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Bubbles

Mitglied
Buddh. Richtung:
an allen interessiert
Lesegruppe Shinjinmei 24. und 25. Vers
Wenn sich kein Geist erhebt,
sind die Zehntausend Erscheinungen
ohne Fehler.

Keine Fehler,
keine Erscheinungen -
Nicht-Erheben,
Nicht Geist.
 
Die Zehntausend Erscheinungen, oder Dinge haben mich schon immer fasziniert. Sie stammen wahrscheinlich aus dem Dao De Jing und kommen dann immer wieder in der ostasiatischen Philosophie. Dort gibt es wohl so eine Vorliebe für bestimmte Zahlen.

Für mich stehen die Zehntausend Dinge ganz oft einfach für die ganze Welt der Erscheinungen, vom täglichen Einkaufszettel, den Rückenschmerzen, bis zur To Do Liste, dem Familienbesuch oder meinem letzten Streit mit dem Nachbarn. Wenn ich die Zehntausend Erscheinungen einfach nur wahrnehme, wie die Milliarden von Leuchtpunkten am Himmel und nicht mit meinem Geist ergreife, gibt es keinen Fehler.

So verstehe ich das.
 
Mit "Kein Geist" ist wohl der unterscheidende, der ich-bezogene, individuelle, sozialisierte Geist gemeint. Während der tiefere Geist, der allumfassende Geist, der in allen Wesen der selbe Geist ist und keinen Unterschied kennt, sich eben dann zeigen kann, wenn der Ich-Geist zurücktritt. Dann ist nirgendwo ein Fehler zu finden. Nicht einmal bei Politikern ;)
 
Mit "Kein Geist" ist wohl der unterscheidende, der ich-bezogene, individuelle, sozialisierte Geist gemeint. Während der tiefere Geist, der allumfassende Geist, der in allen Wesen der selbe Geist ist und keinen Unterschied kennt, sich eben dann zeigen kann, wenn der Ich-Geist zurücktritt.
Natürlich ist beides derselbe Geist. Du selbst bist dieser Geist in seiner Soheit. Indem er sich "erhebt" und die Dinge als etwas Bestimmtes versteht, entstehen die Erscheinungen. Es ist dieses unterscheidende Verstehen, diese Illusion von Trennung, die hier als "Fehler" bezeichnet wird.

Wo sich der Geist aber nicht (zum unterscheidendem Denken / zu bedingten Wahrnehmungen) erhebt, da kann auch dieser "Fehler" nicht entstehen. Da ist es frei davon, als "Geist" bezeichnet, als (vom Geist getrennte) Erscheinung verstanden oder als ein "Sich-Erheben" erlebt zu werden.
 
Natürlich ist beides derselbe Geist. Du selbst bist dieser Geist in seiner Soheit. Indem er sich "erhebt" und die Dinge als etwas Bestimmtes versteht, entstehen die Erscheinungen. Es ist dieses unterscheidende Verstehen, diese Illusion von Trennung, die hier als "Fehler" bezeichnet wird.

Wo sich der Geist aber nicht (zum unterscheidendem Denken / zu bedingten Wahrnehmungen) erhebt, da kann auch dieser "Fehler" nicht entstehen. Da ist es frei davon, als "Geist" bezeichnet, als (vom Geist getrennte) Erscheinung verstanden oder als ein "Sich-Erheben" erlebt zu werden.
Achja, stimmt. Das hab ich gerade glatt vergessen, dass das Unterscheiden der "zwei Geiste" ja schon wieder die Einheit zerstört. Danke für das Zurechtrücken.
Jetzt nochmal zurück zu meinem früheren Beispiel. Ich sitze schon wieder am Fenster. Der Garten, die Pfingstrosen, der Regen, das notebook vor mir, die Finger auf der Tastatur, dazu die Rückenschmerzen: Das alles sammelt sich in den Skandhas . Sämtliche Wahrnehmungen, Empfindungen, der Wille es als "leer" zu durchschauen und doch in seiner Fülle zu erleben, der Körper mit den Schmerzen - das alles ist anwesend, ganz klar. Für einen winzigen Moment. Und? Es ist alles in bester Ordnung. Gibt es daran etwas zurechtzurücken? Erzeugt die Tatsache, dass ich das hier mitteile, die Trennung, die hier als "Fehler" bezeichnet wird?
 
Die andere Übersetzung zum Vergleich

Wenn der Geist der Einheit nicht entsteht,
sind die zehntausend Dinge nicht schuld.
Wo keine Schuld ist, ist auch kein Ding.
 
Erzeugt die Tatsache, dass ich das hier mitteile, die Trennung, die hier als "Fehler" bezeichnet wird?
Es hier mitzuteilen, halte ich für ein treffendes und angemessenes Verhalten in diesem Kontext, in dem wir uns über unser Verständnis des Dharma austauschen. Die Trennung entstand schon vorher, indem du es als so-und-so verstanden hast. Eine einmal vorgenommene Trennung kann auch nicht wieder rückgängig gemacht werden, indem man sie verschweigt.

Ich sitze schon wieder am Fenster. Der Garten, die Pfingstrosen, der Regen, das notebook vor mir, die Finger auf der Tastatur, dazu die Rückenschmerzen: Das alles sammelt sich in den Skandhas . Sämtliche Wahrnehmungen, Empfindungen, der Wille es als "leer" zu durchschauen und doch in seiner Fülle zu erleben, der Körper mit den Schmerzen - das alles ist anwesend, ganz klar. Für einen winzigen Moment. Und? Es ist alles in bester Ordnung. Gibt es daran etwas zurechtzurücken?
Nein.

Etwas abzulehnen, zu verurteilen oder zurechtzurücken, ist übrigens auch gar nicht das Ziel dieser Lehre. Du hast es so erlebt und in dem Versuch, es für uns zu beschreiben, in diese Worte gekleidet. Das ist völlig in Ordnung so. Im Kontext hier ist es gutes Beispiel dafür, wie sich der Geist in Form all dieser komplexen bedingten Wahrnehmungen und Unterscheidungen in einem Augenblick "erhebt". Deine bechriebenen Wahrnehmungen und Erkenntnisse könnten dabei jede für sich durchaus hilfreich sein für dich (oder andere). Z.B. kann die Erkenntnis, dass alles in bester Ordnung ist, dabei helfen, die Dinge anzunehmen wie sie kommen. Die Wahrnehmung von Rückenschmerzen kann dazu führen, dass man etwas gegen diese Schmerzen unternimmt (Muskelaufbau, Beweglichkeit, ärztl. Behandlung etc.) und dadurch körperlich und mental stärker wird usw.

Sosans Lehre besagt lediglich, dass dieser Weg des sich von Augenblick zu Augenblick erhebenden Geistes nicht ins Große Erwachen führt. Und er sagt auch, warum: Wegen der Unterscheidung, wegen der Wahl. Es ist völlig okay, stets das Angemessene zu tun. Fragt mich jemand, der sich im Wald verlaufen hat, nach dem Weg, dann ist sehr wohl angemessen, Orte und Richtungen zu unterscheiden, um die passende Antwort zu geben. Willst du hingegen das Großer Erwachen verwirklichen, dann höre genau jetzt auf, zu wählen, denn:

Wenn sich kein Geist erhebt,
sind die Zehntausend Erscheinungen
ohne Fehler.
 
Wenn also das "sich Erheben des Geistes" - selbst wenn es zu angemessenen Erkenntnisse führt - nicht zum großen Erwachen führt - und das Schweigen oder Verschweigen auch nicht - tja - dann bleibt wohl nur, mit einem großen inneren Lächeln allseis einen guten Abend zu wünschen. :)
 
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