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Tai

Mitglied
Buddh. Richtung:
Zen
Wenn etwas nicht Soheit ist,
braucht man es nicht zu bewahren.

Eins ist Alles,
Alles ist eins.

Kann man es
auf diese Weise vollbringen,
warum sich dann noch
um Unvollendetes sorgen.

Vertrauen in den Geist
ist Nicht-Zwei,
Nicht-Zwei ist
Vertrauen in den Geist.

Der Weg der Worte ist zu Ende -
keine Vergangenheit,
Zukunft und Gegenwart.




(Quelle:

Shinjinmei
Die Meißelschift vom Vertrauen in den Geist
Das geistige Vermächtnis des dritten Zen -Patriarchen
Mit Erläuterungen von Soko Morinaga Roshi
Edition steinrich 2019)
 
Eins ist Alles,
Alles ist eins.

Kann man es
auf diese Weise vollbringen,
warum sich dann noch
um Unvollendetes sorgen.
Dazu möchte ich den Kommentar von Soko Morinaga Roshi aus dem Buch zitieren:
"Weil es ursprünglich nirgends etwas gibt, was als 'Eins' oder 'Alles' bestimmt werden kann, empfangt es einfach nur so, wie es ist. (...) Von Anfang an existiert unser Selbst innerhalb des Ganzen - abhängig von der eigenen Existenz ist alles vollendet. Das Wesentliche ist deswegen nicht, durch Übung ein perfekter Mensch zu werden, besser zu werden als andere, sondern wichtig ist es stets, ein Mensch zu sein, der im Ganzen aufgeht." :)

Der Weg der Worte ist zu Ende -
keine Vergangenheit,
Zukunft und Gegenwart.
Wenn der Weg der Worte zu Ende ist, kann es das alles auch nicht geben, weil es Begriffe sind.

Ich danke Euch herzlich für diese schöne Lesegruppe und insbesondere auch @Tai dafür, dass er sie wiederbelebt hat. Ich habe dabei sehr viel gelernt.❤️
 
Wenn etwas nicht Soheit ist,
braucht man es nicht zu bewahren.
Was aber ist mit dem, was Soheit ist? Das braucht man doch auch nicht zu bewahren. Oder?
Eigentlich kann man doch weder das Eine noch das Andere bewahren - beides ist schneller wieder vergangen als der Wind.
Und im nächsten Augenblick ist sie wieder da, die Soheit. Genauso wie Nicht-Soheit. Oder?
Eins ist Alles,
Alles ist eins.
wie schön der Roshi das erklärt: ".... wichtig ist es, ein Mensch zu sein, der im Ganzen aufgeht." Ein Mensch sein, der in allem aufgeht, was sich in den 10 Richtungen zeigt. Und sonst gar nichts. Jeden Augenblick wieder von Vorne.
Kann man es
auf diese Weise vollbringen,
warum sich dann noch
um Unvollendetes sorgen.
Und umgekehrt: Sobald ich mich nicht mehr um Unvollendetes sorge, weiß ich, dass ich es geschafft hab!
Vertrauen in den Geist
ist Nicht-Zwei,
Nicht-Zwei ist
Vertrauen in den Geist.
Hier spricht doch Manjushri selbst aus dem 3. Patriarchen!
Der Weg der Worte ist zu Ende -
keine Vergangenheit,
Zukunft und Gegenwart.
 
Ich danke Euch sehr für diese wunderbare Lesegruppe. Besonders Dir, @Bubbles für das hartnäckige Einstellen der Verse, obwohl die Resonanz manchmal sehr spärlich war. Und Dir @Tai dafür, dass das Projekt ein würdiges Ende gefunden hat und für die kostbaren Aufhellungen meiner Unklarheiten. Und obwohl es nichts zu bewahren gibt, wie wir gerade gehört haben, hoffe ich doch, dass ein paar Funken der Erkenntnis, die ich hier mit Euch gewinnen konnte, erhalten bleiben.
 
Auch dieser Teil beinhaltet wieder eine ganz konkrete, sehr praktikable Anleitung zur Haltung unseres Geistes während der Zen-Praxis. Der Schlüssel dazu liegt nach meinem Verständnis in den Begriffen "Soheit" und "auf diese Weise", die im Zen-Kontext synonym zu verstehen sind. Wir sind vielleicht gewohnt, die Redewendung "auf diese Weise" als Hinweis auf etwas zuvor Gesagtes zu verstehen. Im Zen-Kontext ist damit aber i.d.R. "so wie dies", "so wie es ist" also Soheit im Sinne unserer unmittelbaren Genau-Jetzt-Erfahrung gemeint bevor diese Erfahrung durch begriffliches Verstehen interpretiert, bewertet und mit Anhaftung belegt wird.

Wenn etwas nicht Soheit ist,
braucht man es nicht zu bewahren.
Dies bedeutet nichts anderes als das interpretierende, bewertende und anhaftende Denken loszulassen. Und zwar indem wir uns ganz und gar auf die von Augenblick zu Augenblick gegebene Soheit einlassen. Das heißt, wir unterbrechen nicht das Denken, indem wir diese Denkunterbrechung als aktive Handlung durchführen. Sondern wir sind mit unserer Aufmerksamkeit so ganz und gar auf die immer genau jetzt gegebene und entstehende Soheit ausgerichtet, dass schlicht keine Zeit mehr übrig bleibt, auch nur den kleinsten Gedanken zu fassen. Der Augenblick, in dem wir dennoch einen Gedanken fassen, ist zugleich der Augenblick, in dem wir aus dieser Art der Koan -Praxis fallen. Dann heißt es, mit der Aufmerksamkeit wieder zurückzukehren zu dem, was genau jetzt so ist.

Was aber ist mit dem, was Soheit ist? Das braucht man doch auch nicht zu bewahren. Oder?
Du hast es ja schon selbst beantwortet. Sobald wir die Soheit bewahren, ist schon wieder eine neue unmittelbare Soheit gegeben, die wir mit dem Festhalten an der vergangenen Soheit aus den Augen verlieren.
 
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