Igor07

Mitglied
Hallo, ich wollte sehr klare Frage stellen. Man übersetzt das Wort "Dukkha " mit dem "Leid". Aber das Wort "Leid" suggeriert bei mir oder assoziiert sich mit dem Wort "Schmerz".
Aber der Schmerz des Lebens ist unvermeidlich und unausweichlich. Den ersten Pfeil man kann nichts entgehen. Nur den zweiten.
Ich würde mich für eure Abklärungen und Anregungen sehr freuen.
Euch allen sehr Liebe Grüße.
 
Re: Theravada Dukkha , kein "Leid"?
Die Übersetzung als "Leid" wird ja öfter kritisiert, ich finde sie eigentlich gar nicht so unpassend. Da gibt es den körperlichen Schmerz und die vielfachen geistigen Leiden, von leichter Unzufriedenheit bis totaler Verzweiflung. Was könnte denn "Dukkha" anderes bedeuten?
 
Re: Theravada Dukkha , kein "Leid"?
Man übersetzt das Wort "Dukkha" mit dem "Leid".
Es ist wie mit vielen, in eine andere Sprache zu übersetzenden, Worten: es kommt vor allem auf das Verständnis dessen an, was diese Vokabel (hier "Dukkha" (Skrt. दुःख duḥkha_Tib. ‎: སྡུག་བསྔལ། _ sdug bsngal, gesprochen dug nal)) zum Ausdruck bringen/ beschreiben soll(te). ... Manchmal umfasst das zu übersetzende Wort so viel Inhalt, dass es recht schwer fällt, ein geeignetes Wort in der anderen Sprache zu finden ...

Ich bevorzuge die Übersetzung "schwer zu ertragen" ... Ob etwas schwer zu ertragen ist, oder in wie weit etwas schwer zu ertragen ist (zu Leid führt), liegt zu einem großen Teil in meiner Sicht der Dinge begründeṭ. Es ist hilfreich, die Funktionsweise dukkhas zu verstehen.

Schau mal, @Igor07 _ das erklärt manches: https://www.academia.edu/32367790/Dukkha_Dukkha_Gefühl_und_universelle_dukkha_Natur
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Re: Theravada Dukkha , kein "Leid"?
Was könnte denn "Dukkha" anderes bedeuten?
Alles, mein Lieber. Ich zitiere aus dem Buch" Buddhistiche Denken", E.Conze, S44-45:

Schliesslich sei gesagt, dass es als extrem schwierig gilt, zu der Einsicht zu gelangen, dass alles Abhängige Voller Leiden sei.
Schon der blosse Wunsch , irgendetwas zu tun, ist "leidvoll", ebenso alle Dinge, welche durch die die Umstände gestaltet oder geformt werden. Die Fünf skandhas sind ebenso furchterregend , wie ein Leichnam, den man einem Lebendem über die Schulter legt. "Leid" wurde nur gleichbedeutend mit Welt (loka) oder auch mit Werden ( bhava) in seinem vollen Unfang.
Das deckt sich zusammen, und zwar absolut, wenn ich Nyanatiolka lese oder Paul Debes... Man kann denken, wie immer, dass ich das Problem mit der Sprache habe... Weit gefehlt... Wenn man die Wörter des Buddha im Kanon liest, was ist dukkha, was dann bleibt überhaupt? Ich zitiere:

D.22


Was aber, ihr Jünger, ist die edle Wahrheit vom Leiden?


Geburt ist Leiden, Altern ist Leiden (Krankheit ist Leiden), Sterben ist Leiden, Sorge, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung sind Leiden; mit Unliebem vereint sein, ist Leiden; von Liebem getrennt sein, ist Leiden; nicht erlangen, was man begehrt, ist Leiden; kurz gesagt, die fünf Anhaftungs-Gruppen sind Leiden.


9​


Was aber ist die Geburt? Der Wesen in dieser oder jener Wesensgattung Geburt, Geborenwerden, Empfängnis, Insdaseintreten, das Erscheinen der Daseinsgruppen, das Erlangen der Sinnenorgane: das nennt man die Geburt.


10​


Was aber ist das Altern? Was da bei diesen und jenen Wesen, in dieser oder jener Wesensgattung Altern ist und Altwerden, der Zerfall der Zähne, das Ergrauen und Runzeligwerden, das Versiegen der Lebenskräfte, das Absterben der Sinnenorgane: das nennt man das Altern.


11​


Was aber ist das Sterben? Was da bei diesen und jenen Wesen das Abscheiden ist aus dieser oder jener Wesensgattung, Hinscheiden, Auflösung, Hinschwinden, Tod, Sterben, Ableben, Auflösung der Daseinsgruppen, das Zurücklassen der Leiche: das nennt man das Sterben.


12​


Was aber ist die Sorge? Was da bei dem von irgendeinem Verlust oder Leiden Betroffenen Sorge ist, Besorgnis, Besorgtsein, innerliche Sorge, innerliches Besorgtsein: das nennt man Sorge.


13​


Was aber ist Jammer? Was da bei einem von irgendeinem Verlust oder Leiden Betroffenen Jammer und Klage ist, Jammern und Klagen, Jammer- und Klagezustand: das nennt man Jammer.


14​


Was aber ist Schmerz? Was da körperlich schmerzhaft und unangenehm ist, durch Körpereindrücke bedingt an schmerzlichem und unangenehmem Gefühl besteht: das nennt man Schmerz.


15​


Was aber ist Trübsal? Was da geistig schmerzhaft und unangenehm ist, durch geistige Eindrücke bedingt an schmerzlichem und unangenehmem Gefühl besteht: das nennt man Trübsal.


16​


Was aber ist Verzweiflung? Was da bei dem von irgendeinem Verlust oder Leiden Betroffenen Trostlosigkeit und Verzweiflung ist, trostloser und verzweifelter Geisteszustand: das nennt man Verzweiflung.


17​


Was aber ist das Leiden im Vereintsein mit Unliebem? Was da für einen unerwünschte, unerfreuliche, unangenehme (Objekte sind, wie) Formen, Töne, Gerüche, Geschmäcke, Berührungen, Gedanken oder (Wesen,) die einem Schaden wünschen, Unheil, Unannehmlichkeit und Unsicherheit wünschen,—die Begegnung mit solchen, die Zusammenkunft, das Zusammentreffen, die Verbindung mit ihnen: das ist das Leiden im Vereintsein mit Unliebem.


18​


Was aber ist das Leiden im Getrenntsein von Liebem? Was da für einen erwünschte, erfreuliche, angenehme (Objekte sind, wie) Formen, Töne, Gerüche, Geschmäcke, Berührungen und Gedanken oder (Wesen,) die einem Gutes wünschen, Glück, Wohlbefinden und Sicherheit wünschen, — der Begegnung mit solchen ermangeln, mit ihnen nicht zusammenkommen und zusammentreffen, mit ihnen nicht verbunden sein: das ist das Leiden im Getrenntsein von Liebem.


19​


Was aber ist das Leiden beim Nichterlangen dessen, was man wünscht? Da steigt in den der Wiedergeburt unterworfenen Wesen der Wunsch auf: ,Ach, dass wir doch nicht mehr der Wiedergeburt unterworfen wären, dass uns doch keine Wiedergeburt mehr bevorstünde!' . . Den dem Altern, der Krankheit, dem Sterben, den Sorgen, Klagen, Schmerzen, der Trübsal und Verzweiflung unterworfenen Wesen steigt der Wunsch auf: ,Ach, dass wir doch nicht mehr diesen Dingen unterworfen wären. Dass uns doch diese Dinge nicht mehr bevorstünden!' Solches aber lässt sich nicht durch Wünschen erreichen. Das ist das Leiden beim Nichterlangen dessen, was man wünscht.


20​


DIE FÜNF DASEINSGRUPPEN (kkhandha)


Inwiefern aber sind, kurz gesagt, die fünf Anhaftungsgruppen das Leiden? Es sind dies


  • die Körperlichkeits-Gruppe,
  • die Gefühls-Gruppe,
  • die Wahrnehmungs-Gruppe,
  • die Geistformationen-Gruppe und
  • die Bewußtseins-Gruppe.

Diese sind, kurz gesagt, das Leiden.

Ich meine damit, wer alle drei-Dasein-s-Merkmale auf dem eigenen Leib echt erlebt oder erfahren hatte, dann man strebt nur Nibbana an , und der ist eher erzwungen in der Show zu spielen, denn er weiss, die sei nichts mehr als der Traum von Ich-Wahn.
 
Re: Theravada Dukkha , kein "Leid"?
Ich bevorzuge die Übersetzung "schwer zu ertragen" ... Ob etwas schwer zu ertragen ist, oder in wie weit etwas schwer zu ertragen ist (zu Leid führt), liegt zu einem großen Teil in meiner Sicht der Dinge begründeṭ. Es ist hilfreich, die Funktionsweise dukkhas zu verstehen.
Ganz genau, liebe @mkha' , man spricht über die universelle Natur, so Nyanatiloka:

dukkha​


Leiden, Leidunterworfensein, Unzulänglichkeit, Elend, Übel, Schmerz, Verletzung, Unbefriedigtheit: Wörtlich "schwer zu ertragen"; die spannungsreiche Qualität aller Erfahrungen, die von Verlangen, Anhaften und Ego begleitet werden.


Dukkha gilt als universelles Charakteristikum aller Phänomene; da die Dinge unbeständig sind, sind sie unzuverlässig und können uns nie zufrieden stellen. Der naturgegebene Verfall und die Auflösung der Dinge ist dukkha.


Dukkha ist eines der 3 Daseinsmerkmale (ti-lakkhana) und
die erste der 4 edlen Wahrheiten (siehe sacca).


Es ist nicht bloß das aktuelle Leidensgefühl gemeint sein, sondern auch das potentielle Leiden, das 'Dem-Leiden-Ausgesetztsein' oder das 'Dem-Leiden-Unterworfensein!
(vergl. auch Yamaka V; Guide p.80f)

Der letzte Satz ist echt krass, wenn man sich den echt innerich vergegegenwärtigt, oder?
 
Re: Theravada Dukkha , kein "Leid"?
Oh, @Igor07 ... schreibe doch mal auf, was Du noch nicht hast, ... der Zettel wird gewiss ganz kurz seiṇ. 😁😉
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Re: Theravada Dukkha , kein "Leid"?
Alles, mein Lieber.
......

In dieser Hinsicht sehe ich es so dass nicht Glück sondern Leid (Dukkha) die Grundlage des Daseins ist. Deshalb hat alles Streben nur den Zweck Dukkha zu entkommen und Glück ist nur ein vorübergehendes Nachlassen von Dukkha. Da bin ich ganz bei Schopenhauer und denke dass der Buddhismus in diesem Sinne auch eine pessimistische Sicht auf die Welt ist.
 
Re: Theravada Dukkha , kein "Leid"?
In dieser Hinsicht sehe ich es so dass nicht Glück sondern Leid (Dukkha) die Grundlage des Daseins ist.
Richtig erfasst, @mukti !
So von PDF--
Agganyani
Solange wir die saṅkhāra-Objekte kompakt und als Konzepte (paññatti) sehen, erkennen wir
nicht wirklich ihre Natur von anicca , dukkha und anatta . Erkennen wir nicht ihre dukkha-
Natur, so wird Begehren (taṇhā), Haben- und Sein-Wollen (bzw. auch nicht oder anders
haben oder sein Wollen, d.h. auch Aversion) entstehen – und Leiden (hier: unangenehmes
Gefühl, dukkha vedanā bzw. domanassa vedanā) folgt. Durchdringen und durchschauen wir
die Objekte jedoch bis auf ihre letztendlichen Qualitäten (paramattha), so erkennen wir ihre
unbefriedigende, unzulängliche Natur und können loslassen von Wünschen und Begehren.
Der weise, erkennende Geist wendet sich desillusioniert und „ent-täuscht“ von den saṅkhāras
ab, verliert sein Interesse an ihnen, die ja doch nur dukkha sind, und wird reif für Nibbāna.

Ich denke , genau deswegen Nyanatioka ( auch Nanavira) sprechen über den unermesslichen Elend und den Schrecken, die scheuen keine drastiche Wörter zu benutzen. Ist das pessimistisch? Schwer zu sagen, Aber Arthur Schopenhauer war der echte Misantrop. Nur wenn man echt das ganze auskotzen wollte, was unsere gewöhnliche Welt ausmacht, und wendet davon total ab, dann er wäre bereit für den Weg... Stimmt das oder nichts, jeder entscheidet selbst.
 
Re: Theravada Dukkha , kein "Leid"?
In dieser Hinsicht sehe ich es so dass nicht Glück sondern Leid (Dukkha) die Grundlage des Daseins ist. Deshalb hat alles Streben nur den Zweck Dukkha zu entkommen und Glück ist nur ein vorübergehendes Nachlassen von Dukkha. Da bin ich ganz bei Schopenhauer und denke dass der Buddhismus in diesem Sinne auch eine pessimistische Sicht auf die Welt ist.
Och @mukti smilie_tra_149.gif ... Schau mal genau hin - wir können es doch ändern: der Buddha gab seinen Anhängern das "Werkzeug" zur Geistesschulung und zur Entwicklung altruistisch liebendenMitgefühls. Proportional zur Zunahme des Verständnisses seiner Lehre und somit des Abnehmens all dessen, was der Schüler auf dem Pfad als Leid/ leidhaft empfindet, wächst das echte Glück: "... Unserer gewöhnlichen Einstellung gemäß wollen wir permanent irgendwelche äußeren widrigen Umstände, Widersacher etc. abwehren, um Glück zu erreichen. Dies ist jedoch ein unmögliches Unterfangen. Es ist ausgeschlossen, die äußeren Umstände so zu verändern, dass man alle widrigen Umstände ausschalten und echtes Glück erleben könnte. Stattdessen muss es darum gehen, die eigene Einstellung umzuwandeln und eine Haltung von Geduld, der Fähigkeit des Ertragens von Schwierigkeiten, zu entwickeln, ohne mit Ärger, Wut und Hass zu reagieren. Mit einer kraftvollen positiven Geisteshaltung und echter Gelassenheit wird inneres Glück erlangt, unabhängig von äußeren Umständen. Es wird dann nicht mehr nötig sein, ständig die äußere Welt zu manipulieren, Unangenehmes fernzuhalten und Widersacher zu bekämpfen. ..." Shāntideva im Bodhicaryāvatāra
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Re: Theravada Dukkha , kein "Leid"?
Ich denke , genau deswegen Nyanatioka ( auch Nanavira) sprechen über den unermesslichen Elend und den Schrecken, die scheuen keine drastiche Wörter zu benutzen. Ist das pessimistisch? Schwer zu sagen, Aber Arthur Schopenhauer war der echte Misantrop. Nur wenn man echt das ganze auskotzen wollte, was unsere gewöhnliche Welt ausmacht, und wendet davon total ab, dann er wäre bereit für den Weg... Stimmt das oder nichts, jeder entscheidet selbst.

Es ist meiner Meinung nach ein philosophischer, kein gewöhnlicher Pessimismus. Das bedeutet nicht dass man im Alltag nicht optimistisch sein sollte, sonst würde man ja alles schwarz sehen und überängstlich oder verbittert werden. Würde man aber das Dasein positiv sehen, hätte man keinen Grund sich von den Anhaftungen loszulösen - wenn das Leben an sich ein Glück ist, hängt man auch daran. Es ist aber nur deshalb ein Glück weil man als Mensch die Möglichkeit hat die Wahrheit zu erkennen.
Es kommt mir übrigens auch so vor dass Schopenhauer eine leicht misanthropische Neigung hatte, andererseits hat er oft unverblümt die Wahrheit über die Menschen gesagt. Als unabhängiger Privatier konnte er sich das ja leisten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Re: Theravada Dukkha , kein "Leid"?
Och @mukti smilie_tra_149.gif ... Schau mal genau hin - wir können es doch ändern: ...

Wenn es nicht Dukkha wäre, müssten wir nichts ändern. Eine pessimistische Sicht auf die Welt ist meines Erachtens keine Sackgasse wie der Nihilismus, sondern eine Erkenntnis die zu einer hoffnungsfrohen Perspektive der Losgelöstheit führt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Re: Theravada Dukkha , kein "Leid"?
In dieser Hinsicht sehe ich es so dass nicht Glück sondern Leid (Dukkha) die Grundlage des Daseins ist. Deshalb hat alles Streben nur den Zweck Dukkha zu entkommen und Glück ist nur ein vorübergehendes Nachlassen von Dukkha. ... Wenn es nicht Dukkha wäre, müssten wir nichts ändern. Eine pessimistische Sicht auf die Welt ist meiner Meinung nach keine Sackgasse wie der Nihilismus, sondern eine Erkenntnis die zu einer hoffnungsfrohen Perspektive der Losgelöstheit führt.
:unsure: ... ich glaube, ich habe es blöd ausgedrückt. Ich beachtete nicht: dass das weltliche Glück auch Dukkha ist. Ich meinte, im Prinzip muss ich nichts im Äußeren verändern, sondern lediglich meine Sicht der Dinge. Nur Erkenntnisse, basierend auf der Lehre Buddhas, führen zu echtem, dauerhaften Glück ... (Ist das so ok, oder passt das hier nicht?)
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Re: Theravada Dukkha , kein "Leid"?
:unsure: ... ich glaube, ich habe es blöd ausgedrückt. Ich beachtete nicht: dass das weltliche Glück auch Dukkha ist. Ich meinte, im Prinzip muss ich nichts im Äußeren verändern, sondern lediglich meine Sicht der Dinge. Nur Erkenntnisse, basierend auf der Lehre Buddhas, führen zu echtem, dauerhaften Glück ... (Ist das so ok, oder passt das hier nicht?)
@mkha' , also für mich ( nur hier) das weltliche ( als ob) das Glück ist per se nichts mehr als das Milderung von dem alllumfasenden dukkha, mehr aber nichts, also der vorübergehender Zustand der "Befriedigung " der "Triebe", ich meine aber alles, absolut, wie TV zu schauen, die Zeitungen zu lesen, oder auch die schöne Musik zu hören. Denn so meine ganze Khandha bekomnen wieder und wieder die Nahrung, und das Werde-Dasein läuft weiter ab.

bhava​


wörtl. ,Werden', Werdeprozeß: Das 'Werden', der Daseinsprozeß.

Ich frage mich immer , warum hatte der Prinz Siddhartha in die absolute Heimatlosogakeit ausgezogen ? Das zu verstehen, aber nichts intellektuell, aber im tiefsten Innerem, das bedeutet schon für mich den Fortschritt auf dem Weg. Und wie waren die letzte Wörter von Buddha?:


[die letzten Worte des Buddha, Mahāparinibbāna Sutta, D 16 ]:
„Alle (zusammengesetzten) Dinge haben die Natur von Verfall und Auflösung
– bemüht euch fleißig mit voller Achtsamkeit .“
„Aniccā vata saṅkhārā, uppādavaya dhammino, uppajjitvā nirujjhanti, tesaṃ vūpasamo
sukho.“ [D 16, §221 – wird traditionell im Todesfall oder bei Bestattungen rezitiert]:
„Unbeständig sind ja die saṅkhāras, ihre Natur ist Entstehen und Vergehen, geboren
verfallen sie; ihre Stillung ist wahres Glück.“

Man sieht hier sehr klar und eindeutig, dass "alle!❗
(zusammengesetzten) Dinge haben die Natur von Verfall und Auflösung
Alle, also keine Ausnahme... lach was ist denn die Frage? Bei mir passt hier alles. Wo , um Gottes Willen, ich kann offen über das ganze reden? Nur hier. keinen anderen Ort.
LG, Igor.
 
Re: Theravada Dukkha , kein "Leid"?
Unserer gewöhnlichen Einstellung gemäß wollen wir permanent irgendwelche äußeren widrigen Umstände, Widersacher etc. abwehren, um Glück zu erreichen. Dies ist jedoch ein unmögliches Unterfangen. Es ist ausgeschlossen, die äußeren Umstände so zu verändern, dass man alle widrigen Umstände ausschalten und echtes Glück erleben könnte. Stattdessen muss es darum gehen, die eigene Einstellung umzuwandeln und eine Haltung von Geduld, der Fähigkeit des Ertragens von Schwierigkeiten, zu entwickeln, ohne mit Ärger, Wut und Hass zu reagieren. Mit einer kraftvollen positiven Geisteshaltung und echter Gelassenheit wird inneres Glück erlangt, unabhängig von äußeren Umständen. Es wird dann nicht mehr nötig sein, ständig die äußere Welt zu manipulieren, Unangenehmes fernzuhalten und Widersacher zu bekämpfen. ..." Shāntideva im Bodhicaryāvatāra
So echt wunderschön! danke sehr! Klar , man kann nichts die Welt (ver)-ändern. Und man kann es einfach nichts. Aber wenn ich im eigenen Herz-Geist diese stille und ewige Oase der Ruhe entdeckt hatte, das ist genau so...

Unbeständig sind ja die saṅkhāras, ihre Natur ist Entstehen und Vergehen, geboren
verfallen sie; ihre Stillung ist wahres Glück.“
Die Stillung von "sankharas " kann nur ich bewerkstelligen, also durch meine cetana, so technisch gesprochen. Und aufgrund der bedingten Entstehung, wenn ich mich ( das innere) ändere , so ändert sich die Welt auch. Denn, so Nagarjuna...zwischen Samsara und Nirvana gibt es keinen winzigen Unterschied.
@mukti .. lol... Verient schon alle richtungen, ich auch... Die Realität , wie sie ist ...nahtlos... wir zer-schneid-en die mit den eigenen Konzepten und den Schablonen.. und so verpassen wir die schöne lebendige Blume auf der Wiese, aber kriegen die verwelkte im Album.
 
Re: Theravada Dukkha , kein "Leid"?
:unsure: ... ich glaube, ich habe es blöd ausgedrückt. Ich beachtete nicht: dass das weltliche Glück auch Dukkha ist. Ich meinte, im Prinzip muss ich nichts im Äußeren verändern, sondern lediglich meine Sicht der Dinge. Nur Erkenntnisse, basierend auf der Lehre Buddhas, führen zu echtem, dauerhaften Glück ... (Ist das so ok, oder passt das hier nicht?)

Da habe ich Dich wohl missverstanden, so sehe ich das auch. Im Prinzip geht es nur um die Erkenntnis, besonders der drei Daseinsmerkmale Dukkha, Anicca und Anatta. Genau genommen kann man Dukkha nicht direkt beenden denke ich, aber indirekt, indem man am achtfachen Pfad die richtigen Voraussetzungen schafft, dann hört es von selber auf. In diesem Sinne verändert man etwas im Äußeren.
 
Re: Theravada Dukkha , kein "Leid"?
Ayya Khema zuzuhören, war immer etwas Besonderes ...
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Re: Theravada Dukkha , kein "Leid"?
Da habe ich Dich wohl missverstanden, so sehe ich das auch. Im Prinzip geht es nur um die Erkenntnis, besonders der drei Daseinsmerkmale Dukkha, Anicca und Anatta. Genau genommen kann man Dukkha nicht direkt beenden denke ich, aber indirekt, indem man am achtfachen Pfad die richtigen Voraussetzungen schafft, dann hört es von selber auf. In diesem Sinne verändert man etwas im Äußeren.
Hm, Wenn ich im meiner Wahrnehmung anerkenne, dass es mir absolut nichts gehört, also die Welt , wie sie ist, stellt nur drei Daseinsmekmale dar, es sollte nichts im Aüßeren etwas verändert werden. Es bleibt so, wie es ist. Aber ich ( "") kann es anders sehen.
Dazu ich sollte mir die Frage stellen, wem gehört dukkha? Denn ich kann die Welt nur durch meine Khandha wahrnehemen. ( Egal welche Geräte wären dann nur die Fortsetzung von meiner Sinnen.)
Verschweige davon, So witzelt Nanavira, der "Stein" kann nichts leiden.
Deine Argumentation, @mukti ?
 
Re: Theravada Dukkha , kein "Leid"?
Hm, Wenn ich im meiner Wahrnehmung anerkenne, dass es mir absolut nichts gehört, also die Welt , wie sie ist, stellt nur drei Daseinsmekmale dar, es sollte nichts im Aüßeren etwas verändert werden. Es bleibt so, wie es ist. Aber ich ( "") kann es anders sehen.

Kannst Du tatsächlich wahrnehmen dass Dir absolut nichts gehört? Für mich ist das noch weitgehend eine Vorstellung die nicht dauerhaft zu meiner Wirklichkeit geworden ist. Ich passe gut auf dass mir niemand mein schönes Fahrrad klaut, oder mein Geld, und will nicht obdachlos auf der Straße landen. Die Vorstellung dass mir nichts gehört, nicht mal Körper und Geist, funktioniert nicht wie ein Schalter - klick - vollkommen erwacht. Also muss ich mich bemühen Handlungen zu unterlassen die nicht zu dieser Vorstellung passen. Wenn ich nicht Körper und Geist bin und wenn mir nichts gehört habe ich keinen Grund zu lügen oder mich zu verstellen, mich an den Sinnen zu erfreuen, mich an der Ausbeutung anderer Wesen und der Natur zu beteiligen, usw., der achtfache Pfad eben.
 
Re: Theravada Dukkha , kein "Leid"?
Kannst Du tatsächlich wahrnehmen dass Dir absolut nichts gehört?
Ich habe über diese Frage nachgedacht, @mukti ... Resultat: ich habe in meinem Leben dreimal alles Materielle zurückgelassen; das hat mir nichts ausgemacht. Vor meiner Halswirbelsäulenoperation hatte ich keine Angst; ich habe einen Brief an meine Kinder geschrieben und in der Krankenhauskapelle gebeteṭ. Als mein Herz im letzten Jahr nicht mehr korrekt funktionierte, und sich das recht deutlich (durch Herzstolpern, Schwindel und Übelkeit) bemerkbar machte, brauchte ich einige Zeit, um durch bewusst langsames Atmen die Beklemmung und das schmerzhafte Engegefühl abzubauen, und mich auf das Loszulassen zu fokussiereṇ. Ich dachte an all jene, die vorausgegangen sind, (vor allem an meinen Lehrer), und denen ich folgen würde, ... Mir wurde deutlich bewusst: diese Skandha (khandha) gehören mir nicht. Das rief ich mir auch vor der nachfolgenden Operation in Erinnerung und hoffe, es (besonders in dieser Deutlichkeit) nie wieder zu vergessen. Es macht gelassen; ich nehme die Welt aus einer anderen Perspektive wahṛ. Sie ist ein weites Übungsfeld ...
 
Zuletzt bearbeitet:
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Re: Theravada Dukkha , kein "Leid"?
Liebe mkha', das klingt wirklich beeindruckend - wenn man es im Angesicht des möglichen Todes schafft, den Körper loszulassen, dann hat man wirklich schon viel erreicht und Gleichmut entwickelt! Das klingt wirklich schön!

Mir geht es da wie mukti . Und auch wenn ich das Gefühl habe, dass ich mich langsam mit meiner Sterblichkeit aussöhne - mit der Sterblichkeit meiner Kinder komme ich jedenfalls noch nicht zurecht...

@Igor07 : Das sind natürlich 2 Paar Schuhe: Intellektuelles Anerkennen des Nicht-Selbst und das verinnerlichen, das Nicht-Selbst-leben. Dazu bedarf es wohl eines langen Wandlungsprozesses, zumindest bei mir. Dass es kein "Ich" gibt, leuchtet mir völlig ein. Ich fühle mich aber trotzdem immer noch als "ich". 😁
 
Re: Theravada Dukkha , kein "Leid"?
Kannst Du tatsächlich wahrnehmen dass Dir absolut nichts gehört? Für mich ist das noch weitgehend eine Vorstellung die nicht dauerhaft zu meiner Wirklichkeit geworden ist. Ich passe gut auf dass mir niemand mein schönes Fahrrad klaut, oder mein Geld, und will nicht obdachlos auf der Straße landen. Die Vorstellung dass mir nichts gehört, nicht mal Körper und Geist, funktioniert nicht wie ein Schalter - klick - vollkommen erwacht. Also muss ich mich bemühen Handlungen zu unterlassen die nicht zu dieser Vorstellung passen. Wenn ich nicht Körper und Geist bin und wenn mir nichts gehört habe ich keinen Grund zu lügen oder mich zu verstellen, mich an den Sinnen zu erfreuen, mich an der Ausbeutung anderer Wesen und der Natur zu beteiligen, usw., der achtfache Pfad eben.
Ich hatte heute mit Frau Anders-Debes gesprochen... Man kann es sehr gut! wahr-nehmen, @mukti , du kannst sie auch anrufen. Absolut nichts, alles entsteht und vergeht, alles ist im Wandeln, alles fliesst... So war meine Wahrnehmung immer, sorry, wenn ich es offen sage. Dwesegen ich spiele mit, so sollte ich... Die richtige Anschauung ..dann das rechte Handeln...als die Folge... Aber wir können es nichts, weil wir von den Geist-en-Giften ( und wie sie noch heissen) ge-trieb-en sind.
Aber nicht diese Frau, das hatte ich sehr klar gespürt. Wer wollte mit etwas hier beweisen, sollte sich das ganze erparen. Ich bin nichts erwacht, also der gewöhnliche Mensch, aber ich gebe mir alle mögliche Mühe mein Herz-Geist zu reinigen, immer! Die Ent-Reiz-ung wäre dann das Schlüssel-Wort. Und das geht Schritt für Schritt, von diesem Leben ins das nächte....
LG.
 
Re: Theravada Dukkha , kein "Leid"?
Mir wurde deutlich bewusst: diese Skandha (khandha) gehören mir nicht. Das rief ich mir auch vor der nachfolgenden Operation in Erinnerung und hoffe, es (besonders in dieser Deutlichkeit) nie wieder zu vergessen. Es macht gelassen; ich nehme die Welt aus einer anderen Perspektive wahṛ. Sie ist ein weites Übungsfeld ...
Richtig, genau das! Danke sehr, @mkha' . Wie erhelllend, das zu lesen! :wrose:🌹🥀
 
Re: Theravada Dukkha , kein "Leid"?
smilie_verl_049.gif ... @Cfant, mir wurde gerade, beim Lesen Deiner Zuschrift peinlich bewusst, dass das, was ich schrieb, stolz klingt/ klingen könnte ... Ich möchte daher versichern, dass das so nicht gemeint war. Ich habe einfach nur über @mukti s Frage nachgedacht, und aufgeschrieben, was mir dazu einfiel. Ich weiß genau, dass ich noch einen langen Weg vor mir habe, denn selbst mein Lehrer sagte von sich: "Ich bin Schüler - mein Leben lang." ... Das, was ich im Krankenhaus in die Tat umzusetzen versuchte, verdanke ich seinen Unterweisungeṇ. LG mkha'
 
Zuletzt bearbeitet:
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Zurück
Oben Unten