traditionsübergreifend

mukti

Mitglied
Buddh. Richtung:
Theravada
In M.19. ist das Erwachen des Buddha beschrieben bzw. wie Gautama Siddharta nach drei Nachtwachen zum Buddha wurde.

Zuerst hat er das Denken in zwei Kategorien eingeteilt: 1. das Denken an Sinneslust, üble Absichten und Schädigung, 2. das Denken ohne Sinneslust, üble Absicht und Schädigung.

"Während ich so umsichtig, eifrig und entschlossen weilte, erschien ein Gedanke der Sinnesbegierde in mir. Ich verstand folgendermaßen: 'Dieser Gedanke der Sinnesbegierde ist in mir entstanden. Dies führt zu meinem eigenen Leid, zum Leid anderer und zum Leid beider; es beeinträchtigt Weisheit, verursacht Schwierigkeiten, und führt von Nibbāna weg.' Als ich erwog: 'Dies führt zu meinem eigenen Leid', verschwand es; als ich erwog: 'Dies führt zum Leid anderer', verschwand es; als ich erwog: 'Dies führt zum Leid beider', verschwand es; als ich erwog: 'Dies beeinträchtigt Weisheit, verursacht Schwierigkeiten, und führt von Nibbāna weg', verschwand es Wann immer ein Gedanke der Sinnesbegierde in mir erschien, gab ich ihn auf, entfernte ich ihn, beseitigte ich ihn."
Desgleichen mit übler Absicht und Schädigung. Er hat verstanden dass solche Gedanken und Vorstellungen zu Leid führen, die Weisheit beeinträchtigen, Schwierigkeiten verursachen und von Nibbana wegführen, daher hat er sie nicht ergriffen, ist ihnen nicht nachgegangen und deshalb sind sie verschwunden (weil sie nicht aufrecht erhalten werden, keine Nahrung erhalten):

"Ich sah in unheilsamen Geisteszuständen Gefahr, Erniedrigung und Befleckung, und in heilsamen Geisteszuständen den Segen der Entsagung, den Aspekt der Reinigung."
Gedanken an Entsagung, an nichts Übles und Schädigendes führen nicht zu Leid, fördern die Weisheit, verursachen keine Schwierigkeiten und führen zu Nibbana.

Um den Geist nicht durch das ständige Denken zu überanstrengen...
"...festigte ich meinen Geist innerlich, beruhigte ihn, brachte ihn zur Einheit und konzentrierte ihn."

Wenn heilsame Gedanken auftauchen...
"...bestand für mich nur die Notwendigkeit, achtsam darauf zu sein, dass jene Geisteszustände anwesend waren."

Und weiter:

"Unerschöpfliche Energie wurde in mir hervorgebracht und ununterbrochene Achtsamkeit wurde gegenwärtig, mein Körper war still und unbeschwert, mein Geist war konzentriert und einspitzig."

"Ganz abgeschieden von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, trat ich in die erste Vertiefung ein, die von anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes begleitet ist, und verweilte darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind."

Durch Stillung der Hinwendung entsteht dann die zweite Vertiefung, durch Gleichmut gegenüber der Verzückung die dritte Vertiefung, durch Überwindung von Glück und Schmerz in reiner Achtsamkeit die vierte Vertiefung.

Und jetzt kommt's:

"Als mein konzentrierter Geist auf solche Weise geläutert, klar, makellos, der Unvollkommenheit ledig, gefügig, nutzbar, stetig und unerschütterlich war, richtete ich ihn auf das Wissen von der Erinnerung an frühere Leben. Ich erinnerte mich an viele frühere Leben...."

"Dies war das erste wahre Wissen, das ich zur ersten Nachtwache erlangte. Die Unwissenheit war vertrieben und wahres Wissen erschien, die Dunkelheit war vertrieben und Licht erschien, wie es in einem geschieht, der umsichtig, eifrig und entschlossen lebt."

Das zweite wahre Wissen erfolgte in der zweiten Nachtwache:

"Als mein konzentrierter Geist auf solche Weise geläutert, klar, makellos, der Unvollkommenheit ledig, gefügig, nutzbar, stetig und unerschütterlich war, richtete ich ihn auf das Wissen vom Sterben und Wiedererscheinen der Wesen. Ich sah mit dem Himmlischen Auge, das geläutert und dem menschlichen überlegen ist, die Wesen sterben und wiedererscheinen,"...

Und in der dritten Nachtwache erschien das dritte wahre Wissen:

"...Ich erkannte unmittelbar der Wirklichkeit entsprechend: 'Dies ist Dukkha , dies ist der Ursprung von Dukkha, dies ist das Aufhören von Dukkha, dies ist der Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt.' 'Dies sind die Triebe, 'Dies ist der Ursprung der Triebe.' 'Dies ist das Aufhören der Triebe.' 'Dies ist der Weg, der zum Aufhören der Triebe führt.'"

"Als ich so wusste und sah, war mein Geist vom Sinnestrieb befreit, vom Daseinstrieb und vom Unwissenheitstrieb. Als er so befreit war, kam das Wissen: 'Er ist befreit.' Ich erkannte unmittelbar: 'Geburt ist zu Ende gebracht, das heilige Leben ist gelebt, es ist getan, was getan werden musste, darüber hinaus gibt es nichts mehr.'"

Demnach hat sich der Buddha die Wiedergeburtslehre nicht ausgedacht, sondern mit übermenschlicher Sicht seine vergangenen Leben und den Vorgang der Wiedergeburt der Wesen gesehen. Mit der Triebversiegung hat er erkannt dass er nicht wieder geboren wird.

Man kann ja damit beginnen das Denken in unheilsam und heilsam einzuteilen, den Geist zu sammeln und vom Unheilsamen zu läutern. Mit Vertrauen über die Lehre nachdenken, sich um die Einhaltung der Sittenregeln bemühen und Geistesruhe üben durch die Konzentration auf ein einziges Objekt, Buddha, Dhamma und Sangha ehren. Ich bin jedenfalls über diese ersten Schritte noch nicht hinausgekommen, es reicht nur bis zur Annahme dass es die Wiedergeburt gibt, allfällige Widersprüche finden im Denken statt und müssen nicht das Vertrauen in eine übermenschliche Sicht erschüttern.
 
Re: Dharma Die Entstehung der buddhistischen Wiedergeburtslehre
Das ist eine wichtige Lehrrede.

Die folgende Stelle von M.19. kann ich aus eigener Erfahrung betätigen
Aber mit übermäßigem Nachdenken und Nachsinnen könnte ich meinen Körper ermüden, und wenn der Körper ermüdet ist, wird der Geist überanstrengt, und wenn der Geist überanstrengt ist, ist er von Konzentration weit entfernt.' Also festigte ich meinen Geist innerlich, beruhigte ihn, brachte ihn zur Einheit und konzentrierte ihn. Warum ist das so? Weil mein Geist nicht überanstrengt werden sollte.
Der Geist wird in der heutigen hektischen Zeit meiner Erfahrung nach nur allzu leicht in übermäßiges Nachdenken und Nachsinnen getrieben.. zB durch die mittlerweile alle paar Minuten neu veröffentlichten Nachrichten in News-Apps auf dem Smartphone oder die immer hektischer, reflexhafter und kurzatmiger agierenden Mitmenschen im Alltag allerortens .. das führt zu Ermüdung, Überanstrengung und Unkonzentriertheit. Dies wiederum verhindert die Fähigkeit zur Stillung störender Gedanken und führt zu dukkha.
Man sollte sich regelmäßig Zeit und Ort einrichten um den Geist in der Meditation beruhigen, stillen und sammeln zu können.

mukti schrieb:
Demnach hat sich der Buddha die Wiedergeburtslehre nicht ausgedacht, sondern mit übermenschlicher Sicht seine vergangenen Leben und den Vorgang der Wiedergeburt der Wesen gesehen.
Das steht unzweifelhaft so geschrieben

mukti schrieb:
Man kann ja damit beginnen das Denken in unheilsam und heilsam einzuteilen, den Geist zu sammeln und vom Unheilsamen zu läutern. Mit Vertrauen über die Lehre nachdenken, sich um die Einhaltung der Sittenregeln bemühen und Geistesruhe üben durch die Konzentration auf ein einziges Objekt, Buddha, Dhamma und Sangha ehren.
Das ist ein guter Anfang und auch schon sehr viel wie ich meine. Wenn man das schafft ist man schon sehr weit gekommen auf dem Pfad.

mukti schrieb:
Ich bin jedenfalls über diese ersten Schritte noch nicht hinausgekommen
Ich auch nicht. Wenn man die genannten Punkte ernsthaft und bis zur Vervollkommnung praktizieren möchte hat man schon eine Menge zu tun finde ich.
 
| Mein Blickwinkel: Gem. meiner Lehrtradition versuche ich aus dem Blickwinkel kulturell und spirituell in Thailand geprägter Menschen zu schreiben und im Rahmen meiner Möglichkeiten ein Kompatibilisieren der Lehre mit im Westen populären Denkmustern und Gewohnheiten zu vermeiden
Re: Dharma Die Entstehung der buddhistischen Wiedergeburtslehre
Der Geist wird in der heutigen hektischen Zeit meiner Erfahrung nach nur allzu leicht in übermäßiges Nachdenken und Nachsinnen getrieben.. zB durch die mittlerweile alle paar Minuten neu veröffentlichten Nachrichten in News-Apps auf dem Smartphone oder die immer hektischer, reflexhafter und kurzatmiger agierenden Mitmenschen im Alltag allerortens .. das führt zu Ermüdung, Überanstrengung und Unkonzentriertheit. Dies wiederum verhindert die Fähigkeit zur Stillung störender Gedanken und führt zu dukkha.
Man sollte sich regelmäßig Zeit und Ort einrichten um den Geist in der Meditation beruhigen, stillen und sammeln zu können.

Ja und dieses ununterbrochene Denken finde ich nicht leicht zu beruhigen wenn man es gewohnt ist. In der Meditation läuft das Denken ständig weiter, durch das Beobachten ohne es zu ergreifen entsteht manchmal ein wenig Ruhe aber immer wieder versinkt man in Gedanken. Das hängt auch mit den Kilesa zusammen, den Geistestrübungen wie etwa das Begehren. Das erzeugt eine unzufriedene Stimmung und wie der Buddha sagt: "Im Zufriedenen sammelt sich der Geist".
Als er nach dieser Lehrrede begonnen hat sein Denken in heilsam und unheilsam einzuteilen gab es wohl nur mehr sehr wenig Trübungen in seinem Geist. Er konnte vollkommen klar sehen dass es unsinnig ist an Unheilsames zu denken das in dukhha gefangenhält und augenblicklich loslassen. Dann wurde ihm klar dass heilsames Denken dukkha auch nicht vollkommen beendet und hat es fallengelassen bis zur Einspitzigkeit des Geistes wo die Vertiefung beginnt.

mukti schrieb:
Ich bin jedenfalls über diese ersten Schritte noch nicht hinausgekommen.
Ich auch nicht. Wenn man die genannten Punkte ernsthaft und bis zur Vervollkommnung praktizieren möchte hat man schon eine Menge zu tun finde ich.
Das kommt mir auch so vor und es geht nicht gerade schnell bei mir, aber wichtig finde ich die Beharrlichkeit, einfach dranbleiben, jeder kleine Erfolg ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die Erleuchtung ist halt nicht hinter der nächsten Straßenecke zu finden, es ist ein langer Weg, vermutlich durch viele Wiedergeburten hindurch. Es ist schon gut wenn man nicht absinkt ins Tierreich oder noch tiefer und als Mensch jedesmal mit Anlagen beginnen kann die man sich bereits erworben hat, so dass man allmählich aufsteigt bis zu den idealen Voraussetzungen für die Befreiung.
 
Re: Dharma Die Entstehung der buddhistischen Wiedergeburtslehre
zB durch die mittlerweile alle paar Minuten neu veröffentlichten Nachrichten in News-Apps auf dem Smartphone oder die immer hektischer, reflexhafter und kurzatmiger agierenden Mitmenschen im Alltag allerortens .. das führt zu Ermüdung, Überanstrengung und Unkonzentriertheit. Dies wiederum verhindert die Fähigkeit zur Stillung störender Gedanken und führt zu dukkha.
Das hängt auch mit den Kilesa zusammen, den Geistestrübungen wie etwa das Begehren. Das erzeugt eine unzufriedene Stimmung ...
.... das alles IST dukkha - und es vermehrt sich durch Ablehnung und Abwehr. Lässt man Ablehnung und Abwehr los, kehrt geistiger Frieden ein - allem Guten zuträglich:
... und wie der Buddha sagt: "Im Zufriedenen sammelt sich der Geist".
Man sollte sich regelmäßig Zeit und Ort einrichten um den Geist in der Meditation beruhigen, stillen und sammeln zu können.
Mein Lehrer brachte mir bei, mich inmitten allen Trubels in die Stille in meinem Innersten zurückzuziehen. Zu Beginn dieser Übung wurde mir die Hektik und der Lärm dennoch oftmals zu viel, dann hieß es: wenn es einmal zu arg wird, erschaffe mit eigenem Geist um dich herum eine schalldichte Seifenblase. ...

LG mkha'
 
| Mein Blickwinkel: Ich schreibe nicht zwangsläufig aus dem Blickwinkel der Gelug-Prasaṅgika-Madhyamaka, sondern dem Standpunkt meiner Gesprächspartner entsprechend, (auf die ich bemüht bin, einzugehen), sodass es uns möglich ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Re: Dharma Die Entstehung der buddhistischen Wiedergeburtslehre
Mein Lehrer brachte mir bei, mich inmitten allen Trubels in die Stille in meinem Innersten zurückzuziehen. Zu Beginn dieser Übung wurde mir die Hektik und der Lärm dennoch oftmals zu viel, dann hieß es: wenn es einmal zu arg wird, erschaffe mit eigenem Geist um dich herum eine schalldichte Seifenblase. ...
Und wie erschafft man diese Seifenblase gegen die Unruhe im eigenen Geist?
 
Re: Dharma Die Entstehung der buddhistischen Wiedergeburtslehre
Mit der Fähigkeit des eigenen Geistes, diesen Rückzugsort, die Seifenblase, zu erschaffen:

visualisiere ... pusten, hineinschlüpfen, Ruhe genießen ...
 

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Re: Dharma Die Entstehung der buddhistischen Wiedergeburtslehre
mukti schrieb:
In der Meditation läuft das Denken ständig weiter, durch das Beobachten ohne es zu ergreifen entsteht manchmal ein wenig Ruhe aber immer wieder versinkt man in Gedanken.
Ich habe in einem Meditationskurs in der tibetischen Tradition bei Rigpa gelernt das man die eigenen Gedanken als Meditationsobjekt benutzen kann. Man ruht in der "Natur des Geistes " (himmelsgleich) und beobachtet die Gedanken wie sie entstehen und vergehen (wolkengleich). Die Meditation beginnt indem man den eigenen Geisteszustand ohne Bewertung ansieht und dabei denkt "Es ist alles ok wie es ist, nichts braucht verändert zu werden" Man bewertet die Gedanken dabei also nicht (das wäre im Gegensatz zur hier besprochen Lehrrede), sondern lässt alle Gedanken ohne Bewertung und ohne Versuch diese zu unterdrücken einfach entstehen und vergehen.. Dabei ist man sich bewusst das diese nicht das Selbst/das Ich sind... es sind einfach Gedanken.. Durch die stetige Übung der Konzentration auf die Gedanken werden diese langsamer und immer stiller. Die Wellen des Ozeans beruhigen sich immer mehr bis dieser im Idealfall spiegelglatt und ruhig geworden ist.

mukti schrieb:
Als er nach dieser Lehrrede begonnen hat sein Denken in heilsam und unheilsam einzuteilen gab es wohl nur mehr sehr wenig Trübungen in seinem Geist. Er konnte vollkommen klar sehen dass es unsinnig ist an Unheilsames zu denken das in dukhha gefangenhält und augenblicklich loslassen. Dann wurde ihm klar dass heilsames Denken dukkha auch nicht vollkommen beendet und hat es fallengelassen bis zur Einspitzigkeit des Geistes wo die Vertiefung beginnt.
Das ist wohl wahr, aber ich kann aus meiner Erfahrung sagen das es schwierig sein kann unheilsame Gedanken los werden zu wollen, diese also abzulehnen. Das kann dazu führen das diese erst recht nicht vergehen. Für diesen Fall halte ich oben genanntes "Rezept" für eine gute Möglichkeit um zur Ruhe zu kommen. Natürlich sollte man heilsame Gedanken kultivieren und unheilsame möglichst gar nicht aufkommen lassen.. gar keine Frage. Man muss selbst herausfinden welche Methode den eigenen Geist am effektivsten zur Ruhe führt.

mkha' schrieb:
Monthatip schrieb:
Dies wiederum verhindert die Fähigkeit zur Stillung störender Gedanken und führt zu dukkha.
.... das alles IST dukkha
Das ist schon klar, ich wollte sagen das Leiden verstärkt wird statt vermindert

mkha' schrieb:
Mein Lehrer brachte mir bei, mich inmitten allen Trubels in die Stille in meinem Innersten zurückzuziehen. Zu Beginn dieser Übung wurde mir die Hektik und der Lärm dennoch oftmals zu viel, dann hieß es: wenn es einmal zu arg wird, erschaffe mit eigenem Geist um dich herum eine schalldichte Seifenblase. ...
Es ist sehr nützlich Methoden zu haben um inmitten der Hektik und Unruhe des Alltages zur Stille kommen zu können.
Ich bin auch froh die Methode "Tonglen" in meiner Zeit beim tibetischen Buddhimus kennen gelernt zu haben. Man nimmt all die Unruhe, all das Leid auf ("Einatmen") und befreit die Wesen hierdurch in der Vorstellung davon ("Mitgefühl" kultivieren). Dann visualisiert man wie dieses aufgenommene Gift das eigene Ego (vorgestellt als eine harte Nuss o.ä. im Körper) zerstört und sich das Gift hierdurch in heilsame Kraft verwandelt ("ausatmen"), die alle Wesen heilt. Man kann sich dabei auch bewusst sein das die Wesen selbst unter ihren Giften leiden um ggf. entstehende Ablehnung in Mitgefühl zu verwandeln.
Wenn man sich in einer sehr leidhaften Situation befindet aus der es erstmal kein Entrinnen gibt kann diese Methode hilfreich sein dieses Leid als nutzbringend zu verwenden und das eigene Bewusstsein in der Situation zu transformieren. Man kann sich auch vorstellen das viele Millionen anderer Wesen sich in diesem Moment und in unzähligen weiteren Zeiten in ähnlichen, gleichen oder schlimmeren Situationen befinden bzw befunden haben und das man diese Situation nutzt um das Leid stellvertretend für alle Wesen zu ertragen und in Erleuchtungskraft umzuwandeln. Die Situation wird dadurch nicht abgelehnt sondern dankbar als nützliche Übungsgelegenheit wahrgenommen um Mitgefühl zu kultivieren und das eigene Ego zu läutern.

Aber eine regelmäßige Gelegenheit zum Rückzug an einen tatsächlichen Ort der Stille ist auch sehr wichtig, weil manchmal alles zu viel wird und dann irgendwann die Fähigkeit zur Stillung des eigenen Geistes zu bröckeln beginnt .. abhängig vom eigenen Standpunkt auf dem Pfad schneller oder langsamer.
 
| Mein Blickwinkel: Gem. meiner Lehrtradition versuche ich aus dem Blickwinkel kulturell und spirituell in Thailand geprägter Menschen zu schreiben und im Rahmen meiner Möglichkeiten ein Kompatibilisieren der Lehre mit im Westen populären Denkmustern und Gewohnheiten zu vermeiden
Re: Dharma Die Entstehung der buddhistischen Wiedergeburtslehre
Grüß Dich, @Monthatip,
Ich bin auch froh die Methode "Tonglen " in meiner Zeit beim tibetischen Buddhimus kennen gelernt zu haben.
Ja, das ist prima - Tonglen ist auch mir bekannt: (PDF) - Teil des Lojong (blo sbyong_Geistestraining), wie auch Geshe Thubten Ngawangs Unterweisung: „Wenn ich leide, möge dadurch der Ozean des Leidens austrocknen!“. (PDF)
Aber eine regelmäßige Gelegenheit zum Rückzug an einen tatsächlichen Ort der Stille ist auch sehr wichtig, ...
Wir sind seit 2016 im Ruhestand und haben uns 2017 endgültig zurückgezogen. Wir leben nun im Solling (https://de.wikipedia.org/wiki/Solling) - etwa in der Mitte des Kartenausschnitts unteṇ Unsere Nachbarn sind Hasen, Füchse, Wildschweine, ... und ein paar Menscheṇ, Igel und Libellen, (die man allerdings eher im Sommer sieht ;)).
 

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Re: Dharma Die Entstehung der buddhistischen Wiedergeburtslehre
Für mich besteht der eigentliche Achtsamkeitspunkt nicht im Aufkommen der Gedanken, sondern an dem Punkt, wo diese den Drang haben, zum Ausdruck zu kommen (Rede, Handlung). Ich empfinde es als hilfreich, die Gedanken nicht zu verurteilen, aber dennoch zu unterscheiden. Anhand der Unterscheidung wird dann für mich idealerweise deutlich, welche Gedanken sich wieder auflösen, und welche zum Ausdruck kommen dürfen. Ich habe den Eindruck, dass unterdrückte Impulse sich unbewusst Ausdruck verschaffen, während bewusst aufgelöste dies nicht tun. Ich denke daher, dass es so gemeint ist, wenn gesagt wird, die unheilsamen Gedanken zu vermindern, dass nicht Ablehnung und Verdrängung gemeint ist, sondern unterscheiden und auflösen (lassen).
 
Zuletzt bearbeitet:
| Mein Blickwinkel: Offen für Fremdeinflüsse. Wichtig ist mir, alles in seinem Kontext zu belassen und authentische Lehren zu schützen. Gleichzeitig ist mein Denken vernetzt und ich schreibe gerne in meinen eigenen Worten, was ich glaube, verstanden zu haben.
Re: Dharma Die Entstehung der buddhistischen Wiedergeburtslehre
mkha' schrieb:
Mit der Fähigkeit des eigenen Geistes, diesen Rückzugsort, die Seifenblase, zu erschaffen:

visualisiere ... pusten, hineinschlüpfen, Ruhe genießen ...
Das merke ich mir. Eine einfache, fröhliche Lösung :)

mkha' schrieb:
Wir sind seit 2016 im Ruhestand und haben uns 2017 endgültig zurückgezogen. Wir leben nun im Solling (https://de.wikipedia.org/wiki/Solling) - etwa in der Mitte des Kartenausschnitts unteṇ Unsere Nachbarn sind Hasen, Füchse, Wildschweine, ... und ein paar Menscheṇ, Igel und Libellen, (die man allerdings eher im Sommer sieht ;)).
Das hört sich traumhaft an. Glückwunsch!

kilaya schrieb:
Für mich besteht der eigentliche Achtsamkeitspunkt nicht im Aufkommen der Gedanken, sondern an dem Punkt, wo diese den Drang haben, zum Ausdruck zu kommen (Rede, Handlung). Ich empfinde es als hilfreich, die Gedanken nicht zu verurteilen, aber dennoch zu unterscheiden. Anhand der Unterscheidung wird dann für mich idealerweise deutlich, welche Gedanken sich wieder auflösen, und welche zum Ausdruck kommen dürfen.
Gut gesagt. Die Unterscheidung ist also schon wichtig.
Was ich oben meinte ist die Bewertung der eigenen geistigen Tätigkeiten à la "Meine Gedanken sind falsch. Ich komme nicht voran auf dem Pfad. Ich falle zurück. Ich bin nicht gut. Ich habe schlechtes Karma .. usw"
Unterscheiden und erkennen... Ja. Aber sich nicht selbst abwerten und herunterziehen und verbissen werden, sondern erkannte üble Gedanken sein lassen und sich auflösen lassen. Sich nicht als Sünder fühlen... es ist alles ok/ normal.

Ich finde in dieser Hinsicht die hier besprochene Lehrrede überaus ermutigend und tröstlich.
Der Buddha hatte nach unzähligen Vorleben als mitfühlendes, verdienstvoll handelndes Wesen und mit reichlich Verdienst als Bodhisattva während seiner letzten Existenz unter dem Bodhibaum kurz vor seiner Erleuchtung immer noch
  • Gedanken der Sinnesbegierde
  • Gedanken des Übelwollens
  • Gedanken der Grausamkeit.
Das sollte einem doch Trost geben hinsichtlich solcher in einem selbst aufkommenden Gedanken oder?
Solange man nicht vollständig erwacht ist ist das ganz normal.
 
| Mein Blickwinkel: Gem. meiner Lehrtradition versuche ich aus dem Blickwinkel kulturell und spirituell in Thailand geprägter Menschen zu schreiben und im Rahmen meiner Möglichkeiten ein Kompatibilisieren der Lehre mit im Westen populären Denkmustern und Gewohnheiten zu vermeiden
Re: Dharma Die Entstehung der buddhistischen Wiedergeburtslehre
Das Bild vom Schäfer,den schwarzen und weißen Schafen wie der Weide gefällt mir.
Zuerst ist da der Schäfer der sich bemüht die schwarzen von den weißen Schafen zu trennen,Zäune errichtet usw.
Am Morgen sind die Zäune übersprungen,niedergetrampelt…

Die Position des Himmels,wäre dann aus der Distanz zu beobachten…
Nicht meine Schafe,man läßt sie spielen,kein Schäfer mehr…
Das Scenario beruhigt sich…

Dann kehrt der Schäfer aus dem Himmel zurück und wird zur Weide.
 
Re: Dharma Die Entstehung der buddhistischen Wiedergeburtslehre
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Ich habe in einem Meditationskurs in der tibetischen Tradition bei Rigpa gelernt das man die eigenen Gedanken als Meditationsobjekt benutzen kann. Man ruht in der "Natur des Geistes" (himmelsgleich) und beobachtet die Gedanken wie sie entstehen und vergehen (wolkengleich). Die Meditation beginnt indem man den eigenen Geisteszustand ohne Bewertung ansieht und dabei denkt "Es ist alles ok wie es ist, nichts braucht verändert zu werden" Man bewertet die Gedanken dabei also nicht (das wäre im Gegensatz zur hier besprochen Lehrrede), sondern lässt alle Gedanken ohne Bewertung und ohne Versuch diese zu unterdrücken einfach entstehen und vergehen.. Dabei ist man sich bewusst das diese nicht das Selbst/das Ich sind... es sind einfach Gedanken.. Durch die stetige Übung der Konzentration auf die Gedanken werden diese langsamer und immer stiller. Die Wellen des Ozeans beruhigen sich immer mehr bis dieser im Idealfall spiegelglatt und ruhig geworden ist.

Das erinnert an Satipatthana, das reine Beobachten. Etwa Gedanken der Begierde oder des Hasses werden einfach betrachtet ohne zu bewerten oder einzugreifen, z.B.: "In mir ist Übelwollen vorhanden', wenn kein Übelwollen vorhanden ist: 'In mir ist kein Übelwollen vorhanden." (D.22.) Ein klarbewusstes und achtsames Verweilen ohne Begehren oder Abneigung.

Im Mahasatipatthana Sutta (D.22.) kommen auch die vier Vertiefungen (jhana ) vor die in dieser Lehrrede M.19. näher beschrieben sind als der Weg zum vollkommenen Erwachen des Buddha. Im Theravada heißt es ja dass nicht alle vier Vertiefungen nötig sind um völlige Befreiung bzw. Arahantschaft zu erreichen, Sammlung und Einsicht werden aber bei allen Meditationsmethoden eine wichtige Rolle spielen.
 
Re: Dharma Die Entstehung der buddhistischen Wiedergeburtslehre
Nach dieser Lehrrede M.19. wird mir auch das Wesen der ersten Vertiefung klarer. Zuerst ist erkannt dass Gedanken der Sinneslust, des Übelwollens und der Grausamkeit einem selbst und anderen schaden. Schon das alleine ist gar nicht so einfach wie es klingen mag. Dann der nächste Schritt, sich hinsetzen und den Geist festigen, beruhigen und zur Einheit bringen, damit man diese Gedanken ohne zu ermüden aufgeben und beseitigen kann bis nur mehr ein Zustand ohne Sinneslust, Übelwollen und Grausamkeit im Geist ist. Der Körper ist still und unbeschwert, total entspannt wie man heute sagt und der Geist ist konzentriert und einspitzig, also unabgelenkt auf eine Sache gerichtet, mit unerschöpflicher Energie und ununterbrochener Achtsamkeit. So entsteht das Verweilen in der ersten Vertiefung mit Verzückung und Glückseligkeit in Abgeschiedenheit, nämlich "ganz abgeschieden von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen".

Ich glaube wer das nach Belieben erreichen kann ist schon ein großer Yogi. Es wird auch schwer möglich sein ohne in sittlichem Verhalten gefestigt zu sein und ohne Weisheit zu besitzen. Auch eine ruhige, friedliche und natürliche Umgebung spielt wohl eine wichtige Rolle wie hier schon gesagt wurde. Auch gute Gemeinschaft und Lehrer. Also ich halte mich oft im Garten auf und habe ein wenig Kontakt zu Buddhisten, aber wenn ich mir die Situation vorstelle in der diese Rede gehalten wurde, damals von einem Buddha zu Mönchen in einem indischen Waldkloster, dann unterscheidet sich die schon ziemlich von meiner aktuellen Lebenssituation.
Dann noch die weiteren drei Vertiefungen, unausdenkbar. Aber man denkt nach über Wiedergeburt und wie das mit anatta zusammenpasst, mögen es immerhin heilsame Gedanken sein.
 
Re: Dharma Die Entstehung der buddhistischen Wiedergeburtslehre
Beim Lesen des Threads fällt mir auf, dass ich in den letzten Wochen öfters damit beschäftigt bin / darauf stoße, was ich eigentlich unter Loslassen verstehe.
Loslassen ist Annehmen. Das scheint mir klarer geworden zu sein. Ich weiß zwar, dass Loslassen nicht wegmachen, niederringen, bekämpfen ist, aber so richtig verankert war das bei mir noch nicht. Da kann ich immer noch besser werden. Ein bisschen ist da jedenfalls in letzter Zeit was passiert. Das macht mich zuversichtlich, dass es immer was zu tun gibt... 🤔 Langweilig wird mir nicht werden 😁
 
| Mein Blickwinkel: Sōtō
Re: Dharma Die Entstehung der buddhistischen Wiedergeburtslehre
mukti schrieb:
Das erinnert an Satipatthana, das reine Beobachten. Etwa Gedanken der Begierde oder des Hasses werden einfach betrachtet ohne zu bewerten oder einzugreifen, z.B.: "In mir ist Übelwollen vorhanden', wenn kein Übelwollen vorhanden ist: 'In mir ist kein Übelwollen vorhanden." (D.22.) Ein klarbewusstes und achtsames Verweilen ohne Begehren oder Abneigung.
Ja, Du hast Recht. Ich freue mich das diese Meditation auf dem Palikanon fußt.

mukti schrieb:
Dann der nächste Schritt, sich hinsetzen und den Geist festigen, beruhigen und zur Einheit bringen, damit man diese Gedanken ohne zu ermüden aufgeben und beseitigen kann bis nur mehr ein Zustand ohne Sinneslust, Übelwollen und Grausamkeit im Geist ist.
Im Mahāsatipaṭṭhāna-Sutta D.22. steht auch das bei der meditativen Betrachtung die Art und Weise des Entstehens und Vergehens von Gedanken etc. ergründet und verstanden wird:
Er weiß, wie ihm noch nicht entstandenes Sinnenbegehren entsteht, weiß auch wie entstandenes Sinnenbegehren überwunden wird, wie das überwundene Sinnenbegehren in der Zukunft nicht mehr entstehen wird.
[...]
Er weiß, wie ihm noch nicht entstandenes Übelwollen entsteht, weiß auch wie entstandenes Übelwollen überwunden wird, wie das überwundene Übelwollen in der Zukunft nicht mehr entstehen wird....
Ich verstehe es so, daß man im achtsamen Verweilen auch die Funktionsweise des Entstehens und Vergehens von Geistesinhalten erkennt und hierdurch schließlich mit zunehmendem Fortschreiten den Geist erfolgreich zu steuern lernt wie in M.19. beschrieben.
 
| Mein Blickwinkel: Gem. meiner Lehrtradition versuche ich aus dem Blickwinkel kulturell und spirituell in Thailand geprägter Menschen zu schreiben und im Rahmen meiner Möglichkeiten ein Kompatibilisieren der Lehre mit im Westen populären Denkmustern und Gewohnheiten zu vermeiden
Re: Dharma Die Entstehung der buddhistischen Wiedergeburtslehre
mukti schrieb:
Im Theravada heißt es ja dass nicht alle vier Vertiefungen nötig sind um völlige Befreiung bzw. Arahantschaft zu erreichen, Sammlung und Einsicht werden aber bei allen Meditationsmethoden eine wichtige Rolle spielen.
Das wusste ich nicht. Steht das in einer Lehrrede oder woher weißt Du das?
 
| Mein Blickwinkel: Gem. meiner Lehrtradition versuche ich aus dem Blickwinkel kulturell und spirituell in Thailand geprägter Menschen zu schreiben und im Rahmen meiner Möglichkeiten ein Kompatibilisieren der Lehre mit im Westen populären Denkmustern und Gewohnheiten zu vermeiden
Re: Dharma Die Entstehung der buddhistischen Wiedergeburtslehre
Das wusste ich nicht. Steht das in einer Lehrrede oder woher weißt Du das?
Das habe ich öfter gehört und gelesen, z.B. bei Nyanaponika unter "Entfaltung der Sammlung":

Die Erreichung der Vertiefungen ist keineswegs nötig zur Verwirklichung der vier überweltlichen Pfade des Sotāpanna, Sakadāgāmí, Anāgāmí und Arahat . Diese können nur gewonnen werden durch tiefen Hellblick (vipassanā) in die Vergänglichkeit, Unzulänglichkeit und Unpersönlichkeit alles Daseins.

Wer, ohne eine der Vertiefungen gewonnen zu haben einen der vier überweltlichen Pfade verwirklicht, gilt als ein "auf bloßen Hellblick Gestützter" (suhkha-vipassaka) oder als einer "der den bloßen Hellblick als Vehikel hat" (sukkha-vipassanā-yānika); s. Vis. XVIII. Wer aber nach Erreichung einer oder mehrerer Vertiefungen den über weltlichen Pfad gewinnt, gilt als "einer, der die Gemütsruhe als Vehikel hat" (samatha-yānika).

Vermutlich geht das irgendwo aus dem Palikanon hervor, da weiß ich jetzt aber nichts Genaueres.
 
Re: Dharma Die Entstehung der buddhistischen Wiedergeburtslehre
Ein tiefer Hellblick in die Vergänglichkeit ist meiner Meinung nach eine Voraussetzung, die das Verstehen vieler anderer wichtiger Aspekte der Buddhalehre mit sich bringt. Das ist ein Dreh- und Angelpunkt. Es ist auch eine Quelle für Loslassen und Gleichmut, und letztendlich führt es auch zu Mitgefühl, Bescheidenheit, Achtsamkeit.
 
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Re: Dharma Die Entstehung der buddhistischen Wiedergeburtslehre
Ich finde es auch wichtig, sich klarzumachen, was "tiefer Hellblick" bedeutet. Das hat mit unserem gewöhnlichen Verständnis von "Vergänglichkeit" nicht allzu viel zu tun. Das ist gerade mal der Beginn davon, sich dem Verständnis von Vergänglichkeit im Sinne der Buddhalehre zu nähern. Ein "Ja doch, alles ist vergänglich, das weiß ich doch" ist nicht der tiefe Hellblick, von dem da die Rede ist. Aber wem sage ich das... ich verhalte mich selber oft so, dass von tiefem Hellblick keine Rede sein kann... 😊
 
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Re: Dharma Die Entstehung der buddhistischen Wiedergeburtslehre
Die Erreichung der Vertiefungen ist keineswegs nötig zur Verwirklichung der vier überweltlichen Pfade des Sotāpanna, Sakadāgāmí, Anāgāmí und Arahat . Diese können nur gewonnen werden durch tiefen Hellblick (vipassanā) in die Vergänglichkeit, Unzulänglichkeit und Unpersönlichkeit alles Daseins.

(Quelle: https://www.palikanon.com/buddhbib/01wrtbuddhas/10wortbuddhas.htm)

Die Vertiefungen (Jhanas) alleine reichen auch nicht aus um Befreiung zu erlangen. Sie führen zur Wiedergeburt in einer Brahma-Welt:

Original:
Path to rebirth in the Brahma worlds

There are two main types of meditation in Buddhism, insight meditation (vipassana bhavana) and concentration meditation (samatha bhavana). Insight meditation is practised in order to realise the reality of mental and physical phenomena and to attain liberation from suffering by eliminating all the mental defilements. This is the ultimate aim of a Theravada Buddhist practitioner. The aim of concentration meditation is to cultivate a state of deep concentration or one-pointedness of the mind, by focusing one’s attention on a single meditation object chosen from a range of forty meditation objects. This state will be maintained as long as the attention of the meditator is completely absorbed into that particular object. During meditation, as the concentration on a meditation object deepens from preliminary concentration through access concentration and fixed concentration, deep absorption states (jhana) arise in the mind during the periods of strong and deep concentration. In the Theravada teachings, there are four fine material states (rupa jhana) and four immaterial or formless states (arupa jhana) which can be attained through concentration meditation.

The four fine material states (rupa jhana)
  1. First Jhana
  2. Second Jhana
  3. Third Jhana
  4. Fourth Jhana
The four immaterial or formless states (arupa jhana)
  1. The state of boundless space ( akasanancayatana)
  2. The state of boundless consciousness (vinnanancayatana)
  3. The state of nothingness (akincannayatana)
  4. The state of neither perception nor non-perception (nevasannanasannayatana)
If a meditator is in possession of one of the four fine material Jhanas as the last consciousness at the time of death, one will be reborn in one of the fine material Brahma worlds, while a meditator who possess one of the four immaterial Jhanas as the last consciousness, will be reborn in an appropriate immaterial Brahma world.

Übersetzung:
Der Weg zur Wiedergeburt in den Brahma-Welten

Im Buddhismus gibt es zwei Hauptarten der Meditation, die Einsichtsmeditation (vipassana bhavana) und die Konzentrationsmeditation (samatha bhavana). Die Einsichtsmeditation wird praktiziert, um die Realität der geistigen und körperlichen Phänomene zu erkennen und Befreiung vom Leiden zu erlangen, indem alle geistigen Verunreinigungen beseitigt werden. Dies ist das letztendliche Ziel eines Praktizierenden des Theravada-Buddhismus. Das Ziel der Konzentrationsmeditation ist es, einen Zustand tiefer Konzentration oder Einseitigkeit des Geistes zu kultivieren, indem man seine Aufmerksamkeit auf ein einziges Meditationsobjekt richtet, das aus einer Reihe von vierzig Meditationsobjekten ausgewählt wird. Dieser Zustand wird so lange aufrechterhalten, wie die Aufmerksamkeit des Meditierenden vollständig in dieses spezielle Objekt vertieft ist. Während der Meditation, wenn sich die Konzentration auf ein Meditationsobjekt von der vorläufigen Konzentration über die Zugangskonzentration bis hin zur festen Konzentration vertieft, entstehen im Geist während der Perioden starker und tiefer Konzentration tiefe Absorptionszustände (Jhana). In der Theravada-Lehre gibt es vier feinstoffliche Zustände (rupa jhana) und vier immaterielle oder formlose Zustände (arupa jhana), die durch Konzentrationsmeditation erlangt werden können.

Die vier feinstofflichen Zustände (rupa jhana)
  1. Erstes Jhana​
  2. Zweites Jhana​
  3. Drittes Jhana​
  4. Viertes Jhana​
Die vier immateriellen oder formlosen Zustände (arupa jhana)
  1. Der Zustand des grenzenlosen Raumes (akasanancayatana)​
  2. Der Zustand des grenzenlosen Bewusstseins (vinnanancayatana)​
  3. Der Zustand des Nichts (akincannayatana)​
  4. Der Zustand von weder Wahrnehmung noch Nicht-Wahrnehmung (nevasannanasannayatana)​
Wenn ein Meditierender zum Zeitpunkt des Todes im Besitz eines der vier feinstofflichen Jhanas als letztes Bewusstsein ist, wird er in einer der feinstofflichen Brahma-Welten wiedergeboren, während ein Meditierender, der eines der vier immateriellen Jhanas als letztes Bewusstsein besitzt, in einer entsprechenden immateriellen Brahma-Welt wiedergeboren wird.

Übersetzt mit DeepL Translate – Der präziseste Übersetzer der Welt (kostenlose Version)

(Quelle: https://drarisworld.wordpress.com/2020/10/12/brahma-worlds-brahma-loka-in-theravada-buddhism/)


Original:
According to Buddhist literature, the Buddha and enlightened Arahants with supernormal powers had visited these Brahma worlds to preach the Buddhist doctrine to the inhabiting Brahmas. As rebirth in the Brahma worlds depends on development of mental absorptions (Jhana) through concentration meditation, they do not need to be disciples of the Buddha except for rebirth in the five Pure Abodes.

Übersetzung:
Der buddhistischen Literatur zufolge haben der Buddha und erleuchtete Arahants mit übernatürlichen Kräften diese Brahma-Welten besucht, um den dort lebenden Brahmas die buddhistische Lehre zu predigen. Da die Wiedergeburt in den Brahma-Welten von der Entwicklung geistiger Absorption (Jhana) durch Konzentrationsmeditation abhängt, müssen sie keine Schüler des Buddha sein, außer für die Wiedergeburt in den fünf Reinen Aboden.

Übersetzt mit DeepL Translate – Der präziseste Übersetzer der Welt (kostenlose Version)

(Quelle: https://drarisworld.wordpress.com/2020/10/12/brahma-worlds-brahma-loka-in-theravada-buddhism/)


Handelt es sich bei der Konzentrationsmeditation (samatha bhavana) und den hierdurch erreichbaren vier feinstofflichen Zuständen (rupa jhana) und vier immateriellen oder formlosen Zuständen (arupa jhana) um die klassischen Brahmanen-Meditationen die der Buddha vor seiner Erleuchtung erlernt hatte?
 
| Mein Blickwinkel: Gem. meiner Lehrtradition versuche ich aus dem Blickwinkel kulturell und spirituell in Thailand geprägter Menschen zu schreiben und im Rahmen meiner Möglichkeiten ein Kompatibilisieren der Lehre mit im Westen populären Denkmustern und Gewohnheiten zu vermeiden
Re: Dharma Die Entstehung der buddhistischen Wiedergeburtslehre
Handelt es sich bei der Konzentrationsmeditation (samatha bhavana) und den hierdurch erreichbaren vier feinstofflichen Zuständen (rupa jhana) und vier immateriellen oder formlosen Zuständen (arupa jhana) um die klassischen Brahmanen-Meditationen die der Buddha vor seiner Erleuchtung erlernt hatte?

Nach M.26. hat der Buddha von Āḷāra Kālāma gelernt das dritte. arupa jhana zu erreichen:

"So setzte Āḷāra Kālāma, mein Lehrer, mich, seinen Schüler, auf gleichen Rang mit sich selbst und erwies mir höchste Ehre. Aber es wurde mir klar: 'Dieses Dhamma führt nicht zur Ernüchterung, zur Lossagung, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zum Nibbāna, sondern nur zum Wiedererscheinen im Nichtsheit-Gebiet [3].' Weil ich mit jenem Dhamma nicht zufrieden war, ließ ich es zurück und ging fort."

[3] Das ständige Üben der formlosen Vertiefung schafft die kammische Ursache für eine künftige "Geburt" im Daseinsbereich des Nichtsheitgebiets, mit einer Lebensspanne von 60.000 Äonen. Hier ist für unvorstellbar lange Zeit grobes Leid nicht vorhanden, aber nach Ablauf dieser Frist ist ein Abstieg in niedrigere Daseinsbereiche unvermeidlich.

Danach hat er bei Uddaka Rāmaputta gelernt das vierte arupa jhana zu erreichen:

"So setzte Uddaka Rāmaputta, mein Gefährte im heiligen Leben, mich auf den Rang eines Lehrers und erwies mir höchste Ehre. Aber es wurde mir klar: 'Dieses Dhamma führt nicht zur Ernüchterung, zur Lossagung, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zum Nibbāna, sondern nur zum Wiedererscheinen im Gebiet von Weder-Wahrnehmung-Noch-Nichtwahrnehmung.' Weil ich mit jenem Dhamma nicht zufrieden war, ließ ich es zurück und ging fort."

Ob man diese letzten zwei jhana nur erreichen kann wenn man zuerst die vier rupa jhana und die ersten zwei arupa jhana durchlaufen hat weiß ich nicht, vermutlich schon. In M.26. steht dazu nur dass Vertrauen, Energie, Achtsamkeit, Konzentration, Weisheit und höhere Geisteskraft nötig waren.
Über die beiden Lehrer dürfte nichts weiter bekannt sein, ich nehme an dass sie zu dem Umfeld gehörten aus dem die Upanishaden hervorgegangen sind. Das scheint eine Bewegung gewesen zu sein die sich vom Priesterdienst der Brahmanenkaste entfernt hat um nach der höchsten Wahrheit zu suchen.

Interessant finde ich auch die Bemerkung in Fußnote (3) unter dem Āḷāra Kālāma Bericht, dass das ständige Üben der formlosen Vertiefung zu einem Dasein im Nichtsheitsgebiet führt das 60 000 Äonen andauert. Das ist dann wohl über der Brahmawelt die durch das Üben der vier feinstofflichen Vertiefungen erreichbar ist wie es in deinem Zitat steht. Ein Äon bzw. Weltzeitalter (kappa) dauert ziemlich lange:

"Das ist gerade so, o Bhikkhu , wie wenn da ein großer Felsenberg wäre, eine Meile lang, eine Meile breit, eine Meile hoch, ohne Spalt, ohne Riß, lauter feste Masse; und es streifte immer nach Ablauf eines Jahrhunderts je einmal ein Mann daran mit einem Gewand aus Benaresseide: schneller ja würde, o Bhikkhu, der große Felsenberg durch solches Verfahren aufgebraucht und ginge zu Ende, als ein Weltalter." (S.15.5.)
 
Re: Dharma Die Entstehung der buddhistischen Wiedergeburtslehre
mukti schrieb:
Ob man diese letzten zwei jhana nur erreichen kann wenn man zuerst die vier rupa jhana und die ersten zwei arupa jhana durchlaufen hat weiß ich nicht, vermutlich schon.

Im Artikel "The Jhanas in Theravada Buddhist Meditation" von Henepola Gunaratana konnte ich hierzu folgende Erklärung finden:

Original:
Like the fine-material jhanas follow a fixed sequence and must be attained in the order in which they are presented. That is, the meditator who wishes to achieve the immaterial jhanas must begin with the base of boundless space and then proceed step by step up to the base of neither-perception-nor-non-perception.

[...]

Once the fourth jhana is reached the jhana factors remain constant, and in higher ascent to the immaterial attainments there is no further elimination of jhana factors. For this reason the formless jhanas, when classified from the perspective of their factorial constitution as is done in the Abhidhamma, are considered modes of the fourth jhana.

Übersetzung:
Wie die feinstofflichen Jhanas folgen sie einer festen Abfolge und müssen in der Reihenfolge erlangt werden, in der sie präsentiert werden. Das heißt, der Meditierende, der die immateriellen Jhanas erlangen möchte, muss mit der Basis des grenzenlosen Raumes beginnen und dann Schritt für Schritt bis zur Basis der Weder-Wahrnehmung-noch-Nicht-Wahrnehmung fortschreiten.

[...]

Sobald das vierte Jhana erreicht ist, bleiben die Jhana-Faktoren konstant, und beim höheren Aufstieg zu den immateriellen Errungenschaften gibt es keine weitere Eliminierung von Jhana-Faktoren. Aus diesem Grund werden die formlosen Jhanas, wenn sie aus der Perspektive ihrer faktoriellen Konstitution klassifiziert werden, wie es im Abhidhamma geschieht, als Modi des vierten Jhanas betrachtet.

Übersetzt mit DeepL Translate – Der präziseste Übersetzer der Welt (kostenlose Version)
(Quelle: "The Jhanas in Theravada Buddhist Meditation" von Henepola Gunaratana - Abschnitt "The Immaterial Jhanas")

Diesem Text zufolge scheint also ein stufenweises Fortschreiten von einem zum nächsthöheren Jhana zu erfolgen.
 
| Mein Blickwinkel: Gem. meiner Lehrtradition versuche ich aus dem Blickwinkel kulturell und spirituell in Thailand geprägter Menschen zu schreiben und im Rahmen meiner Möglichkeiten ein Kompatibilisieren der Lehre mit im Westen populären Denkmustern und Gewohnheiten zu vermeiden
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