Wenn ein Arahat oder Buddha von sich selber spricht, meint er wohl die Individualität.
Darauf antwortet
@Igor07 :
Nein!
Es gibt, und im PDF kann man es sehr gut finden, die absolute und konventionelle Wahrheit. Wenn der Buddha über sich selbst spricht, meint er diese Ebene der Konventionen. Es gibt nur die abhängig entstandenen Khandha, dahinter kein Ich.
Der Autor betont ausdrücklich, wie verwirrend es für die Praktizierenden ist, wenn sie denken wie lieber
@Helmut und diese zwei Ebenen nicht trennen.
[...]
„Ich“ oder die „Persönlichkeit“ existiert nicht. Dann fragt der Schüler: Also gibt es mich nicht wirklich? Klar gibt es dich – als Igor oder Peter auf der Ebene der Konventionen. Der zentrale Punkt ist, dass es kein „Ich“ gibt; alle bedingten Phänomene unterliegen den drei Daseinsmerkmalen, aber das wäre dann die absolute Ebene.
Das Individuum ist einzigartig, aber die Person wäre dann nur die verkehrte Ansicht.
Wenn wir von "Ich" oder "Person" (also in Anführungszeichen gesetzt) sprechen, beziehen wir uns damit doch auf eine falsche Vorstellung von Ich und Person. Wir drücken auf der schriftlichen Ebene auf diese Weise aus, dass das Ich und die Person kein Eigenwesen besitzen, obwohl es uns so erscheint, als hätten sie eines. Indem wir negieren, dass das Ich oder die Person ein Eigenwesen hat, negieren wir Ich und Person ja nicht generell in dem Sinne, es gäbe überhaupt kein Ich oder überhaupt keine Person.
Alle indischen Lehrmeinungssysteme vertreten ein abhängig benanntes, unbeständiges Ich bzw. eine abhängig benannte, unbeständige Person. Ich und Person sind in Abhängigkeit von den Skandhas lediglich benannt. Was unterschiedlich bestimmt wird, ist die Beziehung zwischen benanntem Ich und den Skandhas als Benennungsgrundlage. Im Sinne eines abhängigen Ichs von einem Ich zu sprechen, von sich als Ich zu sprechen, ist also korrekt. Dieses Ich ist ein konventionelles Phänomen, weil es Eigenschaften, Qualitäten usw. besitzt und bestimmte Funktionen erfüllen kann; es handelt zum Beispiel.
Kurz: "Ich" und "Person" gibt es nicht, aber ein abhängig benanntes Ich und eine abhängig benannte Person gibt es. Deshalb ist es korrekt von sich zu sprechen: Ich habe dieses oder jenes getan.
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Mit den zwei Wahrheiten: absolute (1) und konventionelle Wahrheit ist es etwas komplizierter. Die werden in den verschiedenen Traditionen / Schulen unterschiedlich aufgefasst und erklärt. Alle sind sich darin einig, dass die beiden Wahrheiten in einem direkten logischen Widerspruch zueinander stehen. Es gibt kein Phänomen, das sowohl eine konventionelle als auch eine letztgültige Wahrheit ist. Wenn ein Phänomen eine konventionelle Wahrheit ist, kann es keine letztgültige Wahrheit sein und umgekehrt.
Ich halte es allerdings für falsch, die beiden Wahrheiten von einander zu trennen, denn dann negiert man die Beziehung zwischen beiden Wahrheiten. Es gibt Erklärungen zu den zwei Wahrheiten, die nahelegen, dass zwischen ihnen keine Beziehung besteht. Man muss sie unterscheiden ohne sie voneinander zu trennen. Die zwei Wahrheiten schweben ja nicht im luftleeren Raum über den Wassern daher. Es gibt sie nur in Bezug zu den Phänomenen der Welt. Meine Position ist: Aufgrund des abhängigen Entstehens sind die zwei Wahrheiten abhängige Phänomene und sind gegenseitig voneinander abhängig. Diese Position basiert auf Erklärungen aus
Mahayana -Schulen.
Die vielfältigen Phänomene, die wir in unserer Welt erleben und erfahren, sind konventionelle Wahrheiten, weil sie abhängig von Ursachen und Umständen, abhängig von ihren Teilen, abhängig von ihrer Benennung existieren und deshalb vielfältige Funktionen erfüllen. Das Ich (ohne Anführungszeichen), die Skandhas, die Daseinsbereiche, die Leiden und ihre Ursachen, und auch das Nibbana sind konventionelle Wahrheiten. Die letztgültige Wahrheit dieser konventionellen Phänomene ist ihr Leersein oder ihr Freisein von einem innewohnenden Eigenwesen. Die letztgültige Wahrheit entsteht nicht durch die Transzendenz der konventionellen Wahrheit, weil beide Wahrheiten immer als Eigenschaften eines konkreten Phänomens gleichzeitig existieren.
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(1) absolute Wahrheit halte ich für eine unglückliche Formulierung, weil absolut immer unabhängig sein impliziert. Das würde dem abhängigen Entstehen widersprechen. Beide Wahrheiten sind abhängige Phänomene. Die Formulierung letztendliche Wahrheit wie im ersten Zitat aus dem PDF finde ich deshalb angemessener.