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Re: Madhyamaka Nagarjuna Ratnavali
Nach einer Pause mache ich mal wieder weiter.

Buddha Sakyamuni hat uns gelehrt, dass unsere samsarische Existenz durch unsere falsche Vorstellung von einem inhärenten Ich verursacht ist. Dies ist aber eine getäuschte Vorstellung, die keine Grundlage in der Realität hat. Die samsarischen Aggregate (Skandhas ) existieren zwar, aber sie existieren nicht so wie sie uns erscheinen, genauso wie unser Ich, das es gibt, nicht so existiert wie es uns erscheint.

Den zweiten Teil von Vers 29: "Wie kann das, was aus einem nicht-existenten Samen wächst, letztendliche Wahrheit besitzen?"

Nicht-existenten Samen würde ich auf die Vorstellung von einem inhärenten Ich beziehen, das es nicht gibt. Letztendliche Wahrheit würde ich so interpretieren, dass die Skandhas nicht so existieren wie sie uns erscheinen. Die Vorstellung von einem inhärenten Ich und die Vorstellung von inhärenten Skandhas gibt es, aber diese Ansichten haben kein gültiges Bezugsobjekt in der Realität. Deshalb sind sie Täuschungen.

Daran knüpft Vers 30 an: "Nachdem wir also die Anhäufungen als Täuschung erkannt haben, können wir die Vorstellung von einem ICH aufgeben. Haben wir die Vorstellung von einem ICH aufgegeben, entstehen keine neuen Anhäufungen mehr." Ich verstehe diesen Vers so, dass Nagarjuna hier den Weg zur Befreiung kurz und knapp darstellt.
 
Re: Madhyamaka Nagarjuna Ratnavali
Noch ein paar Gedanken zu Vers 30:

Wenn es in dem ersten Satz heißt, dass wir die Anhäufungen als Täuschung erkannt haben, dann bezieht sich dies meines Erachtens nicht auf das Objekt, die Anhäufungen, sondern auf unsere Sichtweise bezüglich der Anhäufungen/Aggregate/Skandhas. Es geht also darum, falsche Ansichten aufzugeben.

Wenn wir die Ansicht, dass die Aggregate inhärent existieren, aufgeben, dann können wir auch die Sichtweise, dass unser Ich inhärent existiert, aufgeben. Indem wir diese Sichtweise aufgeben, werden wir keine unter der Macht von Karma und Klesas stehende samsarische Geburt mehr annehmen..

Interessant finde ich, dass Nagarjuna diese Thematik in den Mulamadhyamakakarikas aus einer eher umgekehrten Perspektive, die von der Ansicht eines inhärenten Selbst ausgeht, darstellt.
 
Re: Madhyamaka Nagarjuna Ratnavali
Interessant finde ich, dass Nagarjuna diese Thematik in den Mulamadhyamakakarikas aus einer eher umgekehrten Perspektive, die von der Ansicht eines inhärenten Selbst ausgeht, darstellt.
:unsure: .... meinst Du Kapitel 22, ggf. 23? ... Interessant ... (Ich habe mal gelesen, die Leerheit müsse, wie die Giftschlange, korrekt angepackt werden.)
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Re: Madhyamaka Nagarjuna Ratnavali
:unsure: .... meinst Du Kapitel 22, ggf. 23? ... Interessant ... (Ich habe mal gelesen, die Leerheit müsse, wie die Giftschlange, korrekt angepackt werden.)

In diesem Zusammenhang meinte ich Vers 18.5:

"Erlösung kommt durch die Vernichtung von Karma und Anhaftungen. Karma und Anhaftungen kommen aus unterscheidenden Vorstellungen, sie kommen aus der begrifflichen Entfaltung. Die Entfaltung aber wird in der Leerheit vernichtet." (Übersetzung Weber-Brosamer / Back)

In unseren Studienunterlagen ist der Vers folgendermaßen übersetzt:

"Die Befreiung ergibt sich durch das Ende von Taten und Leidenschaften. Taten und Leidenschaften entstehen aus falschen Gedanken. Diese entstehen aus begrifflichen Fabrikationen. Die Fabrikationen aber werden durch die Erkenntnis der Leerheit beendet."
 
Re: Madhyamaka Nagarjuna Ratnavali
Nachtrag zu Beitrag #29:

Es ist vielleicht einfacher zu verstehen was ich in Beitrag #27 meinte, wenn man MMK 18.5 in Verbindung mit MMK 18.1 liest.
 
Re: Madhyamaka Nagarjuna Ratnavali
Ich möchte noch einmal den Faden wieder aufnehmen und weiteres zur Ratnavali sagen. Zunächst erst einmal ein kurzer Überblick über die Verse 25 bis 28, denn diese gehören zu dem Abschnitt in dem Nagarjuna die letztendliche Güte erklärt.

In Vers 25 wird gesagt, dass die Lehre von der letztendlichen Güte sehr tiefgründig und subtil ist.
In Vers 26 wird hervorgehoben, was die Lehre von der Leerheit negiert.
In Vers 27 spricht Nagarjuna davon, dass Buddha Sakyamuni nur gesprochen hat um uns zu helfen. Deshalb hat er gesagt, dass alle Wesen aus der Vorstellung von einem ICH entstanden sind.
In Vers 28 heißt es nun, dass die Vorstellung von einem ICH eine falsche Ansicht ist, die keine Grundlage in der Wirklichkeit hat.
 
Re: Madhyamaka Nagarjuna Ratnavali
Vers 29 sagt nun, dass unsere Aggregate aus der völlig falschen Sicht eines inhärenten Ichs entstehen.

Wenn es dann in Vers 30 heißt:"Haben wir gesehen, dass die Aggregate nicht wahrhaft existieren, beseitigen wir das Festhalten am ICH.", dann klingt dies zunächst widersprüchlich. Zunächst heißt es, unsere Aggregate sind das Resultat unserer falschen Sichtweise vom ICH. Dann heißt es, wir müssen die falsche Ansicht über die Bestehensweise unserer Aggregate aufgeben, damit wir unsere falsche Sicht vom ICH aufgeben können. Würde das denn nicht bedeuten, wir müssen die Wirkung aufgeben, um die Ursache zu beseitigen? Ist es nicht umgekehrt?
 
Re: Madhyamaka Nagarjuna Ratnavali
In Vers 30 der Ratnavali hat Nagarjuna den Weg zur Befreiung aufgezeigt. In Ver 35 beschreibt er unsere Fesselung an Samssra:

"So lange die Anhäufungen für wahr gehalten werden, so lange gibt es die Vorstellung von einem Ich. Wenn die Vorstellung von einem Ich existiert, kommt es zum Handeln und damit zur Geburt."

Die Anhäufungen sind die Aggregate / Skandhas. Mit für wahr halten ist inhärente Existenz / Eigenexistenz gemeint und mit Vorstellungen von einem Ich ist die Vorstellung eines inhärenten, aus sich selbst existieren Ichs gemeint.

Nagarjuna beschreibt diesen Prozess mittels vier Stufen:
  1. Die Ansicht von inhärenten Aggregaten führt zur Ansicht eines inhärent existierenden Ichs.
  2. Aus der Sicht eines inhärent existierenden Ichs entsteht getäuschtes Handeln.
  3. Durch dieses Handeln sammelt man karmische Prägungen im eigenen Bewusstsein an.
  4. Dadurch kommt es zu einer samsarischen Geburt.
Bezieht man diese vier Punkte auf den zwölfgliedrigen Zyklus des abhängigen Entstehens, dann wäre
  • Punkt 1 das Glied der Unwissenheit
  • Punkt 2 das Glied der gestaltenden Tat
  • Punkt 3 das Bewusstsein, in dem die karmischen Wirkungen des Handeln angesammelt werden
  • Punkt 4 die durch Verlangen, Ergreifen und Werden bedingte Geburt.
In den nachfolgenden Versen 36 und 37 beschreibt Nagarjuna wie sich das Rad des Daseinskreislaufes dreht.
 
Re: Madhyamaka Nagarjuna Ratnavali
Vers 36:
"Auf diesen drei Bahnen, die einander wechselseitig bedingen ohne Anfang, Mitte oder Ende, dreht sich das Rad des Daseinskreislaufs wie ein Feuerbrand, der im Kreis geschwungen wird."

Nagarjuna vergleicht den Daseinskreislauf (samsara ) mit einem Rad, das sich auf drei Bahnen bewegt. Die drei Bahnen, die sich wechselseitig bedingen, beziehen sich auf die zwölf Glieder des abhängigen Entstehens. Sie sind eine Zusammenfassung der zwölf Glieder.
  • Die erste Bahn bezieht sich auf die Leidenschaften
  • Die zweite Bahn bezieht sich auf die Taten
  • Die ditte Bahn bezieht sich auf die Geburt und die Existenz, die wir dadurch annehmen.
Mit jeder Handlung starten wir einen Zyklus der zwölf Glieder, so dass entsprechend unseren zahlreichen Handlungen auch zahlreiche Zyklen gleichzeitig ablaufen. Diese Zyklen sind auch durch das Glied Empfindung miteinander verbunden. Deshalb kann man keinen Anfang, keine Mitte und kein Ende feststellen. Das wird verglichen mit einer schnell gedrehten Fackel. Uns erscheint dann auch ein Feuerrad, an dem man ebenfalls weder Anfang, Mitte noch Ende bestimmen kann.
 
Re: Madhyamaka Nagarjuna Ratnavali
Vers 37:
"Da dieses Rad nicht aus sich selbst, aus anderem, aus beiden, nicht in der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft erlangt wird, ist die Vorstellung von einem Ich erloschen und mit ihr Handeln und Wiedergeburt."

Geshe Kelsang Wangmo übersetzt den Vers so: "Da all dieses in Abhängigkeit Entstandene nicht von sich selbst, von anderen, von beidem, oder irgendwann in den drei Zeiten erlangt wird,wird das Festhalten am 'Ich' und auch Karma und Geburt ein Ende nehmen."

Vers 37 ist meines Erachtens inhaltlich gleichbedeutend mit dem 1.Vers des 1.Kapitels der Mulamadhyamakakarikas (MMK). Der lautet nach der Übersetzung von Weber-Brosamer / Back:
"Nirgends und niemals findet man Dinge, entstanden aus sich selbst, aus anderem, aus sich selbst und anderem zusammen, ohne Grund."

Nagarjunas Argumentation ist, gäbe es inhärent existierende Personen oder inhärente Phänomene, die keine Personen sind, dann müssten sie sie auf eine dieser vier Weisen existieren. In MMK weist er nach, dass Personen / Phänomene nicht auf eine dieser vier Weisen existieren können. Deshalb gibt es keine inhärente Existenz

In Vers 37 bezieht Nagarjuna diese Argumentation auf den Daseinskreislauf um aufzuzeigen, dass der Daseinskreislauf nicht inhärent existiert. Wenn wir dies erkannt haben, was nicht ganz einfach ist, dann können wir auch die falsche Vorstellung vom Ich aufgeben. Dann führen wir keine durch Unwissenheit motivierten Handlungen mehr durch und erlangen dann auch keine samsarische Wiedergeburt mehr.

Mit diesem Vers leitet Nagarjuna über in den Abschnitt wie Nirvana , das Ende von Leiden erzielt wird
 
Re: Madhyamaka Nagarjuna Ratnavali
In Vers 38 heißt es:

"Wer aber erkennt, wie Ursache und Wirkung hervorgebracht und wieder zerstört werden, der betrachtet die Welt nicht als in Wirklichkeit existierend oder nicht-existierend."

Geshe Kelsang Wangmo übersetzt den Vers folgendermaßen: "Hat man auf diese Weise das Entstehen und Vergehen von Ursache und Resultat gesehen, betrachtet man die Welt nicht als in Wirklichkeit existierend oder als nicht-existierend."

Wenn wir das abhängige Entstehen und Vergehen gut durchdrungen haben, erkennen wir, dass die Phänomene weder inhärent existent noch inhärent nicht-existent sind. Dies bedeutet aber nicht, dass die Phänomene dann überhaupt nicht existieren würden. Das ist ja der zentrale Punkt von Nagarjunas Auseinandersetzung mit seinen buddhistischen Zeitgenossen in Mulamadhyamakakarikas. Diese warfen ihm ja vor, dass seine Lehre von der Leerheit die Existenz der Phänomene grundsätzlich negiert. Dies ist zum Beispiel sehr zugespitzt formuliert in MMK 24. Man kann also die Verse 38 bis 41 auf diese Auseinandersetzung beziehen.

Geshe Palden Öser vom Tibetzentrum Hannover hebt in seiner Erklärung dieses Verses noch den Aspekt hervor, dass wir durch das abhängige Entstehen die Möglichkeit haben einzugreifen: "Wenn wir analysieren, dass die verstörenden Leidenschaften Handlungen nach sich ziehen, die zu den Kräften von Karma führen und das Zusammenspiel von Ursache und Wirkung ausmachen, gibt uns das die Möglichkeiten in die Hand, dem ein Ende zubereiten."

Wir als Person und unsere Unwissenheit und unsere Leidenschaften und unser Handeln haben keine inhärente Bestehensweise, weil sie abhängig bestehen. Deshalb können wir die Befreiung, Nirvana oder Buddhaschaft, erlangen. Darum geht es dann bis Vers 45: wie das Ende vom Leiden erreicht wird, wie die dritte edle Wahrheit verwirklicht wird.
 
Re: Madhyamaka Nagarjuna Ratnavali
Ich sehe hier drei Analogien:

1. der von der Schlange der Verblendungen umschlungene Körper
2. die unerträgliche Wildnis des Daseinskreislaufes
3. das Dickicht der unendlichen Wesen.

Spontan dazu: Ich sehe hier Bilder vor mir. Sie sind furcht-erregend. Sie sollen wohl motivieren, Samsara verlassen zu wollen.
Es sind auch Bilder für die 1. edle Wahrheit.

Ich bin auch sehr dankbar dafür, dass sich Menschen die Mühe machen, tibetisch zu lernen und die komplexen Zusammenhänge und Unterschiede begreiflich machen für unsereiner.
Aber letztlich: Wenn ich überhaupt etwas verstanden habe von der Lehre über die Leerheit, dann doch aus dem Mund meines Meisters - abhängig von der Übersetzung seines hervorradenden Schülers, der zufällig auch Helmut heißt ;-)
 
Re: Madhyamaka Nagarjuna Ratnavali
Wie in den Mulamadhyamakakarikas gibt es auch in der Ratnavali eine kurze Beschreibung des Weges zur Befreiung.

In den Unterweisungen zur Ratnavali erklärt Geshe Palden Öser vom Tibetzentrum Hannover:
"Wir wissen, dass Nirvana erlangt ist, wenn alle Leiden beseitigt sind. [...] Die Voraussetzung dafür besteht darin, dass wir erkennen, wie die Dinge als frei von Eigennatur verursacht sind. Diese Erkenntnis, die aus der weltlichen Perspektive entwickelt werden muss, lässt uns Leiden überwinden."

Den Weg zur Befreiung zeigt Nagarjuna in Vers 30 auf:
"Haben wir gesehen, dass die Aggregate nicht wahrhaft
existieren, beseitigen wir das Festhalten am 'Ich'.
Haben wir das Festhalten am 'Ich' beseitigt,
entstehen später auch die Aggregate nicht mehr.
"

Nagarjuna nennt hier also drei Schritte durch die man Nirvana erreicht:
  • Erkennen, dass die Aggregate kein Eigenwesen haben;
  • Durch diese Einsicht kann man die Vorstellung von einem inhärenten Ich aufgeben, weil die Benennungsgrundlage für ein inhärentes Ich wegfällt;
  • Gibt es die Vorstellung von einem inhärenten Ich nicht mehr, entstehen auch keine neuen samsarischen Aggregate mehr.
 
Re: Madhyamaka Nagarjuna Ratnavali
In Vers 42 gibt Nagarjuna eine Definition des Nirvana:

Wenn Nirvana kein inhärentes Nicht-Ding ist,
wie kann es ein inhärentes Ding sein?
Nirvana ist das Ende des Festhaltens
an inhärenten Dingen und Nicht-Dingen.


Übersetzung von Geshe Kelsang Wangmo. Ihre vollständige Übersetzung der Ratnavali aus dem Tibetischen ins Deutsche kann man sich von der Website S.H. Dalai Lama herunterladen.
 
Re: Madhyamaka Nagarjuna Ratnavali
Das klingt so herrlich ... unbeschwert und frei.
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Re: Madhyamaka Nagarjuna Ratnavali
Ein paar Gedanken zu Vers 73ab. Dieser erste Teil des Verses 73 lautet:

"Darum wird die Welt letztendlich
durch Nirvana nicht schwinden.
"

Das Wort 'Darum' stellt einen Bezug zum vorhergehenden Vers 72 her. Dort hat Nagarjuna geschrieben: "Weil das inhärent Existierende aber nicht möglich ist, ..."

Was für eine Welt wird durch Nirvana nicht zum Verschwinden gebracht? Eine inhärent existierende Welt kann nicht durch Nirvana überwunden werden, weil es diese nicht gibt. Man kann Welt auch als Daseinskreislauf verstehen, aber auch ein inhärenter Daseinskreislauf wird nicht durch Nirvana zum Verschwinden gebracht, weil es diesen nicht gibt.

Vertritt man aber, dass der Daseinskreislauf inhärent existiert, kann man nicht erklären wie man Nirvana erreichen kann wie es Buddha Sakyamuni mit der dritten und vierten edlen Wahrheit erklärt hat.

Da es den Daseinskreislauf gibt und er überwunden werden kann, existiert er nicht inhärent, sondern ist ein relatives, abhängiges Phänomen. Wenn man Welt allgemein betrachtet, also im alltäglichen Sinne, dann ist diese nicht inhärent existent, weil sie ein abhängiges Phänomen ist. Die Welt und der Daseinskreislauf sind also abhängige Phänomene und besitzen deshalb keine inhärente Existenz.

Jetzt kann man sich natürlich fragen, kann diese abhängige Welt genauso wie der abhängige Daseinskreislauf von Nirvana zum Verschwinden gebracht werden?
 
Re: Madhyamaka Nagarjuna Ratnavali
Ein paar Gedanken zu Vers 73ab. Dieser erste Teil des Verses 73 lautet:

"Darum wird die Welt letztendlich
durch Nirvana nicht schwinden.
"

Das Wort 'Darum' stellt einen Bezug zum vorhergehenden Vers 72 her. Dort hat Nagarjuna geschrieben: "Weil das inhärent Existierende aber nicht möglich ist, ..."

Was für eine Welt wird durch Nirvana nicht zum Verschwinden gebracht? Eine inhärent existierende Welt kann nicht durch Nirvana überwunden werden, weil es diese nicht gibt. Man kann Welt auch als Daseinskreislauf verstehen, aber auch ein inhärenter Daseinskreislauf wird nicht durch Nirvana zum Verschwinden gebracht, weil es diesen nicht gibt.

Vertritt man aber, dass der Daseinskreislauf inhärent existiert, kann man nicht erklären wie man Nirvana erreichen kann wie es Buddha Sakyamuni mit der dritten und vierten edlen Wahrheit erklärt hat.

Da es den Daseinskreislauf gibt und er überwunden werden kann, existiert er nicht inhärent, sondern ist ein relatives, abhängiges Phänomen. Wenn man Welt allgemein betrachtet, also im alltäglichen Sinne, dann ist diese nicht inhärent existent, weil sie ein abhängiges Phänomen ist. Die Welt und der Daseinskreislauf sind also abhängige Phänomene und besitzen deshalb keine inhärente Existenz.

Jetzt kann man sich natürlich fragen, kann diese abhängige Welt genauso wie der abhängige Daseinskreislauf von Nirvana zum Verschwinden gebracht werden?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese abhängige Welt und der abhängige Daseinskreislauf verschwinden, wenn wir Nirvana erreicht haben. Die beiden gehören doch zusammen wie die zwei Seiten einer Medaille. Heißt es nicht Nirvana und Samsara sind eins? Oder hab ich mich da verhört oder wieder mal was falsch verstanden? Was verschwindet, ist das Leiden an der Welt. Das wär echt schön, wenn das endlich verschwinden täte. Und zwar für alle. Das dauert aber, ach du meine Güte ...
 
Re: Madhyamaka Nagarjuna Ratnavali
Was verschwindet, ist das Leiden an der Welt.
Hm, man kann doch das Inhärentes Leiden, also das Leiden als "Ding" auch nichts finden. Wie auch den Buddha. Es gibt auch keinen Weg. Es steht doch alles im Herz-Sutra . Man sollte es aber nichts buchstäblich , eins zu eins, interpretieren. lach. Denn dann man verpasst
den Mittleren Weg.
LG.
 
Re: Madhyamaka Nagarjuna Ratnavali
Hm, man kann doch das Inhärentes Leiden, also das Leiden als "Ding" auch nichts finden. Wie auch den Buddha. Es gibt auch keinen Weg. Es steht doch alles im Herz-Sutra. Man sollte es aber nichts buchstäblich , eins zu eins, interpretieren. lach. Denn dann man verpasst
den Mittleren Weg.
LG.
Da hast du jetzt auch wieder iwie recht. Steht das wirklich im Herz-Sutra? Dass es nicht einmal das Leiden gibt, also die 1. Wahrheit. Muss ich gleich nachschauen. Mein Kopfweh gerade eben, das gibt es aber. Ich spür es doch! Und wenn dieses Spüren noch so leer ist und abhängig von allerlei. Aber dass es nicht einmal den Weg gibt, daran kann ich mich erinnern, das steht drin. Schon gleich gar nicht gibt es einen Weg, wenn man ihn verpasst... lach
 
Re: Madhyamaka Nagarjuna Ratnavali
Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese abhängige Welt und der abhängige Daseinskreislauf verschwinden, wenn wir Nirvana erreicht haben. Die beiden gehören doch zusammen wie die zwei Seiten einer Medaille.
Wenn Samsara und Nirvana wie zwei Seiten einer Medaille sind, dann müssten sie stets gleichzeitig existieren. Ohne das Eine gäbe es dann das Andere nicht. Wir wären also jetzt gleichzeitig in Samsara und Nirvana. Wenn Samsara und Nirvana stets gleichzeitig existieren, erlebt man also auch im Nirvana Leiden.

Wenn Buddha lehrt, dass die zweite edle Wahrheit aufzugeben sei und die dritte edle Wahrheit zu verwirklichen sei, dann können Samsara und Nirvana nicht gleichzeitig existieren wie zwei Seiten einer Medaille.
 
Re: Madhyamaka Nagarjuna Ratnavali
Wenn Samsara und Nirvana wie zwei Seiten einer Medaille sind, dann müssten sie stets gleichzeitig existieren. Ohne das Eine gäbe es dann das Andere nicht. Wir wären also jetzt gleichzeitig in Samsara und Nirvana. Wenn Samsara und Nirvana stets gleichzeitig existieren, erlebt man also auch im Nirvana Leiden.

Wenn Buddha lehrt, dass die zweite edle Wahrheit aufzugeben sei und die dritte edle Wahrheit zu verwirklichen sei, dann können Samsara und Nirvana nicht gleichzeitig existieren wie zwei Seiten einer Medaille.
Wenn auf der einen Seite einer Medaille ein Adler draufgeprägt ist und auf der anderen Seite die Ziffer 0, dann ist eben auf der Seite mit der 0 gerade kein Adler. Also, dann ist auf der Seite der Leerheit eben kein Leiden.
Die 2. Wahrheit sagt doch, dass die Ursache von Leiden Karma und Klesha ist. Das tiefste Klesha ist die Unwissenheit darüber, dass all das Zeug in Abhängigkeit existiert, also "leer" ist von unabhängiger eigenständiger Existenzweise. Der Weg ist die Überwindung der beiden Ursachen Karma und Kleha. Wer das komplett verwirklicht hätte, würde quasi unter dem Leiden, das weiterhin vorhanden ist in der relativen Wirklichkeit, nicht mehr leiden, weil er oder sie auf der Seite der absoluten Wirklichkeit wäre. Trotzdem besteht die Medaille aus beiden Seiten und sie existieren gleichzeitig miteinander als "ganze" Medaille.
Ist es nicht so?
 
Re: Madhyamaka Nagarjuna Ratnavali
Die 2. Wahrheit sagt doch, dass die Ursache von Leiden Karma und Klesha ist. Das tiefste Klesha ist die Unwissenheit darüber, dass all das Zeug in Abhängigkeit existiert, also "leer" ist von unabhängiger eigenständiger Existenzweise. Der Weg ist die Überwindung der beiden Ursachen Karma und Kleha. Wer das komplett verwirklicht hätte, würde quasi unter dem Leiden, das weiterhin vorhanden ist in der relativen Wirklichkeit, nicht mehr leiden, weil er oder sie auf der Seite der absoluten Wirklichkeit wäre.
So ist es ja nicht.

Mit dem achtfachen Pfad, der vierten edlen Wahrheit, überwindet man alle Leidensursachen. Wenn alle Leidensursachen überwunden sind, besteht nirgendswo mehr irgendeine Art von Leiden.
 
Re: Madhyamaka Nagarjuna Ratnavali
So ist es ja nicht.

Mit dem achtfachen Pfad, der vierten edlen Wahrheit, überwindet man alle Leidensursachen. Wenn alle Leidensursachen überwunden sind, besteht nirgendswo mehr irgendeine Art von Leiden.

Das Problem ist halt, dass nur jeder Einzelne alle Ursachen für Leiden für sich beseitigen kann, nicht für die Anderen. Deshalb werden die Anderen weiter leiden - und dass nirgendwo mehr irgendeine Art von Leiden besteht, wird erst dann der Fall sein, wenn eben alle alle erleuchtet sind. Sonst wäre ja mit der Erleuchtung des historischen Buddha schon alles Leiden beseitigt worden. Das einzige, was wir also beitragen können, ist selber erleuchtet werden, damit wir anderen wirkungsvoller dabei unterstützen können, auch erleuchtet zu werden. Obwohl es ja heißt, wenn es dann endlich so weit ist, merkt man, dass die Erleuchtung schon immer da war, man hat es bloß vor lauter Nebel im eigenen Geist nicht gesehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Re: Madhyamaka Nagarjuna Ratnavali
@Emaho ,

meine Antwort in Beitrag #47 ist nicht gut formuliert. Ich unternehme heute oder morgen einen neuen Versuch, klarer zu formulieren was ich meinte.
 
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