Der Unterschied fon
Samstag Samsara(?) zu Nirvana liegt also in unserem geist und nicht in der Welt. Oder hab ich was gewaltig missverstanden?
Grüß Dich,
@Sili, ich habe mal ein wenig in den "gesammelten Werken" gelesen, und ein paar Dinge herausgeschrieben, LG mkha'
Nagarjuna versteht das wirklich Reale als
Shunyata (Leerheit).
1 ... Nirvana ist demgemäß die Erkenntnis der Leere, aus der und in der alles Vergängliche lebt. Es kann als Freiheit von Anhaftungen an Zustände von Unglück, Zufriedenheit und Glück verstanden werden.
Quelle: 1 Weber-Brosamer, Back: Die Philosophie der Leere. Nāgārjunas Mulamadhyamaka-Karikas – Harrassowitz, Wiesbaden 2005.
Die Identität von Leerheit und Entstehen in gegenseitiger Abhängigkeit und die dynamische Wechselbeziehung zwischen den beiden Wahrheiten der
Madhyamika -Philosophie finden ihre volle religiöse Verwirklichung in der
Mahayana -Lehre von "Samsara-wie-es-ist, ist Nirvana".
Für einen Buddhisten ist Nirvana das Ziel, das er durch das Hinter-sich-lassen des Samsara erreichen kann. Will man sich vom Leiden befreien, darf man nicht dem Samsara verhaftet sein.
"
Während seiner ganzen Geschichte hat der Mahayana-Buddhismus immer gesagt: Verweile nicht im Nirvana. Er hat aber auch immer gesagt: Verweile nicht im Samsara. Verweilt man im sogenannten Nirvana, weil man das Samsara transzendiert hat, ist man noch nicht frei von Festhalten, denn man haftet noch am Nirvana, und dieses Unterscheiden zwischen Nirvana und Samsara wirkt sich einschränkend aus."
Quelle: Masao Abe,
Zen and Western Thought
Man ist noch immer "selbst-süchtig“, weil man abgehoben in der eigenen
Erleuchtung weilt, getrennt vom Leiden aller anderen im Samsara gefangenen Wesen. Wahre Selbstlosigkeit und wahres liebendes Mitgefühl können nur verwirklicht werden, indem man das Nirvana transzendiert und mitten ins Leiden der sich ewig wandelnden Welt zurückkehrt, um in ihr zu wirken.
Das Nirvana im mahayanischen Sinne transzendiert zwar das Samsara, es ist aber nichts anderes als die Verwirklichung von Samsara als Samsara - nicht mehr und nicht weniger. Und dies ist nur dadurch möglich, daß man vollkommen ins Samsara zurückkehrt. Aus diesem Grund heißt es im Mahayana vom wahren Nirvana oft, "Samsara-wie-es-Ist ist Nirvana“.
Das Nirvana ist die wahre
"Quelle von Weisheit (prajna ), denn es ist völlig frei von jedem diskriminierenden Denken und deswegen fähig, alles Sein in seiner Einzigartigkeit und Besonderheit zu begreifen, ohne Anhaften zu entwickeln. Es ist auch die Quelle von Erbarmen (karuna ), denn es widmet sich selbstlos der Erlösung aller anderen im Samsara gefangenen Wesen, was dadurch möglich ist, daß man selbst ins Samsara zurückkehrt."
Der Mahayana-Buddhismus betont also,
"daß man um der Weisheit willen nicht im Samsara verweilen soll und daß man nicht im Nirvana verweilen soll, um sein Erbarmen zur Erfüllung zu bringen".
Dieses vollkommene Nicht-Verweilen, dieses freie Pendeln zwischen Samsara und Nirvana, zwischen Nirvana und Samsara, ist das wahre Nirvana im mahayanistischen Sinne. Und dies ist die soteriologische Bedeutung der Leerheit.
Quelle: Leerheit und Entstehen in gegenseitiger Abhängigkeit von Prof. Masao Abe, Kyoto -
Literatur: Divine Emptiness and Historical Fullness: A Buddhist-Jewish-Christian Conversation With Masao Abe by Masao Abe