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traditionsübergreifend
Re: Dharma Das Beobachten
Und deine eigene geschilderte Erfahrung aus der Kindheit veranschaulicht das genau. Oder?
Das war nicht die Reinheit des Bhāvanāmaya Paññā, eigentlich war da keine Weisheit dabei, nur ein reines, glückliches Erleben. Ich war nicht über die Vergänglichkeit der Blume bewusst, es gab die Erwartung welche Wunder da noch auf mich zukommen werden und obwohl ohne begriffliche Selbstreflexion, gab es Identifikation mit Körper und Geist. Wenn mich eine Biene gestochen hätte, wäre die Identifikation spürbar geworden und mit dem Glück wäre es vorbei gewesen.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Na ja, mein Lieber, bei mir war es anders. So wie ich es selbst verstehe, ist ein kleines Kind meistens unschuldig und hat noch keine Āsava. Deshalb ziehen einige Autoren den Vergleich mit Jesus und dem "reinen Herzen". Ähnlich sieht es auch der Zen : So wie der Praktizierende im ewigen Jetzt lebt, so ist für Dōgen Sein gleich Zeit. Ich möchte das hier bestimmt nicht ausführlich zitieren, aber ich erinnere mich an einen interessanten Gedanken von David Loy in einem seiner Bücher, in dem er William Blake zitiert – so, wie Kinder die Welt sehen ... und wie Mystiker auch:

Um eine Welt in einem Sandkorn zu sehn
und einen Himmel in einer wilden Blume,
halte die Unendlichkeit in deiner flachen Hand
und die Ewigkeit in einer Stunde.

(Aus: Weissagungen der Unschuld; 1803)
W. Blake, Zitate.

So Bhikkhu Anālayo in Der direkte Weg auf S. 259 anmerkt:

Reines Gewahrsein in dieser Phase des Wahrnehmungsprozesses
zu verankern hindert die latenten Neigungen (anusaya),
die Einflüsse (âsava) und die Fesseln (saáyojana) am Entstehen.
Wie ich früher schon bemerkt hatte: Keine mentalen Fesseln, keine Konditionierungen – ein Kind hat das noch nicht.

Ich erinnere mich auch an die bekannte Begebenheit aus dem Pāli-Kanon, in der der Buddha selbst erzählt, wie er als Kind seinen Vater bei der Feldarbeit beobachtet hat.

31. "Ich überlegte: 'Ich erinnere mich an eine Begebenheit, als mein Vater, der Sakyer beschäftigt war, während ich im kühlen Schatten eines Rosenapfelbaums saß; ganz abgeschieden von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, trat ich in die erste Vertiefung ein, die von anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes begleitet ist, und verweilte darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind. Könnte das der Pfad zur Erleuchtung sein?' Dann, auf diese Erinnerung folgend, kam das Bewußtsein: 'Das ist der Pfad zur Erleuchtung.'"
Die längere Lehrrede an Saccaka - Mahāsaccaka Sutta
 
Re: Dharma Das Beobachten
Warum streichst du eigentlich "keine" durch?
Na klar – ich möchte einfach meine Sichtweise zum Ausdruck bringen.

Ich vermisse meine Kindheit – so wie den Garten Eden. Vielleicht deshalb.

Warum fragst du?

P.S. Ach, ich sollte es anders machen, so etwas: "keine Möglichkeit mehr". Gut bemerkt ...

Alle kleinen Kinder sind rein im Herzen – das weiß doch sogar die Psychoanalyse. Das ist schließlich meine Domäne.

Schaue hier:

Glückselig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen. (Ps 17,15; Ps 24,3; Offb 22,4) 
Dann vergleiche es mit dem:
31. "Ich überlegte: 'Ich erinnere mich an eine Begebenheit, als mein Vater, der Sakyer beschäftigt war, während ich im kühlen Schatten eines Rosenapfelbaums saß; ganz abgeschieden von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, trat ich in die erste Vertiefung ein, die von anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes begleitet ist, und verweilte darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind. Könnte das der Pfad zur Erleuchtung sein?' Dann, auf diese Erinnerung folgend, kam das Bewußtsein: 'Das ist der Pfad zur Erleuchtung.'"
So war mein Gedanke.
 
Zuletzt bearbeitet:
Re: Dharma Das Beobachten
So Bhikkhu Anālayo in Der direkte Weg auf S. 259 anmerkt:

"Reines Gewahrsein in dieser Phase des Wahrnehmungsprozesses
zu verankern hindert die latenten Neigungen (anusaya),
die Einflüsse (âsava) und die Fesseln (saáyojana) am Entstehen."

Ich erinnere mich auch an die bekannte Begebenheit aus dem Pāli-Kanon, in der der Buddha selbst erzählt, wie er als Kind seinen Vater bei der Feldarbeit beobachtet hat.
Wenn Triebe und Fesseln im reinen Gewahrsein nicht entstehen, bedeutet das nicht unbedingt, dass sie ausgelöscht sind, "mit der Wurzel ausgerissen". Das Kind wird älter und die latenten Triebe beginnen sich zu manifestieren.
In der Vertiefung sind die Triebe vorübergehend zurückgedrängt, nachher sind sie wieder da, auch beim Buddha war das so. Später hat er sich jahrelang um Triebversiegung bemüht, was mittels Paññâ schließlich gelungen ist.

Demnach ist in der Kindheit etwas von diesem reinen Gewahrsein vorhanden, aber keine Weisheit, Bhāvanāmaya Paññā. Die "Unschuld" des reinen Gewahrseins ist der Aspekt, zu dem man zurückkehren soll, wie Jesus oder Mystiker sagen. Das bedeutet meines Erachtens nicht, dass man auch wieder so unwissend werden soll wie ein Kind.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Na klar – ich möchte einfach meine Sichtweise zum Ausdruck bringen.

Ich vermisse meine Kindheit – so wie den Garten Eden. Vielleicht deshalb.

Warum fragst du?
Mir ist aufgefallen, dass du öfters Worte durchstreichst. Das ist wohl eine Art Bekräftigung? Ich kenne das nicht.
 
Re: Dharma Das Beobachten
@mukti schrieb: "weiß nicht mal wie man am PC Worte durchstreicht."

Drücke oben neben der Palette auf die drei Punkte, dann siehst Du U (=> unterstreichen)
danach das S (etwas durchstreichen), des weiteren diesen Unterstrich:

... aber was die Fahne bedeuten soll, weiß ich auch nicht ... :unsure:
 
Zuletzt bearbeitet:
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasangika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Re: Dharma Das Beobachten
Das bedeutet meines Erachtens nicht, dass man auch wieder so unwissend werden soll wie ein Kind.
Klar, es geht nicht – denn wir sind als Erwachsene bereits sprachlich konditioniert.

Im Tao oder Dao geht es ebenfalls darum: um diese innere Frische, so klar wie ein Kristall, um Transparenz und Durchlässigkeit.

Dort liegt auch die Wiege des Zen.

Aber letztlich ist – so scheint es mir – der Sinn dahinter fast identisch. Ich kann mich natürlich täuschen, aber vielleicht ist das gar nicht so prinzipiell entscheidend.

Ich habe fast alle dieser Methoden ausprobiert. Ob mit Erfolg oder nicht – das kann ich selbst nicht beurteilen.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Demnach ist in der Kindheit etwas von diesem reinen Gewahrsein vorhanden, aber keine Weisheit, Bhāvanāmaya Paññā. Die "Unschuld" des reinen Gewahrseins ist der Aspekt, zu dem man zurückkehren soll, wie Jesus oder Mystiker sagen.
Das klingt für mich nach Rückkehr ins Paradies aus dem wir mal herausgefallen sind wie es zu Beginn der Genesis 3,1 ff heißt. Wir können zur Unschuld des reinen Gewahrseins nicht zurückkehren, weil wir uns noch nie in diesem Zustand befanden. Seit anfangsloser Zeit kreisen wir in Samsara und sind immer von unseren Geistesgiften geschlagen gewesen.

Buddha Sakyamuni lehrt uns nun, wie wir unsere samsarische Existenzweise, in der wir von unseren Geistesgiften geplagt werden, überwinden können. Indem wir den achtfachen Pfad praktizieren, bewegen wir uns auf den Zustand des reinen Gewahrseins zu. Der Zustand des reinen Gewahrseins liegt also in der Zukunft. Unsere Zukunft liegt also nicht darin, in die Vergangenheit zurückzukehren.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Wir können zur Unschuld des reinen Gewahrseins nicht zurückkehren, weil wir uns noch nie in diesem Zustand befanden.
Deshalb habe ich geschrieben, in der Kindheit ist "etwas von diesem reinen Gewahrsein" vorhanden und "Unschuld" als ein zitiertes Wort in Anführungszeichen gesetzt. Zu Beginn des Lebens ist vor allem Wahrnehmung, bis man allmählich lernt, die Welt zu begreifen. Ohne böse Absichten ist man auch gewissermaßen unschuldig.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Deshalb habe ich geschrieben, in der Kindheit ist "etwas von diesem reinen Gewahrsein" vorhanden und "Unschuld" als ein zitiertes Wort in Anführungszeichen gesetzt. Zu Beginn des Lebens ist vor allem Wahrnehmung, bis man allmählich lernt, die Welt zu begreifen. Ohne böse Absichten ist man auch gewissermaßen unschuldig.
Sicherlich, zu Beginn des Lebens gibt es hauptsächlich sinnliche Wahrnehmung und das kleine Kind ist nicht in der Lage seine Wahrnehmung in Worten auszudrücken, weil ihm diese noch nicht zur Verfügung stehen. Diese Kind hat aber seit seiner Geburt an ein Bewusstsein und dieses Bewusstsein ist geprägt von den heilsamen und unheilsamen karmischen Prägungen, die es in früheren Leben angesammelt hat und von den damit zusammenhängenden drei Geistesgiften.

Von diesen Faktoren hängt es ab wieviel reines Gewahrsein es aus früheren Leben in die aktuelle Existenz mitbringt, denn ein kleines Kind hat nicht von Natur aus ein reines Gewahrsein. Aufgrund dieser Faktoren besitzen auch kleine Kinder unheilsame Absichten und setzen sie auch um, wenn sie dazu in der Lage sind. Die Kinder kommen mit heilsamen und unheilsamen Absichten auf die Welt. Welche der beiden Absichten dann in der aktuellen samsarischen Existenzen die Oberhand gewinnt, ist von viele Umständen in dieser Existenz abhängig und nicht von vornherein festgelegt.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Sicherlich, zu Beginn des Lebens gibt es hauptsächlich sinnliche Wahrnehmung und das kleine Kind ist nicht in der Lage seine Wahrnehmung in Worten auszudrücken, weil ihm diese noch nicht zur Verfügung stehen. Diese Kind hat aber seit seiner Geburt an ein Bewusstsein und dieses Bewusstsein ist geprägt von den heilsamen und unheilsamen karmischen Prägungen, die es in früheren Leben angesammelt hat und von den damit zusammenhängenden drei Geistesgiften.

Von diesen Faktoren hängt es ab wieviel reines Gewahrsein es aus früheren Leben in die aktuelle Existenz mitbringt, denn ein kleines Kind hat nicht von Natur aus ein reines Gewahrsein. Aufgrund dieser Faktoren besitzen auch kleine Kinder unheilsame Absichten und setzen sie auch um, wenn sie dazu in der Lage sind.

Zu Beginn ist hauptsächlich sinnliche Wahrnehmung ohne Begriffe, in diesem Sinn reine oder bloße Wahrnehmung. In einem jahrelangen Prozess entwickelt sich das Verstehen und auch die spezifischen karmischen Prägungen kommen zum Vorschein.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Diese Kind hat aber seit seiner Geburt an ein Bewusstsein und dieses Bewusstsein ist geprägt von den heilsamen und unheilsamen karmischen Prägungen, die es in früheren Leben angesammelt hat und von den damit zusammenhängenden drei Geistesgiften.
Lieber @Helmut .
ich erlaube mir – wie auch Buddhadasa Bhikkhu – nicht an frühere Leben zu glauben.
Das habe ich bereits mehrfach deutlich gemacht und klargestellt.
Deshalb zitiere ich noch einmal aus dem Werk „Auf den Punkt gebracht“ (BGM, 2015):

Auch über das Thema Karma findet man dort aufschlussreiche Passagen.
Ich hoffe, dass diese Haltung als Ausdruck freier Meinungsäußerung bestehen bleiben darf.

Soweit es kamma betrifft, ist das Prinzip „tue Gutes, erhalte Gutes, tue Schlechtes und erhalte Schlechtes" ein Prinzip, das nicht nur vor der Zeit des Buddha existierte, sondern auch von praktisch jeder großen Religion akzeptiert wird. Es ist daher absurd zu behaupten, dass dieses Prinzip in dieser vereinfachten Form ein buddhistisches Prinzip sei. Zwar spricht der Buddhismus in der Tat von kamma, aber sein Zweck ist es, über diese Lehre hinauszugehen; zu zeigen, dass die Früchte von kamma maya - substanzlos - sind und weiter, dass es eine dritte Kategorie von Handlungen gibt, welche die Schubkraft der guten und schlechten Taten neutralisieren können, so dass man über oder jenseits von kamma leben kann. Diese dritte Art von Handlungen ist die Praxis, die zu Nibbāna führt. Dies also ist die wahre buddhistische Lehre von kamma, weil das Ziel des Buddhismus darin besteht, die Menschen aus der Knechtschaft von kamma zu befreien. Was die Lehre der Reinkarnation anbelangt, so gibt es sie in der buddhistischen Lehre nicht, oder genauer, es handelt sich dabei nicht um eine echte buddhis-tische Lehre, weil sie mit der vorupanishadischen kamma-Lehre verbunden ist. Zu dieser Zeit lehrte man, dass Lebewesen ständig sterben und wiedergeboren werden, dass es eine ewige Seele gibt, die fortwährend in Samsara, dem Kreislauf von Tod und Wiedergeburt, kreist und dass sie dabei eine Vielzahl von Bestimmungsorten (unterschiedlich, je nach Lehrmeinung), entsprechend der guten und schlechten Taten des Individuums durchwandert. Es ist absurd zu behaupten, dass es sich dabei um eine buddhistische Lehre handelt. Das Erwachen des Buddha bestand in der Entdeckung, dass es in Wahrheit so etwas wie eine Person oder ein Selbst nicht gibt; dass es einfach nur Unwissen-heit und Anhaften sind, die im Geist aufsteigen und zu der falschen Annahme führen, dass da ein Selbst wäre. Diese Annahme erzeugt enorme Probleme und führt zu Leiden.
 

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Re: Dharma Das Beobachten
Auf welche Fragen, die du @Igor07 , an mich gestellt hast, habe ich denn bisher nicht geantwortet? Es wäre hilfreich, wenn du die Beiträge benennst in denen du die Fragen an mich gestellt hast, die aus deiner Sicht noch nicht von mir beantwortet wurden.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Auf welche Fragen, die du @Igor07 , an mich gestellt hast, habe ich denn bisher nicht geantwortet?

Über die Täuschungen unserer Wahrnehmungen zu reden ist sicherlich wichtig. Aber dies beantwortet nicht muktis Frage an dich. Ich finde, du solltest sie beantworten. Danach können wir uns ja ausführlich über die Täuschungen unserer Wahrnehmungen austauschen.
Danach waren meine Fragen:


"Alles existiert
kraft der Benennung"

@Helmut . Warum "Alles"?❓

Warum spricht der Buddhistische Autor über die "Virtuelle Realität"? @Helmut ? ❓


Ich denke, wir sollten in diesem Faden das Anliegen von @mukti respektieren. Du kannst einen anderen Faden eröffnen. Danke und liebe Grüße.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Ich denke, wir sollten in diesem Faden das Anliegen von @mukti respektieren. Du kannst einen anderen Faden eröffnen. Danke und liebe Grüße.
Vor allem hatte ich Bedenken, dass es wieder mal lange um das Thema Wiedergeburt gehen könnte, wo es dann überhaupt keinen Zusammenhang mit dem Thema hier mehr gibt,
 
Re: Dharma Das Beobachten
Ich liebe es, Eure Beiträge zu lesen, ❤️-lichen Dank dafüṛ. ... So lerne ich u.a. neue Pali -Begriffe, suche sie im Pali-Wörterbuch, übersetze sie in Sanskrit und Tibetisch ... Das macht wirklich Freude, - und ab und zu versuche ich sogar, meine Gedanken zu Eurem Austausch einzubringeṇ (y)
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasangika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Re: Dharma Das Beobachten
Beobachten ist, wie wenn man einen Raum verlässt und durch ein Fenster dem bunten Treiben da drinnen zusieht. Das Fensterglas trennt den Beobachter vom Beobachteten, er ist nicht mehr beteiligt. Weil man aber sehr an den Geschehnissen in diesem Raum hängt, ist es schwierig, ihn zu verlassen. Man muss ja alle groben und feinen Fesseln erkennen und sich davon lösen. Überhaupt erst einmal einsehen, dass man sich in einem Gefängnis befindet wo einem die Mitgefangenen ständig weismachen wollen, wie schön die Heimat ist. Den Raum zu verlassen gilt vielen als Verrat, als feige Flucht oder gar Selbstmord. Und man stellt sich gegen den mächtigen Erbauer und Erhalter des Gefängnisses, der die Herzen der Wesen kennt und lenkt.
Man stellt sich die Freiheit vor und entwischt in mancher Ruhepause, bis man an langer Leine wieder zurückgezogen wird. Ganz draußen war man noch nie, aber man hat einen Plan bekommen und findet mühsam den Weg. Mit jedem Schritt wird deutlicher: Die Welt ist kein Aufenthaltsort für einen aufrichtigen Menschen.

Wenn sich jemand wirklich auf den Weg macht, erschallt unter den Göttern der Ruf: "Dieser edle Jünger beabsichtigt, mit Maro zu kämpfen!" (It.82)
Naja, ein wenig üben im Beobachten ist ja auch schon was, verehrte Götter. Kürzlich hat jemand zu mir gesagt, dass ich zu streng mit mir bin. Da lachen ja die Hühner.
 
Re: Dharma Das Beobachten
Überhaupt erst einmal einsehen, dass man sich in einem Gefängnis befindet wo einem die Mitgefangenen ständig weismachen wollen, wie schön die Heimat ist. Den Raum zu verlassen gilt vielen als Verrat, als feige Flucht oder gar Selbstmord. Und man stellt sich gegen den mächtigen Erbauer und Erhalter des Gefängnisses, der die Herzen der Wesen kennt und lenkt.
Na ja, im Zusammenhang mit dem „Gefängnis“ fällt mir ein: "Reines Gewahrsein" geschieht immer im Hier und Jetzt. In gewisser Weise sind wir also längst befreit – wir ahnen es nur nicht.
Oder anders gesagt: Der Käfig stand die ganze Zeit offen, aber wir suchen immer noch nach dem Schlüssel.
Dazu möchte ich erneut meinen lieben Anālayo zitieren, um diesen Gedanken zu veranschaulichen.
Ach, es geht um die späteren Richtungen, klar:

Traditionen. Sharf (2014:
939) erklärt:
Frühe Chan Dokumente verwenden eine Reihe verwandter Analogien, um die
Beschaffenheit und innewohnende Reinheit des Geistes zu beschreiben: der Geist ist
wie ein mit Staub bedeckter Spiegel; man muss sich auf die ureigene Leuchtkraft des
Spiegels ausrichten, statt auf die flüchtigen Bilder, die darauf erscheinen … in der
Meditation achtet man auf die dem Geist oder Bewusstsein innewohnende Leuchtkraft,
und das bedeutet, die innewohnende Buddha-Natur zu erkennen.
Im Japan des achtzehnten Jahrhunderts drückte Meister Hakuin dieses Erwachen in
poetischer Form aus:94
Für denjenigen, der die Natur des Selbst als ursprüngliche Essenz bezeugt,
Sind Singen und Tanzen wie die Stimme des Gesetzes.
Er hat das Tor zur absolut undifferenzierten Natur geöffnet,
Wenn das geschieht, was gibt es zu suchen?
Ob einer geht oder zurückkommt, es gibt kein „anderswo“.
Der Körper, den er hat, ist in der Tat Buddha.
 

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Re: Dharma Das Beobachten
Beobachten ist, wie wenn man einen Raum verlässt und durch ein Fenster dem bunten Treiben da drinnen zusieht. Das Fensterglas trennt den Beobachter vom Beobachteten, er ist nicht mehr beteiligt.
Wenn das Fensterglas den Beobachter vom Beobachtetem trennt, bedeutet dies ja nicht, dass es keine Beziehung zwischen beiden mehr gibt. Ich denke, dass das Fensterglas eine Analogie dafür ist, dass unsere Wahrnehmung des Beobachtungsobjektes getäuscht ist; und zwar durch unsere Verblendungen. Diese Verblendungen hindern uns daran, die Phänomene so wahrzunehmen wie sie existieren. Weil wir aber daran festhalten, dass die Phänomene so existieren wie sie uns erscheinen, sind unsere Verblendungen, symbolisiert durch das Fensterglas, zu Fesseln, die uns an Samsara ketten, geworden.

Um uns aus Samsara zu befreien, müssen wir das Fensterglas entfernen, damit wir die Phänomene so erfassen wie sie tatsächlich existieren. Durch das Entfernen des Fensterglases hört weder der Beobachter noch das Beobachtete auf zu existieren.
 
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