Was geschieht wirklich, wenn der Tod eintritt? Die Berichte über Nahtodeserfahrungen sind zwangsläufig unvollständig. Klar ist, dass es dabei ums's Loslassen geht. Wenn man sich dagegen sträubt, ist das ein Kampf den man verlieren wird, also bleibt nur Kapitulation und geschehen lassen. Da fragt sich, ob man das Sterben bewusst erleben möchte, Betäubung vorzieht, oder den Vorgang lieber gewaltsam abkürzt. Bei vollem Bewusstsein geschehen lassen mag zumindest im Anfangsstadium äußerst unangenehm sein.
Einerseits habe ich Angst vor dem Sterben, andererseits bin ich Neugierig, was da passiert. Was werde ich wahrnehmen, was wird aus mir werden? Höchstwahrscheinlich ist es ein Übergang in die andere Welt, das Jenseits, Paraloka und demnach eigentlich eine Geburt. Man mag es Zwischenzustand nennen, es ist jedenfalls ein neues Leben. Im Bardo Thödol gibt es ja genaue Angaben über den Vorgang und die Dauer der einzelnen Abschnitte, soweit ich mich erinnere.
Vermutlich hängen die Erfahrungen teilweise von der Kultur ab, in der man gelebt hat. Etwa ein Christ wird vielleicht Jesus wahrnehmen und ein antiker Ägypter Anubis. Im Prinzip stimmen die alten Darstellungen darin überein, dass man gemäß des geistig-seelischen Zustandes, in dem man sich im Allgemeinen befindet, in entsprechenden Bereichen geboren wird. Das ist wohl ein Naturgesetz, wie es auch immer dargestellt wurde. Der Geisteszustand hängt natürlich eng mit den Handlungen zusammen, dem Karma , man handelt ja nach seiner Ansicht und Gesinnung. Die Vorstellung von Karma und Wiedergeburt gibt es wahrscheinlich in allen buddhistischen Richtungen, bis auf einige moderne Entwicklungen.
Wie ist es nun mit der Erlösung? Wenn nach dem Tod alles vorbei ist, dann wäre er eben gewissermaßen die Erlösung. Es wird aber eher mit Loslösung zu tun haben, wenn das Begehren vesiegt ist, ist nach der Lehre des Buddha das ungewordene Nirvana ohne Raum und Zeit, was zwangsläufig unvorstellbar ist. Ein Dasein in einem himmlischen oder göttlichen Bereich ist eine Vorstellung, die mit Begehren verbunden ist, man möchte freilich gerne ewig und glückselig leben. Es wird aber auch ein Naturgesetz sein, dass alles was entsteht, wieder vergeht und jegliches Dasein hat einen Anfang und ein Ende.