte Aspekt der Wahrnehmung. Dieser getäuschte Aspekt der Wahrnehmung der Blume macht aber die gültige Erkenntnis der Blume nicht zunichte.

Wenn wir als abhängig existierende Beobachter die abhängigen Phänomene untersuchen und dadurch gültige Erkenntnisse, die auch abhängig existieren, erlangen, wird uns der Aspekt der Täuschung, der unseren Geist beeinflusst, immer deutlicher und kann dann auch schrittweise überwunden werden. Dann haben wir einen Geist, der frei von jeglicher Täuschung ist und die Realität so erkennt wie sie tatsächlich ist.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Weil die Täuschungen / Verblendungen nicht zur Natur unseres Geistes gehören, geht unser Geist nicht zu Ende, wenn wir die Täuschungen / Verblendungen überwunden haben und die dritte edle Wahrheit verwirklicht haben.
Na ja, nur am Rande bemerkt: Zur dritten edlen Wahrheit kann ich tausendmal am Tag gelangen – denn Nibbāna bedeutet so etwas wie „kühle Speise“. Wir wären ja verrückt, wenn wir diesen Zustand, den kleine Kinder ganz natürlich erleben, nicht ab und zu haben würden. Es ist wie eine natürliche Ab-kühl-ung. So jedenfalls definiert es Buddhadāsa Bhikkhu.
Sorry, das jetzt mit meinen eigenen Worten – aber ich könnte es auch zitieren.
Der andere Übersetzer, andere Definitionen – das alles ist offen.
Die sogenannte „absolute Ebene“ finde ich übrigens nicht im Pāli-Kanon. Da geht es nur um " Leer" von "Ich" und "Mein"S.35.84-85 Welken, Leer - 1-2. Palokadhamma, Suññataloka Sutta. Die sogenannte „Leerheit aller Phänomene“ – das kam doch später, oder?
P.S. Es heißt doch:
um die letztliche Bestehensweise der Phänomene --Wahrheit im höchsten Sinne--usw.
Wo steht es, wenn ich fragen darf? Im Theravada?
@Helmut ,so, jetzt mit meinen eigenen Worten – so, wie du es wolltest. Aber mir ist eingefallen, dass du immer nach den Quellen fragst. Die habe ich übrigens alle bereit.

Wegen dieses Wirrwarrs der Begriffe macht ein von mir früher bereits zitierter Autor einen klaren Unterschied zwischen der Person und dem Individuum.
Ansonsten könnte man den lebendigen Menschen ja auf die vergänglichen khandha reduzieren – welche Misere! (Ich ironisiere, klar.)

So zum Dessert:

"Alle Weltgegenden im Geiste durchwandernd Findet man doch nirgends etwas, was lieber wäre als das eigene Selbst. So lieb ist den anderen, jedem sein eigenes Selbst. [313] Darum soll, wer das eigene Selbst lieb hat, den andern nicht verletzen."
S.3.8. Mallikā - 8. Mallikā Sutta
 
Re: Dharma Das Beobachten
Habe mir mal die Bedeutung des Wortes "beobachten" in einem Wörterbuch angesehen und fasse kurz zusammen:
1. etwas zu einem bestimmten Zweck betrachten, auf spezielle Besonderheiten achten, etwas bemerken.
2. etwas üben oder einhalten, z.B. eine Regel beobachten.
Etymologie:
Ob: oberhalb, über. Auch in Obdach, Obhut, Obmann, Obliegenheit, Oberhand gewinnen, obsiegen, Obacht.
Achten: auf etwas aufpassen oder die Aufmerksamkeit auf etwas richten.
Bedeutungsverwandte Wörter: beaufsichtigen, überwachen, mitverfolgen, beachten, erfassen, wahrnehmen.

Vergleichsweise das Wort "Achtsamkeit":
1. Aufmerksamkeit gegenüber etwas
2. Sorgfalt im Verhalten und Handeln.

Das Beobachten von Körper und Geist ist rechte Anstrengung um Unheilsames zu vermeiden und zu überwinden, Heilsames zu entfalten und zu erhalten. Nach rechter Ansicht sind Gier, Hass und Verblendung unheilsam, Gierlosigkeit, Hasslosigkeit und Unverblendung heilsam.

Nach dem Satipatthāna betrachtet man den Körper, die Gefühle und die Gemütsverfassung, ohne sie zu ergreifen: Dieses Objekt ist da, ist entstanden und vergeht. Man betrachtet die fünf Hindernissse - Sinnesbegehren, Übelwollen, Trägheit, Aufgeregtheit oder Gewissensunruhe und Zweifel, erkennt wie sie entstehen, überwunden werden und nicht mehr entstehen. Das erkennt man auch bei der Betrachtung der khandha. Man erkennt die Fessel, die bedingt durch die Sinne und die Sinnesobjekte entsteht, wie sie überwunden wird und nicht mehr entsteht. Man betrachtet ob die Erwachungsglieder Achtsamkeit, Dhammaergründung, Tatkraft, Freude, Gestilltheit, Konzentration und Gleichmut vorhanden sind und erkennt wie sie entstehen und vollständig entfaltet werden, und man betrachtet die vier edlen Wahrheiten.

Im Satipatthana Sutta ist das ausführlich dargestellt, trotzdem ist es nur eine allgemeine Übersicht, die auf verschiedene Weise in die Praxis umgesetzt wird. Etwa indem man jeden Schritt einzeln durchmacht, oder durch diverse Vipassana -Systeme, oder bloßes Beobachten was gerade in der Wahrnehmung auftaucht, eventuell mit Focus auf eines der drei Daseinsmerkmale, oder alle drei nacheinander, oder indem man bei einer der vier Ausrichtungen der Achtsamkeit bleibt, oder sich darauf ausrichtet was gerade besonders stark vorhanden ist und was es da noch für individuelle Möglichkeiten gibt. Dem kann eine Atembetrachtung vorangehen oder der Geist sammelt und beruhigt sich direkt durch ein Satipatthana-Objekt, oder durch die Anussati - die Betrachtung über den Buddha, über bestimmte Naturgesetze, die edlen Jünger, die Sittlichkeit, die Freigebigkeit, die Himmelswesen.
So umfangreich und vielschichtig ist das Beobachten und ich habe es nur unzulänglich und ganz kurz dargestellt. Ein Laie wie ich macht es möglichst einfach und den Umständen entsprechend praktikabel. Was ich dabei nicht brauchen kann, ist Verwirrung. Da lasse ich die Theorie los, beobachte das Verwirrtsein und lasse es vorüberziehen. Vielleicht taucht dann Zweifel auf, der darf auch vorüberziehen. Was da alles entsteht mag genauerer Betrachtung wert sein, oder es kommt zum Versuch einfach alles loszulassen, so lange bis die Wahrnehmung wieder überwältigt wird.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Hallo @mukti ,

deine Hinlenkung des Themas auf das Satipatthana Sutta gefällt mir. Auch wenn das Sutta sehr umfangreich ist, die in diesem Sutta gelehrte Praxis ist auch für Laien gut durchführbar. Insbesondere die starke Betonung der Vergegenwärtigung finde ich sehr bedeutsam.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Na ja, ich wollte eigentlich drei Einwände zur Sprache bringen. Sorry – ich will niemanden ärgern, deshalb verzichte ich aufs Zitieren.


Erstens: Reines Beobachten ist mit Anstrengung nicht vereinbar, denn Anstrengung bedeutet eine bewusste und willentliche Kraftanwendung. Die Mühe!


Zweitens: Alle Hindernisse blockieren das reine Beobachten, stören ihn( "hindern"!) – oder anders gesagt: Sie machen es nahezu unmöglich. Dieser Gedanke stammt von Hellmuth Hecker. Klar, man kann das ignorieren, jeder entschiedet selbst.


Drittens: Ich würde auf keinen Fall versuchen, buddhistische Begriffe im Duden nachzuschlagen – das kann nur verwirren. Dukkha ist eben nicht einfach "Leiden", usw.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Gegenrede verliert ihren Sinn, wenn sie nicht zur Klärung beiträgt. Die kann entstehen, wenn man nicht alles zu eng sieht, sorgfältig liest und sich ein wenig in das hineinversetzt, was da einer sagen will.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Das war keine Gegenrede, @mukti. Ich erinnere mich, dass Nyanaponika sogar den ursprünglichen Titel des Buches über Geistesschulung geändert hatte. Es gab darüber eine ziemlich lange Diskussion mit E. Fromm, der sein persönlicher Schüler war – und ihn vielmal persönlich besucht hatte.
Und das war nicht persönlich gemeint.

Die Sache ist die: Ohne eine sehr starke Konzentration – also jene Art von "angrenzender Sammlung" – wäre ein Praktizierender nicht imstande, wirklich paññā, also die Vergänglichkeit, zu verwirklichen. So sieht es sowohl die Waldkloster-Tradition als auch das kleine Buch von Ajaan Lee Dhammadharo.


Ohne die tiefgehende Unterdrückung der Hindernisse, als notwendige Voraussetzung, kommt man einfach nicht voran.


Ich wollte nicht ausführlich meine eigene Methode erklären, aber sie ähnelt der in jenem Buch mit dem Titel "Samadhi ".


Mir ist auch bekannt, dass Anālayo das anders sieht – er ist ein echter Profi, ich dagegen bin nur ein einfacher Laie. Bitte also nicht so empfindlich reagieren.

Es gibt auch dazu:

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Zuletzt bearbeitet:
Re: Dharma Das Beobachten
Ach, Gottchen, ich wollte dich auf keinen Fall verärgern, lieber @mukti. In letzter Zeit habe ich viel von Bhikkhu Anālayo gelesen und mein Gedächtnis damit aufgefrischt. Mir wurde klar, wie wichtig es ist, die richtige Balance zu finden zwischen Konzentration und Sati, also Achtsamkeit.

Zum Beispiel: Wenn ich ein starkes Verlangen nach etwas habe – in meinem Fall nach Büchern und Lesen –, kostet es mich oft viel Kraft, nicht immer gleich das Neueste zu kaufen. Wenn ich einfach nur das Gefühl beobachte, könnte es mich überwältigen.

Deshalb erspare ich mir mal die langen Zitate. Sati setzt eine sehr klare und gut strukturierte Möglichkeit zur Erinnerung voraus – ein gutes Gedächtnis. Ananda war ja dafür bekannt, dass er sich alles merken konnte, was der Buddha gesagt hat.

Lange Rede, kurzer Sinn: Es ist wirklich schwierig, diese Begriffe richtig einzuordnen. Danke dir für deine Geduld, lol, @mukti.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Ach, Gottchen, ich wollte dich auf keinen Fall verärgern, lieber @mukti.
Wer sich ärgert, ist selber Schuld.

In letzter Zeit habe ich viel von Bhikkhu Anālayo gelesen und mein Gedächtnis damit aufgefrischt. Mir wurde klar, wie wichtig es ist, die richtige Balance zu finden zwischen Konzentration und Sati, also Achtsamkeit.

Zum Beispiel: Wenn ich ein starkes Verlangen nach etwas habe – in meinem Fall nach Büchern und Lesen –, kostet es mich oft viel Kraft, nicht immer gleich das Neueste zu kaufen. Wenn ich einfach nur das Gefühl beobachte, könnte es mich überwältigen.

Deshalb erspare ich mir mal die langen Zitate. Sati setzt eine sehr klare und gut strukturierte Möglichkeit zur Erinnerung voraus – ein gutes Gedächtnis. Ananda war ja dafür bekannt, dass er sich alles merken konnte, was der Buddha gesagt hat.
Das erfahre ich oft, dass mich das Verlangen überwältigt, obwohl ich versuche das Gefühl zu beobachten, auch wenn der Vorgang sichtbar wird: Sinne-Sinnesobjekt-angenehmes Gefühl-Begehren-Aneignen-Genießen-gefangen im Unbeständigen. Freiheit ist von Ferne spürbar, Sinnesfreude ganz nahe. Zwei Arten von Glück nennt der Buddha - das Glück der Sinne und das Glück der Entsagung. Ohne das Glück der Entsagung zu erfahren, kann man nicht vom Glück der Sinne lassen, das sagt er auch. Bis zur Erfahrung des höheren Glücks ist die Loslösung vom niederen Glück mit Leid verbunden. Immer beobachten, genau hinschauen und nicht nachlassen, sagen Waldmönche. Mein Wille ist dafür zu schwach, ich übe es ein wenig, ein wenig die anderen Übungen, Lesen, Nachdenken, Güte, Großzügigkeit, Geduld, Verzicht, Ehrlichkeit, usw. Ich habe ein schlechtes Gedächtnis und sammle die kargen Früchte geringer Anstrengung. Langsam aber stetig wird alles besser.
So steht's um mich, was soll ich da argumentieren, Wissen ist überall, die Spatzen pfeifen es von den Dächern. Der edle Schüler ist ein sāvaka, ein Hörer, soll ich, der puthujjana, ein Verkünder sein?
Lange Rede, kurzer Sinn: Es ist wirklich schwierig, diese Begriffe richtig einzuordnen. Danke dir für deine Geduld, lol, @mukti.
Wenn die Einordnung zu Befreiung führt, ist sie richtig. Der Geist ist ein weites Land, keine zwei Wege sind gleich. Danke auch für deine Geduld.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Na ja, nur am Rande bemerkt: Zur dritten edlen Wahrheit kann ich tausendmal am Tag gelangen – denn Nibbāna bedeutet so etwas wie „kühle Speise“. Wir wären ja verrückt, wenn wir diesen Zustand, den kleine Kinder ganz natürlich erleben, nicht ab und zu haben würden. Es ist wie eine natürliche Ab-kühl-ung. So jedenfalls definiert es Buddhadāsa Bhikkhu.
Auch wenn dies schon etwas entfernt ist vom ursprünglichen Thema möchte hierzu doch noch einige Anmerkungen machen.
  • Zum Begriff Nibbana : Sowohl Nyanatiloka im Buddhistischen Wörterbuch als auch K. Mylius im Pali -Deutsch-Wörterbuch übersetzen Nibbana mit Erlöschen. K. Mylius übersetzt Nibbana im Kontext des Dharma mit Erlösung von Wiedergeburt. Das entspricht der Aussage des Buddha in SN 38.1. Nibbana ist odmehr als nur eine natürliche Abkühlung. Es ist die Freiheit von Gier, Hass und Verblendung. Den Geist, der frei von Gier, Hass und Verblendung ist, kann man als beruhigt oder auch abgekühlt bezeichnen, aber das ist nicht die eigentliche Bedeutung von Nibanna. Allenfalls eine Folge oder Wirkung von Nibbana.

  • Wenn man tausendmal am Tag die dritte edle Wahrheit erlangen kann, bedeutet dies eben auch, das man tausendmal wieder herausfällt. Das widerspricht aber dem was Buddha Sakyamuni in SN 56.11 gelehrt hat. Dort hat er betont, dass die wahren Beendigungen ein beständiges Phänomen sind. Hat man einmal die wahren Beendigungen verwirklicht, dann gibt es nichts mehr zu verwirklichen, hat er in dieser Lehrrede dargelegt. Man muss die dritte edle Wahrheit nicht immer wieder neu verwirklichen, wenn man sie einmal erreicht hat.

  • Deshalb ist die angesprochene Ruhe des Geistes, die wir nicht nur bei kleinen Kindern feststellen können, keine wahre Beendigung, weil man aus diesem Zustand wieder herausfällt; weil er eben nur ab und zu gegeben ist.

  • Natürlich haben wir immer wieder Phasen in denen unser Geist ruhig und zentriert ist, aber da die Leidenschaften (Klesas) noch nicht aufgegeben sind, gehen diese Phasen wieder zu Ende. Deshalb ist es wichtig, konzentrative Meditation zu üben, um diese Phasen zu verlängern und zu stabilisieren. Gleichzeitig müssen wir dafür auch Gegenmittel gegen die Leidenschaften anwenden, um sie schrittweise zu überwinden.

  • In SN 56.11 zählt Buddha Sakyamuni acht Arten von Leiden auf, um die Wahrheit vom Leiden zu charakterisieren. Die achte Art ist: Die fünf Faktoren des Ergreifens sind Leiden. Diese Art des Leidens ist die Grundlage der vorher genannten Leiden. Die dritte edle Wahrheit ist die Freiheit von den fünf Faktoren des Ergreifens.
 
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