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Bubbles

Mitglied
Buddh. Richtung:
an allen interessiert
Lesegruppe Shinjinmei 9. -12. Vers
Jage nicht
den Erscheinungen nach,
und verweile nicht
in der Vorstellung von Leere.

Im Einen
ist der Geist in Frieden,
und Verwirrung erschöpft sich
von selbst.

Willst Du die Bewegung des Geistes
zum Stillstand bringen,
dann führt gerade dies
zur totalen Bewegung.

Wenn du
diesen beiden Extremen anhaftest,
wie könntest du jemals
das Eine verstehen?
 
Jage nicht den Erscheinungen nach verstehe ich so, dass sich diese Aussage auf die Objekte unserer Sinneswahrnehmungen bezieht. Man soll nicht an ihnen anhaften. Warum nicht? Weil Anhaftung immer mit Täuschung verbunden ist. Sie besteht darin, dass wir auf die Sinnesobjekte positive Qualitäten projizieren, die sie nicht oder nicht in dem vorgestellten Maße besitzen. Das zeigt, dass die Phänomene, die wir wahrnehmen anders existieren als sie uns erscheinen.

Indem wir die Täuschung überwinden, hören die Phänomene nicht auf zu existieren, sondern wir erkennen wie sie tatsächlich existieren in Abhängigkeit von ihren Ursachen und Bedingungen, von ihren Teilen und der Bezeichnung, die wir vornehmen.
 
Jage nicht den Erscheinungen nach, und verweile nicht in der Vorstellung von Leere.
Jage nicht deinen Erscheinungen nach und verweile nicht in deiner Vorstellung von Leere.

Im Einen ist der Geist in Frieden, und Verwirrung erschöpft sich von selbst.
Ist der Eine-Geist in deiner Brust im Frieden, erschöpft sich deine Verwirrung ganz von selbst.

Willst Du die Bewegung des Geistes zum Stillstand bringen, dann führt gerade dies zur totalen Bewegung.
Willst du die Ruhe deines Geistes erzwingen, dann führt gerade dieses Tun zu rastloser Unruhe.

Wenn du diesen beiden Extremen anhaftest, wie könntest du jemals das Eine verstehen?
Das Anhaften an einem der Extreme: Ruhe oder Bewegung verhindert das Erfahren des Einen-Geist.
 
Jage nicht den Erscheinungen nach, und verweile nicht in der Vorstellung von Leere.
Jage nicht deinen Erscheinungen nach und verweile nicht in deiner Vorstellung von Leere.
Natürlich ist es wichtig, nicht selbst nach den Erscheinungen zu jagen, also an ihnen anzuhaften. Als Mahayana -Buddhist sollte man sich auch bemühen, den anderen aufzuzeigen, dass es für sie von Nutzen ist, den Erscheinungen nicht nachzujagen, nicht an ihnen anzuhaften.

Wenn wir selbst erkennen, dass es falsch ist, den Erscheinungen nachzujagen, dann sollten wir uns bemühen, auch den anderen Menschen aufzuzeigen, dass sie durch das Anhaften an den Erscheinungen kein Glück erlangen können.

Der Begriff der Leere im Kontext dieser Schrift ist noch einmal ein gesondertes Thema.
 
an deiner Vorstellung der Leere.

Das ist eine Leere, die jeder kennt, der schon mal versucht hat, jemanden zu überzeugen, dass er seinen Erscheinungen nicht nachjagen sollte, weil es krank macht. Das ist die Leere des Ratlosen, die muss man aufgeben und seinen eigenen Weg weitergehen. In die eigene Leere der Unwissenheit, was der nächste Schritt einem bringt.
 
Jage nicht den Erscheinungen nach verstehe ich so, dass sich diese Aussage auf die Objekte unserer Sinneswahrnehmungen bezieht.
Ich auch. Im Zazen versucht man, wie ich es kenne, die Bewegung der Augen zu beobachten, auch während der Übung die Augen still zu halten, weil sie am einfachsten zur Bewegung des Geistes führen. Der Roshi weist in diesen Kapiteln darauf hin, dass nicht nur die Wahrnehmungen der Augen - Sinneswahrnehmungen- sondern auch die Erinnerung der Wahrnehmungen -Geisteswahrnehmungen- ein Jagen nach den Erscheinungen ist.

Den Stillstand des Geistes willentlich herbeizuführen, ist demnach genauso "hilfreich", wie wie eine Mücke an der Wand mit Insektenspray zu bekämpfen. Am besten beobachtet man die die Mücke, wie sie herumfliegt und überlegt sich dreimal ob man auf sie wütend werden muss.
 
In seinem Kommentar begründet Soko Morinaga Roshi, dass man den Erscheinungen der Sinnes- und der Geisteswahrnehmungen nicht nachjagen soll, weil alles in unserer Welt dem Wandel unterliegt, also unbeständig ist. Er befürchtet wohl, dass wir die Erscheinungen für beständig halten, wenn wir zehn oder zwanzig Jahre an ihnen festhalten. Dieses Festhalten würde also unsere falsche Vorstellung von Beständigkeit festigen.
 
Meine Meinung ist , dass wir nicht den Erscheinungen unserer Vorstellungen und Urteilen nachjagen sollen. Ich bin überzeugt, dass jeder Mensch sicher weiß, dass sich die Erscheinungen seiner Umwelt andauernd ändern und dass es darum nicht so wichtig ist, wenn auch schmerzhaft, dass da etwas kaputtgeht. Der wahre Schmerz des Leidens entsteht doch durch die Enttäuschung unserer Ideale und Werte.
 
Wenn jedem Menschen die Vergänglichkeit klar sein sollte, muss man sich fragen, warum der Buddha so oft anicca gelehrt hat. Weil die Menschen zwar Vergänglichkeit in bestimmten Zusammenhängen anerkennen, aber trotzdem generell an Beständigkeit festhalten, insbesondere an der Beständigkeit dessen was ihnen wichtig und bedeutsam ist. Weil ihre Vorstellung von Beständigkeit immer wieder an der Realität zerschellt, leiden sie. Das hält sie aber aufgrund ihrer Unwissenheit nicht davon ab daran festzuhalten, dass die Phänomene ihrer Umwelt aufgrund eines ihnen innewohnenden Wesenskern existieren und wenn diese Phänomene diesen Wesenskern nicht hätten, dann könnten sie nicht existieren. Dieser Punkt wird sehr deutlich, wenn sie damit konfrontiert werden, dass die Phänomene nicht ohne Benennung, Bezeichnung existieren können.
 
Ich habe die allen Erscheinungen zugrunde liegende Vergänglichkeit erst durch den Buddha Dharma verstanden. Vorher bin ich tatsächlich davon ausgegangen, dass meine Idee, meine Werte, mein Ich und meine Vorstellungen, wie die Vorstellungen anderer, fortdauernd sind. Das war der grösste Augenöffner in meinem Leben und ich bin heute sehr dankbar dafür. Ich finde es auch nicht einfach zu verinnerlichen, weil ich doch als Mensch immer wieder in die Tendenz zurückfalle, mich mit allem Erdachten zu identifizieren, wie es in unserer Kultur normal ist.

Das hält sie aber aufgrund ihrer Unwissenheit nicht davon ab daran festzuhalten, dass die Phänomene ihrer Umwelt aufgrund eines ihnen innewohnenden Wesenskern existieren und wenn diese Phänomene diesen Wesenskern nicht hätten, dann könnten sie nicht existieren. Dieser Punkt wird sehr deutlich, wenn sie damit konfrontiert werden, dass die Phänomene nicht ohne Benennung, Bezeichnung existieren können.
In diesem Sinne wollte uns der weniger bekannte 3. Zen Patriarch Sosan eine Anleitung zum Frieden des Geistes geben. Der Geist, der alles durchdringt und in jedem von uns wirksam ist, ist nicht eine persönliche geistige Aktivität, sondern eine ursprüngliche Kraft, die uns lebendig sein lässt und vom Leben des Universums nicht verschieden ist. (so der Roshi in seiner Einleitung)
Wer den Erscheinungen des eigenen Geistes nachjagt, wird in einer Welt des bedingten Entstehens keine Ruhe finden.
 
Zuletzt bearbeitet:
In diesem Sinne wollte uns der weniger bekannte 3. Zen Patriarch Sosan eine Anleitung zum Frieden des Geistes geben. Der Geist, der alles durchdringt und in jedem von uns wirksam ist, ist nicht eine persönliche geistige Aktivität, sondern eine ursprüngliche Kraft, die uns lebendig sein lässt und vom Leben des Universums nicht verschieden ist.
So macht man den Geist als ursprüngliche Kraft zu einem äußeren Phänomen, das uns durchdringt. Auch wenn alle Lebewesen Geist besitzen, deshalb sind sie ja Lebewesen, so ist der Geist trotzdem eine persönliche Aktivität, die Skandha einer bestimmten Person. Wie sich unser Geist ausgestaltet und formt hängt von unseren eigenen Handlungen ab und wird uns nicht von außen mittels Durchdringung vorgegeben.
 
In seinem Kommentar zu den ersten beiden Zeilen des 9.Verses sagt Soko Morinaga Roshi, dass wir nicht in das Extrem verfallen sollen, das darin besteht, die Realität des gegenwärtigen Augenblicks zu ignorieren. Wie kann denn dieses Extrem im eigenen Geist zustande kommen?
 
"Nicht nach Verbindungen streben, nicht in Leere verweilen, geduldig sein. Eine Art, das Herz zu beruhigen, sich selbst aufzulösen und sich selbst zu beenden.“ So übersetzt ChatGPT
Meine Übersetzung, nach vielen Jahren Zenübung Shinjinmei zu verstehen:
"Hänge nicht in der Vergangenheit, am Schicksal, sehne dich nicht nach unbekannter Zukunft, lass einfach mit einem friedlichen Herzen los, lass dich selbst los, übe geduldig sein."
Es geht also darum, die Realität zu erkennen, sie eben nicht zu ignorieren.
 
Wie kann denn dieses Extrem im eigenen Geist zustande kommen?
Ich denke es kommt dann zustande, wenn wir die Realität des gegenwärtigen Augenblicks nicht direkt wahrnehmen, sondern gefiltert durch unsere eigenen Erinnerungen, Gedanken und Vorstellungen, wenn wir die Erscheinungen als Einzelne wahrnehmen, bewerten und in Gedanken verfolgen. Erst wenn wir alle Vorstellungen fallen lassen, können wir die Realität des gegenwärtigen Augenblicks wahrnehmen.
Wie wenn man durch ein Fenster einen Schneefall betrachtet, oder auch vor einem Wasserfall steht, alles passiert gleichzeitig, die Aufmerksamkeit ist nicht fokussiert auf einzelne Schneeflocken oder Wassertropfen, sondern überall gleichzeitig. Wenn es dann noch gelingt, den Schneefall nicht zu bewerten (gruselig kaltes Wetter) oder den Wasserfall (wie wunderschön), sind wir bei der Realität des Augenblicks. Das passiert ja auch bei der Meditation .
 
Jage nicht äußeren Erscheinungen nach,
verharre auch nicht in der Erfahrung der Leerheit.

Bleibe gelassen im Einen,
und alle Verwirrung verschwindet von selbst.

Stellst du das Tätigsein ein
und kehrst zur Ruhe zurück,
ist dieses Bemühen selbst nur wieder Tätigkeit.

Wie willst du je das Eine erfahren,
wenn du in die Zweiheit verstrickt bleibst?

(Zum Vergleich wieder die Übersetzung aus "meinen" Sesshins)
 
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