mukti
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Theravada
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Re:
Buddhistische Zitate Thread
In meiner eigenen Praxis habe ich nie einen Grund gesehen, um die Schriften und Texte zu studieren. Wir können die Texte lesen, aber in Wahrheit sind sie äußere Dinge. Texte sind nur bedrucktes Papier, deren Inhalt manchmal korrekt aufgezeichnet und überliefert wurde und manchmal nicht. Das Dhamma muss man aber im eigenen Herzen finden.
Wenn wir unsere eigenen Herzen studieren, dann sehen wir selbst, ob Verlangen, Aversion und Sinnlichkeit noch vorhanden sind oder nicht und ob diese Geistestrübungen schwächer werden oder nicht. Man braucht kein Buch aufzuschlagen um das zu wissen. Wenn wir studieren, dann erinnern wir uns zuerst noch ein bisschen daran was wir gelesen haben, aber mit der Zeit verblasst die Erinnerung. Wenn wir unseren Körper und Geist ergründen, dann werden wir feststellen, dass sich die Tipitaka eigentlich hier in unserem Herzen befindet.
Es stimmt nicht dass ich die Korrektheit der buddhistischen Schriften bezweifle oder nicht von ihrer Gültigkeit überzeugt bin. Ich hatte einfach nie Interesse daran sie zu lesen. In meinem Herzen hatte ich schon die Gewissheit, dass Sīla, Samādhi und Paññā der Pfad der Praxis sind, den man entwickeln muss, um Einsicht in die vier edlen Wahrheiten zu gewinnen. Das ist es, was die Geistestrübungen auslöscht. Es ist keine Frage von glauben oder nicht glauben. Wenn ich sagen würde, dass ich daran glaube, dann wäre das nicht korrekt. Aber wenn ich behaupten würde, dass ich nicht glaube, dann wäre das auch nicht richtig, da ich die Schriften nicht gelesen habe. Tatsächlich habe ich von all den zahlreichen Bänden, die den buddhistischen Kanon ausmachen, weniger als die Hälfte der Dhammapada gelesen. Ich fand es einfach nicht nötig die Texte zu studieren. Ich konnte den Sinn darin nicht erkennen. Wenn ich ganz ehrlich bin, lag es wahrscheinlich daran, dass ich soviel Zufriedenheit in meinem Herzen spürte. Ich hatte das Dhamma schon gesehen und gekostet, warum also noch darüber lesen? Ich fühlte mich wie jemand, der schon gesättigt war. Ich war zufrieden, und hatte kein Verlangen nach mehr, weil ich nicht länger hungrig war. Ich hatte keine Zweifel bezüglich der Praxis. Da war nichts, dass ich meiner Meinung nach noch lesen oder fragen musste, da ich schon wusste wie ich praktizieren muss, um Verlangen, Aversion und Sinnlichkeit aufzugeben. Warum noch darüber lesen? Ich weiß nicht, was in den Büchern darüber steht, wie man die Geistestrübungen aufgeben kann, aber durch das Studieren meines eigenen Herzens kenne ich genau den Weg der Praxis der dazu führt, dass der Geist von ihnen befreit wird.
Von Ajahn Dtun, der nach einem Universitätsabschluss in Wirtschaftswissenschaften Mönch in der thailändischen Waldtradition wurde.
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