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Bubbles

Mitglied
Buddh. Richtung:
an allen interessiert
Lesegruppe Shinjinmei 6., 7. und 8. Vers
Wer das subtile Prinzip nicht kennt,
müht sich vergeblich,
die Gedanken zur Ruhe zu bringen.

Es ist absolut,
Große Leere,
ohne ein Zuwenig,
ohne ein Zuviel.

Wirklich,
nur Ergreifen und Verwerfen
sind der Grund
für Verschiedenheit.
 
Hier finden wir die nächsten drei Verse in der Übersetzung von Ursula Jarand.
In dem Buch werden die in zwei Kapiteln durch Soko Morinaga Roshi kommentiert.

Alle Mitleser, Neuübersetzer und geneigte Kommentatoren sind hier sehr willkommen, ihre Gedanken zu dem Text zu teilen!

In seinem Kommentar zum 6. Vers erläutert der Roshi, das wesentliche "subtile Prinzip", was uns ja im Verstext erstmal rätselhaft erscheint. Er zitiert dafür Hakuin Ekaku, der es nannte: "alle Bewusstseinsebenen durchschneiden". "Nicht wahr, nicht falsch, wertvoll und nutzlos unterscheiden, und wie ein Einfaltspinsel" alles aufnehmen und in sich wirken zu lassen.

Zu versuchen, durch die Kraft des Willens die Gedanken beruhigen zu wollen, führt nicht zum ursprünglichen "Nicht Geist".
Ich habe das in meiner Praxis auch so erlebt. Erst als ich nach einigen Jahren der Übung meine Vorstellung von "Erleuchtung " ganz aufgegeben habe, weil ich dachte das gelingt mir nie, habe ich bemerkt, dass sich dadurch schon alles verändert hatte.
 
6 Deinem Widerwillen folgen und daraus für oder gegen etwas streiten, macht Herz und Geist krank, 7 ohne das Prinzip zu erkennen, nichts festzuhalten, mühst du dich vergeblich um Gleichmut. 8 Das Universum ist gleich dem Kreis deiner Wahrnehmung, weder Zuwenig noch Überschuss, 9 das dir das nicht so erscheint, liegt an deinen Entscheidungen und Meinungen von richtig oder falsch festzuhalten.
 
Nichts ablehnen, nichts begehren, das, was ist, so annehmen, wie es nun einmal ist, und, (da ich nun einmal noch im Samsara zurechtkommen muss ), aus dem, was ist, nach bestem Wissen und Können das mir Bestmögliche machen - (in meinem Umfeld wirken - zu meinem und zum Wohle der Mitlebewesen).
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasangika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Samsara und Nibbana können nur im Sterben losgelassen werden, sie sind das Leben des Ichs, untrennbar vom Leben.
Das letzte Leiden, Sterben, zwingt zum Loslassen, unsere letzte Befreiung. Tun wir das nicht, wird es zum Leiden, ein aussichtsloser Kampf um Leben als Ich, das Leben wird uns entrissen, anstatt einfach zerfallen/vergehen zu können.
 
Samsara und Nibbana können nur im Sterben losgelassen werden, sie sind das Leben des Ichs, untrennbar vom Leben.
Das sehe ich anders. Samsara überwindet man nicht durch den Tod am Ende dieser jetzigen Existenz, sondern durch den achtfachen Pfad, den man im eigenen Geist verwirklicht hat. Das Nibbana muss man nicht aufgeben, also überwinden, denn das Nibbana ist ja das was man anstrebt, die wahre Beendigung der Leiden und ihrer Ursachen im eigenen Geist. Deshalb ist Nibbana Frieden und letztgültiges dauerhaftes Glück, das man als Arhat oder als Buddha erlebt.

Samsara ist trennbar vom Leben. Hat man Samsara mittels des achtfachen Pfades überwunden, dann hört das Leben ja nicht auf. Vielmehr kann man ein viel glücklicheres Leben erfahren, wenn man die wahren Leiden und die wahren Ursprünge aufgegeben hat; ein Glück, das man in einer samsarischen Existenz überhaupt nicht erleben kann.
 
...
müht sich vergeblich,
die Gedanken zur Ruhe zu bringen.

Ja, das kennen wohl viele hier :)
Jeff Shore (Der Weg beginnt unter deinen Füßen, Kapitel 1, Abschnitt "Mit Gedanken umgehen"):
"Unser Geist ist eine wahre Gedankenfabrik. Ohne nachhaltiges Üben neigt er dazu, immer weiter und weiter zu wuchern ... und das Eins-Sein, das immer da ist, zu verbergen."

Von Mingyur Rinpoche kenne ich Meditation auf/mit dem Hören (statt auf dem Atem), (was von der inneren Stimme "wegführen" kann und teils erlebe ich das auch, wenn vor der Meditation der Gong klingt.)
Seit einiger Zeit "probiere" ich das manchmal im Alltag: bewusst "aussen" Hören.
 
| Mein Blickwinkel: Zen-Schüler
Diese Übung des Um-Gehens führt dazu, das Prinzip des nicht sich festhalten an seinen Meinungen zu erkennen und dann es zu erfahren und dann zu verwirklichen.
 
Wer das subtile Prinzip nicht kennt,
müht sich vergeblich,
die Gedanken zur Ruhe zu bringen.

Es ist absolut,
Große Leere,
ohne ein Zuwenig,
ohne ein Zuviel.

Wirklich,
nur Ergreifen und Verwerfen
sind der Grund
für Verschiedenheit.

Ich war mal daran interessiert, wie eine alternative Übersetzung sein könnte. Die folgende Übersetzung ist aus einer Übersetzung von (u.a.) Deshimaru (Quelle):

Gelingt es uns nicht,
in die Quelle der Dinge einzudringen,
wird sich unser Geist
vergeblich erschöpfen.

Der Weg ist rund, friedlich und breit,
wie der unendliche Kosmos,
Vollkommen,
ohne die geringste Vorstellung
von Beharren oder Zerbrechen.

Wahrlich,
so wir ergreifen oder zurückweisen wollen,
sind wir nicht frei.


Das "Eindringen in die Quelle der Dinge" benötigt eine gewisse Mühe. Diese Mühe bedarf, dass wir uns mit ganzem Körper und Geist in die Praxis geben, aber nicht weil wir erwarten Buddha zu werden.
Im Zazengi schreibt Dogen so einerseits:
Übe Zazen so als wolltest du ein Feuer auf deinem Haupt auslöschen.
Und zugleich:
Versuche nicht einen Buddha aus dir zu machen, lass Sitzen und Liegen fallen.
Diese Art der Mühe ist etwas ganz subtiles und kein Schatten, der über dem Weg liegt.


Das gesamte Shinjinmei ist nicht weniger, als der kontinuierliche Fingerzeig auf den Mond.
 
Zuletzt bearbeitet:
| Mein Blickwinkel: Soto
Bild: Fingerzeig auf den Mond ... woher es kommt und was es eigentlich bedeutet ... Bin für jede Erklärung dankbar.
Ok, liebe @Bubbles, ich krame mal alles zusammen, was ich hier zum Thema herumliegen habe:

Das Bild ist aus dem Śūraṅgama Sūtra, ein Mahayana -Sutra (~) aus der Tang-Dynastie (618–907 u.Z.). Ca. im späten achten Jh. wurde es, (nach Meinung des elften Abtes des Klosters Shalu, Buton Rinchen Drub, 1290 – 1364), vom Chinesischen ins Tibetische übersetzt. Leider wurden viele Texte unter der Herrschaft Langdarmas, aufgrund der Verfolgung des Buddhismus , zerstört. So sind auch vom Śūraṅgama Sūtra nur einige Teile der alten Schriftrollen 9 und 10 erhalten.

Hierbei handelt es sich um ein Gespräch zwischen Buddha Śākyamuni und seinem Cousin Ānanda über das Erlangen der Erleuchtung. Buddha erklärt u.a. das Verhältnis von Zeigendem und dem Gezeigtem: Wenn mit einem Finger auf den Mond gezeigt wird, dann ist dabei nicht der Finger bestimmend, sondern der Mond; der Finger zeigt nur den Weg. Sollte jemand den Mond mit dem Finger verwechseln, würde er weder den Mond noch den Finger erkennen. Hier ist aber der Finger das Mittel, um den Mond zu zeigen. Hat man mit Hilfe des Fingers den Mond gesehen, dann ist der Finger überflüssig geworden.

Das ist wie bei den buddhistischen Schriften - sie sind lediglich ein Mittel, um die Lehre des Buddha zu erlernen und zu verinnerlichen. Nach Gebrauch sollte man an diesem äußeren Mittel nicht anhaften, sondern sich auf den Inhalt der buddhistischen Lehre konzentrieren.
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasangika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
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