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traditionsübergreifend
Re: Dharma Nibbana
Als der Haushälter Anāthapiṇḍika todkrank war, hat ihn der ehrwürdige Sāriputta unterwiesen.

Kurzfassung:
"So solltest du dich üben: Ich werde nicht anhaften an den fünf Sinnen, den Sinnesobjekten, dem Gefühl, den vier Elementen, den fünf khandha , den Gebieten der Raumunendlichkeit, Bewusstseinsunendlichkeit, Nichtsheit, weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung und mein Bewusstsein wird sich nicht darauf stützen. Ich werde nicht an dieser und nicht an der jenseitigen Welt anhaften, nicht an dem was gesehen, gehört, empfunden und erlebt wird, was vom Geist angestrebt und untersucht wird, und mein Bewusstsein wird sich nicht darauf stützen."

Gewöhnlich ist das eine Unterweisung für Ordinierte und nicht für Haushälter. Anāthapiṇḍika war aber bereits ein Stromeingetretener (Sotāpanna) und nach seinem Tod erschien er im Tusita Himmel als Nichtwiederkehrer (Anāgāmī). Dort erreichen alle Wesen Nibbana .
Heutzutage kann sich jeder mit der Buddhalehre befassen und Praktiken dieser Art anwenden. Wenn das auch vielleicht nicht zur Anāgāmī-Stufe führen wird, ist es auf jeden Fall sehr nützlich.
 
Re: Dharma Nibbana
Nach Anālayo ist die Vergegenwärtigung des Todes die effektivste Methode überhaupt. Ein Buch, aber auf Englisch, hatte ich sehr lange studiert, als ich meinen Vater ins Jenseits begleitet habe. So sollte man üben, als ob dieser Augenblick der letzte sein könnte, was auch wirklich passieren kann, warum denn nicht?

Als der Autor jung war, erzählt er in einem Interview, hatte er als Fotomodell in Italien gearbeitet. Bestimmt hatte er alles, was nur möglich war, wie die teuersten Restaurants sowie die schönsten Mädchen. Und dann sagte der Arzt ihm, es blieben nur wenige Monate. Punkt. Was sich später als ein Fehler herausgestellt hatte. Aber ohne diese Dringlichkeit, also Samvega,Samvega wäre dann alles wie lauwarm gewesen, keine innere Transformation.
 
Re: Dharma Nibbana
Die Vergegenwärtigung des Todes und überhaupt der Vergänglichkeit löst die Anhaftungen. Wenn man nicht an etwas hängt, muss man nicht leiden, wenn es vergeht. Alles vergeht, auch der eigene Körper und Loslösung bzw. Befreiung ist eigentlich die Essenz der ganzen Lehre und Praxis.
Die Vergänglichkeit zu sehen, ist höchste Weisheit. Viele Lehrreden enden mit dem Satz "Da tat sich ihm das Auge der Wahrheit auf: Was irgend auch entstanden ist, muss alles wieder untergehen."
Wenn das nicht bis auf den Grund durchschaut ist, weiß man nicht wirklich warum man leidet und versucht vergeblich, Leid durch Sinnesfreude zu vertreiben. Damit nimmt die Anhaftung und folglich das Leid immer mehr zu.

Aber ohne diese Dringlichkeit, also Samvega, wäre dann alles wie lauwarm gewesen, keine innere Transformation.
Samvega bezeichnet wohl das Erleben, Alter, Krankheit, Tod und Schicksalsschlägen hilflos ausgeliefert zu sein. Wahrscheinlich fühlt das jeder Mensch hin und wieder, aber nur wenige suchen nach einer echten Lösung und unter ihnen leben nur wenige konsequent danach, das sind die Vorbilder.
 
Re: Dharma Nibbana
Samvega bezeichnet wohl das Erleben, Alter, Krankheit, Tod und Schicksalsschlägen hilflos ausgeliefert zu sein. Wahrscheinlich fühlt das jeder Mensch hin und wieder, aber nur wenige suchen nach einer echten Lösung und unter ihnen leben nur wenige konsequent danach, das sind die Vorbilder.
Ohne Pasāda wäre eine echte Lösung nicht möglich. Das wunderbare Essay von Ajahn Thanissaro Bhikkhu ist dazu eine sehr gute Illustration und Veranschaulichung.

In der Sprache des Pali wird die Emotion, welche der Prinz an diesem Punkt
verspürte, pasáda genannt. Wie schon samvega, so beschreibt auch der Begriff
pasáda ein ganzes Spektrum gefühlsmäßiger Schattierungen. Es wird gewöhnlich
mit "Klarheit und heiterer Zuversicht" übersetzt - geistige Zustände also, die
dafür sorgen, daß unsere Erfahrung von samvega nicht in Verzweiflung abgleitet.
Um auf den Fall des Prinzen zurückzugreifen: er erfuhr an diesem Punkt nicht
nur einen klaren Einblick in seine zutiefst menschliche Zwangslage, sondern
zugleich auch die Zuversicht, einen Ausweg daraus gefunden zu haben

@mukti: (dein Zitat)

Gewöhnlich ist das eine Unterweisung für Ordinierte und nicht für Haushälter. Anāthapiṇḍika war aber bereits ein Stromeingetretener (Sotāpanna) und nach seinem Tod erschien er im Tusita Himmel als Nichtwiederkehrer (Anāgāmī). Dort erreichen alle Wesen Nibbana
Wo steht doch, ich entschuldige mich, dass Anāthapiṇḍika Nibbāna erreicht hat? Es geht um einen sehr guten Daseinsbereich, also Wiedergeburt.

Muss das unbedingt mit Nibbāna enden? Dann bitte ich um die Quelle, die diesen Fall betrifft. Das bedeutet, er hat das Saṃsāra nicht verlassen, so wie ich es verstehe (MN 143).

16. Dann, nachdem der ehrwürdige Sāriputta und der ehrwürdige Ānanda dem Haushälter Anāthapiṇḍika diesen Rat gegeben hatten, erhoben sie sich von ihren Sitzen und nahmen Abschied. Kurz nachdem sie gegangen waren, starb der Haushälter Anāthapiṇḍika und erschien bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode im Tusita Himmel wieder.
Rat an Anāthapiṇḍika - Anāthapiṇḍikovāda Sutta
 

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Re: Dharma Nibbana
Ohne Pasāda wäre eine echte Lösung nicht möglich.
Was sagt das schlaue Wörterbuch?

pasāda m <skr prasāda> 1. Klarheit, Reinheit; 2. Gnade, Gunst; 3. Gemütsruhe, Heiterkeit; 4. Sinneskraft; ~ka Adj klärend, erhellend; ~na n Besänftigen, Gunsterweisen; ~niya Adj vertrauenerweckend, Zuversicht einflößend
Mylius

Ohne Zuversicht, dass es überhaupt eine Lösung gibt, würde man gar nicht danach suchen. Wenn man danach sucht und nicht locker lässt, findet man die Lösung - das große "Aha-Erlebnis". Damit tut sich der Weg auf und wenn man wieder nicht locker lässt, wird alles immer klarer, dukkha wird weniger, Nibbana winkt - naja, in weiter Ferne. Aber ich habe ja viele Leben Zeit ;)
 
Re: Dharma Nibbana
Aber ich habe ja viele Leben Zeit ;)
Na ja.. Ha ....;)

Also, ich mache es öffentlich.


Auf meine Frage über die Wiedergeburt – denn das ist meine Schwachstelle – antwortete Tivagaro Bhikkhu sinngemäß, dass es von einer „persönlichen Wiedergeburt“, wie in meiner Mail formuliert, genauso irreführend wäre wie von einer „persönlichen Erleuchtung “ zu sprechen. Aufgrund von anattā ist es sowieso und zu keiner Zeit „persönlich“. Was sich fortsetzt, ist Bedingtheit – so etwas. Technisch: idappaccayatā.


Ich denke, es ist kein Verbrechen, rein rechtlich gesehen.


Aber mein lieber @mukti, ich habe nicht locker gelassen.


Dann schrieb mir wieder Tivagaro Bhikkhu, dass der Buddha wirklich alles erinnerte, ohne Zweifel, aber dies steht im Einklang mit anattā. Es geht also immer um den Strom der Bedingungen, also immer um bedingte Prozesse, aber es gibt keinen inhärenten Kern dahinter, wie etwa eine Seele.


Und genau deswegen ist Karma möglich. Ansonsten wäre alles/ wie/ eingefroren, eher als Allegorie zu verstehen. Die moderne Physik kann dies in gewisser Weise bestätigen.


Es gibt eine sehr interessante Sendung zu diesem Thema im Deutschlandfunk Kultur. Wenn es hier nicht passt, kann die Moderation sie löschen oder verschieben.


WiedergeburtDie unmögliche Erinnerung​


Ein Kleinkind fängt plötzlich an, sonderbare Geschichten aus einem Leben lange vor seiner Zeit zu erzählen. Ein Fall von Wiedergeburt? Das Konzept ist in vielen Kulturen verankert. Aber ist es wissenschaftlich betrachtet möglich?


Meyer, Anneke; Reuning, Arndt | 08. Dezember 2025, 00:05 Uhr
 
Re: Dharma Nibbana
Dann schrieb mir wieder Tivagaro Bhikkhu, dass der Buddha wirklich alles erinnerte, ohne Zweifel, aber dies steht im Einklang mit anattā. Es geht also immer um den Strom der Bedingungen, also immer um bedingte Prozesse, aber es gibt keinen inhärenten Kern dahinter, wie etwa eine Seele.
Finde ich nachvollziehbar, man erinnert sich ja auch an Vergangenes in diesem Leben, obwohl kein inhärenter Kern dahinter ist. Das Ich oder Selbst entsteht durch Identifikation mit Phänomenen aufgrund von Verblendung und Begehren immer wieder und bezieht sich dabei auf Vergangenes, z.B.: 'Ich war ein Kind', 'Ich habe gestern dieses und jenes getan'. Andernfalls wäre nicht einmal eine zusammenhängende Handlung möglich, etwa lesen oder schreiben. Die Verbindung vom Vergangenen zur Gegenwart ist das Bewusstsein, das permanent alles erfährt. Wenn es fortlaufende Bewusstseinsmomente sind, wird das Vergangene immer an den gegenwärtigen Moment weitergegeben. Da gibt es Analysen wie das genau stattfindet, nach dem Abhidhamma, ich glaube auch im Vishuddhi Magga . Wenn nun der Körper stirbt und das Begehren nicht erloschen ist, setzt sich das Ich-Bewusstsein in einem neuen Dasein fort. Identifikation mit einem neuen Wesen (anderen khandha) beginnt, als hätte man gerade erst begonnen zu existieren. Aufgrund bestimmter Bedingungen oder Praktiken kommt es zu Erinnerungen und mit dem Bewusstsein eines Buddha lassen sich sehr viele vergangene Leben überblicken.
So ungefähr und einfach dargestellt sehe ich das. Wenn jegliches Begehren erloschen ist, gibt es keine Identifikation mehr. Das ist Nibbana in diesem Leben und nach dem Tod entsteht nichts mehr - Parinibbana .
 
Re: Dharma Nibbana
Auf meine Frage über die Wiedergeburt – denn das ist meine Schwachstelle – antwortete Tivagaro Bhikkhu sinngemäß, dass es von einer „persönlichen Wiedergeburt“, wie in meiner Mail formuliert, genauso irreführend wäre wie von einer „persönlichen Erleuchtung“ zu sprechen. Aufgrund von anattā ist es sowieso und zu keiner Zeit „persönlich“. Was sich fortsetzt, ist Bedingtheit – so etwas.
[...]
Es geht also immer um den Strom der Bedingungen, also immer um bedingte Prozesse, aber es gibt keinen inhärenten Kern dahinter, wie etwa eine Seele.
Formulierungen wie im ersten Absatz halte ich für problematisch, denn sie suggerieren den Eindruck, es gäbe ein abhängiges Entstehen und das sich daraus ableitende anatta als etwas, das losgelöst von den Lebewesen und den anderen Phänomenen existieren würde.

Das abhängige Entstehen und das sich daraus ableitende anatta haben auch keinen inhärenten Kern, sondern existieren nur in Abhängigkeit von den Lebewesen und den anderen Phänomen. Den Strom der Bedingungen, die bedingten Prozesse gibt es nicht losgelöst von den abhängigen Phänomenen, sondern nur im Zusammenhang mit ihnen.
 
Re: Dharma Nibbana
Formulierungen wie im ersten Absatz halte ich für problematisch, denn sie suggerieren den Eindruck, es gäbe ein abhängiges Entstehen und das sich daraus ableitende anatta als etwas, das losgelöst von den Lebewesen und den anderen Phänomenen existieren würde.
Aber genau deswegen spricht man im Buch über die absolute und relative Wahrheit, und wie ich es verstanden habe, besteht die Aufgabe des Praktizierenden darin, dass diese relative Ebene mit der absoluten Ebene recht zusammenhängt.
Aber am Ende, rein objektiv gesehen, gibt es nur die absolute Ebene.
Das ist mein eigenes Beispiel:
Wenn ich ein Bein verliere, bleibe ich als Igor weiter bestehen? Und dann die Arme? Klar, ich bliebe. Wenn ich aber das Gehirn verliere, aber diese Transhumanisten mir ein neues Gehirn implantieren könnten, also angenommen: Bleibe ich als Igor weiter bestehen?
Wenn ich sterbe, würde auf dem Denkmal auch Igor stehen, aber es bleiben nur das Gerippe.
Deswegen sagen genau die Prāsaṅgika, alles existiert durch die Kraft der Benennung. Und der Artikel war von mir so viele Male verlinkt.
Das ist sehr wichtig, diese relative Ebene so zu gestalten, durch meine bewusste Absicht, also cetanā, dass sie in innerster Harmonie mit dem Strom der bedingten Entstehung zustande kommt. Ansonsten verfällt die Gesellschaft in Krieg, Zwist, und die rechten Parteien gewinnen die Macht. Dazu ist weises Nachdenken über die Ursachen und Bedingungen unvermeidlich, und wir alle tragen die persönliche Verantwortung.


@mukti
Über Ich-Bewusstsein würde ich hier nicht sprechen, denn das Bewusstsein ist auch ein abhängiges Phänomen. Ein sehr guter WissenschaftlerHier des Bewusstseins hat vor Kurzem das Problem sehr gut ausgedrückt: Es gibt keine Zeit, keinen Raum und kein „Ich“.
Ich finde es echt müßig, darüber zu spekulieren; deswegen betont der Übersetzer, dass alles, was andere Leben betrifft, nur einen kleinen Teil in den Sutren ausmacht. Das Wichtigste ist, was ich hier und jetzt mache. So genau argumentiert auch Anālayo in dem praktischen Ratgeber über Satipaṭṭhāna.
 
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Re: Dharma Nibbana
@mukti
Über Ich-Bewusstsein würde ich hier nicht sprechen, denn das Bewusstsein ist auch ein abhängiges Phänomen. Ein sehr guter WissenschaftlerHier des Bewusstseins hat vor Kurzem das Problem sehr gut ausgedrückt: Es gibt keine Zeit, keinen Raum und kein „Ich“.
Ich finde es echt müßig, darüber zu spekulieren; deswegen betont der Übersetzer, dass alles, was andere Leben betrifft, nur einen kleinen Teil in den Sutren ausmacht. Das Wichtigste ist, was ich hier und jetzt mache. So genau argumentiert auch Anālayo in dem praktischen Ratgeber über Satipaṭṭhāna.
Ich habe mir das ganze Interview angesehen und finde diesen Wissenschaftler sympathisch, z.B. ist er aus Mitgefühl Vegetarier geworden, weil Tiere auch ein Bewusstsein und Gefühle haben und er hat ein Projekt gegründet um Menschen zu helfen, besser mit ihrem Bewusstsein umzugehen.
Aufgrund bestimmter Erlebnisse und Forschungen nimmt er an, dass das Bewusstsein ursprünglich allumfassend und das Ich-Bewusstsein eine einmalige Erscheinung ist. Nach dem Tod geht es wieder dorthin zurück, woher es gekommen ist, wie eine Welle, die sich im Ozean auflöst. Das ist seine derzeitige Überzeugung sagt er und ich bin derzeit nicht davon überzeugt und wäre es wohl auch nicht, wenn ich so ein Neurowissenschaftler wäre.

Das Bewusstsein hängt von den sechs Sinnesobjekten ab, über die es bewusst ist und ist demnach ein Seh-, Hör-, Riech-, Schmeck-, Tast- oder Geistbewusstsein. Das Geistbewusstsein kann formlose Zustände erfahren, dann sind die fünf Sinnesobjekte und das diesbezügliche Ich weg (arūpa-jhāna). Nach der Lehre ist das nicht Nibbana, sondern immer noch eine Zusammensetzung aus Bewusstsein und Bewusstseinsobjekt, die entstanden ist und wieder vergeht, sei es auch nach unvorstellbar langer Zeit. Jemand mag glauben, dass es die höchste Wirklichkeit ist, ich glaube dem Buddha.

Ich finde es echt müßig, darüber zu spekulieren; deswegen betont der Übersetzer, dass alles, was andere Leben betrifft, nur einen kleinen Teil in den Sutren ausmacht. Das Wichtigste ist, was ich hier und jetzt mache. So genau argumentiert auch Anālayo in dem praktischen Ratgeber über Satipaṭṭhāna.
Was ich hier und jetzt mache, ist meines Erachtens nicht zuletzt deshalb wichtig, weil es Konsequenzen hat - für dieses Leben, das nächste oder in einem späteren Leben. Viele Suttas handeln davon, in meiner Wahrnehmung ist es kein kleiner Teil, sondern mit der ganzen Lehre verwoben. Wenn jemand anderer Meinung ist, habe ich kein Problem damit.
 
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Re: Dharma Nibbana
Viele Suttas handeln davon, in meiner Wahrnehmung ist es kein kleiner Teil, sondern mit der ganzen Lehre verwoben. Wenn jemand anderer Meinung ist, habe ich kein Problem damit.
Klar, aber es steht im Buch(PDF):

Im ursprünglichen Pali-Kanon , d.h. in den Suttas, finden sich nur sehr wenige
Beschreibungen vergangener und zukünftiger Leben sowie über Himmel und
Hölle, außerdem werden diese Themen in den meisten Fällen nur kurz erwähnt
oder angedeutet.97 Vergleicht man dies mit den Lehren, die sich auf das gegenwärtige
Leben beziehen, beispielsweise in Bezug zu der Entwicklung von Moral,
der Entwicklung von Sammlung und Weisheit, so zeigt sich, dass erstgenannter
Anteil sehr gering ist.
S.501.

Also, ich wollte niemanden überzeugen, aber was wiedergeboren werden kann, hat E. Conze einmal in einer sehr anschaulichen Analogie erklärt: Wenn ich beim Billard mit dem Stock eine Kugel treffe, geraten viele andere in Bewegung, und man kann nicht genau sagen, welche Kugel zuerst den Anstoß erhalten hat. Das ist wie im Indra -Netz oder im Modell des holografischen Universums, in dem alles miteinander verbunden oder wie verwoben ist.


Eine sehr interessante Stelle dazu findet sich auch in der Milinda-Pañha:


«Ich, o König, war damals der kleine, junge, unmündige Säugling, und ich bin jetzt der Erwachsene. Denn basierend auf eben diesen Körper werden alle diese (Zustände des Kindes und des Erwachsenen) einheitlich zusammengefasst.»


«Gib mir ein Gleichnis!»


«Sagen wir, o König, ein Mann zündet eine Lampe an. Würde wohl diese Lampe die ganze Nacht hindurch brennen?»


«Gewiß, o Herr!»


«Wie aber, o König: ist die Flamme in der ersten Nachtwache dieselbe wie die Flamme in der mittleren, und die Flamme in der mittleren Nachtwache dieselbe wie die Flamme in der letzten?»


«Gewiß nicht, o Herr.»


«Dann brennt wohl, o König, eine Lampe in der ersten Nachtwache, eine andere in der mittleren und wieder eine andere in der letzten Nachtwache?»


«Das nicht, o Herr! Denn das Licht war während der ganzen Nacht abhängig von ein und derselben Lampe.»


«Genau in derselben Weise, o König, schließt sich die Kette der Erscheinungen (Oder: "die Kontinuität der Daseinsvorgänge" dhamma -santati) aneinander. Eine Erscheinung entsteht, eine andere schwindet. Dies verläuft als gäbe es kein Vorher oder Nachher. Daher ist (das Kind) nicht dasselbe (wie der Erwachsene), aber ist auch kein anderer. In (seinem) früheren Bewußtsein ist das spätere Bewußtsein einbegriffen.»
Mil. 2.2.1. Wiedergeburt

Das ist Nyanatiloka. Ich meine nur, dass das richtige und korrekte Verstehen wichtig ist.


Danke für das Feedback, kein Problem.
 
Re: Dharma Nibbana
Aber genau deswegen spricht man im Buch über die absolute und relative Wahrheit, und wie ich es verstanden habe, besteht die Aufgabe des Praktizierenden darin, dass diese relative Ebene mit der absoluten Ebene recht zusammenhängt.
Aber am Ende, rein objektiv gesehen, gibt es nur die absolute Ebene.
Alle Traditionen des indischen Buddhismus akzeptieren die zwei Wahrheiten, die der Buddha gelehrt hat: die konventionelle oder verhüllendes Wahrheit (vohara-sacca) und die letztgültige Wahrheit (paramattha-sacca). Obwohl diese Traditionen die beiden Wahrheiten sehr unterschiedlich definieren, stimmen sie doch darin überein, dass
  • es die beiden Wahrheiten gibt
  • die beiden Wahrheiten eine Einteilung aller Phänomene ist. Es gibt kein Phänomen, das nicht eine der beiden Wahrheiten ist.
  • die beiden Wahrheiten in einem direkten logischen Widerspruch zueinander stehen. Ein Phänomen ist entweder die eine oder die andere Wahrheit und es gibt kein Phänomen, dass beide Wahrheiten ist.
Wie die beiden Wahrheiten miteinander zusammenhängen, darüber habe ich in den Hinayana -Philosophien der Sarvastivadins und Sautrantikas bisher nichts gefunden; wohl aber in den Mahayana -Philosophien. Und dies ist ein sehr wichtiger Aspekt im Zusammenhang mit den beiden Wahrheiten.

Aus dem dritten Punkt ergibt sich, dass die beiden Wahrheiten sich nicht auf die letztgültige Wahrheit reduzieren lassen. Aufgrund der Tatsache, dass die beiden Wahrheiten in einem direkten logischen Widerspruch zueinander stehen, können sie nicht zu einer Einheit werden in der sie nicht mehr voneinander unterscheidbar wären.

"Aber am Ende, rein objektiv gesehen, gibt es nur die absolute Ebene." Wenn die absolute Ebene objektiv bestehen würde, dann würde dies ja bedeuten, dass sie unabhängig von dem wahrnehmenden Bewusstsein existieren würde, sie wäre dann ein äußeres Phänomen, das auch dann bereits existieren würde wenn sie noch nicht vom Bewusstsein erfasst würde.
 
Re: Dharma Nibbana
"Aber am Ende, rein objektiv gesehen, gibt es nur die absolute Ebene." Wenn die absolute Ebene objektiv bestehen würde, dann würde dies ja bedeuten, dass sie unabhängig von dem wahrnehmenden Bewusstsein existieren würde, sie wäre dann ein äußeres Phänomen, das auch dann bereits existieren würde wenn sie noch nicht vom Bewusstsein erfasst würde.
Ja, stimmt, das Wort „objektiv“ sollte weg, dann bleibt das:

Im höchsten Sinne (paramattha) nämlich, so lehrt der Buddhismus, ist das sog. Dasein ein bloßer Prozess von beständig wechselnden körperlichen und geistigen Phänomenen, und weder innerhalb noch außerhalb dieses Werdeprozesses ist irgend eine beharrende Ich-Einheit oder Persönlichkeit anzutreffen
Das stellt den Fluss der idappaccayatā dar.


Und weiter: Es wäre wie früher; die Konventionen sollten im Einklang mit den Gesetzen der Natur gelten. An sie an-zu-passen.


Und dort gibt es kein wahrnehmendes Bewusstsein als den Beobachter/das Subjekt. Die Natur ist nicht dual; das war auch von mir zitiert in Anlehnung an Descartes.


Cogito, ergo sum: So entstand das Leib-Seele-Problem, und dieses gilt bis heute als unlösbar.

Wenn wir sagen „Es regnet“, würde das nicht bedeuten, dass es als ein Subjekt gibt, das das Objekt als Regen verursacht.


Die Sprache ist von Natur aus konventionell. Alles existiert durch die Kraft der Benennung – warum also „alles“? Prasangika, nicht Theravada . Dein Bereich.


Deshalb wollte der Buddha zuerst nicht sprechen. Vielleicht hatte er recht… das war ein Scherz, oder?

...aber nur die Pråsa‡gikas beschreiben
es in dieser besonderen Weise:
Auf der einen Seite gibt es eine gültige
Benennungsgrundlage, hinzukommt
der Geist, der die Benennung
in Abhängigkeit von dieser Benennungsgrundlage
vornimmt. So haben
wir eine gültige Benennungsgrundlage
und einen gültigen benennenden
Geist, und kraft der Benennung
kommt das Phänomen zustande
und existiert als dieses oder jenes.


Wenn ich den Baum sehe, ist das nur die Bezeichnung, denn das Wort „Baum“ setzt voraus, dass alle es auch genau so sehen und etikettieren.


Also, gibt es den Baum oder nicht?


In der Realität gibt es nur bestimmte elektromagnetische Wellen, aber keinen Baum. Das ist die gemeinsame Zusammenkunft oder die Vereinbarung, also die Konvention. So kann man über die Leerheit der Buchstaben sprechen.

Theravāda stellt solche vertrackten Fragen nicht, aber Abhidharma schon.
 

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Re: Dharma Nibbana
Es gibt kein Bewusstsein in der Natur? Das Bewusstsein ist kein Ich und keine Person.
In der Natur gibt es kein Bewusstsein, also im Sinne einer inhärenten Entität, aber man kann durchaus über nāma-rūpa sprechen. Diese sind jedoch untrennbar, wie zwei Seiten derselben Medaille. Vergleiche diese zwei Abschnitte, einen aus dem Pali-Kanon, den anderen von Dōgen, also aus dem Zen -Buddhismus; der Grundgedanke ist jedoch identisch, so scheint es mir.

Der Erhabene:)





9." Ich behaupte aber auch nicht, Verehrter, daß es, ohne daß man das Ende der Welt [263] erreicht hat, möglich sei, dem Leiden ein Ende zu machen. Auch schon in diesem klaftergroßen mit Wahrnehmung und Denksinn ausgestatteten Körper, [264] Verehrter, tue ich kund der Welt Ursprung, der Welt Aufhebung und den zur Aufhebung der Welt führenden Pfad. [265]
S.2.26. Rohitassa - 6. Rohitassa Sutta

Und:

Den Buddhaweg ergründen heißt dich selbst ergründen (Dem Buddhaweg folgen heißt dir selbst folgen/Den Buddhaweg gehen heißt selbst gehen).


Dich selbst ergründen (dir selbst folgen/selbst gehen) heißt dich selbst vergessen.


Dich selbst vergessen heißt von den zehntausend Dingen bezeugt werden.


Von den zehntausend Dingen bezeugt werden heißt Körper und Geist von dir selbst und den anderen fallen lassen.


Die Spuren deines Erwachens lösen sich auf, doch die aufgelösten Spuren des Erwachens führen endlos fort.
Genjōkōan Vergegenwärtigung offenbarer Tiefe


Siehe dazu hier:

Geist und Welt sind keine getrennten Einheiten, vielmehr sind sie grundlegend miteinander verbunden.7
7-S. Gallagher & D. Zahavi, The phenomenological mind. An introduction to philosophy of mind and science (2. Aufla ge), Rousledge, (2012)

Die Quelle:
Ajahn Amaro
Auf den Geist kommt’s an
Der phänomenologische Zugangzur Lehre des Buddha, S. 19(PDF).


 
Re: Dharma Nibbana
In der Natur gibt es kein Bewusstsein, also im Sinne einer inhärenten Entität,
Ach so, klar, inhärent existiert es nicht.

Es gibt in der Natur kein inhärent existierendes Bewusstsein, weil es nichts gibt, das inhärent existiert. Aber dass das Bewusstsein nicht inhärent existiert, bedeutet ja nicht, dass es kein Bewusstsein gibt. Dass es Bewusstsein gibt ist ja nun mal Fakt. Die Frage ist wie existiert es. Inhärente Existenz wurde ausgeschlossen. Deshalb existiert das Bewusstsein eben nur in Abhängigkeit von vielfältigen Bedingungen und Umständen.
 
Re: Dharma Nibbana
Dass es Bewusstsein gibt ist ja nun mal Fakt. Die Frage ist wie existiert es. Inhärente Existenz wurde ausgeschlossen. Deshalb existiert das Bewusstsein eben nur in Abhängigkeit von vielfältigen Bedingungen und Umständen.
Weil man über etwas bewusst ist, weiß man dass Bewusstsein existiert. Also hängt es grundsätzlich von dem ab, worüber es bewusst ist, nämlich über körperliche und geistige Phänomene. Z.B. über angenehme und unangenehme Gefühle; da sind dann diese zwei unterschiedlichen Phänomene, die miteinander verbunden sind: Das Gefühl und das Bewusstsein, das über das Gefühl bewusst ist. Wenn es auch noch darüber bewusst wäre, wie die Erfahrung 'Ich fühle' zustande kommt, wäre dies das Ende des Leids, Nibbana.

Nachvollziehbar ist, dass diese Ich-Erfahrung durch Begehren, Ergreifen, Anhangen zustande kommt, durch den Daseinsdurst, diese Triebfeder des Willens, die alle Wesen hervorbringt. Dieses Begehren ist nicht nur die kausale Ursache, sondern auch die permanente Bedingung für das Dasein. Das wäre kein Problem, wenn es nicht mit Leid verbunden wäre. Ist es aber, weil alles der Veränderung und Vergänglichkeit unterworfen ist. Niemand kann für immer glücklich sein und der Leiden ist kein Ende. Also ist der einzige Weg dem Leid zu entkommen, dieses Begehren aufzugeben. Das wird verhindert durch die Verblendung, dass das Dasein etwas wünschenswertes wäre.

Das bedeutet nicht, dass man das Dasein hassen sollte, das wäre nur die Kehrseite des Begehrens. Nibbana ist eine Frage des Durchschauens, wie das Erwachen des Buddha: "Unwissenheit verschwand, Wissen tauchte auf". Ein Wissen das keine Theorie ist, sondern das Bewusst-Sein darüber, wie alles in Wirklichkeit ist. Was theoretisch nachvollziehbar ist, muss in die Tat umgesetzt werden, das ist der achtfache Pfad. Das Nachdenken klärt die rechte Ansicht, auf deren Grundlage die guten Eigenschaften der Sittlichkeit zu entwickeln sind. Durch Bemühung, Achtsamkeit und Sammlung wird das theoretisch Erkannte allmählich vollkommen bewusst.

Einigermaßen lässt sich nachprüfen, ob Begehren tatsächlich die Ursache von Leid ist. Wenn man z.B. unter einem unangenehmen Gefühl leidet und aufhört es zu ergreifen, sich bemüht es einfach nur wahrzunehmen ohne es zu bekämpfen, erspart man sich eine Menge Kummer, Jammer, Gram und Verzweiflung, solange es gelingt, die Achtsamkeit aufrecht zu erhalten. Vielleicht nur kurz, dann wird man wieder in die Vorstellung 'Ich fühle' hineingezogen, dann erinnert man sich wieder an das bloße Beobachten usw. Mit der Entwicklung von rechter Ansicht, rechter Gesinnung, sittlichem Verhalten und Sammlung wird die Achtsamkeit gestärkt.

So liegt der achtfache Pfad klar vor Augen, man muss ihn nur noch üben. Da gibt es Hindernisse zu überwinden wie Trägheit, Unruhe, Zweifel, Sinnenlust, Übelwollen. Alles ist Übung.
Soweit meine "two cent", man könnte Bücher darüber schreiben. Das überlasse ich lieber den wirklich konsequent Praktizierenden.
 
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