So etwas wie Gnade gibt es nicht. Von wem sollte sie kommen?
Welches Vajrasattva-Gebet meinst du jetzt? Da stehe ich gerade auf dem Schlauch.
Ich meine das 100-Silben-
Mantra .
Manchmal find ich hilfreich, Wortdefinitionen zu suchen. Gnade ist spezifisch christlich, kommt von "mittelhochdeutsch g(e)nade, althochdeutsch gināda = (göttliches) Erbarmen, eigentlich = Hilfe, Schutz, zu einem Verb mit der Bedeutung „unterstützen, helfen“"
Bedeutungen:
1. a) Gunst eines sozial, gesellschaftlich o. ä. Höherrangigen gegenüber einem sozial, gesellschaftlich o. ä. auf niedrigerem Rang Stehenden
b) verzeihende Güte Gottes
2. Milde, Nachsicht in Bezug auf eine verdiente Strafe, Strafnachlass
Diese 3 Bedeutungs-Ebenen vermischen sich wohl im allgemeinen Sprachgebrauch - können auch Widerstand hervorrufen (weil z.B. in der christl. Theologie Gott ein Allmächtiger ist, der unvorstellbar höher stehend ist, als ein "Sünder" - so wie ein Alleinherrscher, ein Diktator in der Gesellschaft, der willkürlich Gnade oder Unrecht walten lassen kann).
In der christlichen (und islamischen)
Mystik aber gibt es - wie im Buddhismus - ein "Erwachen in Gott" - das einen bekannten Sufi zu dem Ausruf "Allah ud ich sind ja Eins" verleitet hat (wofür er dann gekreuzigt wurde wegen Gotteslästerung).
Zurück zu Vajrasattwa. Ich erlebe die
Rezitation des 100-Silben-Mantras als ein Gefühl in mir, ein Geisteszustand von Milde, Güte, freundlicher Zuwendung der in mir geweckt wird durch das Mantra. Wenn ich Worte dafür suche, dann erscheint auch das Wort "Gnade" - vl. nicht 100% korrekt - aber doch als Annhäherung - und auch als eine mögliche Gemeinsamkeit mit dem - mystischen - Christentum.
Leider hab ich versehentlich dein Zitat gelöscht. Das Vertrauen zu Buddha und sein Versprechen ist auch eine Ähnlichkeit mit dem christl. Vertrauen zu Gott - das sich eben dann in der Gnade ausdrückt. Allerdings gibt es im Christentum keine "Leerheit" - aber eben mystische Erfahrung, die vl. inmitten der Erfahrung nicht so unterschiedlich ist von der Erfahrung eines Buddhisten - aber in der nachträglichen Interpretation und Zuordnung zur Lehre dann eben schon.
Es ist ja nur ein Aspekt der Vajrasattva Praxis, sich an einen äußeren Vajrasattva zu wenden. Dann macht man die Reinigungsübung wo man sich vorstellt, dass alles Negative, Blockaden, die Folgen schlechter Handlungen gereinigt werden. Und das muss man schon aktiv tun. So wie es bei Berzin beschrieben wird, dass es um die eigene Aktivität geht. Und dann sich vornehmen, die negativen Handlungen zu unterlassen. Und es umsetzen.
Also so einfach wie im Christentum kommt die Gnade nicht. Man muss es schon aktiv tun.
Auch im Christentum muss man aktiv etwas tun: nämlich beichten (was übrigens der Karma-Reinigung in 4 Schritten extrem ähnelt) und beten zu Gott (was wiederum dem Aspekt der äußeren Vajrasattva-Zuwendung ähnelt). Obendrauf ist dann bei den Christen noch der Gnädige Gott - falls der Christ vor lauter Schuldgefühl, die ihm von Kindesbeinen eingetrichtert wurde - nicht glauben kann, dass die eigene Aktivität ausreicht.