Sherab

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Buddh. Richtung:
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In der letzten Zeit habe ich gemerkt, daß es für meine Meditationspraxis hilfreich ist, Gedanken zu etikettieren. Wenn ich merke, dass sich meine Gedanken um Zukunftspläne kreisen etikettiere ich sie als "Pläne" und komme so schneller zum Meditationsobjekt zurück. Oder Gefühle u.s.w.

Macht ihr das auch und wie sind Eure Erfahrungen?

Ich kenne einige Meditationslehrer, die das empfehlen, zum Beispiel Jack Kornfield.
 
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| Mein Blickwinkel: Ich schreibe aus dem Blickwinkel verschiedener Rollen, die mein jetziges Leben prägten. Als Sohn, als Ehemann, als Arbeitnehmer, als Volkswirt und vor allem als Schüler der buddhistischen Philosophie, wobei ich versuche, diese in mein Leben zu integrieren.
Re: Praxis Gedanken etikettieren
... Gedanken ... etikettieren ... zum Meditationsobjekt zurück ...
Mit dem Etikettieren bin ich nicht vertraut, @Sherab. Wenn ich bemerke, dass ich abschweifte, atme ich tief ein und aus, und kehre zum Meditationsobjekt zurück.
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Re: Praxis Gedanken etikettieren
Ich habe im Wesentlichen ein Etikett: Abschweifende Gedanken. In dem Moment, wo ich anfange, diese noch weiter zu unterteilen, gebe ich den Gedanken eher noch mehr Nahrung und Aufmerksamkeit. Das ist für mich so und muss nicht universell gültig sein.
 
| Mein Blickwinkel: Offen für Fremdeinflüsse. Wichtig ist mir, alles in seinem Kontext zu belassen und authentische Lehren zu schützen. Gleichzeitig ist mein Denken vernetzt und ich schreibe gerne in meinen eigenen Worten, was ich glaube, verstanden zu haben.
Re: Praxis Gedanken etikettieren
Am Anfang habe ich das gemacht, wenn ich am Denken hängengeblieben bin: 'Aha, Denken'. Vorstellungen, Pläne, Erinnerungen und Überlegungen habe ich unter dem Begriff "Denken" subsumiert. Bei Gefühlen 'Gefühl', bei Willensregungen 'Wollen' bei Sinneswahrnehmungen 'Sinneseindruck'. Dann diese Phänomene mit dem Verständnis "das bin ich nicht, das gehört mir nicht" losgelassen. Wenn ich z.B. einen Gedanken nicht mehr weiterverfolge löst sich der auf, aber es kommt sofort der nächste Gedanke, oder ein Gefühl, ein Wollen oder ein Sinneseindruck, so dass ich mit dem Benennen kaum mehr hinterherkomme und die Geistestätigkeit nimmt damit auch noch zu. So bin ich zu einem allgemeinen Beobachten übergegangen und habe die Benennung auf zwei Dinge reduziert: Bewusstsein und Objekte. Das dient aber auch nur zur Erinnerung, ich wiederhole es nicht ständig. Weil es aber schwierig ist ein völlig losgelöstes Gewahrsein aufrecht zu erhalten wiederhole ich zugleich mit dem Beobachten das Meditationswort "Buddho", damit der Geist einen Halt hat. Das ist eine Praxis aus der Waldtradition und so passt es mir, weil ich schon früher im Hinduismus mit einem Mantra meditiert habe.
 
Re: Praxis Gedanken etikettieren
Warum sollte man so etwas machen?

Es gibt keinen Unterschied zwischen "guten" und "schlechten" Gedanken, beide sind gleich substanzlos. Warum also "labeln"?

Das zu "denken" funktioniert logischer Weise genauso wenig😉
 
Re: Praxis Gedanken etikettieren
Ich glaube nicht, dass man die Gedanken bewertet indem man sie etikettiert.
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe aus dem Blickwinkel verschiedener Rollen, die mein jetziges Leben prägten. Als Sohn, als Ehemann, als Arbeitnehmer, als Volkswirt und vor allem als Schüler der buddhistischen Philosophie, wobei ich versuche, diese in mein Leben zu integrieren.
Re: Praxis Gedanken etikettieren
Ich glaube nicht, dass man die Gedanken bewertet indem man sie etikettiert.
Interessant dieses Etikettieren ...

Thubten Chodron: "... Beim Etikettieren ist es wirklich wichtig, dass wir wissen, wie man richtig etikettiert. Manchmal ist das, was wir als Emotion bezeichnen, tatsächlich eine Möglichkeit, jemand anderem die Verantwortung für das zuzuweisen, was wir fühlen. ..."

:unsure: : (Beispiel von mir: Stell Dir vor, Du meditierst, und der Nachbar beginnt, den Rasen zu "frisieren"...)

Thubten Chodron: "... Beachten Sie dann, dass wir eine Geschichte im Gange haben, die wir der anderen Person zuschreiben, indem wir irgendwie sagen: „Du bringst mich dazu, so zu fühlen.“ Verstehst du, was ich meine? „Du machst mich wahnsinnig“, dann habe ich keine Verantwortung für meine Wut. ..." ;)

Quelle: https://thubtenchodron.org/de/2009/12/identifying-feelings/
 
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| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Re: Praxis Gedanken etikettieren
Meine persönliche "Baustelle" sind tatsächlich Gedanken, die sich mit möglichen zukünftigen Szenarien beschäftigen.

Mit Lärm kann ich ganz gut umgehen, das ist ja etwas was ich nicht beeinflussen kann.
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe aus dem Blickwinkel verschiedener Rollen, die mein jetziges Leben prägten. Als Sohn, als Ehemann, als Arbeitnehmer, als Volkswirt und vor allem als Schüler der buddhistischen Philosophie, wobei ich versuche, diese in mein Leben zu integrieren.
Re: Praxis Gedanken etikettieren
... Gedanken, die sich mit möglichen zukünftigen Szenarien beschäftigen.
:unsure: Wie die Zukunft aussehen könnte, ist kein Geheimnis; die Früchte
der Zukunft entspringen den Samen der Vergangenheit - und sterben
muss ich gewiss, daher ist es mir wichtig, den Geist im Jetzt zu schulen.
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Re: Praxis Gedanken etikettieren
In meiner Praxis bin ich ganz oft dankbar für die aufkommenden Gedanken, sie zeigen mir womit mein Geist beschäftigt ist und das ist wunderlicherweise manchmal etwas ganz anderes als das, was mich im Alltag beschäftigt. Ich nehme sie nicht als störend wahr, verfolge sie aber auch nicht, benenne sie erst gar nicht, sondern gehe mit meiner Aufmerksamkeit sofort wieder zum Atem zurück, bzw. dem Zwischenraum zwischen meinen zusammengelegten Daumen. Manchmal fällt mir dabei aber auch ein was ich zu tun vergessen hatte, oder wo ich meinen Schlüssel verlegt habe.

Schönes Thema! Danke dafür!!!
 
Re: Praxis Gedanken etikettieren
Meine persönliche "Baustelle" sind tatsächlich Gedanken, die sich mit möglichen zukünftigen Szenarien beschäftigen.
Ich finde es gut, festzustellen, worum sich Deine Gedanken drehen. Das kann Dir Klarheit für Dein Denken nach der Meditation geben. Während der Meditation finde ich es immer als Unterbrechung, sich den aufkommenden Gedanken zu widmen. Die Meditationszeit ist so wertvoll, die Gedanken die dort auftauchen denkt man meistens später mit erfrischtem Geist weiter. Manche Menschen schreiben sich auf, was in ihnen der Meditation einfällt. Ich finde das unnötig denn danach hat man das Aufgetauchte wenn es wichtig war noch besser präsent.
 
Re: Praxis Gedanken etikettieren
Meditation ist für mich ein Zustand jenseits des Denkens. Manchmal ist das Denken zu aufdringlich und es gelingt mir nicht, die Gedanken hinter mir zu lassen. Dann mache ich den Gedankenfluß zum Meditationsobjekt, stehe quasi als Beobachter am Ufer und beobachte das Kommen und Gehen der Gedanken, wie sie ohne Widerstand zu erzeugen von alleine vorbeifließen und wie der Fluß sofort zum Stillstand kommt, sobald einem Gedanken Aufmerksamkeit gewährt wird. Dann ist Widerstand, ein Stau, es entsteht Druck, weil der freie Fluß unterbrochen ist. Dem freien Fließen zuzuschauen ist angenehmer, sich umzuwenden und nichts mehr zu schauen noch mehr, manchmal gelingt es in der Folge, manchmal auch nicht...;)
 
Re: Praxis Gedanken etikettieren
Ich habe auch schon experimentiert mit dem Benennen von Gedanken, habe mich dadurch aber auch öfter in den Benennungen "verzettelt". So wie ich es verstanden habe soll das Etikettieren ja dabei helfen die Gedanken loszulassen. Wenn bei mir in der Shamata Meditation Gedanken auftauchen, versuche ich entspannt zu bleiben bzw. mich nicht mit ihnen zu identifizieren. Die Geschichte oder Gedanken-/Assoziationskette wird dann unterbrochen und der Geist kann sich wieder entspannen.
 
| Mein Blickwinkel: Weder traditionell, noch modern, auch nicht beides und schon gar nicht keins von beidem.
Re: Praxis Gedanken etikettieren
Anstatt die Geistestätigkeiten einzeln zu etikettieren kann man sie auch allesamt unter einem der drei Daseinsmerkmale betrachten. Etwa unter dem "Etikett" Vergänglichkeit - was da auch immer auftaucht vergeht wieder, alles fließt. Oder Dukhha - Ergreifen und dranhängen führt zu Leiden. Schließlich Anatta - bin ich nicht, gehört mir nicht.

Interessant ist es auch den Geist zu beobachten wie er arbeitet - ein Gedanke taucht auf, eine Assoziation entsteht die einen Wunsch erweckt worauf ein Planen erfolgt usw. Oder manchmal fällt mir auf dass ich gerade in bestimmte Gedanken versunken bin und verfolge dann zurück wie es dazu gekommen ist, was der erste Impuls war, wie eins das andere ausgelöst hat.
 
Re: Praxis Gedanken etikettieren
und verfolge dann zurück wie es dazu gekommen ist
daran kann ich mich meistens nicht mehr erinnern. Plötzlich sind da irgendwelche Pläne in meinem Geist, aber was der auslösende Gedanke dazu war, da fehlt dann die Erinnerung.
Vielleicht muss es aber auch gar kein auslösender Gedanke geben, das Bewusstseinskontinuum verändert sich manchmal von einem Moment auf den nächsten, scheinbar grundlos.
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe aus dem Blickwinkel verschiedener Rollen, die mein jetziges Leben prägten. Als Sohn, als Ehemann, als Arbeitnehmer, als Volkswirt und vor allem als Schüler der buddhistischen Philosophie, wobei ich versuche, diese in mein Leben zu integrieren.
Re: Praxis Gedanken etikettieren
Plötzlich sind da irgendwelche Pläne in meinem Geist, ...

Ich erlebe das als einen Gestaltungsdrang, nicht damit begnügen wie es ist. Vorstellungen wie es besser wäre, Lösungen finden, überwinden der Hindernisse, praktisches Umsetzen, genießen des Resultats, das macht Freude, vertreibt Langeweile und ergibt einen Sinn. Wir leben ja in einer Leistungsgesellschaft wo das einen hohen Wert darstellt, die ganze Welt wird umgestaltet nach den Wünschen des Menschen, weit über die Grundbedürfnisse hinaus. Eigentlich ist es ein Trieb der auf dem Boden der Unzufriedenheit erwächst und Dukkha nicht vermindert sondern vermehrt. Wollte ich doch einfach nur dasitzen und die Wahrheit sehen, das wäre das höchste Glück und wie es zu erreichen ist, der beste aller Pläne.
 
Re: Praxis Gedanken etikettieren
Warum sollte man so etwas machen?

Es gibt keinen Unterschied zwischen "guten" und "schlechten" Gedanken, beide sind gleich substanzlos. Warum also "labeln"?

Das zu "denken" funktioniert logischer Weise genauso wenig😉
Gute Idee, Kommentare zur Sichtweise zum Aufklappen zu machen. Sie machen nicht für jede Art der Praxis Sinn, und schon gar nicht in jeder Tradition. Danke für diese gute Anregung, ich werde das zukünftig auch so machen. :)
 
| Mein Blickwinkel: Offen für Fremdeinflüsse. Wichtig ist mir, alles in seinem Kontext zu belassen und authentische Lehren zu schützen. Gleichzeitig ist mein Denken vernetzt und ich schreibe gerne in meinen eigenen Worten, was ich glaube, verstanden zu haben.
Re: Praxis Gedanken etikettieren
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Re: Praxis Gedanken etikettieren
@kilaya, diese "Kiste" habe ich echt vermisst, ... :unsure: aber wie stelle ich sie hier ein?
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| Mein Blickwinkel: Offen für Fremdeinflüsse. Wichtig ist mir, alles in seinem Kontext zu belassen und authentische Lehren zu schützen. Gleichzeitig ist mein Denken vernetzt und ich schreibe gerne in meinen eigenen Worten, was ich glaube, verstanden zu haben.
Re: Praxis Gedanken etikettieren
🤗 🤗 🤗 🤗
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
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