Re: Theravada Vergänglichkeit
Vielleicht gibt es hier auch nochmal eine Unterscheidung im Umgang von z.B. Ordinierten, oder Menschen, die eher zurückgezogen praktizieren, und Menschen, die ein weltliches Leben führen, und damit notwendigerweise mit vergänglichen Dingen des Alltags umgehen müssen.
Auch Ordinierte leben nicht unbedingt zurückgezogen; aus meinem Umfeld kann ich z.B. Bhiksuni Jampa Tsedroen (Dr . Carola Roloff) anführen, die an der Uni Hamburg anzutreffen ist - sofern sie nicht gerade um den Globus reisen muss, um ihren vielfältigen Aufgaben nachzukommeṇ Auch Gehe Thubten Ngawang lebte nicht zurückgezogen, sondern lehrte, (wie so viele andere Ordinierte auch).

Es geht ja nicht darum sich von Alltagsangelegenheiten fernzuhalten, (schließlich muss ein jeder, und zuweilen auch der Ordinierte, seiner ihm auferlegten Tätigkeit nachkommen), sondern allein darum, die wahre Natur der Dinge korrekt wahrzunehmen - und somit auch ihren Nutzen für die Erleuchtung . ...

PS: habe Deine Aussage, #25 gerade erst geseheṇ
 
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Re: Theravada Vergänglichkeit
Die sind aber Ordinierte im Mahayana .

Vielleicht wird das nicht deutlich: Ich habe bewusst das Präfix für diesen Thread ganz am Anfang schon mit Einverständnis von @mukti auf "Theravada " geändert. Und zwar aus der Erfahrung heraus, dass in einer Diskussion sehr schnell die Deutungshoheit über Begriffe aus der tantrischen oder zumindest einer Mahayana-Sichtweise kommt. Wir sind hier derzeit viele, die Mahayana praktizieren, aber sehr wenige, die im Theravada (oder säkular) praktizieren. Wir können daher nur mit etwas Selbstdisziplin dieses Verhältnis innerhalb einer Diskussion in ein Gleichgewicht bringen.

Die Präfixe bedeuten hier praktisch das Gleiche, als wenn der Thread in einem eigenen Forum einer bestimmten Tradition stünde. Die Deutungshoheit liegt bei der Tradition, in der dieser Thread gestartet wurde. Vergleiche mit der eigenen Praxis und eigene Erfahrungen sind sicher willkommen, aber der Fokus sollte bitte nicht vollständig abgleiten!
 
| Mein Blickwinkel: Offen für Fremdeinflüsse. Wichtig ist mir, alles in seinem Kontext zu belassen und authentische Lehren zu schützen. Gleichzeitig ist mein Denken vernetzt und ich schreibe gerne in meinen eigenen Worten, was ich glaube, verstanden zu haben.
Re: Theravada Vergänglichkeit
Zur Frage:
wie praktiziert ein Theravada-Praktizierender im Alltag, wie geht er - pragmatisch - mit den Dingen um, die Begierde usw. wecken?
Wahrscheinlich bemühen sie sich, (ebenso, wie auch die Buddhisten der anderen Traditionen), darum, im Sinne der Lehrmeinungen ihrer Tradition den Dharma im Alltag zu leben.

Die folgende Unterweisung scheint mir da recht hilfreich zu sein:

Majjhima Nikāya 20 - Die Stillung störender Gedanken - Vitakkasanthāna Sutta

 
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Re: Theravada Vergänglichkeit
Ich würde gerne den Fokus zurück auf die Theravada-Sichtweise lenken: wie praktiziert ein Theravada-Praktizierender im Alltag, wie geht er - pragmatisch - mit den Dingen um, die Begierde usw. wecken?

Für Laien im Theravada, sind vor allem die fünf Sila von Bedeutung. Man kann offiziell Zuflucht nehmen zu Buddha, Dhamma und Sangha und versichern dass man sich bemühen wird mindestens die fünf Sila einzuhalten:
Abstehen vom Töten irgendwelcher Lebewesen, vom Nehmen was nicht gegeben wurde (stehlen), von sexuellen Beziehungen mit anderweitig Verheirateten, Abstehen davon die Unwahrheit zu sagen (lügen) und vom Genuss von Rauschmitteln. Zu Uposatha einmal die Woche kann man aber muss nicht mehr Regeln befolgen wie völlige sexuelle Enthaltsamkeit, nach Mittag nichts essen, keinen Schmuck oder Schminke tragen und keine Schaustellungen, Musik oder Tanz. Auch sollte man keinen Beruf ausüben der mit Gewalt verbunden ist, z.B. Fleischhauer, Schlachter, Soldat.

Wie man das erreicht ist individuell, das Entsagen kann vorwiegend auf Vertrauen basieren, auf Einsicht oder Meditation . Hilfreich ist natürlich der Kontakt zu einem Lehrer und zu Gleichgesinnten. In der Lehre gibt es ja viele Hinweise wie man mit Begierden usw. umgeht, da kann jeder das anwenden was ihm am Meisten hilft. Z.B. kann jemand die Vorstellung über die Innereien des Körpers von sexuellen Ausschweifungen abhalten während ein anderer dabei nur depressiv wird. Für jemand mag das Ansehen eine große Rolle spielen während jemand anderen ein schlechtes Image von nichts abhält, usw. Es ist auch jedem selber überlassen wie weit er auf seinem Weg kommen möchte und was er sich dabei von den Lehren an die Ordinierten abschaut.
 
Re: Theravada Vergänglichkeit
Im tibetischen Buddhismus gibt es eine Praxis in der man alles verschenkt. Ich glaube, die hilft mir da am meisten. Eine alte Wohnung, der ich nach trauere, meine Großeltern, die ich vermisse. Eine Erinnerung. All diese Dinge werden verschenkt. Das macht mir Spaß.:D

Großzügigkeit und Geben (Dana ) ist im Theravada auch den Laien besonders angeraten. Ich war immer sehr sparsam und bin dabei knausrig geworden, jetzt strebe ich kein Ziel mehr an für das man viel Geld braucht und fange auch an mit dem Verschenken. Das weitet das Herz und kommt allen zugute.

Das Vorbild par excellence ist im Theravada der reiche Kaufmann Anāthapiṇḍika der alles an den Orden verschenkt hat bis er am Ende verarmt ist. Der hatte aber schon bei der ersten Begegnung mit dem Buddha den Stromeintritt erreicht.
 
Re: Theravada Vergänglichkeit
Zu Uposatha einmal die Woche kann man aber muss nicht mehr Regeln befolgen wie völlige sexuelle Enthaltsamkeit, nach Mittag nichts essen, keinen Schmuck oder Schminke tragen und keine Schaustellungen, Musik oder Tanz. Auch sollte man keinen Beruf ausüben der mit Gewalt verbunden ist, z.B. Fleischhauer, Schlachter, Soldat.

Das ist etwas, das ich am Buddhismus extrem sympathisch finde - dass Regeln eigenverantwortlich und individuell verstanden werden. Es wird erklärt, was zu was führt, es gibt Empfehlungen - und dann schaut man, was man davon umsetzen kann. Während es z.B. im Christentum Verbote gibt, wie das Tanzverbot an bestimmten kirchlichen Feiertagen, wo nicht nur die (katholischen) Christen, sondern die gesamte Gesellschaft eingeschränkt wird. Es dürfen nicht mal Tanzveranstaltungen stattfinden. Ich finde, in die Zukunft schauend, es wichtig, dass Religionen ihre Regeln nicht auch Atheisten oder Anhängern anderer Religionen überstülpen. Auf der anderen Seite, wenn z.B. das Tanzverbot zu einer individuellen Sache würde, könnte man als Buddhist einfach freiwillig einen "Uposatha"-Tag daraus machen, und schon hätte man eine Gemeinsamkeit, etwas, das verbindet.
 
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Re: Theravada Vergänglichkeit
Es ght doch nicht darum, Verlangen, eine Form von Begierde, audkommen zu lassen um sie dann wieder loszulassen. Es geht doch darum, Verlangen gar nicht erst aufkommen zulassen. Es geht doch darum, Gegenmittel gegen Verlangen anzuwenden, damit das Verlangen gar nicht erst entsteht.

Das geht halt nicht so von heute auf morgen, nur ein Arahant ist ohne jedes Verlangen. Durch die Praxis verringert es sich allmählich, z.B. indem man das Verlangen beobachtet wenn es entsteht und sich daran erinnert dass es unheilsam ist dem nachzugehen. Dazu ist es nötig zu wissen warum es unheilsam ist:
Unbefriedigend sind die Sinnenfreuden, sie bringen viel Leid und Unruhe mit sich, das Nachteilige überwiegt dabei. (u.a. M.22.)
Trotzdem gelingt es nicht immer das Entstehen und Vergehen des Verlangens zu betrachten ohne ihm nachzugehen, es erfordert viel Übung. Wenn man sich nur mit den Sinnesfreuden zufrieden gibt die von selber kommen, ohne dass man sie extra aufsucht, ist meines Erachtens schon viel erreicht.
Z.B. ein warmer Sommertag, alles blüht und grünt, die Vögel singen und man empfindet Frieden, Harmonie und Glück. Da habe ich mich gerne der Vorstellung hingegeben ewig so zu leben, als gäbe es eine Welt in der dies möglich ist. Mittlerweile gebe ich diesem Zustand keine solche Bedeutung mehr. Ich freue mich darüber und genieße es, denke aber auch daran dass die Blumen verwelken, die Vögel sterben und die Welt wieder kalt und finster wird.

Die Sinnesfreuden wecken Verlangen nach mehr oder nach Dauer, zudem nach Wiederholung. Was Freude macht sucht man immer wieder auf und so entsteht Gewohnheit die sich einprägt. Sie gräbt sich ein wie eine Nadel die immer in der selben Rille einer Schallplatte läuft und je tiefer die Rille wird, desto schwieriger wird es herauszukommen. Meistens funktioniert es nicht Gewohnheiten radikal abzustellen, man wird neurotisch oder fällt immer wieder zurück und der Unterschied zwischen Ist- und Soll-Zustand kann dann zu Verzweiflung führen. Besser finde ich es langsamer und geduldig, aber stetig vorzugehen und seine Fehler zu akzeptieren mit der Perspektive sie allmählich, Schritt für Schritt abzulegen, wie lange das auch immer dauern mag.
 
Re: Theravada Vergänglichkeit
Meditation ist erst dann eine Meditation, wenn man die Welt sieht, und es bei dem sehen belässt. Keine Geschichten entstehen lassen.
.....
Die Welt wird niemals still stehen, und alle unsere Bedürfnisse befriedigen.
Aber wir können Loslassen und uns mit jener Stille verbinden, die immer schon da war.

Man kann wohl einen "Punkt" finden der von keiner Erscheinung berührt wird. Dieser "Punkt" ist keine Erscheinung, kein Etwas aber auch kein Nichts, aber damit sage ich schon wieder zuviel Theoretisches.

Von dem ausgegangen was tatsächlich vorhanden ist lässt sich das Dasein doch herunterbrechen auf Bewusstsein und alles was darin erscheint (viññāna und nāma rūpa). Alles Körperliche sowie auch alles Denken, Fühlen und Wollen sind Erscheinungen im Bewusstsein in einem ununterbrochenen Fluss des Entstehens und Vergehens. Mit den Erscheinungen verändert sich ständig das Bewusstsein, aber seine Funktion bleibt immer gleich, nämlich über etwas bewusst zu sein. Außer über die passive Wahrnehmung der Sinnesobjekte lässt sich über die Reaktionen auf die Wahrnehmungen bewusst werden - durch etwas entsteht Begierde, etwas anderes erregt Hass, über etwas macht man sich Gedanken, Handlungsimpulse entstehen. Und da ist dieses Gefühl des Ich und die Vorstellungen über die Persönlichkeit und alles das ist Erscheinung im Bewusstsein.

Wenn man sich nicht in den Erscheinungen verliert ist Klarheit, Stille, Frieden... wenigstens eine Ahnung davon dass man nicht ganz verloren ist im Samsara , dank der Lehre des Erhabenen.
 
Re: Theravada Vergänglichkeit
Wenn man sich nur mit den Sinnesfreuden zufrieden gibt die von selber kommen, ohne dass man sie extra aufsucht, ist meines Erachtens schon viel erreich

Was meinst Du mit Sinnesfreuden, die von selber kommen? :unsure:
Man hat doch im jetzigen (oder früheren) Leben die Ursachen dafür gelegt, dass die Wirkung (Sinnesfreuden) nun heranreift.
"Von selber" kommen die Sinneserfahrungen aus meiner Sicht nicht, weil sie eine Erfahrungen des Geistes sind.
Egal ob man irgendwo hinfährt zum Konzert oder zum Theater oder ob man schlicht das schöne Wetter genießt.

Besser finde ich es langsamer und geduldig, aber stetig vorzugehen und seine Fehler zu akzeptieren mit der Perspektive sie allmählich, Schritt für Schritt abzulegen, wie lange das auch immer dauern mag.

Ja, das sagt meine Dharmatutorin auch immer. Mit sich selbst milde sein im Bewusstsein, dass man nicht perfekt ist. Und möglichst im Alltag viele kleine Meditationseinheiten zu machen und diese dafür umso intensiver.
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe aus dem Blickwinkel verschiedener Rollen, die mein jetziges Leben prägten. Als Sohn, als Ehemann, als Arbeitnehmer, als Volkswirt und vor allem als Schüler der buddhistischen Philosophie, wobei ich versuche, diese in mein Leben zu integrieren.
Re: Theravada Vergänglichkeit
Wenn man sich nur mit den Sinnesfreuden zufrieden gibt die von selber kommen, ohne dass man sie extra aufsucht, ist meines Erachtens schon viel erreicht.
Was meinst Du mit Sinnesfreuden, die von selber kommen? :unsure:
Sinnesfreuden, die von selber kommen: z.B. das Wahrnehmen eines kurzen wärmenden Sonnenstrahls, hervorgekrochen aus wolkenverhangenen Himmel ... Ein ebenso kurzer Moment der Freude - ohne Begehren nach mehr, ohne Ablehnung der Wolken ...
Man hat doch im jetzigen (oder früheren) Leben die Ursachen dafür gelegt, dass die Wirkung (Sinnesfreuden) nun heranreift. "Von selber" kommen die Sinneserfahrungen aus meiner Sicht nicht, weil sie eine Erfahrungen des Geistes sind.
Das Du Dich in dieser oder jener Situation befindest, und wie Du Wahrgenommenes zu werten beliebst, fällt in den Bereich Karma

Wie es um die Wertung in Deiner aktuellen Wahrnehmung bestellt ist, kannst Du genau in dem Moment der Wahrnehmung selbst entscheiden; es beruht auf dem, was Du in diesem Leben auf der Basis dieses „Haufens mitgeschleppten Karmas“ bis zu genau jenem Zeitpunkt gemacht hast.

Schau mal:
In den alten indischen Traditionen, sowohl in den nicht-buddhistischen als auch in den buddhistischen Schulen, gab es etwas, das als das „innerliche Gewahrsein der Kontaktaufnahme“ (inneres Kontaktbewusstsein) bezeichnet wurde.

Im Buddhismus wird dies als der Geistesfaktor definiert, der, während er mit einem Wahrnehmungsobjekt in Verbindung tritt, dieses Objekt als angenehm, unangenehm der neutral unterscheidet, und so als Grundlage dafür dient, eine Empfindung von Glück oder Unglücklichsein zu erleben oder eine neutrale Empfindung zu erfahren.

Auf Grundlage dieses innerlichen Gewahrseins der Kontaktaufnahme, das als eine herbeiführende Ursache genommen wird, entsteht eine körperliche Wahrnehmung, und bei dieser handelt es sich um eine unmittelbar vorausgehende Bedingunge für die geistige Wahrnehmung von Schmerz oder Freude. …“ Dalai Lama XIV, Die Natur des Geistes

Lieber @mukti - :unsure: ich hoffe, dass das im Theravada_Thread so ok isṭ Falls nicht, bitte löschen lasseṇ Danke 🤗
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Re: Theravada Vergänglichkeit
Wir wollen uns ja austauschen :) Es sollen nur "präfix-fremde" Beiträge nicht überhand nehmen.
 
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Re: Theravada Vergänglichkeit
| Mein Blickwinkel: Offen für Fremdeinflüsse. Wichtig ist mir, alles in seinem Kontext zu belassen und authentische Lehren zu schützen. Gleichzeitig ist mein Denken vernetzt und ich schreibe gerne in meinen eigenen Worten, was ich glaube, verstanden zu haben.
Re: Theravada Vergänglichkeit
Wenn man sich nur mit den Sinnesfreuden zufrieden gibt die von selber kommen, ohne dass man sie extra aufsucht, ist meines Erachtens schon viel erreicht

Was meinst Du mit Sinnesfreuden, die von selber kommen? :unsure:
Man hat doch im jetzigen (oder früheren) Leben die Ursachen dafür gelegt, dass die Wirkung (Sinnesfreuden) nun heranreift.
"Von selber" kommen die Sinneserfahrungen aus meiner Sicht nicht, weil sie eine Erfahrungen des Geistes sind.
Egal ob man irgendwo hinfährt zum Konzert oder zum Theater oder ob man schlicht das schöne Wetter genießt.
Ich meine Freuden die unvorhergesehen auftreten, ohne dass man es beabsichtigt hat. Ein Beispiel harmlosen Vergnügens: Unversehens flattert ein seltener Schmetterling heran, setzt sich vor meinen Augen auf eine blaue Kornblume und öffnet seine großen bunten Flügel - ach wie schön. Was anderes ist es wenn ich bei einer Wiese eine Stunde auf der Lauer liege und darauf warte dass vielleicht dieser Schmetterling auftaucht.

Wenn ich in den Genuss des Anblicks komme ohne direkt etwas dafür getan zu haben dann habe ich wohl früher, vielleicht in einem vorigen Leben, etwas getan das mir jetzt diese Freude beschert. Genau genommen geschieht also nichts von selber, alles hat eine Ursache. Aber daran kann ich mich nicht erinnern, in der augenblicklichen Erfahrung geschieht es wie von selber.

Im Leben muss man viele Dinge tun um es zu erhalten, darüber hinaus ist man Verpflichtungen eingegangen, etwa für eine Familie zu sorgen. Während man so handelt erfährt man Freuden und Leiden. Wenn man aus Pflichtgefühl handelt, weil es eben getan werden muss, die entstehenden Freuden dankbar annimmt und die Leiden geduldig erträgt, ist wohl schon viel mehr erreicht als wenn man um der Freude willen handelt und mit dem Leiden hadert.
 
Re: Theravada Vergänglichkeit
Das ist etwas, das ich am Buddhismus extrem sympathisch finde - dass Regeln eigenverantwortlich und individuell verstanden werden. Es wird erklärt, was zu was führt, es gibt Empfehlungen - und dann schaut man, was man davon umsetzen kann. Während es z.B. im Christentum Verbote gibt, wie das Tanzverbot an bestimmten kirchlichen Feiertagen, wo nicht nur die (katholischen) Christen, sondern die gesamte Gesellschaft eingeschränkt wird. Es dürfen nicht mal Tanzveranstaltungen stattfinden. Ich finde, in die Zukunft schauend, es wichtig, dass Religionen ihre Regeln nicht auch Atheisten oder Anhängern anderer Religionen überstülpen. Auf der anderen Seite, wenn z.B. das Tanzverbot zu einer individuellen Sache würde, könnte man als Buddhist einfach freiwillig einen "Uposatha"-Tag daraus machen, und schon hätte man eine Gemeinsamkeit, etwas, das verbindet.

Solche allgemein gültigen Gesetze gehen zu weit, ich finde jeder soll tun dürfen was er will, solange er niemandem schadet. Der Buddha sagt dass erst mit dem vollständigen Erwachen klar ersichtlich ist, dass Sinnesfreuden in jedem Fall schädlich sind:

Was bedingt durch Körperlichkeit, Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen und Bewusstsein an Glücksgefühl und Freude entsteht, das ist der Genuss, dass diese vergänglich sind, leidvoll, der Veränderung unterworfen, das ist das Elend, was bezüglich Körperlichkeit, Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen und Bewusstsein Zügelung der Willensgier ist, Aufgeben der Willensgier, das ist das Entrinnen. Als ich bei diesen fünf Gruppen des Anhangens so den Genuss als Genuss, das Elend als Elend, das Entrinnen als Entrinnen der Wirklichkeit gemäß erkannt hatte, da bekannte ich, ihr Mönche, zur unvergleichlichen, höchsten Erleuchtung erwacht zu sein. (S.22.26.)

Wenn man darüber gründlich nachdenkt ist das Leidhafte am Genuss und der Weg zur Befreiung nachvollziehbar. Man kann aber niemand darüber aufklären der gar nichts davon wissen will - das ist wohl auch eine Einsicht die sich beiläufig am Weg zur Erkenntnis der Wirklichkeit einstellt.
Wenn die Entsagung auf dem Glauben an einen ewigen Schöpfergott gründet hat man dagegen einen Grund nach seinem Willen zu handeln, z.B. in seinem Sinn Macht auszuüben.
 
Re: Theravada Vergänglichkeit
Wenn man die Vergänglichkeit im allem wahr-nimmt, aber nichts darüber liest oder denkt, dann es folgt der nächte Schritt. Man hat die Angst im Jetzt zu leben. Und er wollte etwas festhalten, wie die eigene Gesundheit oder Jugend, ( Bücher-lol), aber was ihm nichts gefällt, fernzuhalten, wegzustossen. Deswegen leidet man. Denn man kann nichts die Zeit einzufrieren. Wenn ich aber noch tiefer gehe, ich sehe, dass es alles ohne den Innteren Inhalt, den inneren ( inhärenten) Kern, also je mehr man egal was begehrt, desto mehr ensteht Leid, ohne Unterlass. Wenn man damit satt wäre, dann entsteht der Ekel, wegen des Lebens, wie es der Otto-Normale führt... wie im Roman " Der Ekel" von Sartre. So war auch mit dem Buddha. Der hatte das ganze durchgeschaut, und wollte es nichts weiter mit-spielen. Und deswegen er war besessen das zu finden, was nichts mit dem "Begierde" zu tun hat, egal wie man das definiert und versteht, zu entdecken.
Was bleibt, wenn alles bedingte ( anhängige) fallen lassen würde? So war er auf dem Weg .... zu Nibbana .
 
Re: Theravada Vergänglichkeit
Auch wenn der Thread schon älter ist, würde ich kilayas Frage dennoch gern beantworten, da ich das für praktisch sehr wichtig erachte.

Im Theravada (oder zumindest in den Sutren) ist dem Buddha ganz klar, dass man als Laie im Haus nicht die Anforderungen an die Mönche erfüllen kann. Da ist der Laienanhänger sogar zu tadeln, wenn er es sich (und den ihm Anvertrauten) nicht hin und wieder befriedigend macht - also Kindern, Parter/in, Bediensteten ein schönes Leben ermöglicht, obwohl er könnte.

Wichtig ist nur, beim sinnlichen Genuss drei Punkte zu prüfen:

Verletzung der Sila
rauschhafte Befriedigung
Vergessen des Blicks auf die Befreiung

Stellvertretend für viele: S 41,12

Hierbei nun, Vorsteher, ist der zehnte sinnlich Genießende aus vier Gründen zu loben. Daß er auf rechte Weise und gewaltlos Reichtum suchte, aus diesem ersten Grund ist er zu loben. Daß er sich selber glücklich und froh machte, aus diesem zweiten Grund ist er zu loben. Daß er teilte und Verdienst wirkte, aus diesem dritten Grund ist er zu loben. Daß er diesen Reichtum nicht verstrickt, betört, hingerissen genießt, sondern das Elend sieht mit der Weisheit des Entrinnens, aus diesem vierten Grund ist er zu loben. Dieser sinnlich Genießende, Vorsteher, ist aus vier Gründen zu loben.

Als Laie im Alltag kann man also durchaus nach der Lehre leben und mit seiner Familie und den Freunden ein gutes Essen genießen - man sollte es klarbewusst und ohne Tugendverletzung tun - und darüber nicht vergessen, dass diese Freude vergänglich ist.
 
Re: Theravada Vergänglichkeit
Als Laie im Alltag kann man also durchaus nach der Lehre leben und mit seiner Familie und den Freunden ein gutes Essen genießen
Das steht aber im Widerspruch zum Sutra :

Daß er diesen Reichtum nicht verstrickt, betört, hingerissen genießt, sondern das Elend sieht mit der Weisheit des Entrinnens,
So verstehe ich... Egal welches "Geniessen" als das "Elend " durchzuschauen. Das Genisssen bindet an Samsara. Das kann ätzend kingen, aber so auch Visuddhi-Magga , in so vielen Stellen. Ohne das absolute "Aus-Kotzen" und das "Abwenden " von allen "Genussen" die Befreiung wäre nichts möglch.
 
Re: Theravada Vergänglichkeit
Edit : Habe ich eben erst gesehen, dass das worauf ich geantwortet habe, gar nicht der letzte Beitrag war, nur von Seite 1, und es auch noch die Seite 2 gibt und da auch schon einiges geantwortet wurde hierauf :
kilaya
Das ist ja die tantrische Sichtweise, die hier den meisten vertraut ist. Ich würde gerne den Fokus zurück auf die Theravada-Sichtweise lenken: wie praktiziert ein Theravada-Praktizierender im Alltag, wie geht er - pragmatisch - mit den Dingen um, die Begierde usw. wecken?
Edit : Ich lasse das dennoch stehen, was ich antworten wollte :

Da ich es schon länger nicht mehr bei Begehren angewandt habe, ist das nur eine Vermutung, wie es die Theravadadin machen :
Die Vier Rechten Anstrengungen (samma padhana)
Aufgestiegene unheilsame Dinge aufgeben / auflösen. Unaufgestiegene heilsame Dinge ins Leben rufen.

Aufgestiegene heilsame Dinge festigen.
Unaufgestiegene unheilsame Dinge vermeiden
Quelle : Wiki

Mir ist aber aufgefallen, dass ich es immerhin im Alltag ansonsten ein wenig übe oder anwende, zB nichts zu unheilsames zu denken bei allem möglichem.
Aber bei Gier, das wäre eher so ein Drang, manchmal so dass man den Gedanken nicht erkennt, eher ist es wie ein getrieben sein etwas bestimmtes
zu sich zu nehmen zB. Da ist es nicht so einfach für mich. :):cautious:
 
Zuletzt bearbeitet:
Re: Theravada Vergänglichkeit
Das steht aber im Widerspruch zum Sutra:

Welchem? Also welchem, das sich an im Haus lebende Laienanhänger richtet?

Das im Endeffekt jedes Genießen ein Anhaften ist, das - für die endgültige Befreiung - überwunden werden muss, sehe ich auch so. Aber der Buddha hat ganz dezidiert im Haus Lebende beraten - und genau gewusst, dass die strengen Mönchsregeln im Haus nicht zu verwirklichen sind neben Beruf, Partnerschaft und Kindern. Deshalb hab ich SN 42,12 zitiert, lies es Dir mal durch. :)

Da erklärt der Buddha sehr genau, wie man "Sinneslust im Haus leben kann und dennoch nach der Lehre lebt". SN 42,12 ist nicht die einzige Sutra, da sind immer wieder Menschen, denen ab Abstehen von den Sinnen "ein Sturz in den Agrund" wäre oder Ähnliches. Bei Interesse kann ich sicher noch ein paar Beispiele heraussuchen.
 
Re: Theravada Vergänglichkeit
Cfant schrieb:
der Buddha hat ganz dezidiert im Haus Lebende beraten - und genau gewusst, dass die strengen Mönchsregeln im Haus nicht zu verwirklichen sind neben Beruf, Partnerschaft und Kindern.
Cfant schrieb:
Da erklärt der Buddha sehr genau, wie man "Sinneslust im Haus leben kann und dennoch nach der Lehre lebt". SN 42,12 ist nicht die einzige Sutra, da sind immer wieder Menschen, denen ab Abstehen von den Sinnen "ein Sturz in den Agrund" wäre oder Ähnliches. Bei Interesse kann ich sicher noch ein paar Beispiele heraussuchen.
Das finde ich sehr interessant. Ich halte das Thema für wichtig und denke das es einen eigenen Thread verdient hat.
@Cfant: Möchtest Du nicht einen neuen Thread eröffnen "Buddhas Empfehlungen für Laienanhänger/Haushälter" oder wie auch immer?
 
| Mein Blickwinkel: Gem. meiner Lehrtradition versuche ich aus dem Blickwinkel kulturell und spirituell in Thailand geprägter Menschen zu schreiben und im Rahmen meiner Möglichkeiten ein Kompatibilisieren der Lehre mit im Westen populären Denkmustern und Gewohnheiten zu vermeiden
Re: Theravada Vergänglichkeit
@Monthatip : Ich weiß nicht, ob ich da die Kompetenz habe, dazu viel zu sagen ;)
Wenn Dich das Thema interessiert, kann ich Dir dieses Buch sehr ans Herz legen: Der Buddha sprach nicht nur für Mönche und Nonnen von Fritz Schäfer

Da bespricht Schäfer die Lehre des Buddhas anhand jener Sutren, die sich entweder dezidiert an Laienanhänger richten und den Mönchen zur Weitergabe an Haushälter gegeben wurden.

Mir hat das Buch enorm viel gegeben, weil sich da tatsächlich zwei völlig verschiedene Wege ergeben - einer für Mönche, einer für Laien. Das nimmt ziemlich viel Frustration raus, denn Schäfer zeichnet da einen sehr viel gangbareren Pfad, als einfach zu versuchen, ein Mönch zu sein, während die Kids in der Früh rumtrödeln und man schon dringend ins Büro muss o_O;)

Es ist zwar teuer, aber sein Geld wert. Wobei die Schrift im Buch sehr klein ist, ich hab mir daher auch die Kindle-Version gegönnt.
 
Re: Theravada Vergänglichkeit
Cfant schrieb:
@Monthatip : Ich weiß nicht, ob ich da die Kompetenz habe, dazu viel zu sagen ;)
Einen Thread eröffnen bedeutet ja nicht auf das Podium zu gehen und eine Rede zu halten.
Es ist ja auch möglich mit einem Thread zB eine Frage in den Raum zu werfen.
Man bietet hierdurch die Möglichkeit Infos und Meinungen zu einem Thema zu sammeln.
Außerdem werden so die verschiedenen Topics im Forum übersichtlich und für alle auffindbar sortiert.
Es hält außerdem das Forum lebendig wenn neue Threads eröffnet werden finde ich.

Cfant schrieb:
Wenn Dich das Thema interessiert, kann ich Dir dieses Buch sehr ans Herz legen: Der Buddha sprach nicht nur für Mönche und Nonnen von Fritz Schäfer

Da bespricht Schäfer die Lehre des Buddhas anhand jener Sutren, die sich entweder dezidiert an Laienanhänger richten und den Mönchen zur Weitergabe an Haushälter gegeben wurden.
Das scheint ein wirklich interessantes Buch zu sein. 880 Seiten.. wow :oops:Danke für den Tipp!
 
| Mein Blickwinkel: Gem. meiner Lehrtradition versuche ich aus dem Blickwinkel kulturell und spirituell in Thailand geprägter Menschen zu schreiben und im Rahmen meiner Möglichkeiten ein Kompatibilisieren der Lehre mit im Westen populären Denkmustern und Gewohnheiten zu vermeiden
Re: Theravada Vergänglichkeit
Das finde ich sehr interessant. Ich halte das Thema für wichtig und denke das es einen eigenen Thread verdient hat.
@Cfant: Möchtest Du nicht einen neuen Thread eröffnen "Buddhas Empfehlungen für Laienanhänger/Haushälter" oder wie auch immer?
Gute Idee, ich hab mal einen Thread dafür eröffnet.
 
Re: Theravada Vergänglichkeit
Welchem? Also welchem, das sich an im Haus lebende Laienanhänger richtet?
Für alle, mein Lieber. Sex, gute Essen, alles mögliche Vergnügen, das sind die Sinne, die nach der Welt lechzen, die wollten , koste, was es wolle, befriedigt werden. Man sollte sich fragen, warum(?) der Prinz Siddhartha es alles hinter sich verlassen hatte? Der Palast, die Kurtisanen, das üppige Essen, usw... Hinter der Fassade er hatte den enormen Elend gesehen... Ich kann sehr viel zitieren, aber ich erspare es mir. Das als ob das Normale Leben bildet an Samsara. Egal, für die Laien( Nach F. Schäfer) oder für die Mönche. Der Grund-Prinzip ist gleich, so sehe ich, sorry.
LG.
 
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