kilaya

Moderation
Buddh. Richtung:
Dzogchen
Dies ist ein Artikel zu einer Konferenz in Taormina, Italien

Hier sind etliche Themen drin, die einen Anknüpfungspunkt zum Buddhismus oder zu Themen aus dem Forum bieten.

  • Woher kommt das Bewusstsein?
  • Stellt das Gehirn das Bewusstsein her?
  • Wenn ja: auf welche Weise (Neuronen, Mikrotubuli)
  • Sind Mikrotubuli die Brücke zwischen Gehirn und "Seele"?
  • Sind Mikrotubuli die Brücke zwischen Materie und Quantenteilchen?
  • Wenn Bewusstsein von der Quantenebene kommt, ist es dann nicht-lokal und zeitlos?
  • Bewusstsein bei Tieren (Insekten, Säugetiere, Menschenaffen...)
  • Unterscheidung von Intelligenz, Bewusstsein und Empfindsamkeit
  • Kann KI bewusst werden? (Nach welcher Definition?)

 
| Mein Blickwinkel: Offen für Fremdeinflüsse. Wichtig ist mir, alles in seinem Kontext zu belassen und authentische Lehren zu schützen. Gleichzeitig ist mein Denken vernetzt und ich schreibe gerne in meinen eigenen Worten, was ich glaube, verstanden zu haben.
Re: Wissenschaft Die Suche nach dem Bewusstsein
Ich greife mal ein Thema heraus:

Im Wesentlichen besagt das Modell von Stuart Hameroff, dass nicht die Neuronen selbst die algorithmischen Einheiten des Gehirns sind, sondern das Netzwerk der Mikrotubuli, d.h. das Zytoskelett der Neuronen. ... Mikrotubuli haben die einzigartige Eigenschaft, hohle Resonatoren von einer Größe zu bilden, die kohärente Resonanzphänomene ermöglicht. Und Tubulin, das Protein, aus dem unter anderem Mikrotubuli bestehen, dient als Mittel zur Unterstützung von Quantentunnelprozessen, sagt Hameroff. ...

... Alle Narkosemittel und bewusstseinsverändernden Substanzen wie Psychedelika wirken auf das Bewusstsein ein, indem sie die Funktionsfähigkeit der Mikrotubuli beeinträchtigen. Sie stören entweder den Prozess, durch den Tubulin zu Mikrotubuli aggregiert wird, oder indem sie die Schwingungs- und elektrischen Eigenschaften der Moleküle behindern. Mikrotubuli, so Hameroff, sammeln Licht, d.h. sie funktionieren nicht, indem sie Elektrizität auf herkömmliche Weise leiten – wie ein Draht, wie die gängige Meinung ist, entlang der Axone von Neuronen – sondern indem sie stehende Wellen kohärenter Quantenprozesse von Photonen erzeugen ... und andere Mikrotubuli durch kohärente Resonanzphänomene beeinflussen. ... Hameroff präsentierte verschiedene Argumente, warum die Standardansicht, dass das Gehirn das Bewusstsein erzeugt, nicht richtig sein kann: Einzellige Organismen wie Pantoffeltierchen können ohne Neuronen und ohne Gehirn fühlen, sich bewegen, paaren und Nahrung aufnehmen. Sie nutzen das Netzwerk der Mikrotubuli, ... so Hameroff.
Das klingt erstmal v.a. sehr wissenschaftlich, aber was ich daran spannend finde, ist, dass das Bewusstsein hier auf eine Ebene verlagert wird, die mit Quantenprozessen verbunden sind. Hier kommen also Eigenschaften wie nicht-lokal und zeit-los ins Spiel. Quanten können verschränkt sein. Das würde auf einer ganz anderen Ebene viele Dinge erklären, die im buddhistischen Denken zumindest einiger Traditionen verankert sind.

Vielleicht geht es noch tiefer, und die Wissenschaft hat noch nicht das Ende des Kaninchenbaus erreicht. Aber mit dieser These ist die Wissenschaft erheblich näher dran an buddhistischen Konzepten von Bewusstsein und Geist. (Natürlich ist das nicht DIE Wissenschaft, sondern eine These, die Mehrheit der Wissenschaftler geht wohl von einem rein materialistischen Denken aus, bei dem die Neuronen des Gehirns das Bewusstsein ursächlich hervorbringen.)
 
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Re: Wissenschaft Die Suche nach dem Bewusstsein
Den Titel finde ich ehrlich gesagt witzig, weil man das Bewusstsein eigentlich gar nicht suchen muss, es ist ja bereits da. Da scheint mir das Beispiel mit dem Nasreddin, der den Schlüssel nicht dort sucht wo er ist, gut zu passen. Man will darüber bewusst werden wo das Bewusstsein ist, also das Bewusstsein sucht das Bewusstsein außerhalb seiner selbst. Aber es ist wohl gemeint dass man nach der Ursache des Bewusstseins sucht, wo es herkommt. Darauf fällt mir keine buddhistische Antwort ein, da geht es ja vor allem darum dass es durch die Phänomene bedingt ist über die es bewusst ist. Mit der modernen Wissenschaft kenne ich mich schon gar nicht aus. Dass Materie Bewusstsein erzeugt um über sich selbst bewusst zu werden erscheint mir jedenfalls sehr unwahrscheinlich.
 
Re: Wissenschaft Die Suche nach dem Bewusstsein
Dass Materie Bewusstsein erzeugt um über sich selbst bewusst zu werden erscheint mir jedenfalls sehr unwahrscheinlich.

Es gibt diesen berühmten Ansatz von Descartes:
Die Körper-Geist-Philosophie von Descartes ist eine Möglichkeit, zu verstehen, wie unser physischer Körper mit unseren Gedanken und Gefühlen verbunden ist. Nach Descartes sind unsere Körper wie Maschinen, bestehend aus physischen Teilen, die den Naturgesetzen folgen. Andererseits ist unser Geist oder unser Bewusstsein laut Descartes vom Körper getrennt und für unsere Gedanken, Emotionen und Erfahrungen verantwortlich. Er glaubte, dass, obwohl Körper und Geist interagieren, sie grundlegend verschiedene Dinge sind. Diese Idee wird oft als Dualismus bezeichnet, da sie nahelegt, dass es zwei unterschiedliche Aspekte unseres Seins gibt - das Physische und das Mentale. Descartes' Philosophie hat einen erheblichen Einfluss auf das Studium der Geist-Körper-Beziehung gehabt und wird auch heute noch von Philosophen und Wissenschaftlern diskutiert.

Es gibt dem gegenüber auch die Ansicht, dass zwei völlig verschiedene Dinge nicht miteinander verbunden sein können. Es muss also etwas Gemeinsames geben, das sie verbindet. Ich gehe von einem fließenden Übergang zwischen Körperlichem und Geistigem aus.

Die vorherrschende Theorie heute ist immer noch, dass Bewusstsein eine emergente Eigenschaft des physischen Gehirns sei (d.h. aus diesem hervorgeht oder aufsteigt). Ich denke, dass dabei eine Rolle spielt, dass in der Evolution der Erde erst die Körper da waren, und dann irgendwann, als das Nervensystem / Gehirn komplex genug wurde, so etwas wie Bewusstsein entstanden ist.

Ich denke:
In sich geschlossen macht diese Denkweise durchaus Sinn. Aber wenn man etwas weiter schaut, könnte es genauso gut sein, dass Bewusstsein in einem langen Prozess die körperlichen Grundlagen geschaffen hat, um immer mehr Erfahrungen machen zu können. Vielleicht hat es sich irgendwann in seiner eigenen Schöpfung verloren und angefangen zu glauben, dass seine Existenz an das Körperliche gebunden ist.

Oder beides hat sich gleichzeitig entwickelt - ohne dass das Eine das Andere hervorgebracht hat. Es hat sich vielleicht gegenseitig / wechselseitig hervorgebracht.

Die Mikrotubuli könnten eine Brücke zwischen physischem, geistigem und nicht-dualen sein. Was genau was hervorgebracht hat, ist damit nicht gesagt, aber ich würde vermuten, dass das subtilere das gröbere hervorbringt und nicht umgekehrt. Wechselseitige Bedingtheit hält das Rad am Laufen.
 
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Re: Wissenschaft Die Suche nach dem Bewusstsein
Ich denke dass Descartes recht hatte und dass es etwas gibt das Körper und Geist verbindet. In den alten Kulturen wurde gelehrt dass der Mensch aus mehreren Körpern besteht und neuere Gruppierungen haben das übernommen wie z.B. Rosenkreuzer, Theosophie, Anthroposophie und viele weitere. Das Bindeglied zwischen Körper und Geist wird u.a. als Ätherkörper bezeichnet. Nicht nur der Mensch, das gesamte Weltall ist nach diesen Lehren, übrigens auch den Buddhistischen, von feineren, mit den fünf Sinnen nicht wahrnehmbaren Daseinsbereichen durchdrungen. Offenbar war diese Ansicht viele Jahtausende in der ganzen Welt verbreitet, erst seit relativ kurzer Zeit dominiert das Modell nach dem es nur das Physische gibt. Mir ist das alte Weltbild immer näher gewesen. Und viel eher als dass sich die Materie von selber zu komplexen Systemen formt, kann ich mir vorstellen dass etwas Geistiges dahintersteht.

Es scheint dass selbst in buddhistischen Kreisen nicht viel darüber geredet wird, als wäre es eine Schande nicht an alle Ansichten der modernen Wissenschaft zu glauben, die das ja eher als alten Irr- und Aberglauben abtut, den der fortschrittliche Mensch nun endlich überwunden habe.
 
Zuletzt bearbeitet:
Re: Wissenschaft Die Suche nach dem Bewusstsein
Ich denke dass Descartes recht hatte und dass es etwas gibt das Körper und Geist verbindet.
Die zwei Aussagen in einem Satz verstehe ich nicht. Weil Descartes doch den Dualismus von Körper und Geist - die Trennung - in den Vordergrund stellt.

Es scheint dass selbst in buddhistischen Kreisen nicht viel darüber geredet wird, als wäre es eine Schande nicht an alle Ansichten der modernen Wissenschaft zu glauben, die das ja eher als alten Irr- und Aberglauben abtut, den der fortschrittliche Mensch nun endlich überwunden habe.
Eigentlich ist es ja so, dass sich viele wissenschaftliche Theorien zunehmend in die Richtung vieler alter Lehren bewegen. Zunächst war da eine krasse Trennung, die Aufklärung. Aber je tiefer die Wissenschaft aufklärt, umso eher besteht die Tendenz, dass sie alte Lehren bestätigt, und nur die Erklärung des Phänomens eine andere Grundlage hat.

Das Spannende an der Wissenschaft, finde ich, ist, dass sie eigentlich eben nie aufhört zu fragen. Es gibt keinen Punkt, wo man sagen kann: Das hinterfragen wir nicht mehr. (Es gibt ja auch im Buddhismus philosophische Schulen, deren Dominanz der Lehrmeinung wechselte...)

Natürlich gibt es Wissenschaftler, die Wissenschaft mit einer Religion verwechseln, in der die bevorzugten Dogmen "wahr" sind, und dahinter nichts mehr kommen kann. Es kam in der gesamten Geschichte der Wissenschaft IMMER noch etwas dahinter.

Wenn man weit genug nach Innen geht, kommt man in der weitesten Weite wieder raus. Und wenn man weit genug nach Außen geht, kommt man aus der Mitte heraus wieder im Innersten an. Also warum nicht die Köpfe zusammenstecken, und den Kreis schließen. (Was es ja gibt - siehe "Mind and Life" Konferenzen)
 
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Re: Wissenschaft Die Suche nach dem Bewusstsein
mukti schrieb:
Ich denke dass Descartes recht hatte und dass es etwas gibt das Körper und Geist verbindet.
Die zwei Aussagen in einem Satz verstehe ich nicht. Weil Descartes doch den Dualismus von Körper und Geist - die Trennung - in den Vordergrund stellt.
Ich weiß nicht Genaues über diese Ansicht von Descartes aber offensichtlich ist der Geist etwas anderes als der Körper, insofern ist es ein Dualismus. Ebenso offensichtlich sind die zwei miteinander verbunden, also muss es etwas geben das sie verbindet, vergleichsweise so wie ein Klebstoff zwei verschiedene Dinge verbindet.

Eigentlich ist es ja so, dass sich viele wissenschaftliche Theorien zunehmend in die Richtung vieler alter Lehren bewegen. Zunächst war da eine krasse Trennung, die Aufklärung. Aber je tiefer die Wissenschaft aufklärt, umso eher besteht die Tendenz, dass sie alte Lehren bestätigt, und nur die Erklärung des Phänomens eine andere Grundlage hat.

Das Spannende an der Wissenschaft, finde ich, ist, dass sie eigentlich eben nie aufhört zu fragen. Es gibt keinen Punkt, wo man sagen kann: Das hinterfragen wir nicht mehr. (Es gibt ja auch im Buddhismus philosophische Schulen, deren Dominanz der Lehrmeinung wechselte...)

Natürlich gibt es Wissenschaftler, die Wissenschaft mit einer Religion verwechseln, in der die bevorzugten Dogmen "wahr" sind, und dahinter nichts mehr kommen kann. Es kam in der gesamten Geschichte der Wissenschaft IMMER noch etwas dahinter.

Wenn man weit genug nach Innen geht, kommt man in der weitesten Weite wieder raus. Und wenn man weit genug nach Außen geht, kommt man aus der Mitte heraus wieder im Innersten an. Also warum nicht die Köpfe zusammenstecken, und den Kreis schließen. (Was es ja gibt - siehe "Mind and Life" Konferenzen)

In dem verlinkten Artikel in Deinem ersten Beitrag steht:

Die meisten, wenn nicht sogar alle Vorträge in dem dicht gedrängten Plenarprogramm gingen von der impliziten materialistischen Annahme aus, dass das Gehirn irgendwie das Bewusstsein produziert: „Ich bin sicher, wir sind uns alle einig, dass das Bewusstsein vom Gehirn produziert wird„, war einer der Standardsätze, die einige Redner verwendeten.

Nicht mit unvoreingenommener Forschung, sondern damit dass die Meinung der meisten Wissenschaftler einen gesellschaftlich relevanten, dogmatischen Charakter annimmt, habe ich ein Problem. Besser gesagt ich hatte mal eines, weil mich das Umdenken einige Zeit und Mühe gekostet hat. Mit dieser Ansicht erschien mir der Sinn des Lebens sehr eingeschränkt und nur durch die Begegnung mit einer Minderheit Andersdenkender kam ich überhaupt dazu, sie ernsthaft zu hinterfragen.
 
Re: Wissenschaft Die Suche nach dem Bewusstsein
Zuletzt bearbeitet:
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Re: Wissenschaft Die Suche nach dem Bewusstsein
Nicht mit unvoreingenommener Forschung, sondern damit dass die Meinung der meisten Wissenschaftler einen gesellschaftlich relevanten, dogmatischen Charakter annimmt, habe ich ein Problem.
Ja, das sehe ich auch so. Das ist dann Wissenschaft, die als Religion behandelt wird, und damit genau das wird, was sie eigentlich mal antrat, zu überwinden.
 
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Re: Wissenschaft Die Suche nach dem Bewusstsein
Vielleicht interessiert Euch zum Thema die Unterweisung des Dalai Lama XIV:
Das habe ich mit Interesse gelesen und die Darstellung der drei Bewusstseinsarten finde ich im Allgemeinen sinnvoll. Das Bewusstsein der fünf Sinne und der Geistestätigkeiten verändert sich ständig, das ursprüngliche oder "klare Licht" - Bewusstsein bleibt immer dasselbe. Ich habe mir das so gedacht (und schon so oft mitgeteilt dass es mir bald peinlich wird), dass die Funktion des Bewusstseins immer dieselbe ist, eben über etwas bewusst zu sein. Worüber es bewusst ist, das ändert sich ständig. Wenn nun die ständig sich verändernden Phänomene nicht als Ich oder mein aufgefasst werden, ist das Bewusstsein in seinem ursprünglichen oder reinen und klaren Zustand des bloßen Bewusst-seins. Allerdings muss es in diesem Zustand auch über etwas bewusst sein, also ein Objekt haben. Während des Lebens sind das die Objekte der fünf Sinne und der Geistestätigkeiten, aber was ist das Objekt im Falle von Parinibbana , also wenn ein Erwachter gestorben ist? Dann vergeht das Bewusstsein heißt es im Palikanon und das finde ich schlüssig. Ohne Begehren lösen sich mit dem Tod Körper und Geist in ihre jeweiligen Elemente auf und damit gibt es kein Bewusstseinsobjekt mehr. Mit Begehren löst sich der Körper auf und die geistigen Objekte verändern sich nur, weil das Bewusstsein sozusagen darauf gestützt ist, daran haftet.

Nach dem Dalai Lama bzw. Dharmakirti entsteht Bewusstsein aus Bewusstsein, es wäre also über sich selbst bewusst und hätte keinen Anfang und kein Ende. Sogar sagt der Dalai Lama in diesem Artikel das Ich oder Selbst hätte keinen Anfang und kein Ende. Das mag sein, für mich ist das gegenwärtig nicht so recht nachvollziehbar.

Noch weniger kann ich nachvollziehen dass Bewusstsein aus dem entsteht worüber es bewusst ist, also nach der populären Auffassung aus dem Gehirn. Vielmehr scheint mir dass es unmöglich ist jemals dafür einen Beweis zu finden. Wenn alles aus der Materie kommt die aus dem Urknall entstanden ist, dann fragt sich erstens was da explodiert ist, zweitens was die Ursache davon war und drittens wie sich aus den Teilen diese äußerst komplexe Welt gestalten konnte. Das wird sich vermutlich aus der Materie heraus nie vollends erklären lassen.
 
Re: Wissenschaft Die Suche nach dem Bewusstsein
Ich glaube schon, dass sich das erklären lässt - und zwar eben, weil die Grenzen zwischen Materie und Geist fließend sind. Deswegen führt der immer tiefere Blick in die Materie letztlich in den Raum zurück - mit der Quantenphysik sind wir da ja schon angekommen.

Im tibetischen Buddhismus gibt es auch noch die Trikaya -Lehre, die letztendlich aussagt, dass es verschiedene Stufen von Manifestation gibt (hier 3, aber man könnte es m.E. auch weiter auffächern) und dass alle diese Stufen in ihrem Wesen Dharmakaya sind.

Mit Deinen Worten könnte man vielleicht sagen, dass der Dharmakaya das Bewusstsein ist.

Ich würde dann aber nicht davon ausgehen, dass Bewusstsein vergehen kann. Wenn es nicht mehr an Objekte gebunden ist, ist es Nichts und Alles zugleich. Deswegen könnte man auch über das Nirvana sagen, dass es Nichts und Alles ist: Es gibt dann keine Trennung mehr.
 
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Re: Wissenschaft Die Suche nach dem Bewusstsein
Bei Quantenphysik muss ich vollends passen, hab keine Ahnung davon. Wenn das irgendwie den Geist in die Sache mit einbezieht wird sich wohl einiges erklären lassen.
Ich würde dann aber nicht davon ausgehen, dass Bewusstsein vergehen kann. Wenn es nicht mehr an Objekte gebunden ist, ist es Nichts und Alles zugleich. Deswegen könnte man auch über das Nirvana sagen, dass es Nichts und Alles ist: Es gibt dann keine Trennung mehr.

Mit der Annahme eines Bewusstseins das nicht an Objekte gebunden ist dürfte man den Bereich des logischen Verstandes verlassen, für den Bewusstsein eben nur dadurch erkennbar ist, dass es über etwas bewusst ist. Ich wüsste jedenfalls nicht wie sich Bewusstsein anders verstehen ließe. Wenn es unabhängig wäre, dann hätte es sich selber zum Objekt, was jenseits der gewöhnlichen Erfahrung liegt. Das muss nicht zwangsläufig bedeuten dass es das nicht geben kann, dass es unmöglich Nichts und Alles zugleich sein könne, oder auch ewig, ohne Anfang und Ende, das wahre Selbst, das aus dem alles andere hervorgeht usw. Ich sehe aber keine andere Brücke zu solchen Annahmen als die des bloßen Glaubens. Den halte ich möglichst gering, er muss nicht über den Glauben an ein Nirvana hinausgehen, das nicht weiter definiert und damit ein Mysterium ist. Aussagen über das unfassbare Höchste haben immer Widersprüche in sich die damit begründet werden dass es eben unfassbar ist. Was dann letztlich zur Kapitulation des Verstandes führt, dazu muss ich aber keine Festlegungen haben die sich dann als nicht fest herausstellen. Nirvana ist unfassbar, das Bewusstsein ist erfahrungsgemäß ohne Objekt nicht vorhanden, basta. Ich gehe lieber vom Komplizierten ins Einfache und wesentlich ist die Praxis der Loslösung, die dort beginnt wo ich mich tatsächlich befinde. Soviel zu meinem simplen Gemüt.

In den höheren Vertiefungen soll es Wahrnehmungen geben wie 'unendlich ist der Raum, unendlich ist das Bewusstsein'. Da ist wieder die Dualität des Wahrnehmenden und des Wahrgenommenen. Bewusstsein ist überall und ohne Grenze, das ist ja gut möglich. Dann wäre es eben über alles bewusst und die Berichte über Wahrnehmungen von weit entfernten Wesen könnten stimmen. Oder dass der Buddha gesehen hat wie sich das Weltall periodisch zusammenballt und wieder auseinanderballt, womit der Urknall ein immer wiederkehrendes Ereignis wäre.
 
Re: Wissenschaft Die Suche nach dem Bewusstsein
Mit Deinen Worten könnte man vielleicht sagen, dass der Dharmakaya das Bewusstsein ist.
Wie du das siehst, @kilaya ?

Im Mahayana ist dharmadhātu (Tib. chos kyi dbyings;) das 'Bereich des Dharma' bzw. der Bereich der 'letzten Wahrheit' und des Noumenon. Es ist die höchste Essenz und steht in Verbindung mit Begriffen wie Tathata (Wirklichkeit wie sie ist), Leere, abhängiges Entstehen und ewiger Buddha bzw. Buddhanatur.

Dharmadhātu ist auch der gereinigte Geist in seinem natürlichen Zustand, frei von Schleiern. Es ist die Essenzqualität des Geistes, das Fundament des Trikaya. Dabei ist unter Geist natürlich nicht das mentale Bewusstsein zu verstehen (Buddhi,Ahamkara,Manas).


 
Re: Wissenschaft Die Suche nach dem Bewusstsein
Es bringt nicht viel, Begriffe aus verschiedenen Belehrungen gegeneinanderzustellen, da die gleichen Begriffe unterschiedlich verwendet werden können, und unterschiedliche Begriffe das Gleiche bezeichnen können.

Im Bezug auf Trikaya ist der Begriff Dharmakaya passender, da es ja um die drei Kayas = Körper oder Zustände eines Buddha geht: Dharmakaya (Wahrheitskörper), Sambhogakaya (Freudenkörper) und Nirmanakaya (Ausstrahlungskörper).

Beides - Dharmakaya und Dharmadatu - meint die letztendliche Wahrheit. Die oben in Deinem Text ja auch auf Deutsch mit verschiedenen Begriffen beschrieben wird.

Vielleicht gibt es eine Unterscheidung in dem Sinne, dass Dharmakaya sich mehr auf den Körper/Zustand eines Buddha bezieht, während Dharmadatu der Urgrund der Phänomene ist. Letztendlich verweisen aber beide Begriffe auf das Gleiche.

Wenn gesagt wird, dass "Dharmadathu das Fundament des Trikaya" ist, dann muss man sich die verschiedenen Ausprägungen der Trikaya-Lehre anschauen:
  • Es gibt die Form, dass Dharmakaya gleichzeitig der Wahrheitskörper ist, wie auch die Essenz oder das Fundament aller drei Kayas
  • Es gibt auch die Form, wo als Essenzkörper der Svabavikakaya dazukommt. Dann ist dieser die Essenz, oder das Fundament der Kayas.
  • Ähnlich könnte man auch sagen, dass Dharmadatu das Fundament der 3 Kayas ist
Ob Essenz, Fundament, grundlegende Wahrheit, natürlicher Zustand, gereinigter Geist - auf der Ebene, auf die diese Begriffe zeigen, durchdringt sich ohnehin alles und ist von der gleichen Natur. Somit ist natürlich auch dieses Nicht-Ding, auf das diese Begriffe zeigen, von der gleichen Natur.
 
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Re: Wissenschaft Die Suche nach dem Bewusstsein
Vielleicht gibt es eine Unterscheidung in dem Sinne, dass Dharmakaya sich mehr auf den Körper/Zustand eines Buddha bezieht, während Dharmadatu der Urgrund der Phänomene ist. Letztendlich verweisen aber beide Begriffe auf das Gleiche.
Ja, kann sein. Aber was ich meine, es gibt in der Realität keine Dualitat, etwa so Bewusstsein gegen die Materie. Subjekt/ Objekt, Form/ Leere, Samsara / Nirvana, die Grenze existiert ( eher kommt zustande) nur durch unseren "dualen " Verstand. So Herz oder Diamant-Sutra . Es gibt keine Trennung. Prasangika sagen dann, alles existiert nur durch die Kraft der Benennung.
LG.
 
Re: Wissenschaft Die Suche nach dem Bewusstsein
Aber was ich meine, es gibt in der Realität keine Dualitat, etwa so Bewusstsein gegen die Materie. Subjekt/ Objekt, Form/ Leere, Samsara / Nirvana, die Grenze existiert ( eher kommt zustande) nur durch unseren "dualen " Verstand. So Herz oder Diamant-Sutra . Es gibt keine Trennung.
Das entspricht auch meiner Ansicht. Es gibt nur willkürlich durch Benennung konstruierte Begrenzungen, die in fließenden Übergängen gesetzt werden.
 
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Re: Wissenschaft Die Suche nach dem Bewusstsein
Demnach gibt es also die duale oder relative Realität in der wir uns befinden und die nicht duale oder absolute Realität. Das ist halt wieder eine dualistische Benennung. Auf dem Weg zur Befreiung kommt man aus dem Dualismus nicht raus.
 
Re: Wissenschaft Die Suche nach dem Bewusstsein
Was willst Du denn mit dem Videoclip sagen @Dawa ? :unsure:
Verstehe ich auch nicht...

Demnach gibt es also die duale oder relative Realität in der wir uns befinden und die nicht duale oder absolute Realität. Das ist halt wieder eine dualistische Benennung. Auf dem Weg zur Befreiung kommt man aus dem Dualismus nicht raus.
Ich verstehe es nicht so. Die relative und die absolute Ebene unterscheidet nicht zwei Realitäten, sondern lediglich 2 Sichtweisen auf die gleiche Realität.
 
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Re: Wissenschaft Die Suche nach dem Bewusstsein
Ich verstehe es nicht so. Die relative und die absolute Ebene unterscheidet nicht zwei Realitäten, sondern lediglich 2 Sichtweisen auf die gleiche Realität.

Ich erfahre aber nur die erste Sichtweise als Realität. Es gibt das Bedürfnis aus der Dualität von Glück und Leid herauszukommen, was dann ist weiß ich nicht und lasse mich gerne überraschen. Mir scheint eine theoretische Sichtweise wird nicht helfen, könnte mir sogar zu einem Hindernis werden wenn ich mich an eine Vorstellung klammere.
 
Re: Wissenschaft Die Suche nach dem Bewusstsein
@mukti und @kilaya , der Clip ist mir spontan dazu eingefallen.

Es gibt nur eine Realität, wie die wahrgenommen wird, ist aber für jeden verschieden.
 
Re: Wissenschaft Die Suche nach dem Bewusstsein
Hm, es ist allerdings nicht jeder der einen Realität gleich nahe denke ich, weil es eben den Irrtum gibt.
Nein, eben nicht.
Es gibt kein weiter oder näher dran.
Lebewesen erfahren die Realität mittels ihrer Wahrnehmung. Der Spatz ist da nicht weiter entfernt als der Mensch oder umgekehrt
 
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