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Nörgeltendenz

Mitglied
Buddh. Richtung:
Keine
Hallo ihr Lieben,
das wollte ich mal fragen. Ich empfinde es so, dass es unmöglich ist. Nicht umsonst sagen viele LehrerInnen zuerst muss die Sila eingehalten und geübt werden. Das steht am Anfang.
Also das ethische Verhalten. Oder meint ihr oder habt ihr davon gehört, dass es manchmal dennoch auch möglich ist in Meditation zu gehen, trotz eines kürzlich oder schon länger anhlatenden gewirkten unethischen Verhaltens und einem inneren Konflikt dadurch ? Bei mir ist es einem nahestehenden Menschen nich trauen zu sagen was wahr ist, was ich wirklch möchte.

Manche Lehrer lehren, dass man wenn man sich nicht an die Sila hält, es nichts wird mit dem Meditieren. Ich habe mir durch die Meditation erhofft, diese Ängste, die ich habe loszulassen.
Nützt ja nichts, dann muss man erst mal die Lage klären bzw sein Verhalten ändern.

LG
 
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Re: Praxis Kann jemand der innerlich zerissen ist nicht meditieren ?
Zum Thema Angst habe ich mir vorhin ein Video von dem, von mir hoch geschätzten Lehrer Hinnerk P. angehört. Dieser gab mir wieder Hoffnung, dass meine Angst durch Meditation ein wenig aufgelöst werden kann. Oft fehlt einem bei einer inneren Zerissenheit mit Schuldgefühlen aber auch Selbstliebe.

Also es ist trotz Angst möglich zu meditieren ( aber nicht immer, es kommt darauf an, um was für eine Art Angst es sich handelt ).
Er beschreibt in dem Vortrag die drei Formen der Angst, die es gibt. Ich fand es einleuchtend- fand es gut erkannt von ihm. Falls wen das Thema Angst, welche Formen es gibt, wie sie enstehen und wie man sie auflösen kann, auch interessiert, hier das Video 😟(y)💪💚 :




 
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Re: Praxis Kann jemand der innerlich zerissen ist nicht meditieren ?
Grüß Dich, @Nörgeltendenz,
Manche Lehrer lehren, dass man wenn man sich nicht an die Sila hält, es nichts wird mit dem Meditieren. Ich habe mir durch die Meditation erhofft, diese Ängste, die ich habe loszulassen. ...
Zunächst einmal, ich denke, dass Du Dich in Deinem Leben so wie so an die Fünf Silas hältst:

Die Fünf Silas sind die grundlegenden Richtlinien buddhistischer Ethik. Sie sind Ausdruck eines weisen und mitfühlenden Umgangs mit anderen Lebewesen.

1. Ich will keine Wesen töten oder verletzen. Auf friedliche Weise will ich mit mir und anderen umgehen.
2. Ich will nichts nehmen, was mir nicht gegeben wird.
3. Ich will durch mein sexuelles Verhalten niemandem schaden.
4. Ich will darauf achten, nicht zu lügen und mit Worten nicht zu verletzen.
5. Ich will mich dem Konsum von Substanzen enthalten, die den Geist trüben und verwirren.

... aber nicht nur Du, sondern jeder von uns, wird Momente haben, in denen er nicht korrekt, also, nicht gemäß der Lehre des Buddha denkt, redet oder handelt, (z.B. Gebrauch einer "Notlüge"). Du fragtest, ob wir meinten, "dass es möglich sei, zu meditieren, trotz eines unethischen Verhaltens und einem inneren Konflikt dadurch." Das zeigt doch schon einmal auf, dass Du bemerkst, dass etwas an Deinem Denken, Reden oder Handeln nicht vollkommen mit der Lehre Buddhas konform ging ...

Jeder, der sich auf dem Pfad befindet, ist ein Schüler der Lehre Buddhas. Schüler zu sein, bedeutet, noch lange nicht vollkommen zu sein, sondern zu lernen - und zwar in jedem Moment unseres Lebens. ... Darüber nachzudenken, darüber zu meditieren, geht dem Verinnerlichens der eigenen Unvollkommenheit vorauṣ ...

Das Erkennen meiner Unvollkommenheit spornt mich an, mich zu bemühen, es wenigstens beim nächsten Mal besser zu machen ... :rolleyes:

Zu den Ängsten:

Es fällt mir nicht leicht, das, was ich dazu denke, in verständliche Worte zu kleiden, daher schreibe ich mal etwas auf, was mein Lehrer sagte, und von dem ich annehme, dass es hier ganz gut passt: "Vergiss das Folgende nicht; es ist eine der Grundlagen der Einsicht und Erkenntnis: nichts ablehnen, nichts begehren, sondern das, was ist, so, wie es ist, annehmen, um dann aus dem, was ist, das Dir Bestmögliche zu machen." ...

Ein aufkommendes Angstgefühl abzulehnen kostet viel zu viel Kraft. Wenn Du merkst, da ist sie wieder, diese Angst ... Lehne sie nicht ab, sondern nimm sie an, schau ganz genau hin ... Frage Dich, woher kommt sie? Weshalb fürchte ich mich? ... und überhaupt: wovor fürchte ich mich eigentlich? Bedenke, die Angst hat immer nur die Macht, die Du ihr zu geben bereit bisṭ ... Von selbst ist sie nicht mächtig, ... sie ist ebenso vergänglich, wie alles andere.

Ayya Agganyani schrieb das Folgende: „ … Wir müssen die Angst zulassen und akzeptieren, um sie anschauen zu können und verstehen zu lernen.

Wie schauen wir sie uns an?

Wir untersuchen unsere Angst analytisch. Was charakterisiert sie, wie äußert und manifestiert sie sich? Woher weiß ich eigentlich, dass meine Emotion Angst ist? Auf diese Weise lernen wir intuitiv, was Angst ist. …

Doch warum entsteht Angst? Und welche Bedingungen sind weggefallen, wenn Angst aufgehört hat?

Die Bedingungen und Abhängigkeiten der Angst zu erkennen, wird Einsicht in die Bedingungen genannt. Erst jetzt können wir auch die universelle Charakteristik von Angst erkennen, nämlich die Natur von Unbeständigkeit, Leidhaftigkeit oder Unzulänglichkeit und Nicht-Ich und nicht mir gehörig. Dies geschieht erstmals auf der Einsichtsstufe Erkenntnis durch Verstehen der drei Daseinsmerkmale .

Wir werden erkennen, dass Angst völlig neu entsteht, ohne vorher existiert zu haben, und dass entstandene Angst wieder vollkommen vergeht – genauso wie der Buddha Unbeständigkeit definiert hat. Wir erkennen die leidhafte, unbefriedigende, unvollkommene Natur von Angst, nicht nur, weil sie sich tatsächlich unangenehm anfühlt, sondern aufgrund ihrer Veränderung und Unbeständigkeit und ihrer Labilität und Bedingtheit.

Wir können Angst nicht vollständig kontrollieren, unser Einfluss ist sehr begrenzt, sie entsteht und vergeht nach ihren eigenen Bedingungen und Naturgesetzmäßigkeiten, nicht nach unserem Wunsch. Deshalb können wir sicher sein, dass Angst nicht unser Ich oder Selbst ist und dass es sinnlos ist, uns mit unserer Angst zu identifizieren oder an ihr festzuhalten. Das ist ihre Natur von Nicht-Ich. …“

Quelle: Ayya Agganyani: Angst verstehen nach dem Abhidhamma (PDF)

Vielleicht konnte ich Dir damit ein wenig helfeṇ ... LG mkha'
 
Zuletzt bearbeitet:
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasangika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Re: Praxis Kann jemand der innerlich zerissen ist nicht meditieren ?
Hallo @ Nörgeltendenz, ich kann nur aus meiner eigenen persönlichen Erfahrung berichten.
Wenn ich erstmal einen schönen Tag, an dem ich auf mein Leben wie auf eine Blumenwiese geblickt hätte, abgewartet hätte, um mit Meditation anzufangen, hätte ich wohl nie damit angefangen. Ich war innerlich zerrissen, von Schuldgefühlen und Ängsten geplagt und habe von der Meditation Erleuchtung erwartet.
Nach einigen Monaten oder Jahren der täglichen Zazen Übung hat sich alles relativiert. Meine Ängste und Zerrissenheit, meine Hoffnung auf Erleuchtung, oder was ich mir damals darunter vorstellte, und ich bin sehr froh, dass ich damals noch die körperliche Fähigkeit hatte, jeden Tag meine Sitzungen abzuhalten. Ich habe sie nicht nach Erfolg bewertet, sondern als tägliche Übung angesehen. Irgendwann sickert es doch durch und es ändert sich etwas.
Solange Du keine Panikattacken, Schmerzen oder Paranoia erfährst, würde ich Dir raten jeden Tag ein bisschen zu meditieren, ohne etwas davon zu erwarten. Grade dann, wenn ich dachte, ich hätte keine Zeit, grade dann, wenn ich dachte, das hat jetzt gar nichts gebracht, war Meditation wertvoll für mich, es ging nämlich nie darum, was ich immer dachte. Alles Gute für Dich, Geduld und metta und
liebe Grüsse, Bubbles
 
Re: Praxis Kann jemand der innerlich zerissen ist nicht meditieren ?
Solange Du keine Panikattacken, Schmerzen oder Paranoia erfährst, würde ich Dir raten jeden Tag ein bisschen zu meditieren, ohne etwas davon zu erwarten. Grade dann, wenn ich dachte, ich hätte keine Zeit, grade dann, wenn ich dachte, das hat jetzt gar nichts gebracht, war Meditation wertvoll für mich, es ging nämlich nie darum, was ich immer dachte.
Lol, niemals etwas zu erwarten – das wäre keine Meditation. Denn sie bedeutet im Grunde genommen, unseren Geist zu verstehen – wie er funktioniert – und ihn dann anders zu modifizieren oder umzugestalten. So etwa sagte es Fred von Allmen, wenn ich mich recht erinnere.

Bei sehr stark ausgeprägten Ängsten wäre ich mit der Meditation jedoch vorsichtig, um keine Verschlimmerung auszulösen. Aber das ist rein individuell. LG.
 
Re: Praxis Kann jemand der innerlich zerissen ist nicht meditieren ?
Grüß Dich, @Nörgeltendenz,

Zunächst einmal, ich denke, dass Du Dich in Deinem Leben so wie so an die Fünf Silas hältst:

Die Fünf Silas sind die grundlegenden Richtlinien buddhistischer Ethik. Sie sind Ausdruck eines weisen und mitfühlenden Umgangs mit anderen Lebewesen.

1. Ich will keine Wesen töten oder verletzen. Auf friedliche Weise will ich mit mir und anderen umgehen.
2. Ich will nichts nehmen, was mir nicht gegeben wird.
3. Ich will durch mein sexuelles Verhalten niemandem schaden.
4. Ich will darauf achten, nicht zu lügen und mit Worten nicht zu verletzen.
5. Ich will mich dem Konsum von Substanzen enthalten, die den Geist trüben und verwirren.

... aber nicht nur Du, sondern jeder von uns, wird Momente haben, in denen er nicht korrekt, also, nicht gemäß der Lehre des Buddha denkt, redet oder handelt, (z.B. Gebrauch einer "Notlüge"). Du fragtest, ob wir meinten, "dass es möglich sei, zu meditieren, trotz eines unethischen Verhaltens und einem inneren Konflikt dadurch." Das zeigt doch schon einmal auf, dass Du bemerkst, dass etwas an Deinem Denken, Reden oder Handeln nicht vollkommen mit der Lehre Buddhas konform ging ...

Jeder, der sich auf dem Pfad befindet, ist ein Schüler der Lehre Buddhas. Schüler zu sein, bedeutet, noch lange nicht vollkommen zu sein, sondern zu lernen - und zwar in jedem Moment unseres Lebens. ... Darüber nachzudenken, darüber zu meditieren, geht dem Verinnerlichens der eigenen Unvollkommenheit vorauṣ ...

Das Erkennen meiner Unvollkommenheit spornt mich an, mich zu bemühen, es wenigstens beim nächsten Mal besser zu machen ... :rolleyes:

Zu den Ängsten:

Es fällt mir nicht leicht, das, was ich dazu denke, in verständliche Worte zu kleiden, daher schreibe ich mal etwas auf, was mein Lehrer sagte, und von dem ich annehme, dass es hier ganz gut passt: "Vergiss das Folgende nicht; es ist eine der Grundlagen der Einsicht und Erkenntnis: nichts ablehnen, nichts begehren, sondern das, was ist, so, wie es ist, annehmen, um dann aus dem, was ist, das Dir Bestmögliche zu machen." ...

Ein aufkommendes Angstgefühl abzulehnen kostet viel zu viel Kraft. Wenn Du merkst, da ist sie wieder, diese Angst ... Lehne sie nicht ab, sondern nimm sie an, schau ganz genau hin ... Frage Dich, woher kommt sie? Weshalb fürchte ich mich? ... und überhaupt: wovor fürchte ich mich eigentlich? Bedenke, die Angst hat immer nur die Macht, die Du ihr zu geben bereit bisṭ ... Von selbst ist sie nicht mächtig, ... sie ist ebenso vergänglich, wie alles andere.

Ayya Agganyani schrieb das Folgende: „ … Wir müssen die Angst zulassen und akzeptieren, um sie anschauen zu können und verstehen zu lernen.

Wie schauen wir sie uns an?

Wir untersuchen unsere Angst analytisch. Was charakterisiert sie, wie äußert und manifestiert sie sich? Woher weiß ich eigentlich, dass meine Emotion Angst ist? Auf diese Weise lernen wir intuitiv, was Angst ist. …

Doch warum entsteht Angst? Und welche Bedingungen sind weggefallen, wenn Angst aufgehört hat?

Die Bedingungen und Abhängigkeiten der Angst zu erkennen, wird Einsicht in die Bedingungen genannt. Erst jetzt können wir auch die universelle Charakteristik von Angst erkennen, nämlich die Natur von Unbeständigkeit, Leidhaftigkeit oder Unzulänglichkeit und Nicht-Ich und nicht mir gehörig. Dies geschieht erstmals auf der Einsichtsstufe Erkenntnis durch Verstehen der drei Daseinsmerkmale.

Wir werden erkennen, dass Angst völlig neu entsteht, ohne vorher existiert zu haben, und dass entstandene Angst wieder vollkommen vergeht – genauso wie der Buddha Unbeständigkeit definiert hat. Wir erkennen die leidhafte, unbefriedigende, unvollkommene Natur von Angst, nicht nur, weil sie sich tatsächlich unangenehm anfühlt, sondern aufgrund ihrer Veränderung und Unbeständigkeit und ihrer Labilität und Bedingtheit.

Wir können Angst nicht vollständig kontrollieren, unser Einfluss ist sehr begrenzt, sie entsteht und vergeht nach ihren eigenen Bedingungen und Naturgesetzmäßigkeiten, nicht nach unserem Wunsch. Deshalb können wir sicher sein, dass Angst nicht unser Ich oder Selbst ist und dass es sinnlos ist, uns mit unserer Angst zu identifizieren oder an ihr festzuhalten. Das ist ihre Natur von Nicht-Ich. …“

Quelle: Ayya Agganyani: Angst verstehen nach dem Abhidhamma (PDF)

Vielleicht konnte ich Dir damit ein wenig helfeṇ ... LG mkha'
Hallo mkha, das ist ein Thema was auch mich betrifft danke das du es hier reingesetzt hast.Ich habe eine Generalisierte Angststörung.
lG Micha 🙏
 
Re: Praxis Kann jemand der innerlich zerissen ist nicht meditieren ?
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Re: Praxis Kann jemand der innerlich zerissen ist nicht meditieren ?
Auch ich kenne das Thema Angst sehr gut.
Während eines Retreats überkamen mich auch meine Ängste.
Ich hatte eine gute Begleitung.
Und ich glaube, daß das wichtig ist, jemanden an der Hand zu haben, der Erfahrung damit hat, einen Meditationslehrer, den man das alles fragen kann.

🙏
 
Re: Praxis Kann jemand der innerlich zerissen ist nicht meditieren ?
Oder meint ihr oder habt ihr davon gehört, dass es manchmal dennoch auch möglich ist in Meditation zu gehen, trotz eines kürzlich oder schon länger anhlatenden gewirkten unethischen Verhaltens und einem inneren Konflikt dadurch ?
Ich mache beides, am ethischen Verhalten arbeiten und meditieren. Die Bemühung, mich auf ein Meditationsobjekt zu konzentrieren, ist umso erfolgreicher je ethischer ich mich verhalte, aber bemühen kann ich mich immer. Je besser das ethische Verhalten ist, desto besser wird die Meditation und je besser die Meditation ist, desto besser wird das ethische Verhalten, das greift ineinander. Alle acht Komponenten des Pfades unterstützen sich gegenseitig.
 
Re: Praxis Kann jemand der innerlich zerissen ist nicht meditieren ?
Ich mache beides, am ethischen Verhalten arbeiten und meditieren. Die Bemühung, mich auf ein Meditationsobjekt zu konzentrieren, ist umso erfolgreicher je ethischer ich mich verhalte, aber bemühen kann ich mich immer. Je besser das ethische Verhalten ist, desto besser wird die Meditation und je besser die Meditation ist, desto besser wird das ethische Verhalten, das greift ineinander. Alle acht Komponenten des Pfades unterstützen sich gegenseitig.
Wenn die Hemmungen oder Nīvaraṇa sehr stark präsent sind, verzerren sie die Wahrnehmung, und der Mensch kann nicht meditieren, da sie alle hochkommen und sozusagen das Bewusstsein trüben. Deshalb, ohne das ethische Verhalten als notwendige Voraussetzung, könnte es sehr stark nach hinten losgehen. Hellmuth Hecker betont in seinem Buch "Der Heilsweg des Erwachten" diesen Aspekt besonders, dass die Bemühungen, die Sīla einzuhalten, der erste Schritt wären. Diese Hemmungen kann man im Zaum halten, aber sie kommen bestimmt an die Oberfläche. Und das war auch der Grund, warum Nyanaponika den Namen seines eigenen Buches über das Training der Aufmerksamkeit/ Achtsamkeit / ein wenig veränderte; wenn es um sehr fortgeschrittene Jhānas geht, könnte es auch schaden. Das war die Kritik von Erich Fromm, der als erfahrener Psychoanalytiker die gesamte Methode praktiziert hatte und persönlich mit dem Autor bekannt war.-- Und selbst sein Schüler war.
 
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Re: Praxis Kann jemand der innerlich zerissen ist nicht meditieren ?
Lieber @Igor07, Du schriebst:
Wenn die Hemmungen oder Nīvaraṇa sehr stark präsent sind, verzerren sie die Wahrnehmung, und der Mensch kann nicht meditieren, da sie alle hochkommen und sozusagen das Bewusstsein trüben.
Meine Sichtweise ist wie folgt: im Prinzip kann man immer meditieren, auch mit (anfänglichem) "Tumult im Geist". Diesen Tumult im Geist wahr- und annehmen, nicht aufregen, nicht ablehnen, einfach sitzenbleiben und den Geist beobachten, schauen, was er sich alles ausdenkt, um uns abzulenken ... Nun, dann überliste ich ihn und mache ihn zu meinem Meditationsobjekt. ;)
Lama Yeshe in meditation
Lama Yeshe sagt: "Viele Meditierende legen zu viel Wert auf Konzentration. Wenn ihr Euch aber dabei sehr anstrengt, habt ihr keine Kontrolle über den Ärger der aufkommt, wenn euch jemand (oder etwas) stört. Die Schönheit der Meditation liegt darin, dass ihr, auch wenn Ihr gestört werdet, dieser Störung Raum und Zeit geben könnt."
... ohne das ethische Verhalten als notwendige Voraussetzung, könnte es sehr stark nach hinten losgehen. ...
Ein jeder fängt klein an - hält sich anfänglich z.B. an eines der Fünf Sila (#6) ... Zeitgleich übt er das Meditieren, so z.B. die Atemmeditation: hinsetzen und einfach dem eigenen Atem folgen: einatmen (durch die Nase (kühl) in die Lungen), und ausatmen (aus der Lunge, in die Nase (wärmer)), und weiter: einatmen und ausatmen ... (y)

... Für Interessierte: Eine heilsame Lebensweise fördert die Meditation: https://ethik-heute.org/ethik-und-meditation/
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasangika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Re: Praxis Kann jemand der innerlich zerissen ist nicht meditieren ?
Liebe @mkha' , ich schreibe über die eigene Erfahrungen. Es schadet niemanden hier, wenn der Praktizierende am Anfang im klaren wäre, daß es die Nebenwirkungen auch gibt. Noli nocere , nicht schaden ist das erste Gebot in der Medizin. Liebe Grüße.

Ich möchte etwas ergänzen und entschuldige mich für eventuelle Unklarheiten. Ich leide praktisch mein ganzes Leben lang unter Panikattacken sowie therapieresistenten Depressionen. Wenn ich einfach nur sitzen würde, hätte ich das Gefühl, zu explodieren. Ich habe auch deswegen sehr sanfte Yoga-Übungen mit der Meditation integriert, die den Fokus auf die Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt legen, also auf wache und klare Präsenz. Ich praktiziere seit vielen Jahren verschiedene Stile. Wenn ein Mensch sich innerlich zerrissen oder aufgewühlt fühlt, kann dies die gesamte Symptomatik beträchtlich verstärken. Dazu gibt es sogar ein sehr interessantes wissenschaftliches Buch von Peter Sedlmeier mit dem Titel "Die Kraft der Meditation. Was die Wissenschaft darüber weiß", in dem sehr drastische Fälle beschrieben werden. Ich würde daher raten, zuerst den Rat eines Fachmanns einzuholen, da es ansonsten möglicherweise mehr schaden als heilen könnte. Ich finde es notwendig, offen darüber zu sprechen, wenn es um Meditation geht und wie sie die Gesundheit beeinflusst.

(Ich selbst habe in den letzten 40 Jahren niemanden getroffen, der über irgendwelche Nebenwirkungen klagte, bzw. von Erfahrungen mit Nebenwirkungen gehört hatte.
@mkha, es gibt auch wissenschaftliche Studien mit Tabellen, unter anderem von Ulrich Ott, der eindeutig und klar über die möglichen Risiken der Meditation schreibt. Das wäre jedoch ein anderes Thema. Nochmals Entschuldigung. LG.

Das Erlernen des Dharma kann immer heilend wirken – egal, ob ein Mensch krank ist oder nicht. Wir alle sind lebendige Wesen, die leiden und sich nach Befreiung sehnen.
 
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Re: Praxis Kann jemand der innerlich zerissen ist nicht meditieren ?
Lieber @Igor07, Du schreibst:
... ich schreibe über die eigene Erfahrungen.
ich auch, Igor, ich auch ... (siehe "Meine Sichtweise ist wie folgt")
Es schadet niemanden hier, wenn der Praktizierende am Anfang im klaren wäre, daß es die Nebenwirkungen auch gibt.
:unsure: In meinem Beitrag schrieb ich nichts Gegenteiliges.

(Ich selbst habe in den letzten 40 Jahren niemanden getroffen, der über irgendwelche Nebenwirkungen klagte, bzw. von Erfahrungen mit Nebenwirkungen gehört hatte. ... Vielleicht liegt es aber auch daran, dass mein Lehrer zu Beginn eines jeden Kurses sagte, dass es beim Erlernen des Dharma/ der Meditation angezeigt sei psychisch gesund zu sein, (ggf. den behandelnden Arzt hinzuzuziehen).
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasangika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Re: Praxis Kann jemand der innerlich zerissen ist nicht meditieren ?
Ich möchte mich zuerst mal bei euch allen für eure Antworten bedanken. 🩷 Ich antworte bei besserer Gelegenheit ausführlicher auf ein paar Antworten. Heute nur zu diesen kurz ein paar Ideen und Gedanken :
Wenn ein Mensch sich innerlich zerrissen oder aufgewühlt fühlt, kann dies die gesamte Symptomatik beträchtlich verstärken. Dazu gibt es sogar ein sehr interessantes wissenschaftliches Buch von Peter Sedlmeier mit dem Titel "Die Kraft der Meditation. Was die Wissenschaft darüber weiß", in dem sehr drastische Fälle beschrieben werden. Ich würde daher raten, zuerst den Rat eines Fachmanns einzuholen, da es ansonsten möglicherweise mehr schaden als heilen könnte. Ich finde es notwendig, offen darüber zu sprechen, wenn es um Meditation geht und wie sie die Gesundheit beeinflusst.
Das habe ich von einem anderen erfahrenen Lehrer auch gehört und habe so etwas in den Jaheren seit ich meditieren übe auch mal erlebt an mir. Einmal oder zweimal. So richtig dramatisch war es aber zum Glück nicht. Ich glaube, dass immer ein Risiko dabei ist bei jedem und bei allen Aktivitäten die man macht. Sich vor allem absichern geht nicht. Auch denke ich, dass manche Menschen vorsichtiger sind oder ängstlicher als andere, das hat sicher mit den eigenen Erfahrungen, die man selbst bei dieser Art Üben erfahren hat, zu tun. Oder dass man sehr ängstlich ist also bestimmte Störungen hat ( meine so etwas wie Panikattacken ).

( Fast jeder hat irgendeine Störung. Bei mir ist es weniger eine Angststörung mit Panikattacken aber dafür eine andere Form von Ängsten ).

Wenn man gänzlich wirr ist gerade und sozusagen nicht mehr weiß wo oben und unten ist, würde ich es auch lieber nicht versuchen in Meditation zu gehen. Das kann es womöglich nur noch verschlimmern. Zerissen sein ist, vermute ich, eine Vorstufe zum wirr werden.

Sie ist eher emotional- körperlich, eine emotionale Verwirrung könnte man sagen, es sitzt weniger im Geist.

Die Meditation gestern hat etwas bewirkt gehabt. Ich danke @Bubbles für die mutmachenden Worte. Habe sie aber erst heute gelesen ( oder sie waren von heute, kucke ich gleich nochmal ). 🩵

Lama Yeshe sagt: "Viele Meditierende legen zu viel Wert auf Konzentration. Wenn ihr Euch aber dabei sehr anstrengt, habt ihr keine Kontrolle über den Ärger der aufkommt, wenn euch jemand (oder etwas) stört. Die Schönheit der Meditation liegt darin, dass ihr, auch wenn Ihr gestört werdet, dieser Störung Raum und Zeit geben könnt."
Jeder scheint etwas anderes zu lehren. Was er meint, so glaube ich, trifft es erst zu, wenn man schon in der 2. Phase ist, die Achtsamkeit sich schon eingestellt hat.
Diese vielen verschiedenen Hinweise haben mich auch schon das eine und andere Mal verwirrt ( zum Glück nicht so dramatisch verwirrt, dass ich fast wahnsinnig geworden wäre ). Verunsichert könnte man es eher nennen. Doch zu meinem Glück habe ich gestern ein neues Video von einem meiner Lieblings- Lehrer gefunden.

Damals habe ich es so von ihm gelernt- aber da hatte er es noch nicht so ganz deutlich gesagt, diesmal schon- dass es drei Phasen gibt um in Meditation zu gehen. Die rechte Anstrengung ( Konzentration ) damit fängt es immer an. Als zweites hält man die Konzentration, das ist die Übung, das ist Achtsamkeit. Es ist nicht mehr so viel Kraft von nöten, so wie eine Kugel die ins Rollen gekommen ist, man muss nur ab und zu sich erinnern, dass man meditiert, die Übung wird leicht. Dritte Phase, die Übung verschwindet und wir verschwinden, Versenkung. :wheel:

Ich finde diese Hinweise hilfreich. Aber es mag sein, das jeder etwas anderes als hilfreich empfindet.
Liebe Grüße an euch alle :)

😘
 
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Re: Praxis Kann jemand der innerlich zerissen ist nicht meditieren ?
Dritte Phase, die Übung verschwindet und wir verschwinden,
Die Meditation bedeutet im Grunde genommen die totale Dekonstruktion des eigenen "Ichs", anders ausgedrückt die Realisation oder Verwirklichung von anatta . Ohne eine sehr starke Persönlichkeitsstruktur als Voraussetzung ist sie nicht immer förderlich. Es gibt sogar eine Dokumentation in der ARD, die zeigt, dass Meditation auch krank machen kann.Krank durch Meditation? Die unbekannten Gefahren der Achtsamkeit Denk darüber nach. Alles Gute! Mehr kann ich hier nicht hinzufügen.
 
Re: Praxis Kann jemand der innerlich zerissen ist nicht meditieren ?
Die Meditation bedeutet im Grunde genommen die totale Dekonstruktion des eigenen "Ichs", anders ausgedrückt die Realisation oder Verwirklichung von anatta.
Ich weiß.😌
Ohne eine sehr starke Persönlichkeitsstruktur als Voraussetzung ist sie nicht immer förderlich.
Das kann ich mir auch sehr gut vorstellen, also da hast du vollkommen recht mit- dann steigt das Risiko wahnsinnig zu werden oder verwirrt.
LG 💜
 
Re: Praxis Kann jemand der innerlich zerissen ist nicht meditieren ?
Lol, niemals etwas zu erwarten – das wäre keine Meditation. Denn sie bedeutet im Grunde genommen, unseren Geist zu verstehen – wie er funktioniert – und ihn dann anders zu modifizieren oder umzugestalten. So etwa sagte es Fred von Allmen, wenn ich mich recht erinnere.
Natürlich setzt man sich nicht 30 Minuten lang auf ein Kissen, ohne einen Grund dafür zu haben. Wenn man jedoch Erwartungen an den Erfolg der Meditation hegt, setzt man sich unter Druck und das kann glaub ich tatsächlich mehr schaden als helfen. Es geht ja darum, in dieser kurzen und wertvollen Zeit einmal die eigenen Bewertungen seines Selbst und seiner Umwelt zu Seite zu legen und einen stillen Raum in sich selbst zu finden, der wertungsfrei einfach da ist. Erst dann kann man sehr gut erkennen, wie sich die Gedanken drehen, wie sie permanent bedingt entstehen und wieder vergehen.

Das geht, wie @Lilli so gut gesagt hat, am besten mit einem erfahrenen Lehrer, dem man vertraut.

Ich wünsche Dir @Nörgeltendenz Geduld und Nachsicht mit Dir selbst und einen stillen Raum für die Praxis. :love:
 
Re: Praxis Kann jemand der innerlich zerissen ist nicht meditieren ?
Natürlich setzt man sich nicht 30 Minuten lang auf ein Kissen, ohne einen Grund dafür zu haben. Wenn man jedoch Erwartungen an den Erfolg der Meditation hegt, setzt man sich unter Druck und das kann glaub ich tatsächlich mehr schaden als helfen. Es geht ja darum, in dieser kurzen und wertvollen Zeit einmal die eigenen Bewertungen seines Selbst und seiner Umwelt zu Seite zu legen und einen stillen Raum in sich selbst zu finden, der wertungsfrei einfach da ist. Erst dann kann man sehr gut erkennen, wie sich die Gedanken drehen, wie sie permanent bedingt entstehen und wieder vergehen.
@Bubbles .

Hm, das ist mir klar, mein Lieber. Bei mir passiert Meditation eigentlich rund um die Uhr. Wenn man im Duden nachschlägt, bedeutet das Wort „Meditation“ eigentlich, sehr gründlich oder weise nachzudenken. Also untersuche ich immer meine tief konditionierten Pattern – wie diese Muster mein Verhalten bestimmen, wie ich denke, was und wie ich fühle. Dann komme ich immer zum Atmen zurück. Denn solange wir leben, atmen wir.

Im nächsten Schritt, wenn ich sehr gut aufpasse, erkenne ich, wie diese Pattern mein Leben bestimmen. Aber sie alle tragen die drei Daseinsmerkmale, also machen sie mich eigentlich nicht aus. Oder anders ausgedrückt: Sie gehören mir nicht, denn es gibt kein wirkliches „Ich“ und „Mein“. Und das schenkt mir den Geschmack der Befreiung – ich klammere mich dann an nichts mehr, ich hafte nicht. Ich bin nicht der Nabel der Welt. Also, im Grunde genommen, bin ich wie niemand. So sind meine Erfahrungen.

Und genau deswegen kann ich klar denken und auch angemessen handeln – hoffe ich zumindest. Denn ich bin nicht meine Ängste oder meine Verwirrung. All das kommt und geht. Alles ist ein Fließen, aber kein Fluss als Ding, denn es gibt kein Ding – alles ist bedingt entstanden. Wenn ich nur 30 Minuten sitze, aber dann aufstehe und irgendwen verbal verletze, dann kann man jede Meditation ins Klo spülen – es macht keinen Sinn. Nur wenn die Meditation mich innerlich transformiert, wenn sie mein Herz sozusagen heller macht, wenn ich vorbehaltlos Mitgefühl für alle empfinde, sogar für meinen schlimmsten Feind, dann ist das Fortschritt.

Ich entschuldige mich, falls es zu lang war, aber ich hoffe, es könnte jemandem helfen, den Begriff und das Ziel der Meditation besser zu verstehen.

ergibt sich sozusagen von selbst aus der inneren Einsicht.
@Bubbles .
Es ist korrekt, aber die Einsicht in was? In die Leerheit, vereinfacht ausgedrückt. Die andere Seite wäre dann das Mitgefühl – das sind wie zwei Seiten derselben Medaille.

Liebe Grüße.
 
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Re: Praxis Kann jemand der innerlich zerissen ist nicht meditieren ?
Wenn ich nur 30 Minuten sitze, aber dann aufstehe und irgendwen verbal verletze, dann kann man jede Meditation ins Klo spülen – es macht keinen Sinn. Nur wenn die Meditation mich innerlich transformiert, wenn sie mein Herz sozusagen heller macht, wenn ich vorbehaltlos Mitgefühl für alle empfinde, sogar für meinen schlimmsten Feind, dann ist das Fortschritt.
In der Meditation erfahre ich, wie mein eigenes Ich funktioniert, wie meine eigenen Verletztheiten entstanden sind, wie andere in ihrer eigenen Verletztheit zu "Feinden" werden können. Metta ist meiner Meinung nach nur eine natürliche Folge, ergibt sich sozusagen von selbst aus der inneren Einsicht. Ohne das käme ich sicherlich in meiner Verblendung nie darauf Metta zu üben, dann wären die Silas auch nur von aussen auferlegte Gebote und kein innerer Drang.
Das ist aber auch nur meine Meinung nach meiner Erfahrung.
Liebe Grüsse von Bubbles.
 
Re: Praxis Kann jemand der innerlich zerissen ist nicht meditieren ?
Mich erinnert es an folgende Geschichte

Der angekettete Elefant​

Als ich ein kleiner Junger war, war ich vollkommen vom Zirkus fasziniert, und am meisten gefielen mir die Tiere. Vor allem der Elefant hatte es mir angetan. Wie ich später erfuhr, ist er das Lieblingstier vieler Kinder. Während der Zirkusvorstellung stellte das riesige Tier sein ungeheures Gewicht, seine eindrucksvolle Größe und seine Kraft zur Schau. Nach der Vorstellung aber und auch in der Zeit bis kurz vor seinem Auftritt blieb der Elefant immer am Fuß an einen kleinen Pflock gekettet.

Der Pflock war allerdings nichts weiter als ein winziges Stück Holz, das kaum ein paar Zentimeter tief in der Erde steckte. Und obwohl die Kette mächtig und schwer war, stand für mich ganz außer Zweifel, dass ein Tier, das die Kraft hatte, einen Baum mitsamt der Wurzel auszureißen, sich mit Leichtigkeit von einem solchen Pflock befreien und fliehen konnte.

Dieses Rätsel beschäftigt mich bis heute. Was hält ihn zurück? Warum macht er sich nicht auf und davon?

Als Sechs- oder Siebenjähriger vertraute ich noch auf die Weisheit der Erwachsenen. Also fragte ich einen Lehrer, einen Vater oder Onkel nach dem Rätsel des Elefanten. Einer von ihnen erklärte mir, der Elefant mache sich nicht aus dem Staub, weil er dressiert sei.Meine nächste Frage lag auf der Hand: „Und wenn er dressiert ist, warum muss er dann noch angekettet werden?“

Ich erinnere mich nicht, je eine schlüssige Antwort darauf bekommen zu haben. Mit der Zeit vergaß ich das Rätsel um den angeketteten Elefanten und erinnerte mich nur dann wieder daran, wenn ich auf andere Menschen traf, die sich dieselbe Frage irgendwann auch schon einmal gestellt hatten.

Vor einigen Jahren fand ich heraus, dass zu meinem Glück doch schon jemand weise genug gewesen war, die Antwort auf die Frage zu finden: Der Zirkuselefant flieht nicht, weil er schon seit frühester Kindheit an einen solchen Pflock gekettet ist.

Ich schloss die Augen und stellte mir den wehrlosen neugeborenen Elefanten am Pflock vor. Ich war mir sicher, dass er in diesem Moment schubst, zieht und schwitzt und sich zu befreien versucht. Und trotz aller Anstrengung gelingt es ihm nicht, weil dieser Pflock zu fest in der Erde steckt.

Ich stellte mir vor, dass er erschöpft einschläft und es am nächsten Tag gleich wieder probiert, und am nächsten Tag wieder, und am nächsten… Bis eines Tages, eines für seine Zukunft verhängnisvollen Tages, das Tier seine Ohnmacht akzeptiert und sich in sein Schicksal fügt.

Dieser riesige, mächtige Elefant, den wir aus dem Zirkus kennen, flieht nicht, weil der Ärmste glaubt, dass er es nicht kann. Allzu tief hat sich die Erinnerung daran, wie ohnmächtig er sich kurz nach seiner Geburt gefühlt hat, in sein Gedächtnis eingebrannt. Und das Schlimmste dabei ist, dass er diese Erinnerung nie wieder ernsthaft hinterfragt hat. Nie wieder hat er versucht, seine Kraft auf die Probe zu stellen.
😉🙏
 
Re: Praxis Kann jemand der innerlich zerissen ist nicht meditieren ?
Natürlich können die meisten Menschen nicht wirklich meditieren (z.B. nicht Shamata üben).
Es gilt, in kleinen Schritten irgendwo anzufangen, mit einer Methode, die einem liegt, z.B. chanten, kurze Achtsamkeitsübungen oder Atembetrachtung, Himmelbetrachtung, oder was auch immer.
 
Re: Praxis Kann jemand der innerlich zerissen ist nicht meditieren ?
das ist ein Thema was auch mich betrifft danke das du es hier reingesetzt hast.Ich habe eine Generalisierte Angststörung.
lG Micha 🙏
Hi, lieber @Micha .

Es gibt eine sehr gut wissenschaftlich fundierte Methode, die sich als wirksam gegen Ängste, psychosomatische Störungen usw. bewährt hat und zudem effektiv ist. Man kann auch bei der Krankenkasse nachfragen, da diese Methode in Kliniken angewendet wird. Außerdem gibt es überall Kurse, zum Beispiel in der Volkshochschule, mit CDs und Anleitungen.

In Kliniken wird MBSR im Rahmen eines achtwöchigen Programms mit zweieinhalbstündigen Gruppensitzungen und einem abschließenden Übungstag in Stille durchgeführt. Es ist eine formelle Übungspraxis von täglich 45 Minuten vorgesehen. Der Kurs erfordert Eigeninitiative und Einsatz der Teilnehmer. Der Effekt während des Klinikaufenthaltes soll auf das Handeln und Verhalten im täglichen Leben übertragen werden.

Das Programm enthält folgende Übungselemente:


  • die Einübung achtsamer Körperwahrnehmung (Body-Scan)
  • das sanfte und achtsame Ausführen einer Anzahl von „Yogastellungen“ (Asana)
  • das Kennenlernen und Einüben des „Stillen Sitzens“, der sogenannten Sitzmeditation (Zazen)
  • das achtsame Ausführen langsamer Bewegungen, etwa in der Form der traditionellen „Gehmeditation“ (Kinhin)
  • eine dreiminütige Achtsamkeitsübung (Breathing-Space)
  • die Aufrechterhaltung der Achtsamkeit auch bei alltäglichen Verrichtungen

Die Übungen der achtsamen Körperwahrnehmung wurden aus körpertherapeutischen und körperpsychotherapeutischen Methoden abgeleitet; Yoga steht in der hinduistischen Tradition, die Sitzmeditation und Gehmeditation sind der buddhistischen Meditationspraxis (Zazen und Vipassana) entliehen. Bei allen Übungen steht das nicht-wertende Annehmen dessen im Vordergrund, was gerade im Augenblick wahrnehmbar ist. Das können Körperempfindungen (z. B. Druck, Kribbeln), Gefühle, Emotionen (z. B. Angst, Trauer), Stimmungen, Sinneswahrnehmungen oder Gedanken sein.[1]
Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion

Ich wünsche dir von ganzem Herzen alles Gute!
 
Re: Praxis Kann jemand der innerlich zerissen ist nicht meditieren ?
Meine Sichtweise ist wie folgt: im Prinzip kann man immer meditieren, auch mit (anfänglichem) "Tumult im Geist". Diesen Tumult im Geist wahr- und annehmen, nicht aufregen, nicht ablehnen, einfach sitzenbleiben und den Geist beobachten, schauen, was er sich alles ausdenkt, um uns abzulenken ... Nun, dann überliste ich ihn und mache ihn zu meinem Meditationsobjekt. ;)
Lama Yeshe sagt: "Viele Meditierende legen zu viel Wert auf Konzentration. Wenn ihr Euch aber dabei sehr anstrengt, habt ihr keine Kontrolle über den Ärger der aufkommt, wenn euch jemand (oder etwas) stört. Die Schönheit der Meditation liegt darin, dass ihr, auch wenn Ihr gestört werdet, dieser Störung Raum und Zeit geben könnt."
Das ist auch meine Erfahrung, am Anfang - und nicht nur dann - ist es eine gute Praxis, einfach das Loslassen zu üben, den Geist zu beobachten, ohne Bewerten und ohne Anstrengung.

Schüler: Wie lerne ich meditieren?
Meister: Indem du dir Mühe gibst.
Schüler: Wie lange dauert es, wenn ich mir doppelt so viel Mühe gebe?
Meister: Doppelt so lange.

;)
 
Re: Praxis Kann jemand der innerlich zerissen ist nicht meditieren ?
In dem beeindruckenden Buch "Keeping the Breath in Mind: and Lessons in Samadhi " von Ajahn Lee Dhammadharo, einem angesehenen Lehrer der thailändischen Waldtradition des Theravada -Buddhismus ,
betont der Autor ausdrücklich, dass der Mensch zunächst alles zu-lassen sollte. Durch konsequente Praxis kann der Übende schließlich alles wirklich los-lassen. Wenn man richtig praktiziert, ohne Angst oder Zweifel, erreicht man einen Moment, in dem es weder einen "Macher" noch ein "Erkennen" gibt; selbst die Frage des freien Willens verliert jegliche Bedeutung.

Im Westen wurde der authentische Buddhismus praktisch in einen Wellness-Buddhismus verwandelt, der als verkaufbares Produkt dient. Ob dies gut oder schlecht ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.
 
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