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Emaho

Mitglied
Buddh. Richtung:
Zen und Tib. Buddhismus
In der Wahrheit gibt es
weder Verkürzung noch Verlängerung,
ein Gedankenmoment
ist zehntausend Jahre.

Es gibt weder
Sein noch Nichtsein,
nur die Zehn Richtungen
vor unseren Augen.

Das Kleinste ist
dem Großten gleich;
die Grenzen zwischen
den Welten verschwinden.

Das Größte ist
dem Kleinsten gleich;
es gibt keine festen Grenzen.

Sein ist gleich Nichtsein
Nichtsein ist gleich Sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und hier wieder die andere Übersetzung.

Es ist jenseits
von Ausdehnung und Zusammenziehung.
Ein Augenblick der Wahrnehmung
ist zehntausend Jahre.

Weder Sein noch Nichtsein,
das ganze Universum
liegt vor deinen Augen.

Das unendlich Kleine
ist gleich dem Großen.
Grenzen sind verschwunden.

Das unendlich Breite
ist gleich dem Schmalen,
keine Teilung ist sichtbar.

Sein ist nichts anderes als Nichtsein.
Nichtsein nichts anderes als Sein.
 
Eine Erfahrung, die Sein und Nichtsein übersteigt und das ganze Universum einschließt - das klingt vielleicht erstmal ziemlich bombastisch. Einen Zugang zu diesen Strophen bietet nach meinem Verständnis besonders der Vers:

... das ganze Universum
liegt vor deinen Augen.

Indem wir es wahrnehmen/erleben, gibt es dieses Universum. Wir, unser Erleben und das Universum (das wir erleben) sind eins. In Kapitel 9 von Meister Huang Po's Geist des Zen sagt er:

Alles unter, über und um dich her ist augenblicklich aus dem Geist geschaffenes Sein.
So verstanden wird klar, warum nach Huang Po's (und Seng-Ts'ans) Lehre das Universum nicht getrennt sein kann vom Geist und warum der Augenblick genau jetzt bereits alles enthält.

Weder Sein noch Nichtsein
das ganze Universum
liegt vor deinen Augen.
und:

Sein ist nichts anderes als Nichtsein.
Nichtsein nichts anderes als Sein.
Auch hier kann Meister Huang Po's Lehre vielleicht zum Verständnis beitragen, wenn er in Geist des Zen (Kapitel 1) sagt:

Alle Buddhas und alle Lebewesen sind nichts als der Eine Geist, ungeboren und unzerstörbar. Verstehe das Eine nicht als etwas, das existiert oder nicht existiert, denn es überschreitet alle Grenzen, Maße, Namen, Zeichen und Vergleiche. Was du stets vor Augen hast und bist, ist dieser Eine Geist, doch wenn du über ihn nachdenkst, verlierst du dich in Illusionen.
 
Der kommentierende Roshi Soko Morinaga stellt in dem Buch aus dessen Übersetzung die Verse stammen die hier eingestellt werden, seine Kommentare auch immer mal in Versform dar. Ich erlaube mir hier seine Version zu Vers 63 und 64 einzustellen:

"Die Wahrheit unterliegt
keinen zeitlichen Bedingungen;
deshalb führten Moment
der Erleuchtung an sich
zur Ewigkeit.

Die Wahrheit unterliegt
keinen räumlichen Bedingungen;
deshalb führt ein Moment
der Erleuchtung an diesem Ort
zu unendlichem Raum."

(zitiert aus: Die Meißelschrift vom Vertrauen in den Geist - Shinjinmei - Das geistige Vermächtnis des dritten Zen-Patriarchen in China. 2019
mit freundlicher Genehmigung des Verlags edition steinreich)


In seinem Kommentar geht er detailliert auf das Gesetz der Kausalität ein und betont, dass nur ein kleiner Teil der vielen Ursachen die zusammen ein Resultat ergeben, von uns selbst erzeugt oder bestimmt wurden weil wir nur einen kleinen Teil der Zeit und des Raumes erleben. Das erläutert er u.a. mit einer Geschichte aus dem Mummonkan, in der ein alter Mann den Vorträgen des Meisters Hyakujo lauschte, der wegen einer falschen Antwort zum Gesetz von Ursache und Wirkung 500 Jahre als Fuchs leben musste. Das sprengt hier den Rahmen, man kann es ja selbst nachlesen., bestimmt kennt ihr auch das Kapitel aus dem Mummonkan.
Mir ist dadurch jedenfalls etwas klarer und anschaulicher geworden, wie ich Sosans Verse verstehen kann.
 
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