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Die Extinction Rebellion (kurz XR, auf Deutsch in etwa: „Auflehnung gegen das Aussterben“) ist eine internationale, selbstorganisierte, politisch unabhängige Umweltschutzbewegung, die Mittel des zivilen Ungehorsams nutzt, um auf die ökologische Krise und den Klimanotstand zu reagieren. Sie trat im Oktober 2018 in London das erste Mal in Erscheinung. Wenig später bildete sich eine eigene, traditionsübergreifende Untergruppe, die XR Buddhists, die inzwischen auch in Deutschland Wurzeln fasst. Die Gruppe ruft zum Mitmachen auf und bittet darum, die Aktionen in den buddhistischen Gruppen bekannter zu machen.

 
| Mein Blickwinkel: Offen für Fremdeinflüsse. Wichtig ist mir, alles in seinem Kontext zu belassen und authentische Lehren zu schützen. Gleichzeitig ist mein Denken vernetzt und ich schreibe gerne in meinen eigenen Worten, was ich glaube, verstanden zu haben.
Re: Engagierter Buddhismus oder ? - "XR Buddhists"
Was ist "ziviler Ungehorsam"?

Ziviler Ungehorsam (aus lateinisch civilis ‚bürgerlich‘; deshalb auch bürgerlicher Ungehorsam) ist eine Form politischer Partizipation, deren Wurzeln bis in die Antike zurückreichen. Durch einen symbolischen,[2] aus Gewissensgründen vollzogenen und damit bewussten Verstoß gegen rechtliche Normen zielt der handelnde Staatsbürger mit einem Akt zivilen Ungehorsams auf die Beseitigung einer Unrechtssituation und betont damit sein moralisches Recht auf Partizipation. Die Normen können sich durch Gesetze, Pflichten oder auch Befehle eines Staates oder einer Einheit in einem staatlichen Gefüge manifestieren. Durch den symbolischen Verstoß soll zur Beseitigung des Unrechts Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung genommen werden. Der Ungehorsame nimmt dabei bewusst in Kauf, auf Basis der geltenden Gesetze für seine Handlungen bestraft zu werden. Häufig beansprucht er ein Recht auf Widerstand für sich, das sich jedoch von einem verfassungsgemäß gegebenen Widerstandsrecht[3] unterscheidet. Demjenigen, der zivilen Ungehorsam übt, geht es damit um die Durchsetzung von Bürger- und Menschenrechten innerhalb der bestehenden Ordnung,[4] nicht um Widerstand, der auf die Ablösung einer bestehenden Herrschaftsstruktur gerichtet ist. Die Methoden und Aktionsformen von zivilem Ungehorsam und Widerstand gleichen sich jedoch in vielen Fällen.

Als moderne Väter des Konzepts gelten Henry David Thoreau, Mohandas Karamchand Gandhi und Martin Luther King, Jr.

Als essenziell wird die Gewaltfreiheit betont, ohne die ein Widerstand nicht gerechtfertigt ist.[...]
Auch die im Vereinigten Königreich als Graswurzelbewegung entstandene Umweltschutz- und Protestbewegung Extinction Rebellion ist in Deutschland aktiv.
 
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Re: Engagierter Buddhismus oder ? - "XR Buddhists"
So definiert, hat Nelson Mandela auch "zivilen Ungehorsam" praktiziert. Gegen ein Unrechtsregime, das Apartheid legitimierte. Teile der AKP waren damals allerdings auch für Gewaltanwendung und haben das auch umgesetzt.
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe aus dem Blickwinkel verschiedener Rollen, die mein jetziges Leben prägten. Als Sohn, als Ehemann, als Arbeitnehmer, als Volkswirt und vor allem als Schüler der buddhistischen Philosophie, wobei ich versuche, diese in mein Leben zu integrieren.
Re: Engagierter Buddhismus oder ? - "XR Buddhists"
Ähnlich war es bei Martin Luther King Jr. und den Black Panthers - letztere haben sich auch über den Gewaltverzicht hingesetzt. Bei Gandhi blieb der Widerstand gewaltfrei.
 
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Re: Engagierter Buddhismus oder ? - "XR Buddhists"
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Re: Engagierter Buddhismus oder ? - "XR Buddhists"
Danke für die Info, Kilaya. Von der buddhistischen Untergruppe wußte ich bisher nichts.
 
Re: Engagierter Buddhismus oder ? - "XR Buddhists"
Wusste auch noch nichts von dieser Gruppe, ist ziviler Ungehorsam im Sinne des Buddha-Dhamma ? Ich denke für Laienanhänger ist gewaltloser Widerstand als Beitrag für das notwendige Umdenken in der Gesellschaft keine schlechte Sache solange sie heilsame Resultate erbringt.
 
Re: Engagierter Buddhismus oder ? - "XR Buddhists"
ist ziviler Ungehorsam im Sinne des Buddha-Dhamma

Das ist die Frage, an der sich offenbar überall die Geister scheiden. Ich vermute, als Praktizierender mit Bodhisattva -Versprechen kann man leichter sagen, dass es passt. Natürlich muss es, wie Du ja auch sagst, auf jeden Fall gewaltfrei sein. Das ist aber eigentlich das Grundverständnis von zivilem Ungehorsam (in der Theorie). Wobei - siehe Gandhi - Hungerstreik z.B. als probates Mittel gilt.
 
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Re: Engagierter Buddhismus oder ? - "XR Buddhists"
Die Frage wäre was man genau unter Gewaltfreiheit versteht. Gibt es dazu eine Definition aus der Sicht des Theravada Buddhismus @mukti ?
 
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Re: Engagierter Buddhismus oder ? - "XR Buddhists"
Die Frage wäre was man genau unter Gewaltfreiheit versteht.

Ich denke bei der Gewalt gegen Menschen (oder andere Lebewesen) sind sich alle einig. Sachbeschädigung halte ich auch für kein geeignetes Mittel, aber da könnten sich außerhalb buddhistischer Initiativen die Geister schon scheiden. Ich glaube nicht, dass eine buddhistische Aktivisten-Gruppe sich für dieses Mittel entscheiden würde. Beim zU kommt es auf den Symbolwert der Handlung an. Mit einer Besetzung eines Braunkohlebaggers (wie es z.B. "Ende Gelände" macht) würde man auch einen wirtschaftlichen Schaden anrichten, der Symbolwert ist jedoch sehr hoch. Ende Gelände geht aber schon über zivilen Ungehorsam hinaus. Eine buddhistische Untergruppe gäbe es da sicher nicht, aber ich könnte mir schon vorstellen, dass einzelne Buddhisten sich entscheiden, ohne das groß an die Glocke zu hängen, dass sie Buddhisten sind, an solchen Protestformen teilzunehmen.
 
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Re: Engagierter Buddhismus oder ? - "XR Buddhists"
Die Frage wäre was man genau unter Gewaltfreiheit versteht. Gibt es dazu eine Definition aus der Sicht des Theravada Buddhismus @mukti ?

Kein Wesen töten oder Schaden zufügen, nicht mal durch übelwollende Rede. Nichts nehmen was nicht gegeben wurde, was die Unantastbarkeit fremden Besitzes umfasst. Also 'ich nehme nichts weg aber zerstöre was' geht nicht. Es gibt da überhaupt keine Ausnahmen im Vinaya soviel ich weiß.

Laien bemühen sich darum aber natürlich geht es nicht immer weil sie meistens etwas zu beschützen haben. Was könnte man dagegen sagen wenn sie die Umwelt schützen ohne etwas zu zerstören, wenn man so seine Meinung kundtut, etwa auch mit Megaphon auf einer Demo oder wenn man mal nicht zur Schule geht und mit einem Plakat am Boden sitzt wie Greta Thunberg.

Von Extinction Rebellion habe ich gehört dass sie radikaler vorgehen, gesehen hab ich sie nur als sie mal mit Zelten in der Innenstadt campiert haben, was erlaubt oder zumindest toleriert wurde. Falls sie Gewalt anwenden finde ich das nicht mehr buddhistisch. Etwa wie Tierschützer die Hochstände umsägen und dergleichen. Obwohl ich so etwas in der Art oft gerne täte, aber um die buddhistische Gesinnung zu pflegen halte ich mich zurück und heiße es auch nicht gut.
 
Re: Engagierter Buddhismus oder ? - "XR Buddhists"
Von Extinction Rebellion habe ich gehört dass sie radikaler vorgehen

Man kann natürlich sagen, dass z.B. wenn sie sich (mit Kunstblut verziert) auf Kreuzungen hinlegen oder teilweise sogar irgendwo anketten, um auf das Artensterben aufmerksam zu machen, dass das einen Schaden verursacht. Aber jede Demonstration blockiert letztlich auch den Verkehr. Die Grenzen sind wohl fließend.

Radikale Tierschützer gehen m.E. auch oft zu weit. Ich bin für den Schutz der Tiere und bin der Meinung, dass Massentierhaltung abgeschafft gehört, aber Menschen zu verletzen, um Tiere zu schützen, finde ich nicht angemessen. Zumal gerade Jäger vom Grundgedanken her den Tierbestand hegen und beschützen. Sie dürfen gar nicht einfach willkürlich in der Gegend herum schießen. Nun kann man sagen, dass die Natur sich selbst ausbalanciert. Ja, da wo sie unberührt ist, ist das so. Aber unberührte Natur haben wir praktisch gar nicht mehr. Deswegen muss die Balance teilweise hergestellt werden, indem Jäger den "Bestand regulieren".
 
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Re: Engagierter Buddhismus oder ? - "XR Buddhists"
Von Extinction Rebellion habe ich gehört dass sie radikaler vorgehen

Man kann natürlich sagen, dass z.B. wenn sie sich (mit Kunstblut verziert) auf Kreuzungen hinlegen oder teilweise sogar irgendwo anketten, um auf das Artensterben aufmerksam zu machen, dass das einen Schaden verursacht. Aber jede Demonstration blockiert letztlich auch den Verkehr. Die Grenzen sind wohl fließend.
Unsere Gesetze erlauben es nun mal den Verkehr zu blockieren und die Polizei sperrt sogar extra die Straße ab. Wenn man es an den Behörden vorbei macht finde ich es nicht so gut, man sollte sich schon an die öffentliche Ordnung halten damit kein Chaos entsteht. Andererseits gibt es z.B. bei uns ein Camp in einem Augebiet durch das eine Straße gebaut werden soll. Ob das genehmigt ist weiß ich nicht, aber so etwas hat schon früher mal Zerstörungen der Au verhindert weil die Behörden schließlich nachgegeben haben. Solche Proteste sind schon demokratische Tradition. Sie haben sich kürzlich an Bagger angekettet und wurden von der Polizei entfernt, was dann mit Wort und Bild durch die Medien gegangen ist. Aufmerksamkeit erregen ist also hier der Zweck und ich finde er heiligt das Mittel weil sie sich widerstandslos wegtragen lassen, was ja schon Routine ist und es entsteht kaum ein Schaden.

Radikale Tierschützer gehen m.E. auch oft zu weit. Ich bin für den Schutz der Tiere und bin der Meinung, dass Massentierhaltung abgeschafft gehört, aber Menschen zu verletzen, um Tiere zu schützen, finde ich nicht angemessen. Zumal gerade Jäger vom Grundgedanken her den Tierbestand hegen und beschützen. Sie dürfen gar nicht einfach willkürlich in der Gegend herum schießen. Nun kann man sagen, dass die Natur sich selbst ausbalanciert. Ja, da wo sie unberührt ist, ist das so. Aber unberührte Natur haben wir praktisch gar nicht mehr. Deswegen muss die Balance teilweise hergestellt werden, indem Jäger den "Bestand regulieren".

Menschen zu verletzen finde ich auch falsch, in Hallen mit Massentierhaltung einzubrechen und die schlimmen Zustände zu filmen ist für mich so etwa die äußerste Grenze des Vertretbaren. Für das kaputte Schloss könnte man ja einen Geldschein hinterlassen, wenn man allzu zimperlich ist geht da wohl nichts weiter.
Was die Jagd betrifft so denke ich dass sich der Tierbestand meistens von selber regulieren würde, wenn man die natürlichen Feinde wie z.B. Wolf, Bär und Luchs nicht ausgerottet hätte. Man könnte auf die Ausbeutung der Natur und der Tiere so weit wie möglich verzichten so dass sich das regenerieren kann.
 
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Re: Engagierter Buddhismus oder ? - "XR Buddhists"
...in Hallen mit Massentierhaltung einzubrechen und die schlimmen Zustände zu filmen ist für mich so etwa die äußerste Grenze des Vertretbaren. Für das kaputte Schloss könnte man ja einen Geldschein hinterlassen, wenn man allzu zimperlich ist geht da wohl nichts weiter.
Finde ich auch, es ist ein Missstand, dass sich Großkonzerne über Tierschutzgesetze oft straffrei hinwegsetzen können, aber der Tierschützer, der das dokumentiert und dabei "Hausfriedensbruch" begeht, dafür bestraft wird. Das ist für mich klar ziviler Ungehorsam, der i.O. ist.

Was die Jagd betrifft so denke ich dass sich der Tierbestand meistens von selber regulieren würde, wenn man die natürlichen Feinde wie z.B. Wolf, Bär und Luchs nicht ausgerottet hätte. Man könnte auf die Ausbeutung der Natur und der Tiere so weit wie möglich verzichten so dass sich das regenerieren kann.
Das wäre ein Aspekt, dass man die natürlichen Feinde wieder ausreichend verbreiten müsste. Ein weiterer Aspekt ist aber, dass wegen Landwirtschaft, Kulturlandschaften usw. die Flächen oft gar nicht mehr zusammenhängen. Und jede der in sich geschlossenen Flächen müsste eine Balance erreichen, oder man müsste umfassend wieder alles für die Tiere erreichbar machen (Wildwechsel-Brücken überall), und deren natürlichen Lebensräume wieder herstellen. Alles in allem eher utopisch.
 
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Re: Engagierter Buddhismus oder ? - "XR Buddhists"
Finde ich auch, es ist ein Missstand, dass sich Großkonzerne über Tierschutzgesetze oft straffrei hinwegsetzen können, aber der Tierschützer, der das dokumentiert und dabei "Hausfriedensbruch" begeht, dafür bestraft wird. Das ist für mich klar ziviler Ungehorsam, der i.O. ist.

Ungerechtigkeiten freiwillig auf sich zu nehmen um Menschen, Tiere oder die Natur davor zu schützen nötigt einem schon Respekt ab. Manchmal gibt's Prügel, Geldstrafen oder lange Verhandlungen mit Untersuchungshaft. Aber weil es so beherzte Menschen gibt, gibt es auch immer wieder Erfolge. So sind das wohl auch im buddhistischen Sinn gute Werke und rechtes Handeln.

Das wäre ein Aspekt, dass man die natürlichen Feinde wieder ausreichend verbreiten müsste. Ein weiterer Aspekt ist aber, dass wegen Landwirtschaft, Kulturlandschaften usw. die Flächen oft gar nicht mehr zusammenhängen. Und jede der in sich geschlossenen Flächen müsste eine Balance erreichen, oder man müsste umfassend wieder alles für die Tiere erreichbar machen (Wildwechsel-Brücken überall), und deren natürlichen Lebensräume wieder herstellen. Alles in allem eher utopisch.

Man muss sich ja nicht beteiligen und kann sich eben auch auf gewaltlose Weise engagieren, wenn es auch utopisch ist dass genügend Menschen so viel Einsehen haben dass die allgemeinen Zerstörungen aufhören.
 
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Re: Engagierter Buddhismus oder ? - "XR Buddhists"
Ich glaube, ein Grund, warum manche Menschen zu gewaltsamen Mitteln greifen, ist die gefühlte Ohnmacht gegenüber ungerechten oder regelrecht destruktiven Verhaltensweisen, die gesellschaftlich etabliert sind. Man entwickelt Mitgefühl in einem bestimmten Aspekt, versucht, idealistisch etwas an den Umständen zu ändern, und läuft nur gegen Wände oder wird gar lächerlich gemacht. Durch Mangel an Weisheit greift man dann zu Mitteln, die Aufmerksamkeit erzeugen sollen, aber ihrerseits ungerecht und destruktiv sind. Dass gewaltfreier Widerstand in der Geschichte wesentlich effektiver war, während Gewaltaktionen zwar bekannt sind, aber nicht zu Veränderungen geführt haben, wird dabei offenbar ausgeblendet. Man muss schon eine klar definierte Ethik haben, und v.a. Geduld mit den Umständen, um da nicht Gefahr zu laufen, sich zu verlaufen. Dass man bei einigen Themen nur noch mit dem Kopf schütteln kann, weil die Gesellschaft immer noch nicht richtig reagiert, obwohl es offensichtlich schon fast zu spät ist (z.B. Klimakrise), muss man auch irgendwie verkraften. Der Fokus des Buddhismus über diese Welt hinaus, wie auch immer man den interpretiert, ist da schon ein Segen in meinen Augen. Denn das hilft, Geduld zu entwickeln, mit sich selbst und mit der Welt.
 
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Re: Engagierter Buddhismus oder ? - "XR Buddhists"
Im Buddhismus ist Gewaltlosigkeit ein Geistesfaktor. Es ist der Wunsch, anderen Wesen nicht zu schaden.

Wenn man aber als Bodhisattva zum Wohle aller Wesen handeln möchte, steht man manchmal zwischen sämtlichen Stühlen. Man hat dann die Wahl zwischen Pest und Cholera.

Ein Theravada Praktizierender ist da im Vorteil: Er kann sich sagen: "Das kümmert mich nicht". Ich ziehe mich in meine Höhle zurück.

Der Dalai Lama hat, so Oliver Petersen im letzten SK, das Attentat auf Hittler ausdrücklich begrüßt. Ebenso das Recht auf Selbstverteidigung durch Nutzung des Millitärs.

Selbstverteidigung im Krieg ist letztlich die höchste Form von "zivilem" Ungehorsam.
 
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Re: Engagierter Buddhismus oder ? - "XR Buddhists"
Ich werfe hier mal Garchen Rinpoche ein, der gegen die Chinesen gekämpft hat.
 
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Re: Engagierter Buddhismus oder ? - "XR Buddhists"
Ich glaube, ein Grund, warum manche Menschen zu gewaltsamen Mitteln greifen, ist die gefühlte Ohnmacht gegenüber ungerechten oder regelrecht destruktiven Verhaltensweisen, die gesellschaftlich etabliert sind. Man entwickelt Mitgefühl in einem bestimmten Aspekt, versucht, idealistisch etwas an den Umständen zu ändern, und läuft nur gegen Wände oder wird gar lächerlich gemacht.

Bei Gewaltanwendung ist oft außer Mitgefühl auch Hass auf die Täter im Spiel denke ich.

Durch Mangel an Weisheit greift man dann zu Mitteln, die Aufmerksamkeit erzeugen sollen, aber ihrerseits ungerecht und destruktiv sind.

So vermehrt man das Leid im Namen der Gerechtigkeit.

Der Fokus des Buddhismus über diese Welt hinaus, wie auch immer man den interpretiert, ist da schon ein Segen in meinen Augen. Denn das hilft, Geduld zu entwickeln, mit sich selbst und mit der Welt.

Wie man diese Welt ohne den überweltlichen Fokus ertragen kann verstehe ich nicht. Es funktioniert ja auch nirgends, man will was verbessern aber schon kommt das nächste Problem, ein Fass ohne Boden.
 
Re: Engagierter Buddhismus oder ? - "XR Buddhists"
Selbstverteidigung im Krieg ist letztlich die höchste Form von "zivilem" Ungehorsam.
Auch wenn das in Anführungsstrichen ist, finde ich den Begriff hier unpassend. Es ist nämlich weder zivil, noch ungehorsam. zU findet innerhalb eines Landes statt und ist eine Form des zivilen Protestes gegen die Staatsmacht. Selbstverteidigung ist einfach Selbstverteidigung (im Einzelnen) und Landesverteidigung ist Landesverteidigung. Als Teil des Militärs ist Gehorsam sogar ein herausragendes Element.
 
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Re: Engagierter Buddhismus oder ? - "XR Buddhists"
Selbstverteidigung im Krieg ist letztlich die höchste Form von "zivilem" Ungehorsam.
Auch wenn das in Anführungsstrichen ist, finde ich den Begriff hier unpassend. Es ist nämlich weder zivil, noch ungehorsam. zU findet innerhalb eines Landes statt und ist eine Form des zivilen Protestes gegen die Staatsmacht. Selbstverteidigung ist einfach Selbstverteidigung (im Einzelnen) und Landesverteidigung ist Landesverteidigung. Als Teil des Militärs ist Gehorsam sogar ein herausragendes Element.

Viel mir erst im Nachhinein ein, dass es nicht zum zivilen Ungehorsam passt aber zum Thema "Gewaltlosigkeit".
 
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Re: Engagierter Buddhismus oder ? - "XR Buddhists"
Bei Gewaltanwendung ist oft außer Mitgefühl auch Hass auf die Täter im Spiel denke ich.
Jegliche Form der tibetisch-buddhistisch legitimierten Gewalt sollte idealerweise ohne Zorn und Hass auskommen. Die Schützer haben Zorn und Hass vollkommen überwunden und sind so ein Vorbild für die Fähigkeit, sich so auszudrücken. Gerade die Tibeter sind sicherlich in einer besonderen Position, über Buddhismus und Krieg zu sprechen, denn sie haben ihr eigenes Land verloren und unglaubliche Opfer gebracht, um so viel vom Dharma Tibets zu retten, wie möglich.

Aber auch in China gab es buddhistische Klöster, die so oft von Räubern überfallen wurden, dass sie eine Kampfkunst entwickelt und Mönche darin ausgebildet haben, damit diese ihre Klöster schützen können.

Wie man diese Welt ohne den überweltlichen Fokus ertragen kann verstehe ich nicht.
Ich denke, dass man auch als Bodhisattva den überweltlichen Fokus nicht verliert. Man nimmt an der Welt teil, tut, was man kann, und versucht nicht am Ergebnis des Handelns anzuhaften. Es ist eine Betrachtung des Moments: Was ist jetzt die bestmögliche Handlung, zu ich fähig bin?

Mein Verständnis des Vajrayana : Das Versprechen, nicht voll erleuchtet zu werden, bis alle Wesen aus Samsara befreit sind, halte ich für eine sehr spezielle Methode der Geistesschulung. Sie lenkt den Fokus vom eigenen Ich und eigenen Leid auf das Wohl aller Wesen. Sie lehrt Geduld, denn jedem ist klar, dass das sehr sehr lange dauern wird. Irgendwann erkennt man, dass es ein Fass ohne Boden ist. Aber es ist trotzdem richtig, das Richtige zu tun, auch wenn es nur ein bisschen bewegt. Ganz am Ende wird man wohl erkennen, dass Buddhaschaft und die Befreiung aller Wesen aus dem Samsara gleichzeitig passieren, sodass das Gelübde in dem Moment erfüllt ist. Denn aus Vajrayana-Sicht sieht ein Buddha die Welt als ursprünglich erleuchtet, Samsara als Illusion, Verblendung. Für einen Buddha sind alle Wesen schon immer erleuchtet gewesen. Sie selbst wissen es nur nicht, durch ihre verblendete Wahrnehmung. Und ein Buddha hört auch nicht auf, zu helfen. Der Unterschied ist, dass ein Bodhisattva in der Illusion handelt, er sei einer, der etwas für andere tut. Diese Trennung existiert für einen Buddha nicht mehr. Jedes Handeln ist auf natürliche Weise mit der Situation so verbunden, dass es dem höchstmöglichen Wohl der Wesen dient.
 
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Re: Engagierter Buddhismus oder ? - "XR Buddhists"
Bei Gewaltanwendung ist oft außer Mitgefühl auch Hass auf die Täter im Spiel denke ich.
Jegliche Form der tibetisch-buddhistisch legitimierten Gewalt sollte idealerweise ohne Zorn und Hass auskommen. Die Schützer haben Zorn und Hass vollkommen überwunden und sind so ein Vorbild für die Fähigkeit, sich so auszudrücken.

Vom Theravada kenne ich keine legitimierte Gewalt. Z.B. das Töten bedeutet nach dem Buddha der Paliüberlieferung "dieses Wesen soll nicht mehr sein", was eine mit Hass bzw. Ablehnung verbundene Gesinnung ist. Ein Hauptmann hat den Buddha gefragt ob es wahr ist dass ein gefallener Held in den Himmel kommt, die Antwort des Buddha war dass das Töten auch hier in die Hölle führt. Und Laienanhänger sollten keinen Beruf ausüben der mit Gewalt verbunden ist.


Gerade die Tibeter sind sicherlich in einer besonderen Position, über Buddhismus und Krieg zu sprechen, denn sie haben ihr eigenes Land verloren und unglaubliche Opfer gebracht, um so viel vom Dharma Tibets zu retten, wie möglich.

Aber auch in China gab es buddhistische Klöster, die so oft von Räubern überfallen wurden, dass sie eine Kampfkunst entwickelt und Mönche darin ausgebildet haben, damit diese ihre Klöster schützen können.

Die Tibeter haben ein sehr bedauerliches Schicksal und in den chinesischen Klöstern war es wohl auch nicht immer leicht. In Indien übrigens auch nicht, der Buddhismus wurde dort bekämpft bis er von einer "Staatsreligion" zu einer unbedeutenden Minderheit geworden ist. Von einer dortigen Kampfausbildung der Mönche habe ich noch nie gehört und auch von keiner Verbindung des Buddhismus mit Krieg. Das wird es vielleicht auch gegeben haben oder noch geben, dann hat es sich im Theravada jedenfalls nicht durchgesetzt.

Wie man diese Welt ohne den überweltlichen Fokus ertragen kann verstehe ich nicht.
Ich denke, dass man auch als Bodhisattva den überweltlichen Fokus nicht verliert. Man nimmt an der Welt teil, tut, was man kann, und versucht nicht am Ergebnis des Handelns anzuhaften. Es ist eine Betrachtung des Moments: Was ist jetzt die bestmögliche Handlung, zu ich fähig bin?

Das erinnert mich an Karma Yoga, so steht es in der Bhagavad Gita.

Mein Verständnis des Vajrayana: Das Versprechen, nicht voll erleuchtet zu werden, bis alle Wesen aus Samsara befreit sind, halte ich für eine sehr spezielle Methode der Geistesschulung. Sie lenkt den Fokus vom eigenen Ich und eigenen Leid auf das Wohl aller Wesen. Sie lehrt Geduld, denn jedem ist klar, dass das sehr sehr lange dauern wird. Irgendwann erkennt man, dass es ein Fass ohne Boden ist. Aber es ist trotzdem richtig, das Richtige zu tun, auch wenn es nur ein bisschen bewegt. Ganz am Ende wird man wohl erkennen, dass Buddhaschaft und die Befreiung aller Wesen aus dem Samsara gleichzeitig passieren, sodass das Gelübde in dem Moment erfüllt ist. Denn aus Vajrayana-Sicht sieht ein Buddha die Welt als ursprünglich erleuchtet, Samsara als Illusion, Verblendung. Für einen Buddha sind alle Wesen schon immer erleuchtet gewesen. Sie selbst wissen es nur nicht, durch ihre verblendete Wahrnehmung. Und ein Buddha hört auch nicht auf, zu helfen. Der Unterschied ist, dass ein Bodhisattva in der Illusion handelt, er sei einer, der etwas für andere tut. Diese Trennung existiert für einen Buddha nicht mehr. Jedes Handeln ist auf natürliche Weise mit der Situation so verbunden, dass es dem höchstmöglichen Wohl der Wesen dient.

Dass alle Wesen immer schon erleuchtet waren und nur vorübergehend von Unwissenheit bedeckt sind kenne ich vom Vedanta. Ich kenne keine Stelle im Palikanon und den Kommentaren wo davon die Rede wäre dass ein Buddha die Welt als ursprünglich erleuchtet sieht. Dort sieht er nur verschiedene Grade der Unwissenheit in den Wesen. Sonst ist es wohl heilsam nicht nur an sich selber zu denken sondern auch an alle anderen Wesen, der Theravada hat aber nicht das Konzept deshalb so lange im Samsara zu bleiben bis alle Wesen erleuchtet sind. Im Palikanon heißt es wenn man auf sich selber achtet, achtet man auf andere und wenn man auf andere achtet, achtet man auf sich selber. Und der Buddha gilt als erloschen, es kann nur mehr die Lehre helfen und ihre Nachfolger.
 
Re: Engagierter Buddhismus oder ? - "XR Buddhists"
Ja, da gibt es offenkundig einige Unterschiede...
 
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