traditionsübergreifend

caber

Mitglied
Buddh. Richtung:
Shin-Buddhismus
Geschickte Mittel zielen meinem Verständnis nach im Buddhismus nicht unbedingt geradlinig und direkt auf die absolute Wahrheit. Sie dienen vielmehr dazu, den nach ihr Suchenden auf einen Weg zu bringen, der seinem Intellekt und Charakter angemessen ist und ihn der absoluten Wahrheit ein Stück näher bringt.

Ich frage mich allerdings, ob man religiöse Lehren (egal, welcher Provenienz) nicht überhaupt in ihrer Gesamtheit als geschickte Mittel verstehen sollte. Das bekannte Floßgleichnis - "Lass das Floß (die Lehre) am Ufer zurück, nachdem du damit den Fluss überquert hast!" - scheint mir eine Offenheit in diese Richtung zu stützen.

Wenn dem so ist: Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für unsere Haltung anderen buddhistischen, vor allem aber auch nichtbuddhistischen religiösen Ansätzen gegenüber?

Ich oute mich bei dieser Gelegenheit: Ja, ich halte viel von "Pluralistischer Theologie". Sprenge ich damit den Rahmen dieses Forums?​
 
Re: Dharma Geschickte Mittel
Was ist das denn so? Hast du einen geeigneten link? @pluralistische Theologie
 
| Mein Blickwinkel: Mein Blickwinkel ist der einer Sozialpädagogin, die viel lernen musste und weiter lernt. Besonders hilfreich waren bisher meine Lehrerin im TB (Nyingma), meine Traumapädagogische Ausbildung und meine Tiere.
Re: Dharma Geschickte Mittel
Wenn eine religiöse Lehre insgesamt ein geschicktes Mittel ist, wo soll es hinführen, ein geschicktes Mittel wozu? Die Ziele sind ja verschieden, persönlicher Gott, Brahman, Nirvana u.a. Das Ziel selber könnte ein geschicktes Mittel sein, eine bloße Vorstellung, Metapher für das Unfassbare. Wer aber z.B. an einen persönlichen Gott glaubt wird ihn nicht als ein geschicktes Mittel sehen wollen, sondern als real.

Religiöser Pluralismus ist nicht so mein Ding, um alle respektieren zu können frage ich mich ehrlich ob ich denn wirklich weiß ob es einen Gott gibt oder nicht, ob ich das Höchste sehen kann. Kann ich nicht, daher besteht bei allen Religionen die Möglichkeit dass sie die höchste ist. Dass ich mich für den Buddhismus entschieden habe liegt an meiner Individuellen Auffassung, die ist kein absoluter Maßstab, ich könnte mich täuschen. Man kann ja nur das annehmen was man versteht oder was einem am Wahrscheinlichsten erscheint. Solange sich nicht eindeutig herausstellt dass ich falsch liege, bleibe ich dabei und bislang wurde ich nicht von etwas anderem überzeugt. Wahrscheinlich wird das auch nie eintreten, aber möglich ist es eben schon. Es geht ja nicht um das Festhalten an einem Glauben, sondern um das erkennen der Wahrheit.
So lässt sich allen auf Augenhöhe begegnen: Du hältst dieses für das Höchste, ich jenes, aber in Wirklichkeit kennen wir es nicht. Mögen wir es alle finden.
 
Re: Dharma Geschickte Mittel
Ich frage mich allerdings, ob man religiöse Lehren (egal, welcher Provenienz) nicht überhaupt in ihrer Gesamtheit als geschickte Mittel verstehen sollte.
Stefan S. Jäger schrieb:“ Die Mahayanisten sahen die gesamte buddhistische Religion als ein Mittel zum 'Hinübergehen' und zum 'Hinüberbringen', die untrennbar miteinander verbunden sind. Kurz gesagt, der Buddhismus ist ein geschicktes Mittel.“ Quelle: Glaube und Religiöse Rede bei Tillich und im Shin-Buddhismus: Eine religionshermeneutische Studie_9. Die „geschickten Mittel“ (upāya/hōben 方便) als Hermeneutik der Vermittlung religiöser Erfahrung_ Siehe z.B. https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110268874/html

:unsure: Das kann man (von außen betrachtet) gewiss so sehen, ... (korrektes Verständnis eröffnet sich mit Studium buddh. Schriften/Belehrungen etc.). Dr. Alexander Berzin formuliert es gemäß der tib.-buddh. Lehren wie folgt:„Geschickte Mittel (tib. thabs-mkhas, Skt. upāya) - das spezielle unterscheidende Gewahrsein, das sich mit den effektivsten und am besten geeigneten inneren Methoden befasst, um die Lehren des Buddha zu realisieren, und das sich mit den effektivsten und am besten geeigneten äußeren Methoden befasst, um die begrenzten Wesen zur Reife zu bringen, dass heißt sie reif werden zu lassen, für das Erlangen von Befreiung und Erleuchtung .“ Quelle: http://studybuddhism.com/de/fortges...llkommenheiten-in-theravada-mahayana-und-boen

Das Erlernen geschickter Mittel ist somit das eine, doch das Anwenden geschickter Mittel überlasse ich vorerst gerne dem Buddha und weit fortgeschrittenen Bodhisattvas. Die Fähigkeit, geschickte Mittel anzuwenden, ist nämlich gemäß der tib.-buddh. Lehren die siebte der „Zehn Vollkommenheiten eines Buddha“. Es wird also einige Zeit dauern, diese Fähigkeit zu vervollkommnen, und (Dank der Allwissenheit) exakt passend einzusetzen.

Wenn dem so ist: ...
Siehe oben - aber die Frage ...
Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für unsere Haltung anderen buddhistischen, vor allem aber auch nichtbuddhistischen religiösen Ansätzen gegenüber?
verstehe ich in diesem Zusammenhang nichṭ. Was haben z.B. die im tib.-buddh. gelehrten geschickten Mittel mit "nicht-buddhistischen religiösen Ansätzen" zu tun?
... ich halte viel von "Pluralistischer Theologie". Sprenge ich damit den Rahmen dieses Forums?
Man kann hier, ("anständiger Ton" vorausgesetzt), alles ansprechen und diskutieren. ... (Ich nahm gerne an interreligiösen Dialogen teil. Siehe z.B.: https://www.religionen.uni-hamburg.de/akademie-der-weltreligionen.html)
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Re: Dharma Geschickte Mittel
Was haben z.B. die im tib.-buddh. gelehrten geschickten Mittel mit "nicht-buddhistischen religiösen Ansätzen" zu tun?
Unter Umständen doch einiges: Wenn nämlich beide geschickte Mittel sind, haben sie beide dieselbe Funktion - siehe ganz oben!
 
Re: Dharma Geschickte Mittel
Was haben z.B. die im tib.-buddh. gelehrten geschickten Mittel mit "nicht-buddhistischen religiösen Ansätzen" zu tun?
Unter Umständen doch einiges: Wenn nämlich beide geschickte Mittel sind, haben sie beide dieselbe Funktion - siehe ganz oben!
:unsure: ... Kannst Du das für die alte Frau bitte noch ein wenig exakter verdeutlichen? ... Wieso sollte das irgendwelche Konsequenzen haben?

Angenommen, Religionenslehren würden mit dem Begriff "geschickte Mittel" belegt und in diesem Sinne verstanden, was sollte das an meiner Haltung gegenüber weiteren buddhistischen und nicht-buddhistischen Schulen ändern? Zeit meines Lebens akzeptiere und respektiere ich die religiösen Lehren, die meine Mitmenschen für sich als praktizierbar erachten. Wir treffen uns, diskutieren die Lehrinhalte und freuen uns, etwas dem Verständnis Zuträgliches dazuzulernen, ... daran würde sich nichts ändern.
 
Zuletzt bearbeitet:
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Re: Dharma Geschickte Mittel
Schön für dich. Ich weiß allerdings von genug Menschen, die das völlig anders sehen. Denen zu zeigen, dass wir alle methodisch mit demselben Wasser (geschickte Mittel) kochen, erweckt - vielleicht - Verständnis, wo früher keines oder nur wenig war.
 
Re: Dharma Geschickte Mittel
Ja, ich halte viel von "Pluralistischer Theologie". Sprenge ich damit den Rahmen dieses Forums?
Kommt auf das Unterforum an :) Ich denke die Art des Umgangs ist hier wichtiger, als bestimmte Ansichten und Meinungen...

Ich kann mich mit dem Denken der pluralistischen Theologie durchaus anfreunden, wenn ich mir diesen Absatz von Wikipedia herausgreife:

... sieht der Pluralismus zumindest einige Religionen als prinzipiell möglicherweise gleichwertige Wege an. Das heißt jedoch nicht, dass alle Religionen oder religiösen Lehren, Praktiken etc. letztlich gleich wären und auch nicht, dass alle Religionen theologisch gleichwertig sind. Beispielsweise wird die Möglichkeit offen gehalten, dass für einen bestimmten Menschen eine gegebene Religion tatsächlich einen Weg eröffnet, eine andere gegebene Religion aber nicht. Ebenso können sich manche Religionen oder Kulte auch als destruktiv erweisen.
Meine Sichtweise auf die Wege und Traditionen des Buddhismus ist jedenfalls ganz klar inklusiv ... Darüber hinaus finde ich es gut, dass hier durchaus differenziert wird.
 
| Mein Blickwinkel: Offen für Fremdeinflüsse. Wichtig ist mir, alles in seinem Kontext zu belassen und authentische Lehren zu schützen. Gleichzeitig ist mein Denken vernetzt und ich schreibe gerne in meinen eigenen Worten, was ich glaube, verstanden zu haben.
Re: Dharma Geschickte Mittel
Schön für dich. Ich weiß allerdings von genug Menschen, die das völlig anders sehen. Denen zu zeigen, dass wir alle methodisch mit demselben Wasser (geschickte Mittel) kochen, erweckt - vielleicht - Verständnis, wo früher keines oder nur wenig war.
Danke für die Info. In den Gesprächskreisen bleibt es meist beim Vorstellen der unterschiedlichen Lehren und Lehrinhalten. Es ist nicht immer leicht, Menschen eine ihnen fremde Sichtweise näher zu bringen, dann gilt es, das zu respektieren.
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
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