mukti

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Buddh. Richtung:
Theravada
Durch das Verlöschen des Begehrens erlischt Dukkha , alle Arten des Leids, das ist die dritte edle Wahrheit. Nach A.61/62 ist die Ursache des Begehrens die Unwissenheit, die Ursache der Unwissenheit sind die fünf Hemmungen, die Ursache der fünf Hemmungen ist der dreifach üble Wandel, die Ursache des üblen Wandels ist das Ungezügeltsein der Sinne, die Ursache des Ungezügeltseins ist Unachtsamkeit und Unbesonnenheit, die Ursache der Unachtsamkeit und Unbesonnenheit ist unweises Nachdenken, die Ursache unweisen Nachdenkens ist Vertrauenslosigkeit, die Ursache der Vertrauenslosigkeit ist das Hören falscher Lehren, die Ursache des Hörens falscher Lehren ist der Umgang mit schlechten Menschen.

Hier beginnt als das Begehren, beim Umgang mit "schlechten", unwissenden Menschen. Das Wichtigste ist "Ich und mein", das ist oft die Belehrung die man hört sobald man auf der Welt ist. So entsteht kein Vertrauen zu den Weisheitslehren, kein weises Ergründen, Unbesonnenheit lässt den Sinnen freien Lauf, Werke, Worte und Gedanken sind unheilsam wegen Sinneslust, Übelwollen, Stumpheit und Trägheit, Aufregung und Gewissensunruhe, Skeptizismus. Auf dieser Grundlage kann kein Wissen entstehen welches das Begehren erlöschen lässt.

Alles beginnt mit der Zuwendung zu guten und weisen Menschen. Meines Erachtens war der Buddha der weiseste Mensch und durch das Kontemplieren seiner Lehren entsteht Besonnenheit, Achtsamkeit , Sinneskontrolle und heilsamer Wandel, die Hindernisse nehmen ab, Unwissenheit schwindet und das Begehren nimmt ab, bis es irgendwann einmal ganz erloschen und Dukkha vollkommen zu Ende ist. Diese Beschreibung ist halt nur eine grobe Skizze, wie eigentlich alle Lehrreden. Ein Leben reicht meistens nicht aus um eine Lehrrede wie diese so tief zu kontemplieren bis sie zu einer Erfahrung der Wirklichkeit wird, aber sie bietet mehrere Möglichkeiten wo man ansetzen kann. Etwa beim Vertrauen, der Achtsamkeit, dem Nachdenken, oder dort wo es gerade hapert wie z.B. der Sinneslust, Trägheit oder Aufgeregtheit usw. wo man dann seine eigene Strategie finden kann.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Na ja, das buddhistische Seminar betont und so MN 1 übersetzt, dass das Begehren die Wurzel des Leidens ist. Eher die Befriedigung, egal. Was ich aber sagen wollte: Das passt nicht in die moderne Welt. Man will immer mehr und mehr, und wird niemals satt. Manchmal denke ich, der normale Mensch versucht, das innere Loch zu stopfen, denn er weiß insgeheim, dass alles vergänglich ist, es gibt kein Ich und Mein, aber was bleibt dann zurück?

Die Konsumgesellschaft suggeriert uns, wir könnten alles kaufen, aber man kann keine Zeit kaufen, die uns entgleitet, wie das Leben selbst, und zwar in jedem Augenblick. Genießen bedeutet jedoch nur, sich selbst zu betäuben; das ist wie eine Scheinlösung.

Danke für den Beitrag, @mukti. LG.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Bhikkhu P. A. Payutto geht in seinem überaus empfehlenswerten Werk "Buddhadhamma- The Laws of Nature and Their Benefits to Life" sehr ausführlich auf das Thema ein in "Chapter 10. The Buddhist Teachings on Desire".

P.A. Payutto beschreibt hier vereinfacht ausgedrückt den Unterschied zwischen wholesome desire (chanda) und craving (taṇhā). Beides sind Formen des Verlangens.

Ein Beispiel sind die vier Unermesslichen / brahmavihāras: Der Wunsch das alle Wesen glücklich und frei von Leid sind ist wholesome desire (chanda).
Chanda ist wichtig um den Wunsch zu haben den Pfad erfolgreich zu gehen und nibbāna zu erlangen während taṇhā hinderlich für den Pfad ist.
Soweit mein sehr kurz und vereinfacht ausgedrücktes Verständnis. Im o.a. Buch bekommt man die Begriffe weitaus differenzierter und ausführlicher mit zahlreichen Beispielen aus den Sutten erläutert.
 
| Mein Blickwinkel: Gem. meiner Lehrtradition versuche ich aus dem Blickwinkel kulturell und spirituell in Thailand geprägter Menschen zu schreiben und im Rahmen meiner Möglichkeiten ein Kompatibilisieren der Lehre mit im Westen populären Denkmustern und Gewohnheiten zu vermeiden
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Was ich aber sagen wollte: Das passt nicht in die moderne Welt.

Nein, passt nicht so recht.

Wo aber entsteht dieses Begehren, wo faßt es Wurzel? Bei den lieblichen und angenehmen Dingen in der Welt, da entsteht dieses Begehren, da faßt es Wurzel.
D.22

Das ist auf den ersten Blick wohl schwer zu verstehen für viele moderne Menschen, was soll falsch sein am Angenehmen?

Man will immer mehr und mehr, und wird niemals satt.

Das zeichnet sich auch ab im Wirtschaftswachstum, wenn es weniger wird oder gar zu stagnieren droht, entsteht fast schon Panik. Industrie und Handel leben ja größtenteils davon den sogenannten Wohlstand immer mehr zu steigern. Obwohl man weiß dass dem natürliche Grenzen gesetzt sind, wollen es viele offenbar nicht wahrhaben und so wird weiter ausgebeutet. Wenn man dann unter den Folgen zu leiden hat, offenbart sich zwar das Unheilsame am Begehren, aber es ist kaum aufzuhalten. Stell`dir vor ein Politiker würde sagen dass wir bescheidener werden müssen, dass all der Luxus nicht wirklich glücklich macht und dass man das bereits den Kindern in der Schule und im Elternhaus lehren sollte. Wahrscheinlich würde er nicht gewählt werden.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Bhikkhu P. A. Payutto geht in seinem überaus empfehlenswerten Werk "Buddhadhamma- The Laws of Nature and Their Benefits to Life" sehr ausführlich auf das Thema ein in "Chapter 10. The Buddhist Teachings on Desire".

P.A. Payutto beschreibt hier vereinfacht ausgedrückt den Unterschied zwischen wholesome desire (chanda) und craving (taṇhā). Beides sind Formen des Verlangens.

Ein Beispiel sind die vier Unermesslichen / brahmavihāras: Der Wunsch das alle Wesen glücklich und frei von Leid sind ist wholesome desire (chanda).
Chanda ist wichtig um den Wunsch zu haben den Pfad erfolgreich zu gehen und nibbāna zu erlangen während taṇhā hinderlich für den Pfad ist.
...

Ja, das ist ein wichtiger Punkt finde ich. Eigentlich ist doch Dukkha die Grundlage für das Begehren bzw. Verlangen oder Durst. Weil es Dukkha gibt, wollen ihm die Wesen entkommen, das ist ganz natürlich und zu diesem Zweck hat der Buddha ja auch den achtfachen Pfad gelehrt. Ohne rechte Erkenntnis ist man allerdings gezwungen bei Sinnesfreuden Zuflucht zu suchen.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Stell`dir vor ein Politiker würde sagen dass wir bescheidener werden müssen, dass all der Luxus nicht wirklich glücklich macht und dass man das bereits den Kindern in der Schule und im Elternhaus lehren sollte. Wahrscheinlich würde er nicht gewählt werden.
Lol, schau weiter, lieber @mukti, wer würde denn ein neues PC oder Smartphone kaufen, um hier zu posten? Das passt nicht zur Überwindung der Welt, oder? Scherz, oder? LG.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Lol, schau weiter, lieber @mukti, wer würde denn ein neues PC oder Smartphone kaufen, um hier zu posten? Das passt nicht zur Überwindung der Welt, oder? Scherz, oder? LG.
Da dürfte es zwei grundsätzliche Ansichten geben: Alles verwenden was beim Erwachen hilfreich ist oder auf alles verzichten. Ich denke es ist hier auch wieder der mittlere Weg. Ohne Bücher wäre ich kaum zum Buddhismus gekommen und für die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten muss ich Verkehrsmittel, Telefon oder Internet benutzen. Wenn man an jeder Straßenecke einen Buddhisten antreffen würde, wäre das alles unnötig, weil es aber nur wenige sind ist man auf diese Hilfsmittel angewiesen. Am Besten man benutzt sie nur soweit und so lange man sie benötigt und schränkt den Gebrauch immer mehr ein. Ich habe übrigens zwei einfache Handys die ich vor vielen Jahren zusammen um 20 Euro gekauft habe, eines benutze ich immer noch und das Zweite wartet in der Schublade bis das erste kaputt ist. Smartphone brauche ich nicht, der Laptop reicht völlig aus. Überhaupt verwende ich materielle Dinge so lange es geht, flicke z.B. das Gewand bis es auseinanderfällt und dann mache ich Putzfetzen daraus.
Man muss die Technik an sich nicht ablehnen, sie kann schon nützlich sein. Man sollte aber sehr achtsam damit umgehen und nicht der Mode oder den Launen folgen.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
mukti schrieb:
Monthatip schrieb:
Bhikkhu P. A. Payutto geht in seinem überaus empfehlenswerten Werk "Buddhadhamma- The Laws of Nature and Their Benefits to Life" sehr ausführlich auf das Thema ein in "Chapter 10. The Buddhist Teachings on Desire".

P.A. Payutto beschreibt hier vereinfacht ausgedrückt den Unterschied zwischen wholesome desire (chanda) und craving (taṇhā). Beides sind Formen des Verlangens.

Ein Beispiel sind die vier Unermesslichen / brahmavihāras: Der Wunsch das alle Wesen glücklich und frei von Leid sind ist wholesome desire (chanda).
Chanda ist wichtig um den Wunsch zu haben den Pfad erfolgreich zu gehen und nibbāna zu erlangen während taṇhā hinderlich für den Pfad ist.
...
Ja, das ist ein wichtiger Punkt finde ich.
Die buddhistische Lehre kann in diesem Punkt leicht missverstanden werden, da beim Ziel "Erlöschen des Begehrens" die Frage aufkommen kann wie man denn ohne etwas zu begehren eine Antriebskraft haben kann um etwas zu erreichen.

Es ist daher wichtig zu wissen das man um den Pfad voranschreiten zu können durchaus etwas begehren sollte, nämlich letztlich nibbāna. Man kultiviert chanda als Antriebskraft um den Pfad zu gehen. Von taṇhā hingegen sollte man den Geist reinigen.

mukti schrieb:
Eigentlich ist doch Dukkha die Grundlage für das Begehren bzw. Verlangen oder Durst. Weil es Dukkha gibt, wollen ihm die Wesen entkommen, das ist ganz natürlich und zu diesem Zweck hat der Buddha ja auch den achtfachen Pfad gelehrt. Ohne rechte Erkenntnis ist man allerdings gezwungen bei Sinnesfreuden Zuflucht zu suchen.
Das hast Du gut gesagt.
Dukkha ist der Grund weshalb die Wesen in Sinnesfreuden Erlösung suchen und diese begehren (taṇhā)
Für einen dem Buddhadhamma als Erlösung von dukkha Vertrauenden entsteht ganz logisch das Begehren nach nibbāna (chanda)

 
| Mein Blickwinkel: Gem. meiner Lehrtradition versuche ich aus dem Blickwinkel kulturell und spirituell in Thailand geprägter Menschen zu schreiben und im Rahmen meiner Möglichkeiten ein Kompatibilisieren der Lehre mit im Westen populären Denkmustern und Gewohnheiten zu vermeiden
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Die buddhistische Lehre kann in diesem Punkt leicht missverstanden werden, da beim Ziel "Erlöschen des Begehrens" die Frage aufkommen kann wie man denn ohne etwas zu begehren eine Antriebskraft haben kann um etwas zu erreichen.

Es ist daher wichtig zu wissen das man um den Pfad voranschreiten zu können durchaus etwas begehren sollte, nämlich letztlich nibbāna. Man kultiviert chanda als Antriebskraft um den Pfad zu gehen. Von taṇhā hingegen sollte man den Geist reinigen.

Das ist mir gründlich klar geworden als ich einer falschen Lehre im Rahmen des sogenannten Neoadvaita begegnet bin. Gib den Willen zur Befreiung auf dann bist du frei, hieß es da. Allerdings erlischt der Wille deshalb nicht, er wendet sich natürlich wieder den Sinnesobjekten zu. Dagegen könne man nichts machen, weil wir keinen freien Willen hätten. Was für ein Blick in Maras Trickkiste 😲
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Gib den Willen zur Befreiung auf dann bist du frei, hieß es da. Allerdings erlischt der Wille deshalb nicht, er wendet sich natürlich wieder den Sinnesobjekten zu. Dagegen könne man nichts machen, weil wir keinen freien Willen hätten.
Ich denke, es sei nebensächlich, ob es den freien Willen gibt oder nicht. Was aber echt total frustrierend und demotivierend wirkt, ist eher die innere Passivität, also dass man nichts tun muss.

Im Buddhismus sollte ich bewusst und absichtlich um die eigene Befreiung kämpfen; man bekommt nichts umsonst. Ich sollte sogar gegen den Strich oder den Strom vorgehen. Das ist aber mit Advaita Vedanta absolut nicht vereinbar. Ich war auch in einer ähnlichen Situation. LG.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Ich denke, es sei nebensächlich, ob es den freien Willen gibt oder nicht. Was aber echt total frustrierend und demotivierend wirkt, ist eher die innere Passivität, also dass man nichts tun muss.
Zu dem Schluss bin ich auch gekommen, dass es keine Rolle spielt ob der Wille frei ist oder nicht. Tatsache ist ja dass man willentlich handeln muss. Wenn man darauf verzichtet sich für heilsames Handeln zu entscheiden, handelt man eben nach den Impulsen der Triebe.
Im Buddhismus sollte ich bewusst und absichtlich um die eigene Befreiung kämpfen; man bekommt nichts umsonst. Ich sollte sogar gegen den Strich oder den Strom vorgehen. Das ist aber mit Advaita Vedanta absolut nicht vereinbar. Ich war auch in einer ähnlichen Situation. LG.
Advaita Vedanta lehrt das auch, aber einige haben sich daraus ihre eigene Lehre gebastelt.

Auch in der Meditation geht es darum den Geist willentlich auf ein Objekt zu richten, über etwas bestimmtes zu kontemplieren oder eine beobachtende Position einzunehmen. Samadhi ist dann zwar ohne etwas zu wollen, aber ohne willentlich angewendete Methode kann das nicht entstehen. Außerdem ist das auch ein vergänglicher Zustand und ohne Einsicht anzuwenden (Vipassana), erlöschen die Triebe nicht.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Auch in der Meditation geht es darum den Geist willentlich auf ein Objekt zu richten, über etwas bestimmtes zu kontemplieren oder eine beobachtende Position einzunehmen. Samadhi ist dann zwar ohne etwas zu wollen, aber ohne willentlich angewendete Methode kann das nicht entstehen. Außerdem ist das auch ein vergänglicher Zustand und ohne Einsicht anzuwenden (Vipassana), erlöschen die Triebe nicht.
Ja, das ist mir klar. Ohne einen sehr starken, konzentrierten, einspitzigen Geist ist kein klarer Blick möglich. Theravada und Mahayana sind sich hier einig, wenn ich mich nicht täusche.

Aha, so KI:

Deine Aussage ist korrekt. Sowohl Theravada als auch Mahayana stimmen darin überein, dass ein klarer und fokussierter Geist entscheidend für die Erlangung von Erkenntnis und Weisheit ist. Beide Traditionen betonen die Bedeutung der Meditation und der geistigen Konzentration.

Im Theravada-Buddhismus liegt ein starker Fokus auf der persönlichen Befreiung durch die Praxis der Vipassana- und Samatha -Meditation, die dazu dient, den Geist zu beruhigen und Einsicht in die wahre Natur der Realität zu erlangen.

Im Mahayana-Buddhismus wird zusätzlich zur individuellen Befreiung großer Wert auf das Mitgefühl und die Erleuchtung aller fühlenden Wesen gelegt. Auch hier sind meditative Praktiken wie Zazen im Zen -Buddhismus oder die Visualisierung im Vajrayana von großer Bedeutung, um den Geist zu schulen und Klarheit zu erlangen.

Beide Traditionen erkennen also die Notwendigkeit eines konzentrierten Geistes an, auch wenn die Methoden und der Fokus leicht unterschiedlich sein können.
Die Maschine hat aber recht, oder? lol... LG.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Igor07 schrieb:
Aha, so KI:
[...} Im Mahayana-Buddhismus wird zusätzlich zur individuellen Befreiung großer Wert auf das Mitgefühl und die Erleuchtung aller fühlenden Wesen gelegt.
Wenn man diesen Satz so liest kann der Eindruck entstehen das es im Theravāda um individuelle Befreiung geht und kein großer Wert auf das Mitgefühl gegenüber allen fühlenden Wesen gelegt wird.

Das ist aber nicht der Fall.

Alleine ein Blick auf den Inhalt des im Theravāda rezitierten Brahma-vihāra-pharaṇā reicht schon aus um das zu erkennen.
Ajaan Lee beschreibt in seinen Werken die Kultivierung der Brahmavihāras z.B. mittels Rezitation des Brahma-vihāra-pharaṇā als Teil der vorbereitenden Übungen vor der Meditation.
Bhikkhu P. A. Payutto ruft gläubige Buddhisten dazu auf die brahmaviharas zu kultivieren und das Prinzip des sangahavatthu zu befolgen. Die kultivierte Herzenshaltung sollte sich also auch in tugendhaftem Verhalten niederschlagen.
Das sind nur zwei Beispiele von prominenten Theravāda-Bhikkhus, man könnte noch unzählige weitere anführen.

Im Mahayana findet durch das Bodhisattva -Ideal und das Gelöbnis auf die vollständige Befreiung (Nirvana ) zu verzichten bis das letzte fühlende Wesen aus Samsara befreit ist allerdings diesbzgl. eine ganz besonders kraftvolle Gewichtung statt. Dies bedeutet aber keineswegs das die Gewichtung des Mitgefühls für alle fühlenden Wesen im Theravāda nicht auch sehr kraftvoll und hoch wäre.
 
| Mein Blickwinkel: Gem. meiner Lehrtradition versuche ich aus dem Blickwinkel kulturell und spirituell in Thailand geprägter Menschen zu schreiben und im Rahmen meiner Möglichkeiten ein Kompatibilisieren der Lehre mit im Westen populären Denkmustern und Gewohnheiten zu vermeiden
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Wenn man diesen Satz so liest kann der Eindruck entstehen das es im Theravāda um individuelle Befreiung geht und kein großer Wert auf das Mitgefühl gegenüber allen fühlenden Wesen gelegt wird.
Das war doch ironisch gemeint, lol, ich bin aber keine KI, das ist meine eigene Empfehlung:

 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Im Mahayana findet durch das Bodhisattva-Ideal und das Gelöbnis auf die vollständige Befreiung (Nirvana) zu verzichten bis das letzte fühlende Wesen aus Samsara befreit ist allerdings diesbzgl. eine ganz besonders kraftvolle Gewichtung statt. Dies bedeutet aber keineswegs das die Gewichtung des Mitgefühls für alle fühlenden Wesen im Theravāda nicht auch sehr kraftvoll und hoch wäre.
Ehrlich gesagt ist dieses Bodhisattva-Ideal für mich aus mehreren Gründen unvorstellbar und unrealistisch. Wie auch immer, je mehr mein weltliches Begehren schwindet, desto besser kann ich anderen behilflich sein.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Wie auch immer, je mehr mein weltliches Begehren schwindet, desto besser kann ich anderen behilflich sein.
So ist es, lieber @mukti, ... ich freue mich mit Dir, dass Du es bemerken kannsṭ. 🙏
Ehrlich gesagt ist dieses Bodhisattva-Ideal für mich aus mehreren Gründen unvorstellbar und unrealistisch.
Da nicht alle Menschen über dasselbe Potential verfügen, schufen die großen Schriftgelehrten auch hilfreich erklärende Kommentarliteratur. ... In meiner Umgebung gab und gibt es kein buddhistisches Zentruṃ. Um, größtenteils auf mich alleine gestellt, auf dem rechten Pfad zu bleiben, nahm ich vor vielen Jahren mehrere Gelübde, u. a. das Bodhisattvagelübde. Das hat mir geholfen ... Ich freue mich also, dass es verschiedene Zugänge zu Buddhas Lehre gibt.
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Ohne einen sehr starken, konzentrierten, einspitzigen Geist ist kein klarer Blick möglich.
In so einer Sammlung entsteht auch eine Glückseligkeit die größer ist als alles Sinnesglück, da beginnt dann die wahre Loslösung. Obwohl man versteht dass Begehren die Ursache von Leid ist, kann man es erst aufgeben wenn man etwas Besseres gefunden hat. Sehr deutlich wird das in der Lehrrede an den Laien Mahānāma:

"Ehrwürdiger Herr, seit langem habe ich das Dhamma , das vom Erhabenen gelehrt wird, so verstanden: 'Gier ist eine Befleckung des Geistes, Haß ist eine Befleckung des Geistes, Verblendung ist eine Befleckung des Geistes.' Und doch, während ich das Dhamma, das vom Erhabenen gelehrt wird, so verstehe, dringen gelegentlich Geisteszustände der Gier, des Hasses und der Verblendung in meinen Geist ein und verbleiben dort."

"Vor meiner Erleuchtung, als ich noch lediglich ein unerleuchteter Bodhisatta war, sah auch ich deutlich, der Wirklichkeit entsprechend mit angemessener Weisheit, wie wenig Befriedigung die Sinnesvergnügen bieten, aber wieviel Leid und wieviel Verzweiflung, und wie groß die Gefahr ist, die in ihnen steckt; aber solange ich noch nicht die Verzückung und Glückseligkeit erlangt hatte, die von Sinnesvergnügen abgetrennt sind, abgetrennt von unheilsamen Geisteszuständen, oder etwas noch friedvolleres, so lange bemerkte ich, daß ich noch zu Sinnesvergnügen hingezogen werden konnte. Aber als ich der Wirklichkeit entsprechend mit angemessener Weisheit deutlich sah, wie wenig Befriedigung die Sinnesvergnügen bieten, aber wieviel Leid und wieviel Verzweiflung, und wie groß die Gefahr ist, die in ihnen steckt; und als ich die Verzückung und Glückseligkeit erlangt hatte, die von Sinnesvergnügen abgetrennt sind, abgetrennt von unheilsamen Geisteszuständen, oder etwas noch friedvolleres, da bemerkte ich, daß ich nicht mehr zu Sinnesvergnügen hingezogen wurde."
M.14


Es gibt viele Meditationsobjekte die zu dieser Sammlung hinführen, z.B. sechs Betrachtungen, die der Buddha ebenfalls dem Mahanama erklärt: Betrachtung über den Erhabenen, die Lehre, die Mönchsgemeinde, die Sittlichkeit, die Freigebigkeit und die Gottheiten. Dabei ist der Geist nicht von Gier, Haß oder Verblendung umsponnen, recht gerichteten Geistes gewinnt man Begeisterung für das Ziel und Freude an der Lehre. Im verzückten Geist beruhigt sich das Innere; im Inneren gestillt empfindet man Glück, und des Glücklichen Geist sammelt sich. (A.VI.10)

Oder der Atem, ein Mantra , die Brahmavihara , die drei Daseinsmerkmale . Man findet seinen eigenen Zugang und meditiert regelmäßig mit der Methode die einem liegt. Soweit ich das verstehe als kleiner Laie der nicht frei ist von weltlichem Begehren.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Oder der Atem, ein Mantra, die Brahmavihara, die drei Daseinsmerkmale. Man findet seinen eigenen Zugang und meditiert regelmäßig mit der Methode die einem liegt. Soweit ich das verstehe als kleiner Laie der nicht frei ist von weltlichem Begehren.
Ja das scheint mir auch so, man muß jene Meditationsform finden, die einem weiter hilft. Wie ich es sehe, ist das Meditieren mit Hilfe von Meditationsobjekten nur eine vorübergehende Methode, denn schlußendlich geht es darum, den Denkapparat zur vollständigen Ruhe zu bringen, was bedeutet, auch alle Vorstellungen zu beenden. Das Paradoxon dabei ist, daß man nicht wollen kann, etwas nicht zu wollen, nämlich denken - oder?
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Das Paradoxon dabei ist, daß man nicht wollen kann, etwas nicht zu wollen, nämlich denken - oder?

Lieber @Hajo, das ist, wie ich es verstanden habe, nur ein vorübergehender Zustand oder ein Zwischenziel. Die endgültige Befreiung kann man rein psychologisch gesehen nur dann erlangen, wenn man sehr klar und deutlich, also unmittelbar, die drei Daseinsmerkmale wahrnimmt. Dann, so schlussfolgere ich, gibt es keine innere Identifikation mit den Khandhas mehr; alles entsteht und vergeht. Mir gehört auch nichts, denn am Ende gibt es kein „Ich“. Das ist nur das Produkt der begrifflichen Zuschreibung auf der Grundlage der Benennung. Man kann Nagarjuna oder Milindapanha zitieren, es ist im Prinzip dasselbe.

Dieser Zustand ist sehr schwer zu verwirklichen, da unsere Psyche konditioniert ist. Wir reagieren meistens rein automatisch, aber nicht bewusst und absichtlich. Genau dieser innere Automatismus gewährleistet unser Überleben als Homo sapiens. Deshalb geht der Buddhismus gegen den Strom vor, oder wie ein Autor sagt, gegen den Strich. LG.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Ja das scheint mir auch so, man muß jene Meditationsform finden, die einem weiter hilft. Wie ich es sehe, ist das Meditieren mit Hilfe von Meditationsobjekten nur eine vorübergehende Methode, denn schlußendlich geht es darum, den Denkapparat zur vollständigen Ruhe zu bringen, was bedeutet, auch alle Vorstellungen zu beenden. Das Paradoxon dabei ist, daß man nicht wollen kann, etwas nicht zu wollen, nämlich denken - oder?
Wenn man will dass man nichts will dann will man eben etwas, wenn man aber etwas will entsteht keine vollständige Geistesruhe. Wenn man das Wollen aufgeben will funktioniert das nicht, weil dieser Wille dann im Wege steht, bzw. wenn man Geistesruhe will, kann sie eben nicht eintreten. Deshalb richtet man den Geist willentlich auf ein Meditationsobjekt (vittaka) und bleibt dabei (vicāra), dann tritt die Geistesruhe von selber ein. So heißt es in mehreren Lehrreden:
Er tritt in die erste Vertiefung ein, die von anfänglicher und anhaltender Hinwendung (vittaka und vicāra) des Geistes begleitet ist, und verweilt darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind.
Z.B. M.107
Es ist aber nicht gerade einfach bei einem Meditationsobjekt zu bleiben ohne abzuschweifen, Voraussetzung ist wohl ein sehr diszipliniertes Leben und sittliche Läuterung.
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
schlußendlich geht es darum, den Denkapparat zur vollständigen Ruhe zu bringen, was bedeutet, auch alle Vorstellungen zu beenden.
Und was macht ihr wenn er wieder anspringt? Alles was einen Anfang hat hat auch ein Ende...Sowas bringt einen im besten Fall in die formlosen Götterbereiche, da hat man dann ein paar Aeonen Zeit sich mit "Nichts" zu beschäftigen 👍
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Und was macht ihr wenn er wieder anspringt? Alles was einen Anfang hat hat auch ein Ende...Sowas bringt einen im besten Fall in die formlosen Götterbereiche, da hat man dann ein paar Aeonen Zeit sich mit "Nichts" zu beschäftigen 👍
Das war aber echt gut! Fred von Allmen betrachtet die Meditation als die "Erfahrung grundlegender" Desidentifikation" mit den Erscheinungen des Daseins" und damit als eine tiefgehende "Erlösung des Herzens" (S. 25, "Mit Buddhas Augen sehen").
 
Re: Praxis Das Verlöschen des Begehrens
Und was macht ihr wenn er wieder anspringt? Alles was einen Anfang hat hat auch ein Ende...Sowas bringt einen im besten Fall in die formlosen Götterbereiche, da hat man dann ein paar Aeonen Zeit sich mit "Nichts" zu beschäftigen 👍
Kontemplation über die Daseinsmerkmale dukkha, anicca und anatta . Geistesruhe gepaart mit Einsicht (samatha-vipassana) führt über das Samsara hinaus.
 
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