Vier Eigenschaften eines Menschen, ihr Mönche, kann man bei vier Gelegenheiten erkennen. Welche vier?
Im Zusammenleben, ihr Mönche, kann man den Sittenwandel anderer erkennen, doch nur nach langer Zeit und nicht schon nach kurzer; nur durch Beobachtung, nicht ohne Beobachtung; und nur ein Verständiger, kein Unverständiger. Im Umgang kann man die Lauterkeit anderer erkennen - im Unglück kann man die Stärke anderer er kennen - in der Unterhaltung kann man die Weisheit anderer erkennen, doch nur nach langer Zeit und nicht schon nach kurzer; nur durch Beobachtung, nicht ohne Beobachtung; und nur ein Verständiger, kein Unverständiger.
...
Da merkt einer, ihr Mönche, wenn er mit einem Menschen zusammenlebt: 'Lange Zeit hindurch zeigte dieser Verehrte Unvollkommenheiten im Sittenwandel, Lücken, Makel, Flecken; war unbeständig im Handel und Wandel. Sittenlos ist dieser Verehrte, und nicht ist dieser Verehrte sittenrein.'
...
Da merkt einer, ihr Mönche, wenn er mit einem anderen verkehrt: 'Anders benimmt sich dieser Verehrte bei einem allein, anders bei zweien, anders bei dreien, anders bei vielen. Das frühere Benehmen dieses Verehrten weicht ab von seinem späteren Benehmen. Ein unlauteres Benehmen hat dieser Verehrte, nicht hat dieser Verehrte ein lauteres Benehmen.'
...
Da trifft einen Menschen der Verlust von Verwandten oder von Besitz, oder er wird von einer Krankheit heimgesucht. Er aber bedenkt nicht: 'So ist dieses Leben in der Welt beschaffen, so ist es, wenn man eine solche Daseinsform besitzt, daß da
acht Weltgesetze dem Weltlauf folgen und der Weltlauf diesen acht Weltgesetzen folgt, nämlich Gewinn und Verlust, Ehre und Verachtung, Lob und Tadel, Freude und Leid. Und betroffen vom Verlust seiner Verwandten oder seines Besitzes oder von einer Krankheit heimgesucht, jammert, stöhnt und klagt er, schlägt sich weinend an die Brust, gerät in Verzweiflung.
...
Da merkt einer, ihr Mönche, wenn er sich mit einem anderen Menschen unterhält: 'Nach der Einstellung dieses Verehrten zu schließen, nach seinen Äußerungen, seiner Fragestellung, ist dieser Verehrte unverständig und nicht weise. Inwiefern aber? Dieser Verehrte äußert ja keine bedeutsamen Worte von tiefem Gehalt, Worte, die befriedigend sind, edel, der gewöhnlichen Vernunft unzugänglich, tiefsinnig und Verständigen verständlich. Den Sinn der Lehre, welche dieser Verehrte vorträgt, vermag er weder kurz noch ausführlich darzulegen, zu zeigen, kundzutun, aufzuweisen, zu enthüllen, zu verdeutlichen und zu eröffnen. Unverständig ist dieser Verehrte, nicht ist er weise.'
(
A.IV.192 Menschenkenntnis II - 2. Ṭhāna Sutta)