traditionsübergreifend
Re: Dharma Vedanā (Gefühle)
Danke für Eure guten Wünsche, sie haben geholfen, denn wir sind wieder gesund und gut erholt zu Hause angekommen.

Kürzlich kam mir M 61 unter die Augen, dort gibt der Buddha seinem Sohn Rāhula Belehrung über tugendliche Verhaltensweisen, sowie die zugehörigen Selbstreflexionen und dabei mußte ich an dieses Thema denken. Dort steht unter M 61.8:
"Was meinst du, Rāhula: Wozu ist ein Spiegel da?" "Zum Reflektieren, ehrwürdiger Herr."
"Ebenso, Rāhula, sollte eine Handlung mit dem Körper nach wiederholtem Reflektieren ausgeführt werden; eine Handlung mit der Sprache sollte nach wiederholtem Reflektieren ausgeführt werden; eine Handlung mit dem Geist sollte nach wiederholtem Reflektieren ausgeführt werden."...


Genau das verstehe ich unter Sati. Alles Denken, Reden und Tun (wobei Reden und Tun eigentlich beides Tun ist) möglichst ständig zu reflektieren und zwar bevor aus dem Gedanken Worte oder Taten geworden sind. Schlimm genug, daß mitunter unheilsame Gedanken auftauchen aber sie zu unheilsamen Taten werden zu lassen, ist übel. Unsere Sensoren - oder besser - Rezeptoren melden ständig irgendwelche Reize, woraus Gefühle entstehen (1. und 2. khandha) u.s.w.
Mir scheint, daß es eigentlich gar keine verschiedenen Gefühle gibt, sondern nur Gefühl zwischen sehr angenehm bis sehr unangenehm. Der Eindruck verschiedener Gefühle entspringt ja erst dem 3. khandha, der Wahrnehmung.

Angenommen ich gehe mit einem Freund spazieren und er wirft mir plötzlich mit dem Ausruf "fang" etwas zu. Ich fange es auf und es ist warm und weich (angenehm). Beim Hinschauen melden die Augen etwas Rundes Braunes (weder angenehm, noch unangenehm). Erst aus dem Zusammenspiel von taktil-warm und optisch-rund und braun entsteht die Wahrnehmung Pferdeapfel - der Halunke hat mir einen Pferdeapfel zugeworfen und ein Ekelgefühl ist daraus entstanden. Der Ekel ist also schon das Ergebnis der Wahrnehmung und nicht der vorausgegangenen Gefühle.
Beim Betrachten des Gefühls stehen zu bleiben, würde der Situation sicher nicht gerecht werden, denn es folgt unmittelbar eine Aktivität (4. khandha) u.s.w.
 
Re: Dharma Vedanā (Gefühle)
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Re: Dharma Vedanā (Gefühle)
"Was meinst du, Rāhula: Wozu ist ein Spiegel da?" "Zum Reflektieren, ehrwürdiger Herr."
Ganz genau, @Hajo , Nach-sinnen, weise überlegen, re-flekt-ieren, besinnen, also
kurz zusammengefasst, immer sich bemühen auf den Abstand zu eigenen ( als ob) den Gefühlen zu gehen.
Am Ende , man sollte /an/ -erkennen, dass es niemanden gibt, wem diese Gefühle gehören, so wie der Geschmack von Anatta . LG.
 
Re: Dharma Vedanā (Gefühle)
Genau das verstehe ich unter Sati. Alles Denken, Reden und Tun (wobei Reden und Tun eigentlich beides Tun ist) möglichst ständig zu reflektieren und zwar bevor aus dem Gedanken Worte oder Taten geworden sind.
Das ist wieder der Volltreffer! Denn alles passiert mit der enormen Geschwindigkeit, also ohne das rein automatische "Etikettieren" es geht nicht, eigentlich. Den ganzen Prozess durchzuschauen, und ihn durchzubrechen( zu stoppen, wenn sogar vorübergehend) ist enorm schwer.
Sehr ausführlich über das ganze man kann bei E. Conze nachlesen: " Buddhistisches Denken".
 
Re: Dharma Vedanā (Gefühle)
Das Thema dieses Fadens sind die Gefühle und ich will darum nicht weiter auf den Begriffen sati, bzw. satipatthāna herumreiten, zumal die Definition im allgemeinen Gebrauch offenbar nicht einheitlich ist. Letztendlich ist es auch egal wie man es nennt, Hauptsache man praktiziert Achtsamkeit - in welcher Vollendung auch immer. Mir kam das Thema nur neulich beim Lesen von M61 wieder in den Sinn - sorry.

Die Bedeutung von Worten ist ja oft ein Stolperstein und mir scheint das auch auf den Begriff "Gefühl" zuzutreffen. Wenn wir etwas mit einem Sinnesorgan spüren, sagen wir dazu ich fühle dieses und jenes aber zu einer Regung wie Liebe oder Haß sagen wir auch ich fühle, obwohl es etwas ganz anderes ist - darauf wollte ich eigentlich hinaus. Vielleicht sollte man Ersteres exakter als Reiz bezeichnen und nicht als Gefühl, denn ein Gefühl ist ja doch etwas Komplexeres, scheint mir.
In S 22.56 spricht der Buddha von "Gefühlsgruppen", die durch "Eindruck" entstehen. (khandha)
"Was nun, ihr Mönche, ist Gefühl? Diese sechs Gefühls-Gruppen gibt es, ihr Mönche durch Seh-Eindruck entstandenes Gefühl, durch Hör-Eindruck entstandenes Gefühl - durch Riech-Eindruck - Schmeck-Eindruck - Berührungs-Eindruck - durch geistigen Eindruck entstandenes Gefühl. Das, ihr Mönche, nennt man Gefühl."
Das könnte man vielleicht auch so verstehen, daß jedes der erwähnten Gefühle für sich schon eine Gruppe darstellt - weil es entstanden ist aus der Form, dem Sinnenreiz und der Wahrnehmung. Und damit ein Eindruck entsteht, muß ja hinter jedem Sinnesorgan auch eine Instanz vorhanden sein, die sehen will, hören will u.s.w. - ein Trieb.
 
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Re: Dharma Vedanā (Gefühle)
Das Thema dieses Fadens sind die Gefühle und ich will darum nicht weiter auf den Begriffen sati, bzw. satipatthāna herumreiten, zumal die Definition im allgemeinen Gebrauch offenbar nicht einheitlich ist. Letztendlich ist es auch egal wie man es nennt, Hauptsache man praktiziert Achtsamkeit - in welcher Vollendung auch immer. Mir kam das Thema nur neulich beim Lesen von M61 wieder in den Sinn - sorry.

Die Entstehung und Befreiung von Dukkha bezüglich der Gefühle gehört schon auch zum Thema finde ich.

Die Bedeutung von Worten ist ja oft ein Stolperstein und mir scheint das auch auf den Begriff "Gefühl" zuzutreffen. Wenn wir etwas mit einem Sinnesorgan spüren, sagen wir dazu ich fühle dieses und jenes aber zu einer Regung wie Liebe oder Haß sagen wir auch ich fühle, obwohl es etwas ganz anderes ist - darauf wollte ich eigentlich hinaus. Vielleicht sollte man Ersteres exakter als Reiz bezeichnen und nicht als Gefühl, denn ein Gefühl ist ja doch etwas Komplexeres, scheint mir.
In S 22.56 spricht der Buddha von "Gefühlsgruppen", die durch "Eindruck" entstehen. (khandha)
"Was nun, ihr Mönche, ist Gefühl? Diese sechs Gefühls-Gruppen gibt es, ihr Mönche durch Seh-Eindruck entstandenes Gefühl, durch Hör-Eindruck entstandenes Gefühl - durch Riech-Eindruck - Schmeck-Eindruck - Berührungs-Eindruck - durch geistigen Eindruck entstandenes Gefühl. Das, ihr Mönche, nennt man Gefühl."
Das könnte man vielleicht auch so verstehen, daß jedes der erwähnten Gefühle für sich schon eine Gruppe darstellt - weil es entstanden ist aus der Form, dem Sinnenreiz und der Wahrnehmung. Und damit ein Eindruck entsteht, muß ja hinter jedem Sinnesorgan auch eine Instanz vorhanden sein, die sehen will, hören will u.s.w. - ein Trieb.

Wenn die fünf körperlichen Sinne, Sinnesobjekte und Bewusstsein zusammentreffen, entsteht ein Gefühl (vedanā). Z.B. das Auge, Formen und Sehbewusstsein. Wenn man darauf aufgrund der Triebe mit Gier, Hass oder Verblendung reagiert, sind das Geistesobjekte die mit dem Geistsinn und dem Geistbewusstein zusammentreffen, damit entsteht ein geistiges Gefühl. Also man sieht etwas das ein angenehmes Gefühl auslöst, das möchte man behalten oder mehr davon haben, schwelgt darin, sehnt sich danach, macht sich Vorstellungen, befasst sich gedanklich damit und setzt den Willen ein. Die Sinneserfahrung erzeugt ein Gefühl und was der Geist daraus macht erzeugt wiederum Gefühle. So verstehe ich das.
 
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